Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778.in den Jahren 1772 bis 1775. facturisten verdient, denen es bis jetzt noch an einer dauerhaften Farbe dieser Art1773.Junius. für Stoffe aus dem Pflanzenreiche fehlt. Blos unsre mangelhafte Kenntniß ihrer Sprache hinderte uns hierüber näheren Unterricht von ihnen zu erlangen. Ihre Kleidung ist eine Art von Mantel, der aus einem viereckigen Stück Zeug bestehet. Die beyden obersten Enden desselben binden sie vorn auf der Brust, entweder mit Bändern oder sie stechen solche mit einer Nadel von Knochen, Fisch- bein oder grünem Stein, zusammen. Ohngefähr in der Mitte des Mantels ist ein Gürtel, von dichtgeflochtnen Grase, innerhalb befestigt, der mitten um den Leib gebunden werden kann, so daß der Mantel alsdenn auf den Hüften fest an- liegt und die unteren Enden bis gegen die Knie, manchmal auch wohl bis auf die Waden herabhängen. *) Ohnerachtet sie, dem Aeußern nach, so viel vor den Ein- wohnern von Charlotten-Sund voraus hatten; so waren sie denselben doch in der Unreinlichkeit vollkommen ähnlich, dergestalt, daß das Ungeziefer haufenwei- se auf ihren Kleidern herum kroch. Das Haar trugen sie, dem Landesgebrauch nach, mitten auf dem Kopf zusammen gebunden, mit Fett eingeschmiert und mit weißen Federn besteckt; auch hatten einige große Kämme von Wallfischknochen hinter dem Haarschopfe eingesteckt, die gerade in die Höhe standen. Viele von ihnen waren im Gesicht mit schneckenförmigen Linien punctirt, und einige auch mit rothem Oker und Oel geschminkt, wie sie denn durchgehends einen großen Gefallen daran hatten, wenn wir ihnen etwas rothes auf die Backen schmier- ten. Sie führten einige kleine Calabassen bey sich, in welchen das Oel befind- lich war, womit sie sich einzubalsamiren pflegen; ob dieses aber aus dem Pflan- zen- oder Thierreiche seyn mochte? konnten wir nicht herausbringen. Alle Geräthschaften, die sie bey sich führten, waren ungemein zierlich geschnitzt und überhaupt mit großem Fleiße gearbeitet. Sie verkauften uns eine Art, de- ren Klinge aus dem feinsten grünen Talk-Steine bestand und einen mit erhobe- ner Arbeit überaus künstlich verzierten Stiel hatte. Auch fanden wir ei- nige musicalische Instrumente bey ihnen, nemlich eine Trompete oder vielmehr ein hölzernes Rohr, das vier Fus lang und ziemlich dünn war. Das Mund- *) Mit dieser Beschreibung vergleiche man die Figur, eines so gekleideten Neu-Seeländers, in der Kupfer-Zugabe zur Geschichte der engl. See-Reisen, 4. dritter Band, pag. 44. Y 2
in den Jahren 1772 bis 1775. facturiſten verdient, denen es bis jetzt noch an einer dauerhaften Farbe dieſer Art1773.Junius. fuͤr Stoffe aus dem Pflanzenreiche fehlt. Blos unſre mangelhafte Kenntniß ihrer Sprache hinderte uns hieruͤber naͤheren Unterricht von ihnen zu erlangen. Ihre Kleidung iſt eine Art von Mantel, der aus einem viereckigen Stuͤck Zeug beſtehet. Die beyden oberſten Enden deſſelben binden ſie vorn auf der Bruſt, entweder mit Baͤndern oder ſie ſtechen ſolche mit einer Nadel von Knochen, Fiſch- bein oder gruͤnem Stein, zuſammen. Ohngefaͤhr in der Mitte des Mantels iſt ein Guͤrtel, von dichtgeflochtnen Graſe, innerhalb befeſtigt, der mitten um den Leib gebunden werden kann, ſo daß der Mantel alsdenn auf den Huͤften feſt an- liegt und die unteren Enden bis gegen die Knie, manchmal auch wohl bis auf die Waden herabhaͤngen. *) Ohnerachtet ſie, dem Aeußern nach, ſo viel vor den Ein- wohnern von Charlotten-Sund voraus hatten; ſo waren ſie denſelben doch in der Unreinlichkeit vollkommen aͤhnlich, dergeſtalt, daß das Ungeziefer haufenwei- ſe auf ihren Kleidern herum kroch. Das Haar trugen ſie, dem Landesgebrauch nach, mitten auf dem Kopf zuſammen gebunden, mit Fett eingeſchmiert und mit weißen Federn beſteckt; auch hatten einige große Kaͤmme