1773. May.Point, und kam hierauf am 7ten im Charlotten-Sunde, namentlich in Ship- Cove, glücklich vor Anker.
Die Mannschaft hatte während ihres Hierseyns eben solche Einrichtungen am Lande getroffen als wir in Dusky-Bay; doch war an keine Brauerey ge- dacht worden, weil sie davon gar nichts wußten. Sie fanden die auf der süd- lichen Spitze von Motu-Aro gelegene Hippah oder Festung der Einwohner verlassen, und ihr Astronom schlug daselbst sein Observatorium auf. Die Eingebohrnen, welche ohngefähr aus einigen hundert Köpfen bestehen mögen und verschiedne unabhängige Partheyen ausmachen, die untereinander oft Krieg führen, hatten mit ihnen zu handeln angefangen. Auch aus dem Innern des Lan- des waren einigemal Leute zu ihnen gekommen, und da sie allemal sehr wohl auf- genommen wurden, so hatten sie kein Bedenken getragen, an Bord zu gehen, son- dern im Gegentheil bey den Matrosen ganz unbesorgt, und mit großem Appetit geschmaußt, vornemlich aber am See-Zwieback und an Erbs-Suppen großen Ge- schmack gefunden. Kleidungs-Stücke, Handwerks-Zeug und Waffen, der- gleichen sie in Menge mit sich brachten, hatten sie gegen Nägel, Beile und Zeug sehr gern und eifrig vertauscht.
Am 11ten May als an demselben Tage, da wir aus Dusky-Bay see- gelten, hatten verschiedne Leute von der Adventure, die sich theils der Ar- beit, theils der Jagd wegen am Lande befanden, den Stos eines Erdbebens sehr merklich gefühlt; die andern hingegen, welche auf dem Schiffe geblieben wa- ren, hatten nichts davon empfunden. Dieser Vorfall macht es fast mehr als wahrscheinlich, daß feuerspeyende Berge auf Neu-Seeland, entweder noch jetzt, oder doch ehemals gewesen sind, denn diese beyden großen Phönomena scheinen beständig mit einander verbunden zu seyn.
Wir kamen in Charlotten-Sund an, als die Leute der Adventure schon alle Hoffnung, uns jemals wieder zu finden, aufgegeben, und sich bereits darauf eingerichtet hatten, den ganzen Winter in diesem Haven zuzubrin- gen. Ihr Capitain sagte uns, er habe bis zu Eintritt des Frühlings allhier verbleiben und alsdenn wiederum nach Osten, auf die Untersuchung der höhern südlichen Breiten ausgehen wollen. Capitain Cook hingegen war keinesweges gesonnen, hier so viele Monathe lang unthätig zu liegen. Er wußte,
Forſter’s Reiſe um die Welt
1773. May.Point, und kam hierauf am 7ten im Charlotten-Sunde, namentlich in Ship- Cove, gluͤcklich vor Anker.
Die Mannſchaft hatte waͤhrend ihres Hierſeyns eben ſolche Einrichtungen am Lande getroffen als wir in Dusky-Bay; doch war an keine Brauerey ge- dacht worden, weil ſie davon gar nichts wußten. Sie fanden die auf der ſuͤd- lichen Spitze von Motu-Aro gelegene Hippah oder Feſtung der Einwohner verlaſſen, und ihr Aſtronom ſchlug daſelbſt ſein Obſervatorium auf. Die Eingebohrnen, welche ohngefaͤhr aus einigen hundert Koͤpfen beſtehen moͤgen und verſchiedne unabhaͤngige Partheyen ausmachen, die untereinander oft Krieg fuͤhren, hatten mit ihnen zu handeln angefangen. Auch aus dem Innern des Lan- des waren einigemal Leute zu ihnen gekommen, und da ſie allemal ſehr wohl auf- genommen wurden, ſo hatten ſie kein Bedenken getragen, an Bord zu gehen, ſon- dern im Gegentheil bey den Matroſen ganz unbeſorgt, und mit großem Appetit geſchmaußt, vornemlich aber am See-Zwieback und an Erbs-Suppen großen Ge- ſchmack gefunden. Kleidungs-Stuͤcke, Handwerks-Zeug und Waffen, der- gleichen ſie in Menge mit ſich brachten, hatten ſie gegen Naͤgel, Beile und Zeug ſehr gern und eifrig vertauſcht.
