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Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778.

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Forster's Reise um die Welt
1773.
Septem-
ber.
gestanden, Tubai sey: tata-ihno (ein böser Mann.) Sie schienen folglich über-
zeugt, daß das Recht auf unsrer Seite sey; gleichwohl hatte sich Capi-
tain Cook kaum ins Boot gesetzt, um zur Sicherheit des Marktplatzes ein
Commando See-Soldaten vom Schiffe zu holen, als der ganze Haufen mit
einemmale von uns fortrannte. Wir konnten nicht begreifen, was hieran
schuld sey; allein es dauerte kaum ein Paar Minuten, so klärte sich das Rätzel von
selbst auf, indem Dr. Sparrman fast ganz nackend und mit sichtbaren Merkma-
len einiger harten Schläge zu uns hergelaufen kam. Es hatten sich nemlich zwey
Indianer zu ihm gesellet und ihn, unter steten Freundschaftsversicherungen und mit
vielfältigem Tayo! gebeten, weiter ins Land heraufzugehen; allein, ehe er
sichs versahe, rissen sie ihm den Hirschfänger, welches sein einziges Gewehr
war, von der Seite, und als er sich hierauf bückte, um nach einem Steine zu
greifen, gaben sie ihm einen Schlag über den Kopf, daß er zu Boden fiel und rissen
ihm alsdann die Weste nebst andern Kleidungsstücken, die sich abstreifen ließen,
vom Leibe. Zwar machte er sich wieder von ihnen los und rannte gegen den
Strand herab; allein unglücklicherweise blieb er mit einem Fus in dem klei-
nern Strauchwerk hängen, worauf sie ihn wieder einholten und mit Schlägen
mißhandelten, davon verschiedene in die Schläfe trafen. Von diesen letztern
betäubt, zogen sie ihm das Hemd über den Kopf, und da es durch die Knöpfe
fest gehalten ward, so waren sie schon im Begriff, ihm die Hände abzuhacken, als
er zum großen Glück wieder zu sich selbst kam, und die Ermel mit den Zähnen auf-
biß, da denn die Räuber mit ihrer Beute davon liefen. Kaum hundert Schritt
weit von dem Ort, wo dieses vorgegangen war, saßen einige Indianer bey ihrer
Mittagsmalzeit, die ihn im Vorbeylaufen baten, sich bey ihnen niederzulassen;
allein er eilte was er konnte nach dem Marktplatze zu. Etwas weiter traf er zwey
Indianer an, die, als sie ihn nackend sahen, sogleich ihre eigne Ahaus (Kleider)
auszogen, ihn darinn einhülleten und bis zum Marktplatz hin begleiteten. Nach-
dem man diese rechtschaffnen Leute aufs Beste belohnt hatte, eilten wir alle
an Bord, in der Absicht mit stärkerer Mannschaft wieder nach dem Lande
zurückzukehren. Dr. Sparrman zog andre Kleider an und verfügte sich so-
dann mit uns nach Orihs Wohnung, wo wir unsre Klage anbrachten. Der
gute Alte war gleich bereit mit Capitain Cook gemeinschaftliche Sache zu ma-

Forſter’s Reiſe um die Welt
1773.
Septem-
ber.
geſtanden, Tubai ſey: tata-ihno (ein boͤſer Mann.) Sie ſchienen folglich uͤber-
zeugt, daß das Recht auf unſrer Seite ſey; gleichwohl hatte ſich Capi-
tain Cook kaum ins Boot geſetzt, um zur Sicherheit des Marktplatzes ein
Commando See-Soldaten vom Schiffe zu holen, als der ganze Haufen mit
einemmale von uns fortrannte. Wir konnten nicht begreifen, was hieran
ſchuld ſey; allein es dauerte kaum ein Paar Minuten, ſo klaͤrte ſich das Raͤtzel von
ſelbſt auf, indem Dr. Sparrman faſt ganz nackend und mit ſichtbaren Merkma-
len einiger harten Schlaͤge zu uns hergelaufen kam. Es hatten ſich nemlich zwey
Indianer zu ihm geſellet und ihn, unter ſteten Freundſchaftsverſicherungen und mit
vielfaͤltigem Tayo! gebeten, weiter ins Land heraufzugehen; allein, ehe er
ſichs verſahe, riſſen ſie ihm den Hirſchfaͤnger, welches ſein einziges Gewehr
war, von der Seite, und als er ſich hierauf buͤckte, um nach einem Steine zu
greifen, gaben ſie ihm einen Schlag uͤber den Kopf, daß er zu Boden fiel und riſſen
ihm alsdann die Weſte nebſt andern Kleidungsſtuͤcken, die ſich abſtreifen ließen,
vom Leibe. Zwar machte er ſich wieder von ihnen los und rannte gegen den
Strand herab; allein ungluͤcklicherweiſe blieb er mit einem Fus in dem klei-
nern Strauchwerk haͤngen, worauf ſie ihn wieder einholten und mit Schlaͤgen
mißhandelten, davon verſchiedene in die Schlaͤfe trafen. Von dieſen letztern
betaͤubt, zogen ſie ihm das Hemd uͤber den Kopf, und da es durch die Knoͤpfe
feſt gehalten ward, ſo waren ſie ſchon im Begriff, ihm die Haͤnde abzuhacken, als
er zum großen Gluͤck wieder zu ſich ſelbſt kam, und die Ermel mit den Zaͤhnen auf-
biß, da denn die Raͤuber mit ihrer Beute davon liefen. Kaum hundert Schritt
weit von dem Ort, wo dieſes vorgegangen war, ſaßen einige Indianer bey ihrer
Mittagsmalzeit, die ihn im Vorbeylaufen baten, ſich bey ihnen niederzulaſſen;
allein er eilte was er konnte nach dem Marktplatze zu. Etwas weiter traf er zwey
Indianer an, die, als ſie ihn nackend ſahen, ſogleich ihre eigne Ahaus (Kleider)
auszogen, ihn darinn einhuͤlleten und bis zum Marktplatz hin begleiteten. Nach-
dem man dieſe rechtſchaffnen Leute aufs Beſte belohnt hatte, eilten wir alle
an Bord, in der Abſicht mit ſtaͤrkerer Mannſchaft wieder nach dem Lande
zuruͤckzukehren. Dr. Sparrman zog andre Kleider an und verfuͤgte ſich ſo-
dann mit uns nach Orihs Wohnung, wo wir unſre Klage anbrachten. Der
gute Alte war gleich bereit mit Capitain Cook gemeinſchaftliche Sache zu ma-

