Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778.Forster's Reise um die Welt 1773.August.schenke dem Capitain Cook in eigner Person überbringen wollte. Es waren allerhand Lebensmittel, nemlich ein lebendiges Schwein, etliche große Fische, als eine Stuhr-Makrele (Cavalha, Scomber hippos,) imgleichen eine weiße Ma- krele, (Albecore) ohngefähr 4 Fus lang und völlig zugerichtet, und endlich eine Menge von Körben mit Brodfrucht und Pisangen; dies alles ward eins nach dem andern aufs Schiff gereicht. Capitain Cook stand auf dem Bord des Schiffs und bat Se. Majestät herauf zu kommen; Dieselben blieben aber unverrückt sitzen, bis sich der Capitain, der Tahitischen Etiquette gemäß, in eine unglaub- liche Menge des besten hiesigen Zeuges hatte einkleiden lassen, und auf die Art zu einer ungeheuer dicken Figur geworden war. Sobald dieser Punkt des Ceremo- niels beobachtet war, wagte sich O-Tu aufs Verdeck des Hintertheils und umarmte den Capitain, schien aber noch sehr besorgt zu seyn, ohnerachtet man ihn durch das freundschaftlichste Betragen zu überzeugen suchte, daß er keine Ursach dazu habe. Weil das Verdeck von des Königs Verwandten und Angehörigen, überall gedrängt voll war, so hat man ihn in die Cajütte zu kommen; allein auf einer Treppe, zwischen den Verdecken darnach hinab zu steigen? das dünkte ihm, ohne nähere Untersuchung, ein wenig zu gefährlich. Er schickte also sei- nen Bruder, einen hübschen Jüngling von sechzehen Jahren der völliges Ver- trauen in uns setzte, vorauf. Diesem gefiel die Cajütte, und er stattete einen so vortheilhaften Bericht davon ab, daß der König sich nun gleich hinunter wagte. Hier überreichte man ihm von neuem allerhand kostbare Geschenke. Das hohe Gefolge Sr. Majestät, drängte sich jetzt dermaßen nach der Cajütte, daß wir uns kaum darinn rühren konnten. Capitain Cook war hiebey am übelsten dran, denn dem wards unter der Last seines Tahitischen Ceremonien-Kleides, ohnehin schon zu warm. Ein jeder von diesen Indianern, wählte sich, wie schon er- wähnt, einen besondern Freund unter uns, und gegenseitige Geschenke bestä- tigten gemeiniglich die neugeschloßne Freundschaft. Unter dieser Zeit war auch Capitain Furneaux an Bord gekommen, und wir setzten uns nunmehro zum Frühstück hin. Unsre Gäste waren bey diesem für sie neuen Auftritt sehr ruhig und hatten sich bereden lassen, auf Stühlen Platz zu nehmen, die ihnen etwas ganz fremdes und ungemein bequem zu seyn schienen. Der König war auf un- ser Frühstück, welches für diesmal halb aus englischen und halb aus Tahiti- Forſter’s Reiſe um die Welt 1773.Auguſt.ſchenke dem Capitain Cook in eigner Perſon uͤberbringen wollte. Es waren allerhand Lebensmittel, nemlich ein lebendiges Schwein, etliche große Fiſche, als eine Stuhr-Makrele (Cavalha, Scomber hippos,) imgleichen eine weiße Ma- krele, (Albecore) ohngefaͤhr 4 Fus lang und voͤllig zugerichtet, und endlich eine Menge von Koͤrben mit Brodfrucht und Piſangen; dies alles ward eins nach dem andern aufs Schiff gereicht. Capitain Cook ſtand auf dem Bord des Schiffs und bat Se. Majeſtaͤt herauf zu kommen; Dieſelben blieben aber unverruͤckt ſitzen, bis ſich der Capitain, der Tahitiſchen Etiquette gemaͤß, in eine unglaub- liche Menge des beſten hieſigen Zeuges hatte einkleiden laſſen, und auf die Art zu einer ungeheuer dicken Figur geworden war. Sobald dieſer Punkt des Ceremo- niels beobachtet war, wagte ſich O-Tu aufs Verdeck des Hintertheils und umarmte den Capitain, ſchien aber noch ſehr beſorgt zu ſeyn, ohnerachtet man ihn durch das freundſchaftlichſte Betragen zu uͤberzeugen ſuchte, daß er keine Urſach dazu habe. Weil das Verdeck von des Koͤnigs Verwandten und Angehoͤrigen, uͤberall gedraͤngt voll war, ſo hat man ihn in die Cajuͤtte zu kommen; allein auf einer Treppe, zwiſchen den Verdecken darnach hinab zu ſteigen? das duͤnkte ihm, ohne naͤhere Unterſuchung, ein wenig zu gefaͤhrlich. Er ſchickte alſo ſei- nen Bruder, einen huͤbſchen Juͤngling von ſechzehen Jahren der voͤlliges Ver- trauen in uns ſetzte, vorauf. Dieſem