becken. Jedesmal, bei jeder Sitzung, muß Hastings auf die Knie fallen, wenn er hin- einkommt. Dann heißt ihn der Kanzler auf- stehen, und erlaubt ihm zu sitzen. Die Größe eines Indischen Despoten so ernie- drigt, das mag wohl schmerzen; aber jetzt ist er daran gewöhnt. So stumpft sich je- des Gefühl endlich ab! -- Wohlthätige Na- tur, die für unsere Erhaltung sorgt auf Ko- sten unserer Reitzbarkeit! Aber noch un- endlich wohlthätiger in jenen großen See- len, die eine einzige Verletzung ihres Selbst- gefühls nicht wieder ruhig werden läßt.
Den 5ten Junius. Ich möchte wohl zu- gegen gewesen seyn, wenn das heilige Volk von Athen so einen Aktus vorhatte, um ei- nen Vergleich mit dem anstellen zu können, der hier vorgeht. So glänzend wie West- minsterhall, war freilich wohl die Ver- sammlung dort nicht; es fehlten die Damen,
becken. Jedesmal, bei jeder Sitzung, muß Hastings auf die Knie fallen, wenn er hin- einkommt. Dann heißt ihn der Kanzler auf- stehen, und erlaubt ihm zu sitzen. Die Größe eines Indischen Despoten so ernie- drigt, das mag wohl schmerzen; aber jetzt ist er daran gewöhnt. So stumpft sich je- des Gefühl endlich ab! — Wohlthätige Na- tur, die für unsere Erhaltung sorgt auf Ko- sten unserer Reitzbarkeit! Aber noch un- endlich wohlthätiger in jenen großen See- len, die eine einzige Verletzung ihres Selbst- gefühls nicht wieder ruhig werden läßt.
Den 5ten Junius. Ich möchte wohl zu- gegen gewesen seyn, wenn das heilige Volk von Athen so einen Aktus vorhatte, um ei- nen Vergleich mit dem anstellen zu können, der hier vorgeht. So glänzend wie West- minsterhall, war freilich wohl die Ver- sammlung dort nicht; es fehlten die Damen,
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0053"n="30"/>
becken. Jedesmal, bei jeder Sitzung, muß<lb/><hirendition="#i">Hastings</hi> auf die Knie fallen, wenn er hin-<lb/>
einkommt. Dann heißt ihn der Kanzler auf-<lb/>
stehen, und erlaubt ihm zu sitzen. Die<lb/>
Größe eines Indischen Despoten so ernie-<lb/>
drigt, das mag wohl schmerzen; aber jetzt<lb/>
ist er daran gewöhnt. So stumpft sich je-<lb/>
des Gefühl endlich ab! — Wohlthätige Na-<lb/>
tur, die für unsere Erhaltung sorgt auf Ko-<lb/>
sten unserer Reitzbarkeit! Aber noch un-<lb/>
endlich wohlthätiger in jenen großen See-<lb/>
len, die eine einzige Verletzung ihres Selbst-<lb/>
gefühls nicht wieder ruhig werden läßt.</p><lb/><p><hirendition="#i">Den 5ten Junius</hi>. Ich möchte wohl zu-<lb/>
gegen gewesen seyn, wenn das heilige Volk<lb/>
von Athen so einen Aktus vorhatte, um ei-<lb/>
nen Vergleich mit dem anstellen zu können,<lb/>
der hier vorgeht. So glänzend wie West-<lb/>
minsterhall, war freilich wohl die Ver-<lb/>
sammlung dort nicht; es fehlten die Damen,<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[30/0053]
becken. Jedesmal, bei jeder Sitzung, muß
Hastings auf die Knie fallen, wenn er hin-
einkommt. Dann heißt ihn der Kanzler auf-
stehen, und erlaubt ihm zu sitzen. Die
Größe eines Indischen Despoten so ernie-
drigt, das mag wohl schmerzen; aber jetzt
ist er daran gewöhnt. So stumpft sich je-
des Gefühl endlich ab! — Wohlthätige Na-
tur, die für unsere Erhaltung sorgt auf Ko-
sten unserer Reitzbarkeit! Aber noch un-
endlich wohlthätiger in jenen großen See-
len, die eine einzige Verletzung ihres Selbst-
gefühls nicht wieder ruhig werden läßt.
Den 5ten Junius. Ich möchte wohl zu-
gegen gewesen seyn, wenn das heilige Volk
von Athen so einen Aktus vorhatte, um ei-
nen Vergleich mit dem anstellen zu können,
der hier vorgeht. So glänzend wie West-
minsterhall, war freilich wohl die Ver-
sammlung dort nicht; es fehlten die Damen,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Der dritte Band von Johann Georg Forsters Ansicht… [mehr]
Der dritte Band von Johann Georg Forsters Ansichten vom Niederrhein blieb unvollendet. Nach Forsters Tod (10.1.1794) wurden dessen fragmentarische Aufzeichnungen zum dritten Band von Ludwig Ferdinand Huber geordnet und herausgegeben. Ergänzt wurde der Band um einen Anhang, Forsters bereits 1789 geschriebene "Geschichte der Kunst in England" (zuerst erschienen in Johann Wilhelm Archenholz' Annalen der brittischen Geschichte) und den "Artistischen Notizen, in London aufgezeichnet" im Anhang. Hubers Vorwort zum dritten Band ist datiert auf den Juli 1794, der Band erschien noch im selben Jahr.
Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 3. Berlin, 1794, S. 30. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_niederrhein03_1794/53>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.