Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778.Vorrede. fertigen. Alles bestärkte mich in diesem Unternehmen, welches nun nichtmehr in Seiner Willkühr stand; ja ich sahe es als eine Pflicht an, die wir dem Publiko schuldig waren. Ich hatte hinreichende Materialien während der Reise gesammelt, und fieng mit eben so gutem Muthe an, als je ein Reisender der selbst geschrieben, oder ein Stoppler der je bestochen worden, die Nachrichten andrer zu verstümmeln. Kein Vergleich band mir die Hände, und selbst derjenige, den mein Vater eingegangen, er- wähnte Meiner nicht mit einem Worte und entzog mir nicht im mindesten seinen Beystand. Bey jedem wichtigen Vorfall habe ich also seine Ta- gebücher zu Rathe gezogen, und solchergestalt eine Erzählung, der ge- nauesten historischen Wahrheit gemäs, bewerkstelligt. Zween Ungenannte haben schon etwas von unsrer Reise geschrie- Eine andre Beschreibung eben dieser Reise um die Welt, ist aus den Beym ersten Anblick können vielleicht zwo Nachrichten von einer und Vorrede. fertigen. Alles beſtaͤrkte mich in dieſem Unternehmen, welches nun nichtmehr in Seiner Willkuͤhr ſtand; ja ich ſahe es als eine Pflicht an, die wir dem Publiko ſchuldig waren. Ich hatte hinreichende Materialien waͤhrend der Reiſe geſammelt, und fieng mit eben ſo gutem Muthe an, als je ein Reiſender der ſelbſt geſchrieben, oder ein Stoppler der je beſtochen worden, die Nachrichten andrer zu verſtuͤmmeln. Kein Vergleich band mir die Haͤnde, und ſelbſt derjenige, den mein Vater eingegangen, er- waͤhnte Meiner nicht mit einem Worte und entzog mir nicht im mindeſten ſeinen Beyſtand. Bey jedem wichtigen Vorfall habe ich alſo ſeine Ta- gebuͤcher zu Rathe gezogen, und ſolchergeſtalt eine Erzaͤhlung, der ge- naueſten hiſtoriſchen Wahrheit gemaͤs, bewerkſtelligt. Zween Ungenannte haben ſchon etwas von unſrer Reiſe geſchrie- Eine andre Beſchreibung eben dieſer Reiſe um die Welt, iſt aus den Beym erſten Anblick koͤnnen vielleicht zwo Nachrichten von einer und <TEI> <text> <front> <div n="1"> <p><pb facs="#f0021"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Vorrede</hi>.</hi></fw><lb/> fertigen. Alles beſtaͤrkte mich in dieſem Unternehmen, welches nun nicht<lb/> mehr in Seiner Willkuͤhr ſtand; ja ich ſahe es als eine Pflicht an, die wir dem<lb/> Publiko ſchuldig waren. Ich hatte hinreichende Materialien waͤhrend der<lb/> Reiſe geſammelt, und fieng mit eben ſo gutem Muthe an, als je ein<lb/> Reiſender der ſelbſt geſchrieben, oder ein Stoppler der je beſtochen<lb/> worden, die Nachrichten andrer zu verſtuͤmmeln. Kein Vergleich band<lb/> mir die Haͤnde, und ſelbſt derjenige, den mein Vater eingegangen, er-<lb/> waͤhnte <hi rendition="#fr">Meiner</hi> nicht mit einem Worte und entzog mir nicht im mindeſten<lb/> ſeinen Beyſtand. Bey jedem wichtigen Vorfall habe ich alſo ſeine Ta-<lb/> gebuͤcher zu Rathe gezogen, und ſolchergeſtalt eine Erzaͤhlung, der ge-<lb/> naueſten hiſtoriſchen Wahrheit gemaͤs, bewerkſtelligt.</p><lb/> <p>Zween Ungenannte haben ſchon etwas von unſrer Reiſe geſchrie-<lb/> ben; allein in dieſem erleuchteten Jahrhundert glaubt man keine Maͤhr-<lb/> chen mehr, die nach der romantiſchen Einbildungskraft unſrer Vorfah-<lb/> ren ſchmecken. Die Begebenheiten unſrer Reiſe ſind ſo mannigfaltig<lb/> und wichtig, daß ſie keines erdichteten Zuſatzes beduͤrfen. Unſre See-<lb/> fahrt war wechſelsweiſe reich und arm an Vorfaͤllen; doch wie der fleiſ-<lb/> ſige Landmann ſelbſt das unfruchtbarſte Feld zu nutzen weis, ſo kann<lb/> auch die oͤdeſte Wildniß einem forſchenden Geiſte Veranlaſſung zum Un-<lb/> terricht geben.