Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778.Forster's Reise um die Welt 1773.März.Schaaren von Wasservögeln belebten die felsigten Küsten und das Land ertönte überall vom wilden Gesang der gefiederten Waldbewohner. Je länger wir uns nach Land und frischen Gewächsen gesehnt hatten, desto mehr entzückte uns nun dieser Prospect, und die Regungen der innigsten Zufriedenheit, welche der Anblick dieser neuen Scene durchgängig veranlaßte, waren in eines jeglichen Augen deutlich zu lesen. Um drey Uhr Nachmittags kamen wir endlich unter der Spitze einer In- Gleich nach Tische wurden zwei Boote ausgesetzt, um verschiedne Gegen- Forſter’s Reiſe um die Welt 1773.Maͤrz.Schaaren von Waſſervoͤgeln belebten die felſigten Kuͤſten und das Land ertoͤnte uͤberall vom wilden Geſang der gefiederten Waldbewohner. Je laͤnger wir uns nach Land und friſchen Gewaͤchſen geſehnt hatten, deſto mehr entzuͤckte uns nun dieſer Proſpect, und die Regungen der innigſten Zufriedenheit, welche der Anblick dieſer neuen Scene durchgaͤngig veranlaßte, waren in eines jeglichen Augen deutlich zu leſen. Um drey Uhr Nachmittags kamen wir endlich unter der Spitze einer In- Gleich nach Tiſche wurden zwei Boote ausgeſetzt, um verſchiedne Gegen- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0139" n="94"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><persName>Forſter’s</persName> Reiſe um die Welt</hi></fw><lb/><note place="left">1773.<lb/> Maͤrz.</note>Schaaren von Waſſervoͤgeln belebten die felſigten Kuͤſten und das Land ertoͤnte<lb/> uͤberall vom wilden Geſang der gefiederten Waldbewohner. Je laͤnger wir uns<lb/> nach Land und friſchen Gewaͤchſen geſehnt hatten, deſto mehr entzuͤckte uns nun<lb/> dieſer Proſpect, und die Regungen der innigſten Zufriedenheit, welche der Anblick<lb/> dieſer neuen Scene durchgaͤngig veranlaßte, waren in eines jeglichen Augen<lb/> deutlich zu leſen.</p><lb/> <p>Um drey Uhr Nachmittags kamen wir endlich unter der Spitze einer In-<lb/> ſel vor Anker, woſelbſt wir einigermaßen gegen die See gedeckt und der Kuͤſte ſo<lb/> nahe waren, daß man ſie mit einem kleinen Taue erreichen konnte. Kaum war das<lb/> Schiff in Sicherheit, als unſre Matroſen ihre Angeln auswarffen; und in wenig<lb/> Augenblicken ſahe man an allen Seiten des Schifs eine Menge vortreflicher Fi-<lb/> ſche aus dem Waſſer ziehen, deren viel verſprechender Anblick die Freude uͤber<lb/> unſre gluͤckliche Ankunft in der Bay ungemein vermehrte. Wir fanden ſie von vor-<lb/> treflichen Geſchmack und da wir zumahl ſo lange darauf gefaſtet hatten, ſo war<lb/> es kein Wunder, daß uns dieſe erſte Neu- Seelaͤndiſche Mahlzeit als die herr-<lb/> lichſte in unſerm ganzen Leben vorkam. Zum Nachtiſch ergoͤtzte ſich das Auge<lb/> an der vor uns liegenden, wildnißartigen Landſchaft, die <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq"><persName>Salvator Roſa</persName></hi></hi> nicht<lb/> ſchoͤner haͤtte mahlen koͤnnen. Sie war ganz im Geſchmack dieſes Kuͤnſtlers und<lb/> beſtand aus Felſen, mit Waͤldern gekroͤnt, deren Alter in die Zeiten vor der<lb/> Suͤndfluth hinauf zu reichen ſchien, und zwiſchen welche ſich aller Orten Waſſer-<lb/> baͤche mit ſchaͤumenden Ungeſtuͤm herabſtuͤrzten. Zwar haͤtte es bey weitem nicht<lb/> ſo vieler Schoͤnheiten bedurft um uns zu entzuͤcken, denn nach einer langen Ent-<lb/> fernung vom Lande iſt es warlich ſehr leicht, ſelbſt die oͤdeſte Kuͤſte fuͤr das herr-<lb/> lichſte Land in der Schoͤpfung anzuſehen. Und aus dieſem Geſichtspuncte muß<lb/> man auch die feurigen Beſchreibungen der wilden Klippen von <hi rendition="#fr"><persName>Juan Fer-<lb/> nandez</persName></hi> und der undurchdringlichen Waͤlder von <hi rendition="#fr"><persName>Tinian</persName></hi> betrachten.