ler, dessen Phantasie ihre Bilder nur aus einer grobsinnlichen Natur entlehnt, und dessen Farbengebung sehr übertrieben, wenn gleich nicht ohne Verdienst ist, schildert hier die Scene aus Much ado about nothing, wo Beatrix die Unterredung zwischen Hero und ihrem Mädchen be- horcht. Den schlauen Ernst der Hero, die scherzlustige Zustimmung der Magd, und die mißtrauische Neugier der Horcherin ganz zu erreichen, hätte vielleicht tieferes Studium des menschlichen Herzens, und größere Fähigkeit, dessen leiseste Bewe- gungen zu fassen und anzudeuten voraus- gesetzt. Eine niedrigere, aber nicht min- der launige Scene dieses Lustspiels, wo Dogberry und Verjuice glänzen, hat Smirk ziemlich humoristisch ausgeführt, und eine andere des Grotesk-komischen, der wohl- beleibte Ritter Falstaff mit seinen Spieß-
gesel-
ler, dessen Phantasie ihre Bilder nur aus einer grobsinnlichen Natur entlehnt, und dessen Farbengebung sehr übertrieben, wenn gleich nicht ohne Verdienst ist, schildert hier die Scene aus Much ado about nothing, wo Beatrix die Unterredung zwischen Hero und ihrem Mädchen be- horcht. Den schlauen Ernst der Hero, die scherzlustige Zustimmung der Magd, und die mißtrauische Neugier der Horcherin ganz zu erreichen, hätte vielleicht tieferes Studium des menschlichen Herzens, und größere Fähigkeit, dessen leiseste Bewe- gungen zu fassen und anzudeuten voraus- gesetzt. Eine niedrigere, aber nicht min- der launige Scene dieses Lustspiels, wo Dogberry und Verjuice glänzen, hat Smirk ziemlich humoristisch ausgeführt, und eine andere des Grotesk-komischen, der wohl- beleibte Ritter Falstaff mit seinen Spieß-
gesel-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0371"n="80"/>
ler, dessen Phantasie ihre Bilder nur aus<lb/>
einer grobsinnlichen Natur entlehnt, und<lb/>
dessen Farbengebung sehr übertrieben,<lb/>
wenn gleich nicht ohne Verdienst ist,<lb/>
schildert hier die Scene aus <hirendition="#i">Much ado<lb/>
about nothing</hi>, wo Beatrix die Unterredung<lb/>
zwischen Hero und ihrem Mädchen be-<lb/>
horcht. Den schlauen Ernst der Hero, die<lb/>
scherzlustige Zustimmung der Magd, und<lb/>
die mißtrauische Neugier der Horcherin<lb/>
ganz zu erreichen, hätte vielleicht tieferes<lb/>
Studium des menschlichen Herzens, und<lb/>
größere Fähigkeit, dessen leiseste Bewe-<lb/>
gungen zu fassen und anzudeuten voraus-<lb/>
gesetzt. Eine niedrigere, aber nicht min-<lb/>
der launige Scene dieses Lustspiels, wo<lb/>
Dogberry und Verjuice glänzen, hat <hirendition="#i">Smirk</hi><lb/>
ziemlich humoristisch ausgeführt, und eine<lb/>
andere des Grotesk-komischen, der wohl-<lb/>
beleibte Ritter Falstaff mit seinen Spieß-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">gesel-</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[80/0371]
ler, dessen Phantasie ihre Bilder nur aus
einer grobsinnlichen Natur entlehnt, und
dessen Farbengebung sehr übertrieben,
wenn gleich nicht ohne Verdienst ist,
schildert hier die Scene aus Much ado
about nothing, wo Beatrix die Unterredung
zwischen Hero und ihrem Mädchen be-
horcht. Den schlauen Ernst der Hero, die
scherzlustige Zustimmung der Magd, und
die mißtrauische Neugier der Horcherin
ganz zu erreichen, hätte vielleicht tieferes
Studium des menschlichen Herzens, und
größere Fähigkeit, dessen leiseste Bewe-
gungen zu fassen und anzudeuten voraus-
gesetzt. Eine niedrigere, aber nicht min-
der launige Scene dieses Lustspiels, wo
Dogberry und Verjuice glänzen, hat Smirk
ziemlich humoristisch ausgeführt, und eine
andere des Grotesk-komischen, der wohl-
beleibte Ritter Falstaff mit seinen Spieß-
gesel-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Der dritte Band von Johann Georg Forsters Ansicht… [mehr]
Der dritte Band von Johann Georg Forsters Ansichten vom Niederrhein blieb unvollendet. Nach Forsters Tod (10.1.1794) wurden dessen fragmentarische Aufzeichnungen zum dritten Band von Ludwig Ferdinand Huber geordnet und herausgegeben. Ergänzt wurde der Band um einen Anhang, Forsters bereits 1789 geschriebene "Geschichte der Kunst in England" (zuerst erschienen in Johann Wilhelm Archenholz' Annalen der brittischen Geschichte) und den "Artistischen Notizen, in London aufgezeichnet" im Anhang. Hubers Vorwort zum dritten Band ist datiert auf den Juli 1794, der Band erschien noch im selben Jahr.
Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 3. Berlin, 1794, S. 80. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_niederrhein03_1794/371>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.