Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778.

Bild:
<< vorherige Seite
in den Jahren 1772 bis 1775.

Sie verweilten nicht lange bey uns an Bord, denn da es anfieng sehr1773.
Junius.

windig zu werden, so giengen sie insgesammt wieder in ihre Fahrzeuge und ruder-
ten nach Motu Aro über. Um Mittagszeit ließ sich auch der Capitain in Beglei-
tung einiger Officiers nach dieser Insel übersetzen, und fand daselbst sieben Ca-
nots auf den Strand gezogen, in welchen ohngefähr neunzig Indianer hier
angekommen waren. Man sahe sie sämmtlich beschäftigt sich Hütten zu machen,
und sie nahmen unsre Leute mit allen ersinnlichen Freundschafsbezeugungen auf.
Der Capitain erwiederte solche durch Austheilung von mancherley Geschenken,
darunter sich auch vergoldete kupferne Medaillen befanden, die einen und drey
Viertel-Zoll im Durchschnitt dick, und zum Andenken dieser Reise waren geschla-
gen worden, um sie unter die verschiedenen Völker auszutheilen, welche
wir auf dieser Reise antreffen würden. Auf einer Seite sahe man das
Brustbild des Königs mit der Inschrift: George. III. king. of. great.
britain. france. and. ireland
.
Auf der andern Seite zwey Krieges-
Schiffe mit der Beyschrift ihres Namens resolution. und adventure.
und unten im Abschnitt war zu lesen: sailed. from. england. march.
mdcclxxii
.
*) Von vergleichen Schaustücken waren auch bereits etliche unter
die Einwohner von Dusky-Bay, desgleichen hier in Charlotten-Sund
ausgetheilt worden. Die große Anzahl von Indianern, welche unsre Leute
hier beysammen fanden, verschaffte ihnen eine gute Gelegenheit, gegen Eisen-Zeug
und Glas-Corallen, eine große Menge von Waffen, Geräthschaften, Kleidern
und Zierrathen einzutauschen, von welchen allen diese Neu-Seeländer ungleich
mehr besaßen, als wir sonst bey ihren Landsleuten angetroffen hatten. Der Ca-
pitain und seine Gesellschaft bemerkten, daß Teiratu der Befehlshaber aller die-
ser Leute seyn müsse, denn sie bezeigten ihm durchgehends viel Ehrfurcht. Was
es aber mit dieser Art von Oberherrschaft eigentlich für eine Bewandniß habe, konnte
man nicht ausfündig machen. Bejahrte Leute pflegen sie durchgehends in
Ehren zu halten, wahrscheinlicher Weise ihrer langen Erfahrung wegen; allein
dies konnte hier der Fall nicht seyn, denn solche Anführer dergleichen uns Tei-
ratu
einer zu seyn dünkte, sind starke, muntre Leute in der Blüthe der Jahre.

*) Die Admiralität wollte anfänglich, daß beyde Schiffe schon im März seegeln sollten, doch
geschah es erst im Junius, weil man mit der Ausrüstung nicht früher fertig werden konnte.
Y 3
in den Jahren 1772 bis 1775.

Sie verweilten nicht lange bey uns an Bord, denn da es anfieng ſehr1773.
Junius.

windig zu werden, ſo giengen ſie insgeſammt wieder in ihre Fahrzeuge und ruder-
ten nach Motu Aro uͤber. Um Mittagszeit ließ ſich auch der Capitain in Beglei-
tung einiger Officiers nach dieſer Inſel uͤberſetzen, und fand daſelbſt ſieben Ca-
nots auf den Strand gezogen, in welchen ohngefaͤhr neunzig Indianer hier
angekommen waren. Man ſahe ſie ſaͤmmtlich beſchaͤftigt ſich Huͤtten zu machen,
und ſie nahmen unſre Leute mit allen erſinnlichen Freundſchafsbezeugungen auf.
Der Capitain erwiederte ſolche durch Austheilung von mancherley Geſchenken,
darunter ſich auch vergoldete kupferne Medaillen befanden, die einen und drey
Viertel-Zoll im Durchſchnitt dick, und zum Andenken dieſer Reiſe waren geſchla-
gen worden, um ſie unter die verſchiedenen Voͤlker auszutheilen, welche
wir auf dieſer Reiſe antreffen wuͤrden. Auf einer Seite ſahe man das
Bruſtbild des Koͤnigs mit der Inſchrift: George. III. king. of. great.
britain. france. and. ireland
.
Auf der andern Seite zwey Krieges-
Schiffe mit der Beyſchrift ihres Namens resolution. und adventure.
und unten im Abſchnitt war zu leſen: sailed. from. england. march.
mdcclxxii
.
*) Von vergleichen Schauſtuͤcken waren auch bereits etliche unter
die Einwohner von Dusky-Bay, desgleichen hier in Charlotten-Sund
ausgetheilt worden. Die große Anzahl von Indianern, welche unſre Leute
hier beyſammen fanden, verſchaffte ihnen eine gute Gelegenheit, gegen Eiſen-Zeug
und Glas-Corallen, eine große Menge von Waffen, Geraͤthſchaften, Kleidern
und Zierrathen einzutauſchen, von welchen allen dieſe Neu-Seelaͤnder ungleich
mehr beſaßen, als wir ſonſt bey ihren Landsleuten angetroffen hatten. Der Ca-
pitain und ſeine Geſellſchaft bemerkten, daß Teiratu der Befehlshaber aller die-
ſer Leute ſeyn muͤſſe, denn ſie bezeigten ihm durchgehends viel Ehrfurcht. Was
es aber mit dieſer Art von Oberherrſchaft eigentlich fuͤr eine Bewandniß habe, konnte
man nicht ausfuͤndig machen. Bejahrte Leute pflegen ſie durchgehends in
Ehren zu halten, wahrſcheinlicher Weiſe ihrer langen Erfahrung wegen; allein
dies konnte hier der Fall nicht ſeyn, denn ſolche Anfuͤhrer dergleichen uns Tei-
ratu
einer zu ſeyn duͤnkte, ſind ſtarke, muntre Leute in der Bluͤthe der Jahre.

