Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 2. Berlin, 1791.

Bild:
<< vorherige Seite

England ohnehin schon allen Aktivhandel an
sich reisst, unheilbare Wunden geschlagen
hätte. Wie sehr ist es nicht bei dieser gu¬
ten Wendung der Sache zu bedauern, dass
die siegende Partei keine Schonung kannte,
sondern sich vielmehr für berechtigt hielt,
die beleidigte zu spielen und die Hälfte der
Nation für ihre -- Meinungen zu bestrafen!
Meinungen, in so gleichen Schalen gewogen,
dass eine Nation sich ihrentwegen in zwei
beinahe gleich starke Hälften theilt, können
ohne Ungerechtigkeit keiner von beiden zum
Verbrechen gedeutet werden. Man hatte nun
einmal auf beiden Seiten das Schwert gezo¬
gen für etwas -- wie chimärisch es immer
sei -- was man für Freiheit hielt. Besiegt
zu werden und den Irrthum eingestehen zu
müssen, ist unter solchen Umständen schon
Strafe genug; hier eine desto empfindlichere
Strafe, je gewisser die besiegte Partei durch

H h 3

England ohnehin schon allen Aktivhandel an
sich reiſst, unheilbare Wunden geschlagen
hätte. Wie sehr ist es nicht bei dieser gu¬
ten Wendung der Sache zu bedauern, daſs
die siegende Partei keine Schonung kannte,
sondern sich vielmehr für berechtigt hielt,
die beleidigte zu spielen und die Hälfte der
Nation für ihre — Meinungen zu bestrafen!
Meinungen, in so gleichen Schalen gewogen,
daſs eine Nation sich ihrentwegen in zwei
beinahe gleich starke Hälften theilt, können
ohne Ungerechtigkeit keiner von beiden zum
Verbrechen gedeutet werden. Man hatte nun
einmal auf beiden Seiten das Schwert gezo¬
gen für etwas — wie chimärisch es immer
sei — was man für Freiheit hielt. Besiegt
zu werden und den Irrthum eingestehen zu
müssen, ist unter solchen Umständen schon
Strafe genug; hier eine desto empfindlichere
Strafe, je gewisser die besiegte Partei durch

H h 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0491" n="485"/>
England ohnehin schon allen Aktivhandel an<lb/>
sich rei&#x017F;st, unheilbare Wunden geschlagen<lb/>
hätte. Wie sehr ist es nicht bei dieser gu¬<lb/>
ten Wendung der Sache zu bedauern, da&#x017F;s<lb/>
die siegende Partei keine Schonung kannte,<lb/>
sondern sich vielmehr für berechtigt hielt,<lb/>
die beleidigte zu spielen und die Hälfte der<lb/>
Nation für ihre &#x2014; Meinungen zu bestrafen!<lb/>
Meinungen, in so gleichen Schalen gewogen,<lb/>
da&#x017F;s eine Nation sich ihrentwegen in zwei<lb/>
beinahe gleich starke Hälften theilt, können<lb/>
ohne Ungerechtigkeit keiner von beiden zum<lb/>
Verbrechen gedeutet werden. Man hatte nun<lb/>
einmal auf beiden Seiten das Schwert gezo¬<lb/>
gen für etwas &#x2014; wie chimärisch es immer<lb/>
sei &#x2014; was man für Freiheit hielt. Besiegt<lb/>
zu werden und den Irrthum eingestehen zu<lb/>
müssen, ist unter solchen Umständen schon<lb/>
Strafe genug; hier eine desto empfindlichere<lb/>
Strafe, je gewisser die besiegte Partei durch<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">H h 3<lb/></fw>
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[485/0491] England ohnehin schon allen Aktivhandel an sich reiſst, unheilbare Wunden geschlagen hätte. Wie sehr ist es nicht bei dieser gu¬ ten Wendung der Sache zu bedauern, daſs die siegende Partei keine Schonung kannte, sondern sich vielmehr für berechtigt hielt, die beleidigte zu spielen und die Hälfte der Nation für ihre — Meinungen zu bestrafen! Meinungen, in so gleichen Schalen gewogen, daſs eine Nation sich ihrentwegen in zwei beinahe gleich starke Hälften theilt, können ohne Ungerechtigkeit keiner von beiden zum Verbrechen gedeutet werden. Man hatte nun einmal auf beiden Seiten das Schwert gezo¬ gen für etwas — wie chimärisch es immer sei — was man für Freiheit hielt. Besiegt zu werden und den Irrthum eingestehen zu müssen, ist unter solchen Umständen schon Strafe genug; hier eine desto empfindlichere Strafe, je gewisser die besiegte Partei durch H h 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/forster_niederrhein02_1791
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/forster_niederrhein02_1791/491
Zitationshilfe: Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 2. Berlin, 1791, S. 485. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_niederrhein02_1791/491>, abgerufen am 02.06.2024.