erfrecht, allen andern den Besitz eines zah- men Vogels zu verbieten: das scheint so arg, als wollte er ihnen die Fenster an den Häusern, oder die Augen im Kopfe ver- schließen; und daß Menschen dies von einem dulden, beweiset nur, wie tief die Menschheit sinken kann.
So kamen wir um drei Uhr nach Wood- stock, wo die ganze Stadt in Bewegung war, weil die Wahl zweier Repräsentanten heute vor sich ging. Alles, bis auf die Straßenjungen, trug Kokarden, gleichviel von welcher Farbe; die Frauenzimmer, jung und alt, häßlich und schön, reich und dürftig, hatten ihre Feierkleider an, und von allen Seiten ertönte ein ewiges Huzzah! Vor unserm Gasthofe weheten hoch in der Luft drei große, weiß-seidne Fahnen, worin die Wapen der Bürgerschaft und der neuen Parlamentsherren, nebst allerlei em-
O 3
erfrecht, allen andern den Besitz eines zah- men Vogels zu verbieten: das scheint so arg, als wollte er ihnen die Fenster an den Häusern, oder die Augen im Kopfe ver- schließen; und daß Menschen dies von einem dulden, beweiset nur, wie tief die Menschheit sinken kann.
So kamen wir um drei Uhr nach Wood- stock, wo die ganze Stadt in Bewegung war, weil die Wahl zweier Repräsentanten heute vor sich ging. Alles, bis auf die Straßenjungen, trug Kokarden, gleichviel von welcher Farbe; die Frauenzimmer, jung und alt, häßlich und schön, reich und dürftig, hatten ihre Feierkleider an, und von allen Seiten ertönte ein ewiges Huzzah! Vor unserm Gasthofe weheten hoch in der Luft drei große, weiß-seidne Fahnen, worin die Wapen der Bürgerschaft und der neuen Parlamentsherren, nebst allerlei em-
O 3
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0236"n="213"/>
erfrecht, allen andern den Besitz eines zah-<lb/>
men Vogels zu verbieten: das scheint so<lb/>
arg, als wollte er ihnen die Fenster an den<lb/>
Häusern, oder die Augen im Kopfe ver-<lb/>
schließen; und daß Menschen dies von<lb/>
einem dulden, beweiset nur, wie tief die<lb/>
Menschheit sinken kann.</p><lb/><p>So kamen wir um drei Uhr nach <hirendition="#i">Wood-<lb/>
stock</hi>, wo die ganze Stadt in Bewegung<lb/>
war, weil die Wahl zweier Repräsentanten<lb/>
heute vor sich ging. Alles, bis auf die<lb/>
Straßenjungen, trug Kokarden, gleichviel<lb/>
von welcher Farbe; die Frauenzimmer, jung<lb/>
und alt, häßlich und schön, reich und<lb/>
dürftig, hatten ihre Feierkleider an, und<lb/>
von allen Seiten ertönte ein ewiges Huzzah!<lb/>
Vor unserm Gasthofe weheten hoch in der<lb/>
Luft drei große, weiß-seidne Fahnen,<lb/>
worin die Wapen der Bürgerschaft und der<lb/>
neuen Parlamentsherren, nebst allerlei em-<lb/><fwplace="bottom"type="sig">O 3</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[213/0236]
erfrecht, allen andern den Besitz eines zah-
men Vogels zu verbieten: das scheint so
arg, als wollte er ihnen die Fenster an den
Häusern, oder die Augen im Kopfe ver-
schließen; und daß Menschen dies von
einem dulden, beweiset nur, wie tief die
Menschheit sinken kann.
So kamen wir um drei Uhr nach Wood-
stock, wo die ganze Stadt in Bewegung
war, weil die Wahl zweier Repräsentanten
heute vor sich ging. Alles, bis auf die
Straßenjungen, trug Kokarden, gleichviel
von welcher Farbe; die Frauenzimmer, jung
und alt, häßlich und schön, reich und
dürftig, hatten ihre Feierkleider an, und
von allen Seiten ertönte ein ewiges Huzzah!
Vor unserm Gasthofe weheten hoch in der
Luft drei große, weiß-seidne Fahnen,
worin die Wapen der Bürgerschaft und der
neuen Parlamentsherren, nebst allerlei em-
O 3
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Der dritte Band von Johann Georg Forsters Ansicht… [mehr]
Der dritte Band von Johann Georg Forsters Ansichten vom Niederrhein blieb unvollendet. Nach Forsters Tod (10.1.1794) wurden dessen fragmentarische Aufzeichnungen zum dritten Band von Ludwig Ferdinand Huber geordnet und herausgegeben. Ergänzt wurde der Band um einen Anhang, Forsters bereits 1789 geschriebene "Geschichte der Kunst in England" (zuerst erschienen in Johann Wilhelm Archenholz' Annalen der brittischen Geschichte) und den "Artistischen Notizen, in London aufgezeichnet" im Anhang. Hubers Vorwort zum dritten Band ist datiert auf den Juli 1794, der Band erschien noch im selben Jahr.
Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 3. Berlin, 1794, S. 213. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_niederrhein03_1794/236>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.