Am 11ten May als an demſelben Tage, da wir aus Dusky-Bay ſee- gelten, hatten verſchiedne Leute von der Adventure, die ſich theils der Ar- beit, theils der Jagd wegen am Lande befanden, den Stos eines Erdbebens ſehr merklich gefuͤhlt; die andern hingegen, welche auf dem Schiffe geblieben wa- ren, hatten nichts davon empfunden. Dieſer Vorfall macht es faſt mehr als wahrſcheinlich, daß feuerſpeyende Berge auf Neu-Seeland, entweder noch jetzt, oder doch ehemals geweſen ſind, denn dieſe beyden großen Phoͤnomena ſcheinen beſtaͤndig mit einander verbunden zu ſeyn.
Wir kamen in Charlotten-Sund an, als die Leute der Adventure ſchon alle Hoffnung, uns jemals wieder zu finden, aufgegeben, und ſich bereits darauf eingerichtet hatten, den ganzen Winter in dieſem Haven zuzubrin- gen. Ihr Capitain ſagte uns, er habe bis zu Eintritt des Fruͤhlings allhier verbleiben und alsdenn wiederum nach Oſten, auf die Unterſuchung der hoͤhern ſuͤdlichen Breiten ausgehen wollen. Capitain Cook hingegen war keinesweges geſonnen, hier ſo viele Monathe lang unthaͤtig zu liegen. Er wußte,
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Forſter’s Reiſe um die Welt
Point, und kam hierauf am 7ten im Charlotten-Sunde, namentlich in Ship-
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May.
Die Mannſchaft hatte waͤhrend ihres Hierſeyns eben ſolche Einrichtungen
am Lande getroffen als wir in Dusky-Bay; doch war an keine Brauerey ge-
dacht worden, weil ſie davon gar nichts wußten. Sie fanden die auf der ſuͤd-
lichen Spitze von Motu-Aro gelegene Hippah oder Feſtung der Einwohner
verlaſſen, und ihr Aſtronom ſchlug daſelbſt ſein Obſervatorium auf. Die
Eingebohrnen, welche ohngefaͤhr aus einigen hundert Koͤpfen beſtehen moͤgen
und verſchiedne unabhaͤngige Partheyen ausmachen, die untereinander oft Krieg
fuͤhren, hatten mit ihnen zu handeln angefangen. Auch aus dem Innern des Lan-
des waren einigemal Leute zu ihnen gekommen, und da ſie allemal ſehr wohl auf-
genommen wurden, ſo hatten ſie kein Bedenken getragen, an Bord zu gehen, ſon-
dern im Gegentheil bey den Matroſen ganz unbeſorgt, und mit großem Appetit
geſchmaußt, vornemlich aber am See-Zwieback und an Erbs-Suppen großen Ge-
ſchmack gefunden. Kleidungs-Stuͤcke, Handwerks-Zeug und Waffen, der-
gleichen ſie in Menge mit ſich brachten, hatten ſie gegen Naͤgel, Beile und
Zeug ſehr gern und eifrig vertauſcht.
Am 11ten May als an demſelben Tage, da wir aus Dusky-Bay ſee-
gelten, hatten verſchiedne Leute von der Adventure, die ſich theils der Ar-
beit, theils der Jagd wegen am Lande befanden, den Stos eines Erdbebens
ſehr merklich gefuͤhlt; die andern hingegen, welche auf dem Schiffe geblieben wa-
ren, hatten nichts davon empfunden. Dieſer Vorfall macht es faſt mehr als
wahrſcheinlich, daß feuerſpeyende Berge auf Neu-Seeland, entweder noch jetzt,
oder doch ehemals geweſen ſind, denn dieſe beyden großen Phoͤnomena ſcheinen
beſtaͤndig mit einander verbunden zu ſeyn.
Wir kamen in Charlotten-Sund an, als die Leute der Adventure
ſchon alle Hoffnung, uns jemals wieder zu finden, aufgegeben, und ſich bereits
darauf eingerichtet hatten, den ganzen Winter in dieſem Haven zuzubrin-
gen. Ihr Capitain ſagte uns, er habe bis zu Eintritt des Fruͤhlings allhier
verbleiben und alsdenn wiederum nach Oſten, auf die Unterſuchung der hoͤhern
ſuͤdlichen Breiten ausgehen wollen. Capitain Cook hingegen war keinesweges
geſonnen, hier ſo viele Monathe lang unthaͤtig zu liegen. Er wußte,
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Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 150. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_reise01_1778/201>, abgerufen am 21.11.2024.
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