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[290/0345] Forſter’s Reiſe um die Welt geſtanden, Tubai ſey: tata-ihno (ein boͤſer Mann.) Sie ſchienen folglich uͤber- zeugt, daß das Recht auf unſrer Seite ſey; gleichwohl hatte ſich Capi- tain Cook kaum ins Boot geſetzt, um zur Sicherheit des Marktplatzes ein Commando See-Soldaten vom Schiffe zu holen, als der ganze Haufen mit einemmale von uns fortrannte. Wir konnten nicht begreifen, was hieran ſchuld ſey; allein es dauerte kaum ein Paar Minuten, ſo klaͤrte ſich das Raͤtzel von ſelbſt auf, indem Dr. Sparrman faſt ganz nackend und mit ſichtbaren Merkma- len einiger harten Schlaͤge zu uns hergelaufen kam. Es hatten ſich nemlich zwey Indianer zu ihm geſellet und ihn, unter ſteten Freundſchaftsverſicherungen und mit vielfaͤltigem Tayo! gebeten, weiter ins Land heraufzugehen; allein, ehe er ſichs verſahe, riſſen ſie ihm den Hirſchfaͤnger, welches ſein einziges Gewehr war, von der Seite, und als er ſich hierauf buͤckte, um nach einem Steine zu greifen, gaben ſie ihm einen Schlag uͤber den Kopf, daß er zu Boden fiel und riſſen ihm alsdann die Weſte nebſt andern Kleidungsſtuͤcken, die ſich abſtreifen ließen, vom Leibe. Zwar machte er ſich wieder von ihnen los und rannte gegen den Strand herab; allein ungluͤcklicherweiſe blieb er mit einem Fus in dem klei- nern Strauchwerk haͤngen, worauf ſie ihn wieder einholten und mit Schlaͤgen mißhandelten, davon verſchiedene in die Schlaͤfe trafen. Von dieſen letztern betaͤubt, zogen ſie ihm das Hemd uͤber den Kopf, und da es durch die Knoͤpfe feſt gehalten ward, ſo waren ſie ſchon im Begriff, ihm die Haͤnde abzuhacken, als er zum großen Gluͤck wieder zu ſich ſelbſt kam, und die Ermel mit den Zaͤhnen auf- biß, da denn die Raͤuber mit ihrer Beute davon liefen. Kaum hundert Schritt weit von dem Ort, wo dieſes vorgegangen war, ſaßen einige Indianer bey ihrer Mittagsmalzeit, die ihn im Vorbeylaufen baten, ſich bey ihnen niederzulaſſen; allein er eilte was er konnte nach dem Marktplatze zu. Etwas weiter traf er zwey Indianer an, die, als ſie ihn nackend ſahen, ſogleich ihre eigne Ahaus (Kleider) auszogen, ihn darinn einhuͤlleten und bis zum Marktplatz hin begleiteten. Nach- dem man dieſe rechtſchaffnen Leute aufs Beſte belohnt hatte, eilten wir alle an Bord, in der Abſicht mit ſtaͤrkerer Mannſchaft wieder nach dem Lande zuruͤckzukehren. Dr. Sparrman zog andre Kleider an und verfuͤgte ſich ſo- dann mit uns nach Orihs Wohnung, wo wir unſre Klage anbrachten. Der gute Alte war gleich bereit mit Capitain Cook gemeinſchaftliche Sache zu ma- 1773. Septem- ber.

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Zitationshilfe: Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 290. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_reise01_1778/345>, abgerufen am 21.11.2024.