gefiel die Cajuͤtte, und er ſtattete einen ſo vortheilhaften Bericht davon ab, daß der Koͤnig ſich nun gleich hinunter wagte. Hier uͤberreichte man ihm von neuem allerhand koſtbare Geſchenke. Das hohe Gefolge Sr. Majeſtaͤt, draͤngte ſich jetzt dermaßen nach der Cajuͤtte, daß wir uns kaum darinn ruͤhren konnten. Capitain Cook war hiebey am uͤbelſten dran, denn dem wards unter der Laſt ſeines Tahitiſchen Ceremonien-Kleides, ohnehin ſchon zu warm. Ein jeder von dieſen Indianern, waͤhlte ſich, wie ſchon er- waͤhnt, einen beſondern Freund unter uns, und gegenſeitige Geſchenke beſtaͤ- tigten gemeiniglich die neugeſchloßne Freundſchaft. Unter dieſer Zeit war auch Capitain Furneaux an Bord gekommen, und wir ſetzten uns nunmehro zum Fruͤhſtuͤck hin. Unſre Gaͤſte waren bey dieſem fuͤr ſie neuen Auftritt ſehr ruhig und hatten ſich bereden laſſen, auf Stuͤhlen Platz zu nehmen, die ihnen etwas ganz fremdes und ungemein bequem zu ſeyn ſchienen. Der Koͤnig war auf un- ſer Fruͤhſtuͤck, welches fuͤr diesmal halb aus engliſchen und halb aus Tahiti- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0305" n="252"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><persName>Forſter’s</persName> Reiſe um die Welt</hi></fw><lb/><note place="left">1773.<lb/> Auguſt.</note>ſchenke dem Capitain <hi rendition="#fr"><persName>Cook</persName></hi> in eigner Perſon uͤberbringen wollte. 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Forſter’s Reiſe um die Welt
ſchenke dem Capitain Cook in eigner Perſon uͤberbringen wollte. Es waren
allerhand Lebensmittel, nemlich ein lebendiges Schwein, etliche große Fiſche, als
eine Stuhr-Makrele (Cavalha, Scomber hippos,) imgleichen eine weiße Ma-
krele, (Albecore) ohngefaͤhr 4 Fus lang und voͤllig zugerichtet, und endlich eine
Menge von Koͤrben mit Brodfrucht und Piſangen; dies alles ward eins nach dem
andern aufs Schiff gereicht. Capitain Cook ſtand auf dem Bord des Schiffs
und bat Se. Majeſtaͤt herauf zu kommen; Dieſelben blieben aber unverruͤckt
ſitzen, bis ſich der Capitain, der Tahitiſchen Etiquette gemaͤß, in eine unglaub-
liche Menge des beſten hieſigen Zeuges hatte einkleiden laſſen, und auf die Art
zu einer ungeheuer dicken Figur geworden war. Sobald dieſer Punkt des Ceremo-
niels beobachtet war, wagte ſich O-Tu aufs Verdeck des Hintertheils und umarmte
den Capitain, ſchien aber noch ſehr beſorgt zu ſeyn, ohnerachtet man ihn durch
das freundſchaftlichſte Betragen zu uͤberzeugen ſuchte, daß er keine Urſach dazu
habe. Weil das Verdeck von des Koͤnigs Verwandten und Angehoͤrigen,
uͤberall gedraͤngt voll war, ſo hat man ihn in die Cajuͤtte zu kommen; allein auf
einer Treppe, zwiſchen den Verdecken darnach hinab zu ſteigen? das duͤnkte
ihm, ohne naͤhere Unterſuchung, ein wenig zu gefaͤhrlich. Er ſchickte alſo ſei-
nen Bruder, einen huͤbſchen Juͤngling von ſechzehen Jahren der voͤlliges Ver-
trauen in uns ſetzte, vorauf. Dieſem gefiel die Cajuͤtte, und er ſtattete einen
ſo vortheilhaften Bericht davon ab, daß der Koͤnig ſich nun gleich hinunter wagte.
Hier uͤberreichte man ihm von neuem allerhand koſtbare Geſchenke. Das hohe
Gefolge Sr. Majeſtaͤt, draͤngte ſich jetzt dermaßen nach der Cajuͤtte, daß wir uns
kaum darinn ruͤhren konnten. Capitain Cook war hiebey am uͤbelſten dran, denn
dem wards unter der Laſt ſeines Tahitiſchen Ceremonien-Kleides, ohnehin
ſchon zu warm. Ein jeder von dieſen Indianern, waͤhlte ſich, wie ſchon er-
waͤhnt, einen beſondern Freund unter uns, und gegenſeitige Geſchenke beſtaͤ-
tigten gemeiniglich die neugeſchloßne Freundſchaft. Unter dieſer Zeit war auch
Capitain Furneaux an Bord gekommen, und wir ſetzten uns nunmehro zum
Fruͤhſtuͤck hin. Unſre Gaͤſte waren bey dieſem fuͤr ſie neuen Auftritt ſehr ruhig
und hatten ſich bereden laſſen, auf Stuͤhlen Platz zu nehmen, die ihnen etwas
ganz fremdes und ungemein bequem zu ſeyn ſchienen. Der Koͤnig war auf un-
ſer Fruͤhſtuͤck, welches fuͤr diesmal halb aus engliſchen und halb aus Tahiti-
1773.
Auguſt.
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