Eine ganz andere Frage ist es aber, ob die herrschende Partei in allen Ländern und von allen Sekten weise handelt, ihre Über¬ macht noch jetzt in ihrem äussersten Umfange geltend zu machen, oder ob es nicht räthli¬ cher wäre, zu einer Zeit, wo sie noch mit guter Art Concessionen machen kann, dem Genius der Vernunft ein Opfer zu bringen? Es sei die Bewegung, die einmal entstanden ist, auch noch so schwach, so ist sie doch durch keine Macht mehr vertilgbar. Vom Druck erhalten Parteien und Sekten ihre Spannkraft; der Widerstand erhärtet ihren Sinn, die Absonderung giebt ihnen Einseitig¬ keit und Strenge; Misshandlung macht sie ehrwürdig; ihre Standhaftigkeit im Leiden flösst Enthusiasmus für sie ein; ihre Kräfte, extensiver Wirksamkeit beraubt, wirken in ihnen selbst subjektive, romantische Tugend. Alsdann bricht plötzlich ihr Feuer unaufhalt¬
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Eine ganz andere Frage ist es aber, ob die herrschende Partei in allen Ländern und von allen Sekten weise handelt, ihre Über¬ macht noch jetzt in ihrem äuſsersten Umfange geltend zu machen, oder ob es nicht räthli¬ cher wäre, zu einer Zeit, wo sie noch mit guter Art Concessionen machen kann, dem Genius der Vernunft ein Opfer zu bringen? Es sei die Bewegung, die einmal entstanden ist, auch noch so schwach, so ist sie doch durch keine Macht mehr vertilgbar. Vom Druck erhalten Parteien und Sekten ihre Spannkraft; der Widerstand erhärtet ihren Sinn, die Absonderung giebt ihnen Einseitig¬ keit und Strenge; Miſshandlung macht sie ehrwürdig; ihre Standhaftigkeit im Leiden flöſst Enthusiasmus für sie ein; ihre Kräfte, extensiver Wirksamkeit beraubt, wirken in ihnen selbst subjektive, romantische Tugend. Alsdann bricht plötzlich ihr Feuer unaufhalt¬
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Eine ganz andere Frage ist es aber, ob
die herrschende Partei in allen Ländern und
von allen Sekten weise handelt, ihre Über¬
macht noch jetzt in ihrem äuſsersten Umfange
geltend zu machen, oder ob es nicht räthli¬
cher wäre, zu einer Zeit, wo sie noch mit
guter Art Concessionen machen kann, dem
Genius der Vernunft ein Opfer zu bringen?
Es sei die Bewegung, die einmal entstanden
ist, auch noch so schwach, so ist sie doch
durch keine Macht mehr vertilgbar. Vom
Druck erhalten Parteien und Sekten ihre
Spannkraft; der Widerstand erhärtet ihren
Sinn, die Absonderung giebt ihnen Einseitig¬
keit und Strenge; Miſshandlung macht sie
ehrwürdig; ihre Standhaftigkeit im Leiden
flöſst Enthusiasmus für sie ein; ihre Kräfte,
extensiver Wirksamkeit beraubt, wirken in
ihnen selbst subjektive, romantische Tugend.
Alsdann bricht plötzlich ihr Feuer unaufhalt¬
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Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 2. Berlin, 1791, S. 483. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_niederrhein02_1791/489>, abgerufen am 22.11.2024.
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