eines adlichen Wapenschildes vertreiben läßt. Die Huldigung, die sie dem Reich- thum leisten, möchte man ihnen noch ver- zeihen: sie hat wenigstens einen Gegenstand; allein die Furcht vor der privilegirten Klasse der Nation ist ein Schandfleck von ange- stammter Niederträchtigkeit, der die mensch- liche Natur entehrt, am meisten da, wo der Adel durch keinen Zügel, weder durch Ei- gennutz, noch durch Begriffe von Ehre und Schande, sich gehalten fühlt, mithin, weil er die oberste Stelle ohne sein Verdienst be- sitzt, dem eigenthümlichen Werthe nach auf die allerunterste Stufe hinabgesunken ist, und die Verachtung aller übrigen, die alle besser und edler sind als er, in vollem Maße verdient.
Es sind nun zwölf Jahre verflossen, seit- dem ich in England war. In diesem Zwi-
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eines adlichen Wapenschildes vertreiben läßt. Die Huldigung, die sie dem Reich- thum leisten, möchte man ihnen noch ver- zeihen: sie hat wenigstens einen Gegenstand; allein die Furcht vor der privilegirten Klasse der Nation ist ein Schandfleck von ange- stammter Niederträchtigkeit, der die mensch- liche Natur entehrt, am meisten da, wo der Adel durch keinen Zügel, weder durch Ei- gennutz, noch durch Begriffe von Ehre und Schande, sich gehalten fühlt, mithin, weil er die oberste Stelle ohne sein Verdienst be- sitzt, dem eigenthümlichen Werthe nach auf die allerunterste Stufe hinabgesunken ist, und die Verachtung aller übrigen, die alle besser und edler sind als er, in vollem Maße verdient.
Es sind nun zwölf Jahre verflossen, seit- dem ich in England war. In diesem Zwi-
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thum leisten, möchte man ihnen noch ver-
zeihen: sie hat wenigstens einen Gegenstand;
allein die Furcht vor der privilegirten Klasse
der Nation ist ein Schandfleck von ange-
stammter Niederträchtigkeit, der die mensch-
liche Natur entehrt, am meisten da, wo der
Adel durch keinen Zügel, weder durch Ei-
gennutz, noch durch Begriffe von Ehre und
Schande, sich gehalten fühlt, mithin, weil
er die oberste Stelle ohne sein Verdienst be-
sitzt, dem eigenthümlichen Werthe nach
auf die allerunterste Stufe hinabgesunken ist,
und die Verachtung aller übrigen, die alle
besser und edler sind als er, in vollem Maße
verdient.
Es sind nun zwölf Jahre verflossen, seit-
dem ich in England war. In diesem Zwi-
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Der dritte Band von Johann Georg Forsters Ansicht… [mehr]
Der dritte Band von Johann Georg Forsters Ansichten vom Niederrhein blieb unvollendet. Nach Forsters Tod (10.1.1794) wurden dessen fragmentarische Aufzeichnungen zum dritten Band von Ludwig Ferdinand Huber geordnet und herausgegeben. Ergänzt wurde der Band um einen Anhang, Forsters bereits 1789 geschriebene "Geschichte der Kunst in England" (zuerst erschienen in Johann Wilhelm Archenholz' Annalen der brittischen Geschichte) und den "Artistischen Notizen, in London aufgezeichnet" im Anhang. Hubers Vorwort zum dritten Band ist datiert auf den Juli 1794, der Band erschien noch im selben Jahr.
Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 3. Berlin, 1794, S. 69. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_niederrhein03_1794/92>, abgerufen am 21.11.2024.
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