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Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 2. Berlin, 1791.

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nicht unbekannt blieben, und die sie unter
der Hand begünstigten; entweder, weil sie
selbst, von einem viel zu richtigen Gefühle
geleitet, den Gedanken verwarfen, Theilneh¬
mer an der aristokratischen Tyrannei zu
werden, oder weil ihr Ehrgeiz bei der De¬
magogenrolle besser seine Nahrung fand.

Das Schicksal arbeitete indessen für diese
Partei noch früher, als sie es erwarten konn¬
te. Die Unterwürfigkeit der Stände bei der
letzten Veranlassung war so weit gegangen,
dass sie sich sogar zu einiger Abänderung
der Grundverfassung geneigt erklärt hatten.
Dem Kaiser blieb es noch in frischem An¬
denken, dass die fehlerhafte Constitution des
dritten Standes Schuld an der neulichen Ver¬
weigerung der Subsidien gewesen war. Er
benutzte daher den günstigen Augenblick,
um eine neue Verfassung dieses Standes in
Vorschlag zu bringen, die ihn vor dem über¬

nicht unbekannt blieben, und die sie unter
der Hand begünstigten; entweder, weil sie
selbst, von einem viel zu richtigen Gefühle
geleitet, den Gedanken verwarfen, Theilneh¬
mer an der aristokratischen Tyrannei zu
werden, oder weil ihr Ehrgeiz bei der De¬
magogenrolle besser seine Nahrung fand.

Das Schicksal arbeitete indessen für diese
Partei noch früher, als sie es erwarten konn¬
te. Die Unterwürfigkeit der Stände bei der
letzten Veranlassung war so weit gegangen,
daſs sie sich sogar zu einiger Abänderung
der Grundverfassung geneigt erklärt hatten.
Dem Kaiser blieb es noch in frischem An¬
denken, daſs die fehlerhafte Constitution des
dritten Standes Schuld an der neulichen Ver¬
weigerung der Subsidien gewesen war. Er
benutzte daher den günstigen Augenblick,
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[74/0080] nicht unbekannt blieben, und die sie unter der Hand begünstigten; entweder, weil sie selbst, von einem viel zu richtigen Gefühle geleitet, den Gedanken verwarfen, Theilneh¬ mer an der aristokratischen Tyrannei zu werden, oder weil ihr Ehrgeiz bei der De¬ magogenrolle besser seine Nahrung fand. Das Schicksal arbeitete indessen für diese Partei noch früher, als sie es erwarten konn¬ te. Die Unterwürfigkeit der Stände bei der letzten Veranlassung war so weit gegangen, daſs sie sich sogar zu einiger Abänderung der Grundverfassung geneigt erklärt hatten. Dem Kaiser blieb es noch in frischem An¬ denken, daſs die fehlerhafte Constitution des dritten Standes Schuld an der neulichen Ver¬ weigerung der Subsidien gewesen war. Er benutzte daher den günstigen Augenblick, um eine neue Verfassung dieses Standes in Vorschlag zu bringen, die ihn vor dem über¬

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Zitationshilfe: Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 2. Berlin, 1791, S. 74. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_niederrhein02_1791/80>, abgerufen am 19.05.2024.