Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778.Vorrede. Ich bin aber überzeugt, daß die mehresten und bessern Leser, in Rücksichtauf neue oder nützliche Gegenstände, die Unvollkommenheiten des Styls gewissermaßen zu übersehen geneigt seyn werden. Ich habe nicht elegant seyn wollen. Mein Zweck war deutlich und verständlich zu seyn. Nur darauf habe ich meine Aufmerksamkeit eingeschränkt. Ich hoffe also Nachsicht zu finden, falls mir minder wichtige Fehler entwischt seyn sollten. Die Karte, worauf unsre Entdeckungen und die Um- seeglungs-Linie gezeichnet worden, habe ich mit dem größten Fleis nach den richtigsten Materialien, die am Rande angezeigt sind, entworfen. Da- mit auch das deutsche Publikum, neben meiner Beschreibung gegenwär- tiger Reise, zugleich des Capitains Cooks Nachrichten von derselben, ohne ausdrückliche Kosten, mit benutzen mögte; so habe ich aus letzteren das Wichtigste hier in der deutschen Ausgabe eingeschaltet. Diese Zusätze betreffen jedoch, einen Theil der Einleitung ausgenommen, nur etliche we- nige Vorfälle, von denen ich entweder nicht selbst Zeuge gewesen war, oder die ich aus einem andern Gesichtspunkt angesehen hatte. Zum Unter- schied sind alle diese Stellen mit folgendem Zeichen --" bemerkt. (wie man bey Seite 4. 22. 74. etc. sehen kann.) Durch diese Verfügung habe ich meinen Landsleuten einen Dienst zu leisten gesucht, dessen das über rei- che englische Publicum nicht bedurfte. Nunmehro könnte ich diese Vor- rede füglich schließen, wenn es mir nicht der Mühe werth dünkte, dem Le- ser noch einige Nachricht von der Erziehung und Ausstattung mitzuthei- len, welche man dem Tahitier O-Mai in England hat wieder- fahren lassen *). In dem engen Bezirk einer Vorrede kann ich aber nur mit wenigen Worten andeuten, was allenfalls zu einem ganzen Bande Stoff gäbe, wenn es mir jemals einkommen sollte, das gute Korn der Philosophie von seiner Spreu zu schwingen! O-Mai ward in England für sehr dumm oder auch für besonders gescheut angesehen, je nachdem die Leute selbst beschaffen waren die von ihm ur- theilten. Seine Sprache, die keine rauhen Mitlauter hat, und in welcher sich alle Worte mit einem Vocal endigen, hatte seine Organe so *) Man hat seinen Namen bisher unrichtig Omiah genannt. Capitain Fourneaux brachte ihn in der Adventure nach England, ein mehreres von ihm siehe man pag. 293. etc. ++
Vorrede. Ich bin aber uͤberzeugt, daß die mehreſten und beſſern Leſer, in Ruͤckſichtauf neue oder nuͤtzliche Gegenſtaͤnde, die Unvollkommenheiten des Styls gewiſſermaßen zu uͤberſehen geneigt ſeyn werden. Ich habe nicht elegant ſeyn wollen. Mein Zweck war deutlich und verſtaͤndlich zu ſeyn. Nur darauf habe ich meine Aufmerkſamkeit eingeſchraͤnkt. Ich hoffe alſo Nachſicht zu finden, falls mir minder wichtige Fehler entwiſcht ſeyn ſollten. Die Karte, worauf unſre Entdeckungen und die Um- ſeeglungs-Linie gezeichnet worden, habe ich mit dem groͤßten Fleis nach den richtigſten Materialien, die am Rande angezeigt ſind, entworfen. Da- mit auch das deutſche Publikum, neben meiner Beſchreibung gegenwaͤr- tiger Reiſe, zugleich des Capitains Cooks Nachrichten von derſelben, ohne ausdruͤckliche Koſten, mit benutzen moͤgte; ſo habe ich aus letzteren das Wichtigſte hier in der deutſchen Ausgabe eingeſchaltet. Dieſe Zuſaͤtze betreffen jedoch, einen Theil der Einleitung ausgenommen, nur etliche we- nige Vorfaͤlle, von denen ich entweder nicht ſelbſt Zeuge geweſen war, oder die ich aus einem andern Geſichtspunkt angeſehen hatte. Zum Unter- ſchied ſind alle dieſe Stellen mit folgendem Zeichen —“ bemerkt. (wie man bey Seite 4. 