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Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778.

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Forster's Reise um die Welt
1773.
May.
Befehl, das ganze Schiff zwischen den Verdecken gesäubert, und die Luft
durch angezündete Feuer überall gereinigt und erneuert; eine Vorsicht, die man
in einem feuchten und rauhen Clima nie unterlassen sollte. Mittlerweile ru-
derten wir diese neue Oefnung hinauf und vergnügten uns an den schönen Casca-
den, die auf beyden Seiten zu sehen waren, wir fanden auch überall gute Anker-
plätze, desgleichen Fische und wildes Geflügel in Menge. Der Wald hinge-
gen, der mehrentheils aus Buschwerk bestand, fieng bereits an sehr öde aus-
zusehen, denn das Laub war größtentheils abgefallen und was etwa noch an
den Zweigen saß, sahe verwelkt und blaßgelb aus. Dergleichen Vorbothen des
herannahenden Winters, waren in diesem Theile der Bay besonders in die Au-
gen fallend; doch ist es wahrscheinlich, daß an einem so frühzeitigen winter-
mäßigen Ansehen, bloß die Nachbarschaft der hohen Berge, welche schon mit
Schnee bedeckt waren, Schuld seyn mogte. Um 2 Uhr lenkten wir in eine
Bucht ein, um ein kleines Mittagbrod von Fischen zu bereiten, und nachdem wir
solche verzehret, ruderten wir bis zu einbrechendem Abend weiter, um nicht fern
von dem äußersten Ende dieses See-Armes, auf einem kleinen flachen Ufer das
Nachtquartier zu nehmen. Hier ward Feuer angemacht, doch konnten
wir wenig schlafen, weil die Nacht sehr kalt, und unsre Schlafstellen sehr hart
waren. Am folgenden Morgen liefen wir nordwärts in eine kleine Bucht, allwo
sich dieser See-Arm, nach einem Laufe von ohngefähr 8 Meilen endigte. Wir
hielten uns daselbst eine Weile mit Vogelschießen auf, und fiengen bereits
an nach der Resolution zurückzukehren, als das schöne Wetter auf einmal um-
schlug, und statt desselben ein Sturm aus Nordwesten mit harten Windstößen
und heftigem Regen einbrach. Wir ruderten dieserhalb in möglichster Eil den
See-Arm herunter; und als wir bis an die Einfahrt in den Canal gelangt wa-
ren, in welchem das Schiff vor Anker lag, theilten wir den Ueberrest einer Fla-
sche Rum mit unsern Bootsleuten, um ihnen Muth zu machen, denn von hier
aus bis zum Schiffe hin war noch das schwerste Stück Arbeit übrig. Nach
dieser Herzstärkung wagten wir uns nun getrost weiter; allein die Wellen, wel-
che hier von der ofnen See her eindringen konnten, giengen erstaunlich schnell
und hoch, und der Wind, gegen den wir jetzt gar keinen Schutz mehr vom
Lande hatten, war so heftig, daß er uns, aller angewandten Mühe ohnerachtet, in-

Forſter’s Reiſe um die Welt
1773.
May.
Befehl, das ganze Schiff zwiſchen den Verdecken geſaͤubert, und die Luft
durch angezuͤndete Feuer uͤberall gereinigt und erneuert; eine Vorſicht, die man
in einem feuchten und rauhen Clima nie unterlaſſen ſollte. Mittlerweile ru-
derten wir dieſe neue Oefnung hinauf und vergnuͤgten uns an den ſchoͤnen Casca-
den, die auf beyden Seiten zu ſehen waren, wir fanden auch uͤberall gute Anker-
plaͤtze, desgleichen Fiſche und wildes Gefluͤgel in Menge. Der Wald hinge-
gen, der mehrentheils aus Buſchwerk beſtand, fieng bereits an ſehr oͤde aus-
zuſehen, denn das Laub war groͤßtentheils abgefallen und was etwa noch an
den Zweigen ſaß, ſahe verwelkt und blaßgelb aus. Dergleichen Vorbothen des
herannahenden Winters, waren in dieſem Theile der Bay beſonders in die Au-
gen fallend; doch iſt es wahrſcheinlich, daß an einem ſo fruͤhzeitigen winter-
maͤßigen Anſehen, bloß die Nachbarſchaft der hohen Berge, welche ſchon mit
Schnee bedeckt waren, Schuld ſeyn mogte. Um 2 Uhr lenkten wir in eine
Bucht ein, um ein kleines Mittagbrod von Fiſchen zu bereiten, und nachdem wir
ſolche verzehret, ruderten wir bis zu einbrechendem Abend weiter, um nicht fern
von dem aͤußerſten Ende dieſes See-Armes, auf einem kleinen flachen Ufer das
Nachtquartier zu nehmen. Hier ward Feuer angemacht, doch konnten
wir wenig ſchlafen, weil die Nacht ſehr kalt, und unſre Schlafſtellen ſehr hart
waren. Am folgenden Morgen liefen wir nordwaͤrts in eine kleine Bucht, allwo
ſich dieſer See-Arm, nach einem Laufe von ohngefaͤhr 8 Meilen endigte. Wir
hielten uns daſelbſt eine Weile mit Vogelſchießen auf, und fiengen bereits
an nach der Reſolution zuruͤckzukehren, als das ſchoͤne Wetter auf einmal um-
ſchlug, und ſtatt deſſelben ein Sturm aus Nordweſten mit harten Windſtoͤßen
und heftigem Regen einbrach. Wir ruderten dieſerhalb in moͤglichſter Eil den
See-Arm herunter; und als wir bis an die Einfahrt in den Canal gelangt wa-
ren, in welchem das Schiff vor Anker lag, theilten wir den Ueberreſt einer Fla-
ſche Rum mit unſern Bootsleuten, um ihnen Muth zu machen, denn von hier
aus bis zum Schiffe hin war noch das ſchwerſte Stuͤck Arbeit uͤbrig. Nach
dieſer Herzſtaͤrkung wagten wir uns nun getroſt weiter; allein die Wellen, wel-
che hier von der ofnen See her eindringen konnten, giengen erſtaunlich ſchnell
und hoch, und der Wind, gegen den wir jetzt gar keinen Schutz mehr vom
Lande hatten, war ſo heftig, daß er uns, aller angewandten Muͤhe ohnerachtet, in-