von Wallfiſchknochen hinter dem Haarſchopfe eingeſteckt, die gerade in die Hoͤhe ſtanden. Viele von ihnen waren im Geſicht mit ſchneckenfoͤrmigen Linien punctirt, und einige auch mit rothem Oker und Oel geſchminkt, wie ſie denn durchgehends einen großen Gefallen daran hatten, wenn wir ihnen etwas rothes auf die Backen ſchmier- ten. Sie fuͤhrten einige kleine Calabaſſen bey ſich, in welchen das Oel befind- lich war, womit ſie ſich einzubalſamiren pflegen; ob dieſes aber aus dem Pflan- zen- oder Thierreiche ſeyn mochte? konnten wir nicht herausbringen. Alle Geraͤthſchaften, die ſie bey ſich fuͤhrten, waren ungemein zierlich geſchnitzt und uͤberhaupt mit großem Fleiße gearbeitet. Sie verkauften uns eine Art, de- ren Klinge aus dem feinſten gruͤnen Talk-Steine beſtand und einen mit erhobe- ner Arbeit uͤberaus kuͤnſtlich verzierten Stiel hatte. Auch fanden wir ei- nige muſicaliſche Inſtrumente bey ihnen, nemlich eine Trompete oder vielmehr ein hoͤlzernes Rohr, das vier Fus lang und ziemlich duͤnn war. Das Mund- *) Mit dieſer Beſchreibung vergleiche man die Figur, eines ſo gekleideten Neu-Seelaͤnders, in der Kupfer-Zugabe zur Geſchichte der engl. See-Reiſen, 4. dritter Band, pag. 44. Y 2
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in den Jahren 1772 bis 1775.
facturiſten verdient, denen es bis jetzt noch an einer dauerhaften Farbe dieſer Art
fuͤr Stoffe aus dem Pflanzenreiche fehlt. Blos unſre mangelhafte Kenntniß ihrer
Sprache hinderte uns hieruͤber naͤheren Unterricht von ihnen zu erlangen. Ihre
Kleidung iſt eine Art von Mantel, der aus einem viereckigen Stuͤck Zeug
beſtehet. Die beyden oberſten Enden deſſelben binden ſie vorn auf der Bruſt,
entweder mit Baͤndern oder ſie ſtechen ſolche mit einer Nadel von Knochen, Fiſch-
bein oder gruͤnem Stein, zuſammen. Ohngefaͤhr in der Mitte des Mantels iſt
ein Guͤrtel, von dichtgeflochtnen Graſe, innerhalb befeſtigt, der mitten um den
Leib gebunden werden kann, ſo daß der Mantel alsdenn auf den Huͤften feſt an-
liegt und die unteren Enden bis gegen die Knie, manchmal auch wohl bis auf die
Waden herabhaͤngen. *) Ohnerachtet ſie, dem Aeußern nach, ſo viel vor den Ein-
wohnern von Charlotten-Sund voraus hatten; ſo waren ſie denſelben doch in
der Unreinlichkeit vollkommen aͤhnlich, dergeſtalt, daß das Ungeziefer haufenwei-
ſe auf ihren Kleidern herum kroch. Das Haar trugen ſie, dem Landesgebrauch
nach, mitten auf dem Kopf zuſammen gebunden, mit Fett eingeſchmiert und mit
weißen Federn beſteckt; auch hatten einige große Kaͤmme von Wallfiſchknochen
hinter dem Haarſchopfe eingeſteckt, die gerade in die Hoͤhe ſtanden. Viele von
ihnen waren im Geſicht mit ſchneckenfoͤrmigen Linien punctirt, und einige auch
mit rothem Oker und Oel geſchminkt, wie ſie denn durchgehends einen großen
Gefallen daran hatten, wenn wir ihnen etwas rothes auf die Backen ſchmier-
ten. Sie fuͤhrten einige kleine Calabaſſen bey ſich, in welchen das Oel befind-
lich war, womit ſie ſich einzubalſamiren pflegen; ob dieſes aber aus dem Pflan-
zen- oder Thierreiche ſeyn mochte? konnten wir nicht herausbringen. Alle
Geraͤthſchaften, die ſie bey ſich fuͤhrten, waren ungemein zierlich geſchnitzt und
uͤberhaupt mit großem Fleiße gearbeitet. Sie verkauften uns eine Art, de-
ren Klinge aus dem feinſten gruͤnen Talk-Steine beſtand und einen mit erhobe-
ner Arbeit uͤberaus kuͤnſtlich verzierten Stiel hatte. Auch fanden wir ei-
nige muſicaliſche Inſtrumente bey ihnen, nemlich eine Trompete oder vielmehr
ein hoͤlzernes Rohr, das vier Fus lang und ziemlich duͤnn war. Das Mund-
1773.
Junius.
*) Mit dieſer Beſchreibung vergleiche man die Figur, eines ſo gekleideten Neu-Seelaͤnders,
in der Kupfer-Zugabe zur Geſchichte der engl. See-Reiſen, 4. dritter Band, pag. 44.
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