22. 74. ꝛc. ſehen kann.) Durch dieſe Verfuͤgung habe ich meinen Landsleuten einen Dienſt zu leiſten geſucht, deſſen das uͤber rei- che engliſche Publicum nicht bedurfte. Nunmehro koͤnnte ich dieſe Vor- rede fuͤglich ſchließen, wenn es mir nicht der Muͤhe werth duͤnkte, dem Le- ſer noch einige Nachricht von der Erziehung und Ausſtattung mitzuthei- len, welche man dem Tahitier O-Maï in England hat wieder- fahren laſſen *). In dem engen Bezirk einer Vorrede kann ich aber nur mit wenigen Worten andeuten, was allenfalls zu einem ganzen Bande Stoff gaͤbe, wenn es mir jemals einkommen ſollte, das gute Korn der Philoſophie von ſeiner Spreu zu ſchwingen! O-Mai ward in England fuͤr ſehr dumm oder auch fuͤr beſonders geſcheut angeſehen, je nachdem die Leute ſelbſt beſchaffen waren die von ihm ur- theilten. Seine Sprache, die keine rauhen Mitlauter hat, und in welcher ſich alle Worte mit einem Vocal endigen, hatte ſeine Organe ſo *) Man hat ſeinen Namen bisher unrichtig Omiah genannt. Capitain Fourneaux brachte ihn in der Adventure nach England, ein mehreres von ihm ſiehe man pag. 293. ꝛc. ††
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Ich bin aber uͤberzeugt, daß die mehreſten und beſſern Leſer, in Ruͤckſicht
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gewiſſermaßen zu uͤberſehen geneigt ſeyn werden. Ich habe nicht elegant
ſeyn wollen. Mein Zweck war deutlich und verſtaͤndlich zu ſeyn. Nur
darauf habe ich meine Aufmerkſamkeit eingeſchraͤnkt. Ich hoffe
alſo Nachſicht zu finden, falls mir minder wichtige Fehler entwiſcht
ſeyn ſollten. Die Karte, worauf unſre Entdeckungen und die Um-
ſeeglungs-Linie gezeichnet worden, habe ich mit dem groͤßten Fleis nach den
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mit auch das deutſche Publikum, neben meiner Beſchreibung gegenwaͤr-
tiger Reiſe, zugleich des Capitains Cooks Nachrichten von derſelben, ohne
ausdruͤckliche Koſten, mit benutzen moͤgte; ſo habe ich aus letzteren das
Wichtigſte hier in der deutſchen Ausgabe eingeſchaltet. Dieſe Zuſaͤtze
betreffen jedoch, einen Theil der Einleitung ausgenommen, nur etliche we-
nige Vorfaͤlle, von denen ich entweder nicht ſelbſt Zeuge geweſen war, oder
die ich aus einem andern Geſichtspunkt angeſehen hatte. Zum Unter-
ſchied ſind alle dieſe Stellen mit folgendem Zeichen —“ bemerkt. (wie
man bey Seite 4. 22. 74. ꝛc. ſehen kann.) Durch dieſe Verfuͤgung habe
ich meinen Landsleuten einen Dienſt zu leiſten geſucht, deſſen das uͤber rei-
che engliſche Publicum nicht bedurfte. Nunmehro koͤnnte ich dieſe Vor-
rede fuͤglich ſchließen, wenn es mir nicht der Muͤhe werth duͤnkte, dem Le-
ſer noch einige Nachricht von der Erziehung und Ausſtattung mitzuthei-
len, welche man dem Tahitier O-Maï in England hat wieder-
fahren laſſen *). In dem engen Bezirk einer Vorrede kann ich
aber nur mit wenigen Worten andeuten, was allenfalls zu einem
ganzen Bande Stoff gaͤbe, wenn es mir jemals einkommen
ſollte, das gute Korn der Philoſophie von ſeiner Spreu zu ſchwingen!
O-Mai ward in England fuͤr ſehr dumm oder auch fuͤr beſonders geſcheut
angeſehen, je nachdem die Leute ſelbſt beſchaffen waren die von ihm ur-
theilten. Seine Sprache, die keine rauhen Mitlauter hat, und in
welcher ſich alle Worte mit einem Vocal endigen, hatte ſeine Organe ſo
*) Man hat ſeinen Namen bisher unrichtig Omiah genannt. Capitain Fourneaux brachte
ihn in der Adventure nach England, ein mehreres von ihm ſiehe man pag. 293. ꝛc.
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