Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 2. Berlin, 1791.

Bild:
<< vorherige Seite

wandeln. Die Wohlfahrt des Staates hat
keine herzlicheren Freunde, die Freiheit der
Verfassung und der Vernunft keine eifrigeren
Verfechter, die Wissenschaft keine thätigeren
Beförderer als diese, jetzt in ihrer Kleidung
von den anderen Einwohnern nicht mehr zu
unterscheidenden Mennoniten. Sie zählen vie¬
le der reichsten Familien in Holland zu ihrer
Gemeinschaft, deren jetziges religiöses Band
wohl eher in einem bescheidenen und schüch¬
ternen Gebrauche der Vernunft bei allen unauf¬
lösbaren Zweifeln des Übernatürlichen, als in
dem ehemaligen Mysticismus besteht.

Des starken Regens ungeachtet, der gleich
nach unserer Ankunft fiel, war doch am fol¬
genden Morgen das Pflaster so rein, wie es
nur in Holland und in einer Stadt möglich ist,
wo die Reinlichkeit und die stille Handthie¬
rung der Einwohner zusammentreffen. Wirk¬
lich ist in Leiden wenig Bewegung auf den

K k 2

wandeln. Die Wohlfahrt des Staates hat
keine herzlicheren Freunde, die Freiheit der
Verfassung und der Vernunft keine eifrigeren
Verfechter, die Wissenschaft keine thätigeren
Beförderer als diese, jetzt in ihrer Kleidung
von den anderen Einwohnern nicht mehr zu
unterscheidenden Mennoniten. Sie zählen vie¬
le der reichsten Familien in Holland zu ihrer
Gemeinschaft, deren jetziges religiöses Band
wohl eher in einem bescheidenen und schüch¬
ternen Gebrauche der Vernunft bei allen unauf¬
lösbaren Zweifeln des Übernatürlichen, als in
dem ehemaligen Mysticismus besteht.

Des starken Regens ungeachtet, der gleich
nach unserer Ankunft fiel, war doch am fol¬
genden Morgen das Pflaster so rein, wie es
nur in Holland und in einer Stadt möglich ist,
wo die Reinlichkeit und die stille Handthie¬
rung der Einwohner zusammentreffen. Wirk¬
lich ist in Leiden wenig Bewegung auf den

K k 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0521" n="515"/>
wandeln. Die Wohlfahrt des Staates hat<lb/>
keine herzlicheren Freunde, die Freiheit der<lb/>
Verfassung und der Vernunft keine eifrigeren<lb/>
Verfechter, die Wissenschaft keine thätigeren<lb/>
Beförderer als diese, jetzt in ihrer Kleidung<lb/>
von den anderen Einwohnern nicht mehr zu<lb/>
unterscheidenden Mennoniten. Sie zählen vie¬<lb/>
le der reichsten Familien in Holland zu ihrer<lb/>
Gemeinschaft, deren jetziges religiöses Band<lb/>
wohl eher in einem bescheidenen und schüch¬<lb/>
ternen Gebrauche der Vernunft bei allen unauf¬<lb/>
lösbaren Zweifeln des Übernatürlichen, als in<lb/>
dem ehemaligen Mysticismus besteht.</p><lb/>
          <p>Des starken Regens ungeachtet, der gleich<lb/>
nach unserer Ankunft fiel, war doch am fol¬<lb/>
genden Morgen das Pflaster so rein, wie es<lb/>
nur in Holland und in einer Stadt möglich ist,<lb/>
wo die Reinlichkeit und die stille Handthie¬<lb/>
rung der Einwohner zusammentreffen. Wirk¬<lb/>
lich ist in Leiden wenig Bewegung auf den<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">K k 2<lb/></fw>
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[515/0521] wandeln. Die Wohlfahrt des Staates hat keine herzlicheren Freunde, die Freiheit der Verfassung und der Vernunft keine eifrigeren Verfechter, die Wissenschaft keine thätigeren Beförderer als diese, jetzt in ihrer Kleidung von den anderen Einwohnern nicht mehr zu unterscheidenden Mennoniten. Sie zählen vie¬ le der reichsten Familien in Holland zu ihrer Gemeinschaft, deren jetziges religiöses Band wohl eher in einem bescheidenen und schüch¬ ternen Gebrauche der Vernunft bei allen unauf¬ lösbaren Zweifeln des Übernatürlichen, als in dem ehemaligen Mysticismus besteht. Des starken Regens ungeachtet, der gleich nach unserer Ankunft fiel, war doch am fol¬ genden Morgen das Pflaster so rein, wie es nur in Holland und in einer Stadt möglich ist, wo die Reinlichkeit und die stille Handthie¬ rung der Einwohner zusammentreffen. Wirk¬ lich ist in Leiden wenig Bewegung auf den K k 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/forster_niederrhein02_1791
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/forster_niederrhein02_1791/521
Zitationshilfe: Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 2. Berlin, 1791, S. 515. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_niederrhein02_1791/521>, abgerufen am 28.11.2024.