</p><lb/> <p>Eine andre Beſchreibung eben dieſer Reiſe um die Welt, iſt aus den<lb/> Papieren des Capitain <hi rendition="#fr"><persName>Jacob Cook</persName></hi> zuſammengetragen, unter deſſen Fuͤh-<lb/> rung ſie vollbracht iſt. Die Admiralitaͤt hat dieſe Beſchreibung mit einer groſ-<lb/> ſen Anzahl Kupferſtiche verſehen laſſen, welche theils Ausſichten der Laͤnde-<lb/> reyen, theils Abbildungen der Eingebohrnen, ihrer Boͤte, Waffen und<lb/> Werkzeuge vorſtellen, theils auch aus Special-Charten der verſchiedenen<lb/> Laͤnder beſtehen; und eben dieſe Platten ſind es, welche gedachtes Collegi-<lb/> um meinem Vater und dem Capitain <hi rendition="#fr"><persName>Cook</persName></hi> ehemals gemeinſchaftlich<lb/> verſprochen hatte.</p><lb/> <p>Beym erſten Anblick koͤnnen vielleicht zwo Nachrichten von einer und<lb/> derſelben Reiſe uͤberfluͤßig ſcheinen; allein man muß in Erwaͤgung ziehen,<lb/> daß ſie aus einer Reihe wichtiger Vorfaͤlle beſtehen, welche immer durch<lb/></p> </div> </front> </text> </TEI> [0021]
Vorrede.
fertigen. Alles beſtaͤrkte mich in dieſem Unternehmen, welches nun nicht
mehr in Seiner Willkuͤhr ſtand; ja ich ſahe es als eine Pflicht an, die wir dem
Publiko ſchuldig waren. Ich hatte hinreichende Materialien waͤhrend der
Reiſe geſammelt, und fieng mit eben ſo gutem Muthe an, als je ein
Reiſender der ſelbſt geſchrieben, oder ein Stoppler der je beſtochen
worden, die Nachrichten andrer zu verſtuͤmmeln. Kein Vergleich band
mir die Haͤnde, und ſelbſt derjenige, den mein Vater eingegangen, er-
waͤhnte Meiner nicht mit einem Worte und entzog mir nicht im mindeſten
ſeinen Beyſtand. Bey jedem wichtigen Vorfall habe ich alſo ſeine Ta-
gebuͤcher zu Rathe gezogen, und ſolchergeſtalt eine Erzaͤhlung, der ge-
naueſten hiſtoriſchen Wahrheit gemaͤs, bewerkſtelligt.
Zween Ungenannte haben ſchon etwas von unſrer Reiſe geſchrie-
ben; allein in dieſem erleuchteten Jahrhundert glaubt man keine Maͤhr-
chen mehr, die nach der romantiſchen Einbildungskraft unſrer Vorfah-
ren ſchmecken. Die Begebenheiten unſrer Reiſe ſind ſo mannigfaltig
und wichtig, daß ſie keines erdichteten Zuſatzes beduͤrfen. Unſre See-
fahrt war wechſelsweiſe reich und arm an Vorfaͤllen; doch wie der fleiſ-
ſige Landmann ſelbſt das unfruchtbarſte Feld zu nutzen weis, ſo kann
auch die oͤdeſte Wildniß einem forſchenden Geiſte Veranlaſſung zum Un-
terricht geben.
Eine andre Beſchreibung eben dieſer Reiſe um die Welt, iſt aus den
Papieren des Capitain Jacob Cook zuſammengetragen, unter deſſen Fuͤh-
rung ſie vollbracht iſt. Die Admiralitaͤt hat dieſe Beſchreibung mit einer groſ-
ſen Anzahl Kupferſtiche verſehen laſſen, welche theils Ausſichten der Laͤnde-
reyen, theils Abbildungen der Eingebohrnen, ihrer Boͤte, Waffen und
Werkzeuge vorſtellen, theils auch aus Special-Charten der verſchiedenen
Laͤnder beſtehen; und eben dieſe Platten ſind es, welche gedachtes Collegi-
um meinem Vater und dem Capitain Cook ehemals gemeinſchaftlich
verſprochen hatte.
Beym erſten Anblick koͤnnen vielleicht zwo Nachrichten von einer und
derſelben Reiſe uͤberfluͤßig ſcheinen; allein man muß in Erwaͤgung ziehen,
daß ſie aus einer Reihe wichtiger Vorfaͤlle beſtehen, welche immer durch
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |