Hand schuf und in die einzelnen Keime legte, zu ihrer freien vollkommenen Ent- wickelung behülflich zu seyn, anstatt ihnen unwürdige, verunstaltende Fesseln anzule- gen: -- das ist die große Kunst, wozu die wenigsten Erzieher Geduld, Billigkeit und Selbstverläugnung genug besitzen. Anstatt den Zögling den Gebrauch seiner Anlagen zu lehren, wollen sie immer nur, daß er sie nach ihrer Art gebrauchen soll, und ma- chen ihn zur schlechten Kopie eines elenden Originals. Ihr kurzsichtiger, enger Egois- mus ist nicht zufrieden, Menschen in ver- schiedenen Graden der Intension, ihrer ver- schiedenen Organisation und der damit ver- knüpften Kräfte genießen zu sehen, und sich des mannigfaltigen, unerschöpflichen Reichthums der Natur zu freuen; sondern es ist ihr armseliger Ehrgeitz, nach ihrem Bilde alles um sich her modeln zu wollen.
Hand schuf und in die einzelnen Keime legte, zu ihrer freien vollkommenen Ent- wickelung behülflich zu seyn, anstatt ihnen unwürdige, verunstaltende Fesseln anzule- gen: — das ist die große Kunst, wozu die wenigsten Erzieher Geduld, Billigkeit und Selbstverläugnung genug besitzen. Anstatt den Zögling den Gebrauch seiner Anlagen zu lehren, wollen sie immer nur, daß er sie nach ihrer Art gebrauchen soll, und ma- chen ihn zur schlechten Kopie eines elenden Originals. Ihr kurzsichtiger, enger Egois- mus ist nicht zufrieden, Menschen in ver- schiedenen Graden der Intension, ihrer ver- schiedenen Organisation und der damit ver- knüpften Kräfte genießen zu sehen, und sich des mannigfaltigen, unerschöpflichen Reichthums der Natur zu freuen; sondern es ist ihr armseliger Ehrgeitz, nach ihrem Bilde alles um sich her modeln zu wollen.
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Hand schuf und in die einzelnen Keime
legte, zu ihrer freien vollkommenen Ent-
wickelung behülflich zu seyn, anstatt ihnen
unwürdige, verunstaltende Fesseln anzule-
gen: — das ist die große Kunst, wozu die
wenigsten Erzieher Geduld, Billigkeit und
Selbstverläugnung genug besitzen. Anstatt
den Zögling den Gebrauch seiner Anlagen
zu lehren, wollen sie immer nur, daß er
sie nach ihrer Art gebrauchen soll, und ma-
chen ihn zur schlechten Kopie eines elenden
Originals. Ihr kurzsichtiger, enger Egois-
mus ist nicht zufrieden, Menschen in ver-
schiedenen Graden der Intension, ihrer ver-
schiedenen Organisation und der damit ver-
knüpften Kräfte genießen zu sehen, und
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Reichthums der Natur zu freuen; sondern
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Der dritte Band von Johann Georg Forsters Ansicht… [mehr]
Der dritte Band von Johann Georg Forsters Ansichten vom Niederrhein blieb unvollendet. Nach Forsters Tod (10.1.1794) wurden dessen fragmentarische Aufzeichnungen zum dritten Band von Ludwig Ferdinand Huber geordnet und herausgegeben. Ergänzt wurde der Band um einen Anhang, Forsters bereits 1789 geschriebene "Geschichte der Kunst in England" (zuerst erschienen in Johann Wilhelm Archenholz' Annalen der brittischen Geschichte) und den "Artistischen Notizen, in London aufgezeichnet" im Anhang. Hubers Vorwort zum dritten Band ist datiert auf den Juli 1794, der Band erschien noch im selben Jahr.
Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 3. Berlin, 1794, S. 223. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_niederrhein03_1794/246>, abgerufen am 21.11.2024.
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