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Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778.

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Forster's Reise um die Welt
1773.
August.
verplauderten oder ausruheten. Einige standen bey unsrer Annäherung auf und folg-
ten dem Haufen der mit uns gieng; viele aber, besonders Leute von reiferem Alter,
blieben unverrückt sitzen und begnügten sich, uns im Vorübergehen, ein freundschaft-
liches Tayo! zuzurufen. Da unsre Begleiter gewahr wurden, daß wir Pflanzen
sammleten, so waren sie sehr emsig, dieselbigen Sorten zu pflücken und herbey zu
bringen, die sie von uns hatten abbrechen sehen. Es gab auch in diesen Plantagen in
der That eine Menge von allerhand wilden Arten, die untereinander in jener schö-
nen Unordnung der Natur aufsproßten, welche über das steife Putzwerk künstlicher
Gärten immer unendlich erhaben, aber alsdenn vollends bewundernswürdig ist,
wenn die Kunst ihr am rechten Ort aufzuhelfen weiß. Vornemlich fanden wir
verschiedene Grasarten, die, ohnerachtet sie zarter und feiner als unsre nördlichen
waren, dennoch, weil sie im Schatten wuchsen, ein sehr frisches Ansehen hat-
ten und einen weichen Rasen ausmachten. Sie dienten zugleich das Erdreich
feucht zu erhalten, und solchergestalt den Bäumen Nahrung zu verschaffen, die
auch ihrer Seits im vortreflichsten Stande waren. Mancherley kleine Vögel
wohnten auf den schattigen Zweigen der Brodfrucht- und andren Bäume und
sungen sehr angenehm, ob man gleich, ich weis nicht warum, in Europa den
Wahn hegt, daß es in heißen Ländern den Vögeln an harmonischen Stimmen
fehle. In den Gipfeln der höchsten Cocosnuß-Bäume pflegte sich eine Art klei-
ner, schöner Saphir-blauer Papagayen aufzuhalten, und eine andre gründlichte
Art mit rothen Flecken, sahe man unter den Pisang-Bäumen häufig, traf sie
auch oft zahm in den Häusern an, wo die Einwohner sie der rothen Federn
wegen, sehr gern zu haben schienen. Ein Eisvogel, von dunkelgrünem
Gesieder und rings um die weiße Kehle mit einem ringförmigen Streif von vor-
gedachter Farbe gezeichnet; ein großer Kuckuck und verschiedne Arten von
Tauben, hüpften fröhlich auf den Zweigen herum, indeß ein bläulichter Rey-
her gravitätisch am See-Ufer einher trat, um Muscheln, Schnecken und Wür-
mer aufzulesen. Ein schöner Bach, der über ein Bette von Kieseln rollte, kam
in schlängelndem Lauf das schmale Thal herab, und füllte beym Ausfluß in die
See unsre leeren Fässer mit silberhellem Wasser. Wir giengen längst seinem krum-
men Ufer eine gute Strecke weit hinauf, bis uns ein großer Haufen India-
ner begegnete, der hinter dreyen Leuten herzog, die in verschiedne Stücke ihres

Forſter’s Reiſe um die Welt
1773.
Auguſt.
verplauderten oder ausruheten. Einige ſtanden bey unſrer Annaͤherung auf und folg-
ten dem Haufen der mit uns gieng; viele aber, beſonders Leute von reiferem Alter,
blieben unverruͤckt ſitzen und begnuͤgten ſich, uns im Voruͤbergehen, ein freundſchaft-
liches Tayo! zuzurufen. Da unſre Begleiter gewahr wurden, daß wir Pflanzen
ſammleten, ſo waren ſie ſehr emſig, dieſelbigen Sorten zu pfluͤcken und herbey zu
bringen, die ſie von uns hatten abbrechen ſehen. Es gab auch in dieſen Plantagen in
der That eine Menge von allerhand wilden Arten, die untereinander in jener ſchoͤ-
nen Unordnung der Natur aufſproßten, welche uͤber das ſteife Putzwerk kuͤnſtlicher
Gaͤrten immer unendlich erhaben, aber alsdenn vollends bewundernswuͤrdig iſt,
wenn die Kunſt ihr am rechten Ort aufzuhelfen weiß. Vornemlich fanden wir
verſchiedene Grasarten, die, ohnerachtet ſie zarter und feiner als unſre noͤrdlichen
waren, dennoch, weil ſie im Schatten wuchſen, ein ſehr friſches Anſehen hat-
ten und einen weichen Raſen ausmachten. Sie dienten zugleich das Erdreich
feucht zu erhalten, und ſolchergeſtalt den Baͤumen Nahrung zu verſchaffen, die
auch ihrer Seits im vortreflichſten Stande waren. Mancherley kleine Voͤgel
wohnten auf den ſchattigen Zweigen der Brodfrucht- und andren Baͤume und
ſungen ſehr angenehm, ob man gleich, ich weis nicht warum, in Europa den
Wahn hegt, daß es in heißen Laͤndern den Voͤgeln an harmoniſchen Stimmen
fehle. In den Gipfeln der hoͤchſten Cocosnuß-Baͤume pflegte ſich eine Art klei-
ner, ſchoͤner Saphir-blauer Papagayen aufzuhalten, und eine andre gruͤndlichte
Art mit rothen Flecken, ſahe man unter den Piſang-Baͤumen haͤufig, traf ſie
auch oft zahm in den Haͤuſern an, wo die Einwohner ſie der rothen Federn
wegen, ſehr gern zu haben ſchienen. Ein Eisvogel, von dunkelgruͤnem
Geſieder und rings um die weiße Kehle mit einem ringfoͤrmigen Streif von vor-
gedachter Farbe gezeichnet; ein großer Kuckuck und verſchiedne Arten von
Tauben, huͤpften froͤhlich auf den Zweigen herum, indeß ein blaͤulichter Rey-
her gravitaͤtiſch am See-Ufer einher trat, um Muſcheln, Schnecken und Wuͤr-
mer aufzuleſen. Ein ſchoͤner Bach, der uͤber ein Bette von Kieſeln rollte, kam
in ſchlaͤngelndem Lauf das ſchmale Thal herab, und fuͤllte beym Ausfluß in die
See unſre leeren Faͤſſer mit ſilberhellem Waſſer. Wir giengen laͤngſt ſeinem krum-
men Ufer eine gute Strecke weit hinauf, bis uns ein großer Haufen India-
ner begegnete, der hinter dreyen Leuten herzog, die in verſchiedne Stuͤcke ihres