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[138/0189] Forſter’s Reiſe um die Welt Befehl, das ganze Schiff zwiſchen den Verdecken geſaͤubert, und die Luft durch angezuͤndete Feuer uͤberall gereinigt und erneuert; eine Vorſicht, die man in einem feuchten und rauhen Clima nie unterlaſſen ſollte. Mittlerweile ru- derten wir dieſe neue Oefnung hinauf und vergnuͤgten uns an den ſchoͤnen Casca- den, die auf beyden Seiten zu ſehen waren, wir fanden auch uͤberall gute Anker- plaͤtze, desgleichen Fiſche und wildes Gefluͤgel in Menge. Der Wald hinge- gen, der mehrentheils aus Buſchwerk beſtand, fieng bereits an ſehr oͤde aus- zuſehen, denn das Laub war groͤßtentheils abgefallen und was etwa noch an den Zweigen ſaß, ſahe verwelkt und blaßgelb aus. Dergleichen Vorbothen des herannahenden Winters, waren in dieſem Theile der Bay beſonders in die Au- gen fallend; doch iſt es wahrſcheinlich, daß an einem ſo fruͤhzeitigen winter- maͤßigen Anſehen, bloß die Nachbarſchaft der hohen Berge, welche ſchon mit Schnee bedeckt waren, Schuld ſeyn mogte. Um 2 Uhr lenkten wir in eine Bucht ein, um ein kleines Mittagbrod von Fiſchen zu bereiten, und nachdem wir ſolche verzehret, ruderten wir bis zu einbrechendem Abend weiter, um nicht fern von dem aͤußerſten Ende dieſes See-Armes, auf einem kleinen flachen Ufer das Nachtquartier zu nehmen. Hier ward Feuer angemacht, doch konnten wir wenig ſchlafen, weil die Nacht ſehr kalt, und unſre Schlafſtellen ſehr hart waren. Am folgenden Morgen liefen wir nordwaͤrts in eine kleine Bucht, allwo ſich dieſer See-Arm, nach einem Laufe von ohngefaͤhr 8 Meilen endigte. Wir hielten uns daſelbſt eine Weile mit Vogelſchießen auf, und fiengen bereits an nach der Reſolution zuruͤckzukehren, als das ſchoͤne Wetter auf einmal um- ſchlug, und ſtatt deſſelben ein Sturm aus Nordweſten mit harten Windſtoͤßen und heftigem Regen einbrach. Wir ruderten dieſerhalb in moͤglichſter Eil den See-Arm herunter; und als wir bis an die Einfahrt in den Canal gelangt wa- ren, in welchem das Schiff vor Anker lag, theilten wir den Ueberreſt einer Fla- ſche Rum mit unſern Bootsleuten, um ihnen Muth zu machen, denn von hier aus bis zum Schiffe hin war noch das ſchwerſte Stuͤck Arbeit uͤbrig. Nach dieſer Herzſtaͤrkung wagten wir uns nun getroſt weiter; allein die Wellen, wel- che hier von der ofnen See her eindringen konnten, giengen erſtaunlich ſchnell und hoch, und der Wind, gegen den wir jetzt gar keinen Schutz mehr vom Lande hatten, war ſo heftig, daß er uns, aller angewandten Muͤhe ohnerachtet, in- 1773. May.

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Zitationshilfe: Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 138. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_reise01_1778/189>, abgerufen am 21.11.2024.