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Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778.

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in den Jahren 1772 bis 1775.
selben zerstoßen, und, mit dem Fleisch der Muscheln vermischt, ins Meer werfe,1773.
August.

würden die Fische auf einige Zeit dergestalt betäubt davon, daß sie oben
aufs Wasser kämen und sich mit den Händen fangen ließen. Es ist sonderbar,
daß verschiedne Seepflanzen zwischen den Wendezirkeln eben diese Eigenschaft
haben; dergleichen sind vornemlich die Kuckels-Körner (cocculi indici,)
welche in Ostindien bekannt sind und zu gleicher Absicht gebraucht werden. Wir
waren über unsern botanischen Fund viel zu sehr erfreut, als daß wir mit der
näheren Untersuchung desselben, bis zur Rückkunft ans Schiff hätten warten
können. In dieser Absicht sprachen wir ohne Umstände in ein hübsches Haus von
Rohr ein, um welches wohlriechende Stauden und einige Coco-Nußbäume ge-
pflanzt waren. Vermöge der so oft belobten Gastfreyheit des Landes, ließ der
Eigenthümer desselben, gleich bey unserm Eintritt, einen Knaben auf eine der
höchsten Palmen steigen, um Nüsse für uns zu holen, und der junge Bursche
richtete seinen Auftrag mit wunderbarer Geschicklichkeit aus. Er befestigte
nemlich an beyden Füßen ein Stück von der zähen Pisang-Rinde, welches just so
lang war, daß es rings um den Stamm reichte, und ihm als ein Tritt oder fester
Punct diente, immittelst er sich mit den Händen höher hob. Die natürliche
Bildung der Coco-Palme, die alle Jahr einen dicken Ring um den Stamm
ansetzt, erleichterte ihm zwar diese Art des Aufsteigens; doch blieb die Geschwin-
digkeit und Leichtigkeit, mit welcher er dabey zu Werke gieng, immer sehr bewun-
drungswerth. Wir würden dieser Güte und Aufmerksamkeit unwerth ge-
wesen seyn, wenn wir dem Wirth beym Abschied nicht ein klein Geschenk ge-
macht und den Knaben für seine Geschicklichkeit nicht belohnt hätten.

Von hier aus giengen wir das Thal weiter hinauf welches, wieder die
gewöhnliche Art, in der Mitte keinen Bach hatte, und gegen die Berge zu in die
Höhe lief. Zur Linken war es von einem Berge eingeschlossen, den wir, so steil
er auch war, zu besteigen gedachten. Es ward uns aber herzlich sauer, und
unser Tahitischer Begleiter lachte uns aus, daß wir vor Müdigkeit alle Augen-
blick niedersitzen mußten, um wieder zu Athem zu kommen. Wir hörten wie
er hinter uns, zwar sehr langsam, aber mit ofnem Munde, sehr stark schnaubte.
Wir versuchten also nachzumachen, was vermuthlich die Natur ihn gelehrt hat-
te, und fanden diese Methode auch würklich besser als das öftere kurze Athem-

in den Jahren 1772 bis 1775.
ſelben zerſtoßen, und, mit dem Fleiſch der Muſcheln vermiſcht, ins Meer werfe,1773.
Auguſt.

wuͤrden die Fiſche auf einige Zeit dergeſtalt betaͤubt davon, daß ſie oben
aufs Waſſer kaͤmen und ſich mit den Haͤnden fangen ließen. Es iſt ſonderbar,
daß verſchiedne Seepflanzen zwiſchen den Wendezirkeln eben dieſe Eigenſchaft
haben; dergleichen ſind vornemlich die Kuckels-Koͤrner (cocculi indici,)
welche in Oſtindien bekannt ſind und zu gleicher Abſicht gebraucht werden. Wir
waren uͤber unſern botaniſchen Fund viel zu ſehr erfreut, als daß wir mit der
naͤheren Unterſuchung deſſelben, bis zur Ruͤckkunft ans Schiff haͤtten warten
koͤnnen. In dieſer Abſicht ſprachen wir ohne Umſtaͤnde in ein huͤbſches Haus von
Rohr ein, um welches wohlriechende Stauden und einige Coco-Nußbaͤume ge-
pflanzt waren. Vermoͤge der ſo oft belobten Gaſtfreyheit des Landes, ließ der
Eigenthuͤmer deſſelben, gleich bey unſerm Eintritt, einen Knaben auf eine der
hoͤchſten Palmen ſteigen, um Nuͤſſe fuͤr uns zu holen, und der junge Burſche
richtete ſeinen Auftrag mit wunderbarer Geſchicklichkeit aus. Er befeſtigte
nemlich an beyden Fuͤßen ein Stuͤck von der zaͤhen Piſang-Rinde, welches juſt ſo
lang war, daß es rings um den Stamm reichte, und ihm als ein Tritt oder feſter
Punct diente, immittelſt er ſich mit den Haͤnden hoͤher hob. Die natuͤrliche
Bildung der Coco-Palme, die alle Jahr einen dicken Ring um den Stamm
anſetzt, erleichterte ihm zwar dieſe Art des Aufſteigens; doch blieb die Geſchwin-
digkeit und Leichtigkeit, mit welcher er dabey zu Werke gieng, immer ſehr bewun-
drungswerth. Wir wuͤrden dieſer Guͤte und Aufmerkſamkeit unwerth ge-
weſen ſeyn, wenn wir dem Wirth beym Abſchied nicht ein klein Geſchenk ge-
macht und den Knaben fuͤr ſeine Geſchicklichkeit nicht belohnt haͤtten.