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[206/0259] Forſter’s Reiſe um die Welt verplauderten oder ausruheten. Einige ſtanden bey unſrer Annaͤherung auf und folg- ten dem Haufen der mit uns gieng; viele aber, beſonders Leute von reiferem Alter, blieben unverruͤckt ſitzen und begnuͤgten ſich, uns im Voruͤbergehen, ein freundſchaft- liches Tayo! zuzurufen. Da unſre Begleiter gewahr wurden, daß wir Pflanzen ſammleten, ſo waren ſie ſehr emſig, dieſelbigen Sorten zu pfluͤcken und herbey zu bringen, die ſie von uns hatten abbrechen ſehen. Es gab auch in dieſen Plantagen in der That eine Menge von allerhand wilden Arten, die untereinander in jener ſchoͤ- nen Unordnung der Natur aufſproßten, welche uͤber das ſteife Putzwerk kuͤnſtlicher Gaͤrten immer unendlich erhaben, aber alsdenn vollends bewundernswuͤrdig iſt, wenn die Kunſt ihr am rechten Ort aufzuhelfen weiß. Vornemlich fanden wir verſchiedene Grasarten, die, ohnerachtet ſie zarter und feiner als unſre noͤrdlichen waren, dennoch, weil ſie im Schatten wuchſen, ein ſehr friſches Anſehen hat- ten und einen weichen Raſen ausmachten. Sie dienten zugleich das Erdreich feucht zu erhalten, und ſolchergeſtalt den Baͤumen Nahrung zu verſchaffen, die auch ihrer Seits im vortreflichſten Stande waren. Mancherley kleine Voͤgel wohnten auf den ſchattigen Zweigen der Brodfrucht- und andren Baͤume und ſungen ſehr angenehm, ob man gleich, ich weis nicht warum, in Europa den Wahn hegt, daß es in heißen Laͤndern den Voͤgeln an harmoniſchen Stimmen fehle. In den Gipfeln der hoͤchſten Cocosnuß-Baͤume pflegte ſich eine Art klei- ner, ſchoͤner Saphir-blauer Papagayen aufzuhalten, und eine andre gruͤndlichte Art mit rothen Flecken, ſahe man unter den Piſang-Baͤumen haͤufig, traf ſie auch oft zahm in den Haͤuſern an, wo die Einwohner ſie der rothen Federn wegen, ſehr gern zu haben ſchienen. Ein Eisvogel, von dunkelgruͤnem Geſieder und rings um die weiße Kehle mit einem ringfoͤrmigen Streif von vor- gedachter Farbe gezeichnet; ein großer Kuckuck und verſchiedne Arten von Tauben, huͤpften froͤhlich auf den Zweigen herum, indeß ein blaͤulichter Rey- her gravitaͤtiſch am See-Ufer einher trat, um Muſcheln, Schnecken und Wuͤr- mer aufzuleſen. Ein ſchoͤner Bach, der uͤber ein Bette von Kieſeln rollte, kam in ſchlaͤngelndem Lauf das ſchmale Thal herab, und fuͤllte beym Ausfluß in die See unſre leeren Faͤſſer mit ſilberhellem Waſſer. Wir giengen laͤngſt ſeinem krum- men Ufer eine gute Strecke weit hinauf, bis uns ein großer Haufen India- ner begegnete, der hinter dreyen Leuten herzog, die in verſchiedne Stuͤcke ihres 1773. Auguſt.

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Zitationshilfe: Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 206. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_reise01_1778/259>, abgerufen am 26.11.2024.