*) Die Admiralitaͤt wollte anfaͤnglich, daß beyde Schiffe ſchon im Maͤrz ſeegeln ſollten, doch
geſchah es erſt im Junius, weil man mit der Ausruͤſtung nicht fruͤher fertig werden konnte.
Y 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0226" n="173"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">in den Jahren 1772 bis 1775.</hi> </fw><lb/>
        <p>Sie verweilten nicht lange bey uns an Bord, denn da es anfieng &#x017F;ehr<note place="right">1773.<lb/>
Junius.</note><lb/>
windig zu werden, &#x017F;o giengen &#x017F;ie insge&#x017F;ammt wieder in ihre Fahrzeuge und ruder-<lb/>
ten nach <hi rendition="#fr"><placeName>Motu Aro</placeName></hi> u&#x0364;ber. Um Mittagszeit ließ &#x017F;ich auch der Capitain in Beglei-<lb/>
tung einiger Officiers nach die&#x017F;er In&#x017F;el u&#x0364;ber&#x017F;etzen, und fand da&#x017F;elb&#x017F;t &#x017F;ieben Ca-<lb/>
nots auf den Strand gezogen, in welchen ohngefa&#x0364;hr neunzig Indianer hier<lb/>
angekommen waren. Man &#x017F;ahe &#x017F;ie &#x017F;a&#x0364;mmtlich be&#x017F;cha&#x0364;ftigt &#x017F;ich Hu&#x0364;tten zu machen,<lb/>
und &#x017F;ie nahmen un&#x017F;re Leute mit allen er&#x017F;innlichen Freund&#x017F;chafsbezeugungen auf.<lb/>
Der Capitain erwiederte &#x017F;olche durch Austheilung von mancherley Ge&#x017F;chenken,<lb/>
darunter &#x017F;ich auch vergoldete kupferne Medaillen befanden, die einen und drey<lb/>
Viertel-Zoll im Durch&#x017F;chnitt dick, und zum Andenken die&#x017F;er Rei&#x017F;e waren ge&#x017F;chla-<lb/>
gen worden, um &#x017F;ie unter die ver&#x017F;chiedenen Vo&#x0364;lker auszutheilen, welche<lb/>
wir auf die&#x017F;er Rei&#x017F;e antreffen wu&#x0364;rden. Auf einer Seite &#x017F;ahe man das<lb/>
Bru&#x017F;tbild des Ko&#x0364;nigs mit der In&#x017F;chrift: <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k"><persName>George. III.</persName> king. of. great.<lb/>
britain. france. and. ireland</hi>.</hi> Auf der andern Seite zwey Krieges-<lb/>
Schiffe mit der Bey&#x017F;chrift ihres Namens <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">resolution</hi>.</hi> und <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">adventure</hi>.</hi><lb/>
und unten im Ab&#x017F;chnitt war zu le&#x017F;en: <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">sailed. from. <placeName>england</placeName>. march.<lb/>
mdcclxxii</hi>.</hi> <note place="foot" n="*)">Die Admiralita&#x0364;t wollte anfa&#x0364;nglich, daß beyde Schiffe &#x017F;chon im Ma&#x0364;rz &#x017F;eegeln &#x017F;ollten, doch<lb/>
ge&#x017F;chah es er&#x017F;t im Junius, weil man mit der Ausru&#x0364;&#x017F;tung nicht fru&#x0364;her fertig werden konnte.</note> Von vergleichen Schau&#x017F;tu&#x0364;cken waren auch bereits etliche unter<lb/>
die Einwohner von <hi rendition="#fr"><placeName>Dusky-Bay</placeName></hi>, desgleichen hier in <hi rendition="#fr"><placeName>Charlotten-Sund</placeName></hi><lb/>
ausgetheilt worden. Die große Anzahl von Indianern, welche un&#x017F;re Leute<lb/>
hier bey&#x017F;ammen fanden, ver&#x017F;chaffte ihnen eine gute Gelegenheit, gegen Ei&#x017F;en-Zeug<lb/>
und Glas-Corallen, eine große Menge von Waffen, Gera&#x0364;th&#x017F;chaften, Kleidern<lb/>
und Zierrathen einzutau&#x017F;chen, von welchen allen die&#x017F;e Neu-Seela&#x0364;nder ungleich<lb/>
mehr be&#x017F;aßen, als wir &#x017F;on&#x017F;t bey ihren Landsleuten angetroffen hatten. Der Ca-<lb/>
pitain und &#x017F;eine Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft bemerkten, daß <hi rendition="#fr"><persName>Teiratu</persName></hi> der Befehlshaber aller die-<lb/>