Von hier aus giengen wir das Thal weiter hinauf welches, wieder die
gewoͤhnliche Art, in der Mitte keinen Bach hatte, und gegen die Berge zu in die
Hoͤhe lief. Zur Linken war es von einem Berge eingeſchloſſen, den wir, ſo ſteil
er auch war, zu beſteigen gedachten. Es ward uns aber herzlich ſauer, und
unſer Tahitiſcher Begleiter lachte uns aus, daß wir vor Muͤdigkeit alle Augen-
blick niederſitzen mußten, um wieder zu Athem zu kommen. Wir hoͤrten wie
er hinter uns, zwar ſehr langſam, aber mit ofnem Munde, ſehr ſtark ſchnaubte.
Wir verſuchten alſo nachzumachen, was vermuthlich die Natur ihn gelehrt hat-
te, und fanden dieſe Methode auch wuͤrklich beſſer als das oͤftere kurze Athem-

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[263/0318] in den Jahren 1772 bis 1775. ſelben zerſtoßen, und, mit dem Fleiſch der Muſcheln vermiſcht, ins Meer werfe, wuͤrden die Fiſche auf einige Zeit dergeſtalt betaͤubt davon, daß ſie oben aufs Waſſer kaͤmen und ſich mit den Haͤnden fangen ließen. Es iſt ſonderbar, daß verſchiedne Seepflanzen zwiſchen den Wendezirkeln eben dieſe Eigenſchaft haben; dergleichen ſind vornemlich die Kuckels-Koͤrner (cocculi indici,) welche in Oſtindien bekannt ſind und zu gleicher Abſicht gebraucht werden. Wir waren uͤber unſern botaniſchen Fund viel zu ſehr erfreut, als daß wir mit der naͤheren Unterſuchung deſſelben, bis zur Ruͤckkunft ans Schiff haͤtten warten koͤnnen. In dieſer Abſicht ſprachen wir ohne Umſtaͤnde in ein huͤbſches Haus von Rohr ein, um welches wohlriechende Stauden und einige Coco-Nußbaͤume ge- pflanzt waren. Vermoͤge der ſo oft belobten Gaſtfreyheit des Landes, ließ der Eigenthuͤmer deſſelben, gleich bey unſerm Eintritt, einen Knaben auf eine der hoͤchſten Palmen ſteigen, um Nuͤſſe fuͤr uns zu holen, und der junge Burſche richtete ſeinen Auftrag mit wunderbarer Geſchicklichkeit aus. Er befeſtigte nemlich an beyden Fuͤßen ein Stuͤck von der zaͤhen Piſang-Rinde, welches juſt ſo lang war, daß es rings um den Stamm reichte, und ihm als ein Tritt oder feſter Punct diente, immittelſt er ſich mit den Haͤnden hoͤher hob. Die natuͤrliche Bildung der Coco-Palme, die alle Jahr einen dicken Ring um den Stamm anſetzt, erleichterte ihm zwar dieſe Art des Aufſteigens; doch blieb die Geſchwin- digkeit und Leichtigkeit, mit welcher er dabey zu Werke gieng, immer ſehr bewun- drungswerth. Wir wuͤrden dieſer Guͤte und Aufmerkſamkeit unwerth ge- weſen ſeyn, wenn wir dem Wirth beym Abſchied nicht ein klein Geſchenk ge- macht und den Knaben fuͤr ſeine Geſchicklichkeit nicht belohnt haͤtten. 1773. Auguſt. Von hier aus giengen wir das Thal weiter hinauf welches, wieder die gewoͤhnliche Art, in der Mitte keinen Bach hatte, und gegen die Berge zu in die Hoͤhe lief. Zur Linken war es von einem Berge eingeſchloſſen, den wir, ſo ſteil er auch war, zu beſteigen gedachten. Es ward uns aber herzlich ſauer, und unſer Tahitiſcher Begleiter lachte uns aus, daß wir vor Muͤdigkeit alle Augen- blick niederſitzen mußten, um wieder zu Athem zu kommen. Wir hoͤrten wie er hinter uns, zwar ſehr langſam, aber mit ofnem Munde, ſehr ſtark ſchnaubte. Wir verſuchten alſo nachzumachen, was vermuthlich die Natur ihn gelehrt hat- te, und fanden dieſe Methode auch wuͤrklich beſſer als das oͤftere kurze Athem-

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Zitationshilfe: Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 263. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_reise01_1778/318>, abgerufen am 21.11.2024.