Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778.Forster's Reise um die Welt 1773.August.zu bleiben. O-Tu hatte versprochen, am folgenden Morgen mit seinem Va- ter an Bord zu kommen; dieser Lärm aber, wovon er eine halbe Stunde nachher sogleich Nachricht erhalten, machte ihn mißtrauisch gegen uns. Er schickte also einen seiner vornehmsten Hofbedienten, Namens E-Ti, als Bo- then oder Gesandten (Whanno no t' Eri) *) ab, um sich wegen seines Aus- senbleibens entschuldigen zu lassen. Ehe dieser aber aus Schiff kam, waren Dr. Sparrmann und ich schon wieder nach dem Lande und zwar nach dem Platze hingegangen, wo gestern Abend der Handel vorgefallen war, von da wir weiter ins Innere des Landes zu gehen gedachten. Der alte O-Whaa, **) der immer so friedfertige Gesinnungen geäußert, kam uns am Strande entgegen, und gab über den gestrigen Vorfall sein Mißvergnügen zu erkennen. Wir versi- cherten ihn dagegen, daß es uns nicht minder unangenehm sey, daß aber die Verbrecher schon in Eisen wären und harte Strafe zu gewarten hätten, und dies stellte ihn völlig zufrieden. Da wir vom Schiffe niemand mit uns genommen hatten, so baten wir O-Whaa uns Jemanden zu schaffen, dem wir unser Ge- räthe etc. zu tragen anvertrauen könnten. Es bothen sich verschiedne dazu an, er wählte aber nach seinem eignen Gefallen einen starken tüchtigen Kerl, dem denn auch gleich ein Sack für die Pflanzen und einige Körbe mit Tahitischen Aepfeln eingehändigt wurden, welche wir hier so eben erhandelt hatten. In diesem Aufzuge wanderten wir nunmehro mit unserm Begleiter über One- Tree-hill weg und gelangten in eins der vordersten Thäler von O-Parre. Hier begünstigte uns das Glück mit einer botanischen Entdeckung. Wir fanden nemlich einen neuen Baum, der das prächtigste Ansehen von der Welt hatte. Er prangte mit einer Menge schöner Blüthen, die so weiß als Lilien, aber größer und mit einem Büschel Staubfäden versehen waren, welche an den Spi- tzen eine glänzende Carmosinrothe Farbe hatten. +) Es waren ihrer bereits so viele abgefallen, daß der ganze Boden voll davon lag. Diesen schönen Baum nannten wir Barringtonia, in der Landessprache aber heißt er Huddu (huddoo,) und die Einwohner versicherten, wenn man die nußartige Frucht des- *) S. Hawkesworths Geschichte der engl. See Reisen, in 4. zweyter Band, pag. 240. **) S. oben pag. 242. und Hawkesworths Gesch. II. Band, pag. 81. 91. etc. +) Die hier beygefügte Abbildung dieser schönen Blüthe wird dem Leser vermuthlich willkom-
men seyn. A. d. V. Forſter’s Reiſe um die Welt 1773.Auguſt.zu bleiben. O-Tu hatte verſprochen, am folgenden Morgen mit ſeinem Va- ter an Bord zu kommen; dieſer Laͤrm aber, wovon er eine halbe Stunde nachher ſogleich Nachricht erhalten, machte ihn mißtrauiſch gegen uns. Er ſchickte alſo einen ſeiner vornehmſten Hofbedienten, Namens E-Ti, als Bo- then oder Geſandten (Whanno no t’ Eri) *) ab, um ſich wegen ſeines Auſ- ſenbleibens entſchuldigen zu laſſen. Ehe dieſer aber aus Schiff kam, waren Dr. Sparrmann und ich ſchon wieder nach dem Lande und zwar nach dem Platze hingegangen, wo geſtern Abend der Handel vorgefallen war, von da wir weiter ins Innere des Landes zu gehen gedachten. Der alte O-Whaa, **) der immer ſo friedfertige Geſinnungen geaͤußert, kam uns am Strande entgegen, und gab uͤber den geſtrigen Vorfall ſein Mißvergnuͤgen zu erkennen. Wir verſi- cherten ihn dagegen, daß es uns nicht minder unangenehm ſey, daß aber die Verbrecher ſchon in Eiſen waͤren und harte Strafe zu gewarten haͤtten, und dies ſtellte ihn voͤllig zufrieden. Da wir vom Schiffe niemand mit uns genommen hatten, ſo baten wir O-Whaa uns Jemanden zu ſchaffen, dem wir unſer Ge- raͤthe ꝛc. zu tragen anvertrauen koͤnnten. Es bothen ſich verſchiedne