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Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778.

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in den Jahren 1772 bis 1775.
herung fanden wir vor demselben, auf dem Grase, eine Menge des feineren Ta-1773.
August.

hitischen Zeuges, ausgebreitet liegen, das nach der Indianer Aussage, in dem Fluß
gewaschen war. Dicht neben dem Hause hieng auf einer Stange ein Brust-
Schild von halb cirkelförmiger Gestalt, der aus Coco-Nußfasern, ohngefähr
so wie Korbmacher-Arbeit zusammengeflochten und auf der äußern oder rechten
Seite mit den glänzenden blaugrünen Federn einer Taubenart bedeckt, imglei-
chen mit drey bogenförmigen Reihen von Haysisch-Zähnen gezieret war. Ich
frug, ob diese Rüstung zu verkaufen sey? Es hies aber Nein, und folglich
mochte sie vielleicht da hängen um gelüftet zu werden. Ein Mann von mitt-
lern Alter, der in dieser Hütte seiner Ruhe pflegte, nöthigte uns Platz bey
ihm zu nehmen, und so bald dieses geschehen, untersuchte er meine Kleidung
mit vieler Aufmerksamkeit. Er hatte sehr lange Nägel an den Fingern, worauf er
sich nicht wenig zu gut that. Ich merkte auch bald, daß dies ein Ehrenzeichen
sey, in so fern nemlich nur Leute die nicht arbeiten, die Nägel so lang
wachsen lassen können. Eben diese Gewohnheit findet man unter den Chinesern,
und auch die sind sehr stolz darauf. Ob aber die Einwohner von Tahiti sie aus
China her bekommen, oder ob zufälligerweise beyde Völker, ohne einige Ge-
meinschaft mit einander zu haben, auf einerley Einfall gerathen seyn mögen:
Das dünkt mich selbst für den Scharfsinn eines Needham und des Guignes
zu hoch. In verschiednen Winkeln der Hütte saßen, hier die Mannsleute, dort
die Frauenspersonen beysammen und nahmen, so von einander abgesondert, ihr
Mittagsmahl zu sich, welches in Brodfrucht und Pisangen bestand. Beyde Par-
theyen schienen, je nach dem wir uns einer oder der andern näherten, zu wün-
schen, daß wir mit essen mögten. Es ist allerdings eine sehr sonderbare Gewohnheit,
daß sich hier zu Lande beyde Geschlechter beym Essen von einander trennen müssen;
warum dies aber geschiehet, oder was Veranlassung zu diesem Gebrauch gege-
ben haben mag? konnten wir eben so wenig als Capitain Cook auf seiner vori-
gen Reise in Erfahrung bringen.

Nachdem wir diese Hütte verlassen, so gelangten wir durch ein wohl-
riechendes Gebüsch zu einer andern, in der sich O-Tai, nebst seiner Frau und
Kindern, imgleichen seine beyden Schwestern, die Maroya und Marorai
befanden. Der Officier, welcher seine Bett-Tücher eingebüßt, war bey uns,

in den Jahren 1772 bis 1775.
herung fanden wir vor demſelben, auf dem Graſe, eine Menge des feineren Ta-1773.
Auguſt.

hitiſchen Zeuges, ausgebreitet liegen, das nach der Indianer Ausſage, in dem Fluß
gewaſchen war. Dicht neben dem Hauſe hieng auf einer Stange ein Bruſt-
Schild von halb cirkelfoͤrmiger Geſtalt, der aus Coco-Nußfaſern, ohngefaͤhr
ſo wie Korbmacher-Arbeit zuſammengeflochten und auf der aͤußern oder rechten
Seite mit den glaͤnzenden blaugruͤnen Federn einer Taubenart bedeckt, imglei-
chen mit drey bogenfoͤrmigen Reihen von Hayſiſch-Zaͤhnen gezieret war. Ich
frug, ob dieſe Ruͤſtung zu verkaufen ſey? Es hies aber Nein, und folglich
mochte ſie vielleicht da haͤngen um geluͤftet zu werden. Ein Mann von mitt-
lern Alter, der in dieſer Huͤtte ſeiner Ruhe pflegte, noͤthigte uns Platz bey
ihm zu nehmen, und ſo bald dieſes geſchehen, unterſuchte er meine Kleidung
mit vieler Aufmerkſamkeit. Er hatte ſehr lange Naͤgel an den Fingern, worauf er
ſich nicht wenig zu gut that. Ich merkte auch bald, daß dies ein Ehrenzeichen
ſey, in ſo fern nemlich nur Leute die nicht arbeiten, die Naͤgel ſo lang
wachſen laſſen koͤnnen. Eben dieſe Gewohnheit findet man unter den Chineſern,
und auch die ſind ſehr ſtolz darauf. Ob aber die Einwohner von Tahiti ſie aus
China her bekommen, oder ob zufaͤlligerweiſe beyde Voͤlker, ohne einige Ge-
meinſchaft mit einander zu haben, auf einerley Einfall gerathen ſeyn moͤgen:
Das duͤnkt mich ſelbſt fuͤr den Scharfſinn eines Needham und des Guignes
zu hoch. In verſchiednen Winkeln der Huͤtte ſaßen, hier die Mannsleute, dort
die Frauensperſonen beyſammen und nahmen, ſo von einander abgeſondert, ihr
Mittagsmahl zu ſich, welches in Brodfrucht und Piſangen beſtand. Beyde Par-
theyen ſchienen, je nach dem wir uns einer oder der andern naͤherten, zu wuͤn-
ſchen, daß wir mit eſſen moͤgten. Es iſt allerdings eine ſehr ſonderbare Gewohnheit,
daß ſich hier zu Lande beyde Geſchlechter beym Eſſen von einander trennen muͤſſen;
warum dies aber geſchiehet, oder was Veranlaſſung zu dieſem Gebrauch gege-
ben haben mag? konnten wir eben ſo wenig als Capitain Cook auf ſeiner vori-
gen Reiſe in Erfahrung bringen.

