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Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 2. Berlin, 1791.

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kraten, die dicke Finsterniss, in welcher ih¬
re Geisteskräfte schlummern, die Feigheit,
die so oft die Gefährtin eines bösen Gewis¬
sens ist; er glaubte vielleicht, die Sybariten¬
seelen würden zittern vor dem Ernst eines
Mannes. Diese Überzeugung wäre dann ein
neuer Beweis des Scharfblicks, womit Jo¬
seph
die Menschen durchschaute. Wirklich
zitterten sie, so oft er ihnen in furchtbarer
Herrschergestalt erschien. Erst nach dem
unglücklichen Feldzuge wider die Türken
im Jahr 1788 wuchs ihr Muth gegen den
sterbenden Kaiser, und selbst dann bedurfte
es genau des ganzen Zusammenflusses von
Begünstigungen des Schicksals, um ihnen
das Zeichen zum Aufruhr zu entlocken.

Die Lieblingsidee des Kaisers, eine völ¬
lige Gleichförmigkeit des Administrationswe¬
sens und der Gesetzgebung in allen seinen
Staaten einzuführen, ist ebenfalls nicht frei

kraten, die dicke Finsterniſs, in welcher ih¬
re Geisteskräfte schlummern, die Feigheit,
die so oft die Gefährtin eines bösen Gewis¬
sens ist; er glaubte vielleicht, die Sybariten¬
seelen würden zittern vor dem Ernst eines
Mannes. Diese Überzeugung wäre dann ein
neuer Beweis des Scharfblicks, womit Jo¬
seph
die Menschen durchschaute. Wirklich
zitterten sie, so oft er ihnen in furchtbarer
Herrschergestalt erschien. Erst nach dem
unglücklichen Feldzuge wider die Türken
im Jahr 1788 wuchs ihr Muth gegen den
sterbenden Kaiser, und selbst dann bedurfte
es genau des ganzen Zusammenflusses von
Begünstigungen des Schicksals, um ihnen
das Zeichen zum Aufruhr zu entlocken.

Die Lieblingsidee des Kaisers, eine völ¬
lige Gleichförmigkeit des Administrationswe¬
sens und der Gesetzgebung in allen seinen
Staaten einzuführen, ist ebenfalls nicht frei

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[43/0049] kraten, die dicke Finsterniſs, in welcher ih¬ re Geisteskräfte schlummern, die Feigheit, die so oft die Gefährtin eines bösen Gewis¬ sens ist; er glaubte vielleicht, die Sybariten¬ seelen würden zittern vor dem Ernst eines Mannes. Diese Überzeugung wäre dann ein neuer Beweis des Scharfblicks, womit Jo¬ seph die Menschen durchschaute. Wirklich zitterten sie, so oft er ihnen in furchtbarer Herrschergestalt erschien. Erst nach dem unglücklichen Feldzuge wider die Türken im Jahr 1788 wuchs ihr Muth gegen den sterbenden Kaiser, und selbst dann bedurfte es genau des ganzen Zusammenflusses von Begünstigungen des Schicksals, um ihnen das Zeichen zum Aufruhr zu entlocken. Die Lieblingsidee des Kaisers, eine völ¬ lige Gleichförmigkeit des Administrationswe¬ sens und der Gesetzgebung in allen seinen Staaten einzuführen, ist ebenfalls nicht frei

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Zitationshilfe: Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 2. Berlin, 1791, S. 43. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_niederrhein02_1791/49>, abgerufen am 21.11.2024.