</p><lb/> <p>Gleich nach Tiſche wurden zwei Boote ausgeſetzt, um verſchiedne Gegen-<lb/> den der Bay zu unterſuchen, hauptſaͤchlich aber um fuͤr unſer Schif einen ſichern<lb/> Haven ausfindig zu machen, indem unſer jetziger Ankerplatz offen, unbequem und<lb/> nur fuͤrs erſte gut genug war. Wir machten uns dieſe Gelegenheit zu Nutze<lb/> Unterſuchungen in der natuͤrlichen Geſchichte anzuſtellen, und trennten<lb/> uns, um von beiden Booten und ihren verſchiedenen Entdeckungen zu gleicher<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [94/0139]
Forſter’s Reiſe um die Welt
Schaaren von Waſſervoͤgeln belebten die felſigten Kuͤſten und das Land ertoͤnte
uͤberall vom wilden Geſang der gefiederten Waldbewohner. Je laͤnger wir uns
nach Land und friſchen Gewaͤchſen geſehnt hatten, deſto mehr entzuͤckte uns nun
dieſer Proſpect, und die Regungen der innigſten Zufriedenheit, welche der Anblick
dieſer neuen Scene durchgaͤngig veranlaßte, waren in eines jeglichen Augen
deutlich zu leſen.
1773.
Maͤrz.
Um drey Uhr Nachmittags kamen wir endlich unter der Spitze einer In-
ſel vor Anker, woſelbſt wir einigermaßen gegen die See gedeckt und der Kuͤſte ſo
nahe waren, daß man ſie mit einem kleinen Taue erreichen konnte. Kaum war das
Schiff in Sicherheit, als unſre Matroſen ihre Angeln auswarffen; und in wenig
Augenblicken ſahe man an allen Seiten des Schifs eine Menge vortreflicher Fi-
ſche aus dem Waſſer ziehen, deren viel verſprechender Anblick die Freude uͤber
unſre gluͤckliche Ankunft in der Bay ungemein vermehrte. Wir fanden ſie von vor-
treflichen Geſchmack und da wir zumahl ſo lange darauf gefaſtet hatten, ſo war
es kein Wunder, daß uns dieſe erſte Neu- Seelaͤndiſche Mahlzeit als die herr-
lichſte in unſerm ganzen Leben vorkam. Zum Nachtiſch ergoͤtzte ſich das Auge
an der vor uns liegenden, wildnißartigen Landſchaft, die Salvator Roſa nicht
ſchoͤner haͤtte mahlen koͤnnen. Sie war ganz im Geſchmack dieſes Kuͤnſtlers und
beſtand aus Felſen, mit Waͤldern gekroͤnt, deren Alter in die Zeiten vor der
Suͤndfluth hinauf zu reichen ſchien, und zwiſchen welche ſich aller Orten Waſſer-
baͤche mit ſchaͤumenden Ungeſtuͤm herabſtuͤrzten. Zwar haͤtte es bey weitem nicht
ſo vieler Schoͤnheiten bedurft um uns zu entzuͤcken, denn nach einer langen Ent-
fernung vom Lande iſt es warlich ſehr leicht, ſelbſt die oͤdeſte Kuͤſte fuͤr das herr-
lichſte Land in der Schoͤpfung anzuſehen. Und aus dieſem Geſichtspuncte muß
man auch die feurigen Beſchreibungen der wilden Klippen von Juan Fer-
nandez und der undurchdringlichen Waͤlder von Tinian betrachten.
Gleich nach Tiſche wurden zwei Boote ausgeſetzt, um verſchiedne Gegen-
den der Bay zu unterſuchen, hauptſaͤchlich aber um fuͤr unſer Schif einen ſichern
Haven ausfindig zu machen, indem unſer jetziger Ankerplatz offen, unbequem und
nur fuͤrs erſte gut genug war. Wir machten uns dieſe Gelegenheit zu Nutze
Unterſuchungen in der natuͤrlichen Geſchichte anzuſtellen, und trennten
uns, um von beiden Booten und ihren verſchiedenen Entdeckungen zu gleicher
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