Ich wagte mich nicht an den Thron des siegreichen Helden, und tief- schauenden Regenten, wenn ich nicht zugleich in Ihm den Menschen- freund und Weisen verehrte. Von diesem großen Character Eurer Ma- jestät hoffe ich, daß auch jene entfernten Völker, die noch in der Kindheit der Cultur sind, nicht ganz unwürdige Gegenstände für Höchst-Dero Be- trachtung seyn werden.
Mit tiefster Ehrfurcht lege ich also Eurer Majestät diese Reise- beschreibung zu Füßen. Sie ist Geschichte und Arbeit eines Deutschen, der stolz auf sein Vaterland ist, und den Augenblick segnet, welcher ihm gestattet, den Monarchen vor aller Welt zu bewundern, dem dies Vaterland seinen je- tzigen Geist zu danken hat. Wie viele Vorurtheile drückten nicht Deutschland noch vor Funfzig Jahren nieder? Pedantische, frostige Gelehrsamkeit, Go- thischer Geschmack, zum Sprüchwort gewordene rohe Lebensart, unverträg- liche Religions-Secten, unweise Gesetze! Hingegen darf man jetzo fragen, wo liebt man die Wissenschaft ohne Eigennutz? Wo ist Gelehrsamkeit und gu- ter Geschmack verbunden? Wo denkt man gründlich und frey? Wo sind er- finderischere, wo geschicktere, wo einsichtsvollere Künstler und Gelehrten? Wo ist ungezwungener Umgang und Toleranz? Wo wahre Höflichkeit, Men- schenliebe, Freundschaft? Endlich, wo sind glückliche Unterthanen und wohlthätige Gesetze? Wo liebt man den Fürsten als Vater? Wo stirbt man gern fürs Vaterland? -- Millionen, unter Eurer Majestät Scepter beantworten diese Fragen dem lehrbegierigen Norden, und den fast neidischen Völkern jenseits der Alpen und des Rheins. Das Beyspiel des größesten
Allergnaͤdigſter, Großmaͤchtigſter Koͤnig und Herr!
Ich wagte mich nicht an den Thron des ſiegreichen Helden, und tief- ſchauenden Regenten, wenn ich nicht zugleich in Ihm den Menſchen- freund und Weiſen verehrte. Von dieſem großen Character Eurer Ma- jeſtaͤt hoffe ich, daß auch jene entfernten Voͤlker, die noch in der Kindheit der Cultur ſind, nicht ganz unwuͤrdige Gegenſtaͤnde fuͤr Hoͤchſt-Dero Be- trachtung ſeyn werden.
Mit tiefſter Ehrfurcht lege ich alſo Eurer Majeſtaͤt dieſe Reiſe- beſchreibung zu Fuͤßen. Sie iſt Geſchichte und Arbeit eines Deutſchen, der ſtolz auf ſein Vaterland iſt, und den Augenblick ſegnet, welcher ihm geſtattet, den Monarchen vor aller Welt zu bewundern, dem dies Vaterland ſeinen je- tzigen Geiſt zu danken hat. Wie viele Vorurtheile druͤckten nicht Deutſchland noch vor Funfzig Jahren nieder? Pedantiſche, froſtige Gelehrſamkeit, Go- thiſcher Geſchmack, zum Spruͤchwort gewordene rohe Lebensart, unvertraͤg- liche Religions-Secten, unweiſe Geſetze! Hingegen darf man jetzo fragen, wo liebt man die Wiſſenſchaft ohne Eigennutz? Wo iſt Gelehrſamkeit und gu- ter Geſchmack verbunden? Wo denkt man gruͤndlich und frey? Wo ſind er- finderiſchere, wo geſchicktere, wo einſichtsvollere Kuͤnſtler und Gelehrten? Wo iſt ungezwungener Umgang und Toleranz? Wo wahre Hoͤflichkeit, Men- ſchenliebe, Freundſchaft? Endlich, wo ſind gluͤckliche Unterthanen und wohlthaͤtige Geſetze? Wo liebt man den Fuͤrſten als Vater? Wo ſtirbt man gern fuͤrs Vaterland? — Millionen, unter Eurer Majeſtaͤt Scepter beantworten dieſe Fragen dem lehrbegierigen Norden, und den faſt neidiſchen Voͤlkern jenſeits der Alpen und des Rheins. Das Beyſpiel des groͤßeſten
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[0016]
Allergnaͤdigſter,
Großmaͤchtigſter Koͤnig und Herr!
Ich wagte mich nicht an den Thron des ſiegreichen Helden, und tief-
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freund und Weiſen verehrte. Von dieſem großen Character Eurer Ma-
jeſtaͤt hoffe ich, daß auch jene entfernten Voͤlker, die noch in der Kindheit
der Cultur ſind, nicht ganz unwuͤrdige Gegenſtaͤnde fuͤr Hoͤchſt-Dero Be-
trachtung ſeyn werden.
Mit tiefſter Ehrfurcht lege ich alſo Eurer Majeſtaͤt dieſe Reiſe-
beſchreibung zu Fuͤßen. Sie iſt Geſchichte und Arbeit eines Deutſchen, der
ſtolz auf ſein Vaterland iſt, und den Augenblick ſegnet, welcher ihm geſtattet,
den Monarchen vor aller Welt zu bewundern, dem dies Vaterland ſeinen je-
tzigen Geiſt zu danken hat. Wie viele Vorurtheile druͤckten nicht Deutſchland
noch vor Funfzig Jahren nieder? Pedantiſche, froſtige Gelehrſamkeit, Go-
thiſcher Geſchmack, zum Spruͤchwort gewordene rohe Lebensart, unvertraͤg-
liche Religions-Secten, unweiſe Geſetze! Hingegen darf man jetzo fragen,
wo liebt man die Wiſſenſchaft ohne Eigennutz? Wo iſt Gelehrſamkeit und gu-
ter Geſchmack verbunden? Wo denkt man gruͤndlich und frey? Wo ſind er-
finderiſchere, wo geſchicktere, wo einſichtsvollere Kuͤnſtler und Gelehrten?
Wo iſt ungezwungener Umgang und Toleranz? Wo wahre Hoͤflichkeit, Men-
ſchenliebe, Freundſchaft? Endlich, wo ſind gluͤckliche Unterthanen und
wohlthaͤtige Geſetze? Wo liebt man den Fuͤrſten als Vater? Wo ſtirbt man
gern fuͤrs Vaterland? — Millionen, unter Eurer Majeſtaͤt Scepter
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Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_reise01_1778/16>, abgerufen am 21.11.2024.
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