Nachdem wir dieſe Huͤtte verlaſſen, ſo gelangten wir durch ein wohl-
riechendes Gebuͤſch zu einer andern, in der ſich O-Taï, nebſt ſeiner Frau und
Kindern, imgleichen ſeine beyden Schweſtern, die Maroya und Maroraï
befanden. Der Officier, welcher ſeine Bett-Tuͤcher eingebuͤßt, war bey uns,

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[215/0268] in den Jahren 1772 bis 1775. herung fanden wir vor demſelben, auf dem Graſe, eine Menge des feineren Ta- hitiſchen Zeuges, ausgebreitet liegen, das nach der Indianer Ausſage, in dem Fluß gewaſchen war. Dicht neben dem Hauſe hieng auf einer Stange ein Bruſt- Schild von halb cirkelfoͤrmiger Geſtalt, der aus Coco-Nußfaſern, ohngefaͤhr ſo wie Korbmacher-Arbeit zuſammengeflochten und auf der aͤußern oder rechten Seite mit den glaͤnzenden blaugruͤnen Federn einer Taubenart bedeckt, imglei- chen mit drey bogenfoͤrmigen Reihen von Hayſiſch-Zaͤhnen gezieret war. Ich frug, ob dieſe Ruͤſtung zu verkaufen ſey? Es hies aber Nein, und folglich mochte ſie vielleicht da haͤngen um geluͤftet zu werden. Ein Mann von mitt- lern Alter, der in dieſer Huͤtte ſeiner Ruhe pflegte, noͤthigte uns Platz bey ihm zu nehmen, und ſo bald dieſes geſchehen, unterſuchte er meine Kleidung mit vieler Aufmerkſamkeit. Er hatte ſehr lange Naͤgel an den Fingern, worauf er ſich nicht wenig zu gut that. Ich merkte auch bald, daß dies ein Ehrenzeichen ſey, in ſo fern nemlich nur Leute die nicht arbeiten, die Naͤgel ſo lang wachſen laſſen koͤnnen. Eben dieſe Gewohnheit findet man unter den Chineſern, und auch die ſind ſehr ſtolz darauf. Ob aber die Einwohner von Tahiti ſie aus China her bekommen, oder ob zufaͤlligerweiſe beyde Voͤlker, ohne einige Ge- meinſchaft mit einander zu haben, auf einerley Einfall gerathen ſeyn moͤgen: Das duͤnkt mich ſelbſt fuͤr den Scharfſinn eines Needham und des Guignes zu hoch. In verſchiednen Winkeln der Huͤtte ſaßen, hier die Mannsleute, dort die Frauensperſonen beyſammen und nahmen, ſo von einander abgeſondert, ihr Mittagsmahl zu ſich, welches in Brodfrucht und Piſangen beſtand. Beyde Par- theyen ſchienen, je nach dem wir uns einer oder der andern naͤherten, zu wuͤn- ſchen, daß wir mit eſſen moͤgten. Es iſt allerdings eine ſehr ſonderbare Gewohnheit, daß ſich hier zu Lande beyde Geſchlechter beym Eſſen von einander trennen muͤſſen; warum dies aber geſchiehet, oder was Veranlaſſung zu dieſem Gebrauch gege- ben haben mag? konnten wir eben ſo wenig als Capitain Cook auf ſeiner vori- gen Reiſe in Erfahrung bringen. 1773. Auguſt. Nachdem wir dieſe Huͤtte verlaſſen, ſo gelangten wir durch ein wohl- riechendes Gebuͤſch zu einer andern, in der ſich O-Taï, nebſt ſeiner Frau und Kindern, imgleichen ſeine beyden Schweſtern, die Maroya und Maroraï befanden. Der Officier, welcher ſeine Bett-Tuͤcher eingebuͤßt, war bey uns,

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Zitationshilfe: Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 215. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_reise01_1778/268>, abgerufen am 26.11.2024.