heerung der Stadt. Das Schwert würde Joseph den Zweiten fürchterlich an den Ein¬ wohnern von Brüssel gerächt haben, fürch¬ terlicher, als sein im Grunde menschli¬ ches Herz es je ertragen hätte, wenn nicht der Herzog von Ursel, schon damals der ei¬ frigste Gegner despotischer Maassregeln, ins Mittel getreten wäre. Sein Ansehen und seine Geistesgegenwart retteten die Stadt. Nachdem der Auflauf zwei Personen das Leben gekostet hatte, gelang es dem Herzog am 20sten, die Bürgerschaft zu ruhiger Fol¬ geleistung zu bereden.
Die Nachgiebigkeit der Generalgouver¬ neurs hatte jedoch den Kaiser zu sehr kom¬ promittirt, als dass er im Ernst daran hätte denken können, seinen Reformationsplan durchsetzen zu wollen. Kaum war also jeder Widerstand besiegt und der Nacken der Sträubenden unter das Joch gebeugt, als
heerung der Stadt. Das Schwert würde Joseph den Zweiten fürchterlich an den Ein¬ wohnern von Brüssel gerächt haben, fürch¬ terlicher, als sein im Grunde menschli¬ ches Herz es je ertragen hätte, wenn nicht der Herzog von Ursel, schon damals der ei¬ frigste Gegner despotischer Maaſsregeln, ins Mittel getreten wäre. Sein Ansehen und seine Geistesgegenwart retteten die Stadt. Nachdem der Auflauf zwei Personen das Leben gekostet hatte, gelang es dem Herzog am 20ſten, die Bürgerschaft zu ruhiger Fol¬ geleistung zu bereden.
Die Nachgiebigkeit der Generalgouver¬ neurs hatte jedoch den Kaiser zu sehr kom¬ promittirt, als daſs er im Ernst daran hätte denken können, seinen Reformationsplan durchsetzen zu wollen. Kaum war also jeder Widerstand besiegt und der Nacken der Sträubenden unter das Joch gebeugt, als
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heerung der Stadt. Das Schwert würde
Joseph den Zweiten fürchterlich an den Ein¬
wohnern von Brüssel gerächt haben, fürch¬
terlicher, als sein im Grunde menschli¬
ches Herz es je ertragen hätte, wenn nicht
der Herzog von Ursel, schon damals der ei¬
frigste Gegner despotischer Maaſsregeln, ins
Mittel getreten wäre. Sein Ansehen und
seine Geistesgegenwart retteten die Stadt.
Nachdem der Auflauf zwei Personen das
Leben gekostet hatte, gelang es dem Herzog
am 20ſten, die Bürgerschaft zu ruhiger Fol¬
geleistung zu bereden.
Die Nachgiebigkeit der Generalgouver¬
neurs hatte jedoch den Kaiser zu sehr kom¬
promittirt, als daſs er im Ernst daran hätte
denken können, seinen Reformationsplan
durchsetzen zu wollen. Kaum war also jeder
Widerstand besiegt und der Nacken der
Sträubenden unter das Joch gebeugt, als
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Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 2. Berlin, 1791, S. 63. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_niederrhein02_1791/69>, abgerufen am 26.05.2024.
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