dazu an, er waͤhlte aber nach ſeinem eignen Gefallen einen ſtarken tuͤchtigen Kerl, dem denn auch gleich ein Sack fuͤr die Pflanzen und einige Koͤrbe mit Tahitiſchen Aepfeln eingehaͤndigt wurden, welche wir hier ſo eben erhandelt hatten. In dieſem Aufzuge wanderten wir nunmehro mit unſerm Begleiter uͤber One- Tree-hill weg und gelangten in eins der vorderſten Thaͤler von O-Parre. Hier beguͤnſtigte uns das Gluͤck mit einer botaniſchen Entdeckung. Wir fanden nemlich einen neuen Baum, der das praͤchtigſte Anſehen von der Welt hatte. Er prangte mit einer Menge ſchoͤner Bluͤthen, die ſo weiß als Lilien, aber groͤßer und mit einem Buͤſchel Staubfaͤden verſehen waren, welche an den Spi- tzen eine glaͤnzende Carmoſinrothe Farbe hatten. †) Es waren ihrer bereits ſo viele abgefallen, daß der ganze Boden voll davon lag. Dieſen ſchoͤnen Baum nannten wir Barringtonia, in der Landesſprache aber heißt er Huddu (huddoo,) und die Einwohner verſicherten, wenn man die nußartige Frucht deſ- *) S. Hawkesworths Geſchichte der engl. See Reiſen, in 4. zweyter Band, pag. 240. **) S. oben pag. 242. und Hawkesworths Geſch. II. Band, pag. 81. 91. ꝛc. †) Die hier beygefuͤgte Abbildung dieſer ſchoͤnen Bluͤthe wird dem Leſer vermuthlich willkom-
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ter an Bord zu kommen; dieſer Laͤrm aber, wovon er eine halbe Stunde
nachher ſogleich Nachricht erhalten, machte ihn mißtrauiſch gegen uns. Er
ſchickte alſo einen ſeiner vornehmſten Hofbedienten, Namens E-Ti, als Bo-
then oder Geſandten (Whanno no t’ Eri) *) ab, um ſich wegen ſeines Auſ-
ſenbleibens entſchuldigen zu laſſen. Ehe dieſer aber aus Schiff kam, waren
Dr. Sparrmann und ich ſchon wieder nach dem Lande und zwar nach dem
Platze hingegangen, wo geſtern Abend der Handel vorgefallen war, von da wir
weiter ins Innere des Landes zu gehen gedachten. Der alte O-Whaa, **) der
immer ſo friedfertige Geſinnungen geaͤußert, kam uns am Strande entgegen, und
gab uͤber den geſtrigen Vorfall ſein Mißvergnuͤgen zu erkennen. Wir verſi-
cherten ihn dagegen, daß es uns nicht minder unangenehm ſey, daß aber die
Verbrecher ſchon in Eiſen waͤren und harte Strafe zu gewarten haͤtten, und dies
ſtellte ihn voͤllig zufrieden. Da wir vom Schiffe niemand mit uns genommen
hatten, ſo baten wir O-Whaa uns Jemanden zu ſchaffen, dem wir unſer Ge-
raͤthe ꝛc. zu tragen anvertrauen koͤnnten. Es bothen ſich verſchiedne dazu an,
er waͤhlte aber nach ſeinem eignen Gefallen einen ſtarken tuͤchtigen Kerl, dem
denn auch gleich ein Sack fuͤr die Pflanzen und einige Koͤrbe mit Tahitiſchen
Aepfeln eingehaͤndigt wurden, welche wir hier ſo eben erhandelt hatten. In
dieſem Aufzuge wanderten wir nunmehro mit unſerm Begleiter uͤber One-
Tree-hill weg und gelangten in eins der vorderſten Thaͤler von O-Parre.
Hier beguͤnſtigte uns das Gluͤck mit einer botaniſchen Entdeckung. Wir fanden
nemlich einen neuen Baum, der das praͤchtigſte Anſehen von der Welt hatte.
Er prangte mit einer Menge ſchoͤner Bluͤthen, die ſo weiß als Lilien, aber
groͤßer und mit einem Buͤſchel Staubfaͤden verſehen waren, welche an den Spi-
tzen eine glaͤnzende Carmoſinrothe Farbe hatten. †) Es waren ihrer bereits ſo viele
abgefallen, daß der ganze Boden voll davon lag. Dieſen ſchoͤnen Baum
nannten wir Barringtonia, in der Landesſprache aber heißt er Huddu
(huddoo,) und die Einwohner verſicherten, wenn man die nußartige Frucht deſ-
1773.
Auguſt.
*) S. Hawkesworths Geſchichte der engl. See Reiſen, in 4. zweyter Band, pag. 240.
**) S. oben pag. 242. und Hawkesworths Geſch. II. Band, pag. 81. 91. ꝛc.
†) Die hier beygefuͤgte Abbildung dieſer ſchoͤnen Bluͤthe wird dem Leſer vermuthlich willkom-
men ſeyn. A. d. V.
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