&#x017F;er Leute &#x017F;eyn mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e, denn &#x017F;ie bezeigten ihm durchgehends viel Ehrfurcht. Was<lb/>
es aber mit die&#x017F;er Art von Oberherr&#x017F;chaft eigentlich fu&#x0364;r eine Bewandniß habe, konnte<lb/>
man nicht ausfu&#x0364;ndig machen. Bejahrte Leute pflegen &#x017F;ie durchgehends in<lb/>
Ehren zu halten, wahr&#x017F;cheinlicher Wei&#x017F;e ihrer langen Erfahrung wegen; allein<lb/>
dies konnte hier der Fall nicht &#x017F;eyn, denn &#x017F;olche Anfu&#x0364;hrer dergleichen uns <hi rendition="#fr">Tei-<lb/>
ratu</hi> einer zu &#x017F;eyn du&#x0364;nkte, &#x017F;ind &#x017F;tarke, muntre Leute in der Blu&#x0364;the der Jahre.<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">Y 3</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[173/0226] in den Jahren 1772 bis 1775. Sie verweilten nicht lange bey uns an Bord, denn da es anfieng ſehr windig zu werden, ſo giengen ſie insgeſammt wieder in ihre Fahrzeuge und ruder- ten nach Motu Aro uͤber. Um Mittagszeit ließ ſich auch der Capitain in Beglei- tung einiger Officiers nach dieſer Inſel uͤberſetzen, und fand daſelbſt ſieben Ca- nots auf den Strand gezogen, in welchen ohngefaͤhr neunzig Indianer hier angekommen waren. Man ſahe ſie ſaͤmmtlich beſchaͤftigt ſich Huͤtten zu machen, und ſie nahmen unſre Leute mit allen erſinnlichen Freundſchafsbezeugungen auf. Der Capitain erwiederte ſolche durch Austheilung von mancherley Geſchenken, darunter ſich auch vergoldete kupferne Medaillen befanden, die einen und drey Viertel-Zoll im Durchſchnitt dick, und zum Andenken dieſer Reiſe waren geſchla- gen worden, um ſie unter die verſchiedenen Voͤlker auszutheilen, welche wir auf dieſer Reiſe antreffen wuͤrden. Auf einer Seite ſahe man das Bruſtbild des Koͤnigs mit der Inſchrift: George. III. king. of. great. britain. france. and. ireland. Auf der andern Seite zwey Krieges- Schiffe mit der Beyſchrift ihres Namens resolution. und adventure. und unten im Abſchnitt war zu leſen: sailed. from. england. march. mdcclxxii. *) Von vergleichen Schauſtuͤcken waren auch bereits etliche unter die Einwohner von Dusky-Bay, desgleichen hier in Charlotten-Sund ausgetheilt worden. Die große Anzahl von Indianern, welche unſre Leute hier beyſammen fanden, verſchaffte ihnen eine gute Gelegenheit, gegen Eiſen-Zeug und Glas-Corallen, eine große Menge von Waffen, Geraͤthſchaften, Kleidern und Zierrathen einzutauſchen, von welchen allen dieſe Neu-Seelaͤnder ungleich mehr beſaßen, als wir ſonſt bey ihren Landsleuten angetroffen hatten. Der Ca- pitain und ſeine Geſellſchaft bemerkten, daß Teiratu der Befehlshaber aller die- ſer Leute ſeyn muͤſſe, denn ſie bezeigten ihm durchgehends viel Ehrfurcht. Was es aber mit dieſer Art von Oberherrſchaft eigentlich fuͤr eine Bewandniß habe, konnte man nicht ausfuͤndig machen. Bejahrte Leute pflegen ſie durchgehends in Ehren zu halten, wahrſcheinlicher Weiſe ihrer langen Erfahrung wegen; allein dies konnte hier der Fall nicht ſeyn, denn ſolche Anfuͤhrer dergleichen uns Tei- ratu einer zu ſeyn duͤnkte, ſind ſtarke, muntre Leute in der Bluͤthe der Jahre. 1773. Junius. *) Die Admiralitaͤt wollte anfaͤnglich, daß beyde Schiffe ſchon im Maͤrz ſeegeln ſollten, doch geſchah es erſt im Junius, weil man mit der Ausruͤſtung nicht fruͤher fertig werden konnte. Y 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/forster_reise01_1778
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/forster_reise01_1778/226
Zitationshilfe: Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 173. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_reise01_1778/226>, abgerufen am 21.11.2024.