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Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778.

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Forster's Reise um die Welt

1774.
März.

Der Capitain war im Handel mit den Leuten nicht glücklich gewesen.
Sie schienen keine Lebensmittel übrig zu haben. Ein Paar Matten-Körbe mit
süßen Kartoffeln, etwas Zucker-Rohr, einige Klumpen Pisangs und zwey oder
drey kleine schon gahr gemachte Hühner; das war alles, was er für etwas Eisen-
Geräthschaften und Tahitisches Zeug einzuhandeln im Stande gewesen war. Er
hatte den Leuten Corallen geschenkt, welche sie aber immer mit Verachtung weit
von sich geworfen, was sie hingegen von andern Sachen an und um uns sahen,
verlangten sie zu haben, ob sie schon nichts wieder zu geben hatten. Während
unsrer Abwesenheit hatten sie sich vom Landungsplatze ziemlich verlaufen,
und schienen nach ihren Wohnungen zum Mittags-Essen gegangen zu seyn. Die
Zahl der Weiber war in Verhältniß zu den Männern immer sehr geringe. Bey
unsrer Landung sahen wir ihrer nicht über zwölf oder funfzehn, und jetzt waren
nur noch sechs oder sieben zugegen. Sie waren weder zurückhaltend noch keusch;
für ein Stückchen Tahitisches Zeug hatten unsre Matrosen von ihnen was sie
wollten. Ihre Gesichtszüge dünkten uns sanft genug, und der große gespitzte
Hut gab ihnen ein leichtfertiges, buhlerisches Ansehen. Noch ehe es Mittag
war, kehrten wir an Bord zurück und theilten die eingekauften Bäume, Früchte
und Wurzeln, so weit sie reichen wollten, unter die Mannschaft aus, zur
großen Stärkung unsrer Kranken, die nach einer Erfrischung schmachteten.
Wir kosteten auch von den Hühnern, die in grüne Blätter gewickelt, mit heißen
Steinen unter der Erde gahr gemacht zu seyn schienen, welche Art der Zurich-
tung in allen Inseln der Südsee, so viel wir deren bisher gefunden hatten, üblich
ist. Die Kartoffeln waren goldgelb und so süß als gelbe Rüben; daher schmeck-
ten sie auch nicht einem Jeden; doch waren sie nahrhaft und sehr antiscorbutisch.
Der Saft aller hiesigen Gewächse, schien durch die Hitze und die Trockenheit
des Bodens ungemein concentrirt zu seyn. Die Pisangs wurden in ihrer Art
für vortreflich gehalten, und das Zucker-Rohr war süßer als wirs in Tahiti ge-
funden hatten.

Nachmittages giengen wir wiederum ans Land, und in einem andern
Boote ward ein Officier mit der nöthigen Mannschaft ans Land geschickt, um
beym Brunnen die Wasserfässer füllen zu lassen. Wir trafen nur wenig Leute
am Landungsplatze an, unter selbigen aber bemerkten wir einen, der ein gewisses

Forſter’s Reiſe um die Welt

1774.
Maͤrz.

Der Capitain war im Handel mit den Leuten nicht gluͤcklich geweſen.
Sie ſchienen keine Lebensmittel uͤbrig zu haben. Ein Paar Matten-Koͤrbe mit
ſuͤßen Kartoffeln, etwas Zucker-Rohr, einige Klumpen Piſangs und zwey oder
drey kleine ſchon gahr gemachte Huͤhner; das war alles, was er fuͤr etwas Eiſen-
Geraͤthſchaften und Tahitiſches Zeug einzuhandeln im Stande geweſen war. Er
hatte den Leuten Corallen geſchenkt, welche ſie aber immer mit Verachtung weit
von ſich geworfen, was ſie hingegen von andern Sachen an und um uns ſahen,
verlangten ſie zu haben, ob ſie ſchon nichts wieder zu geben hatten. Waͤhrend
unſrer Abweſenheit hatten ſie ſich vom Landungsplatze ziemlich verlaufen,
und ſchienen nach ihren Wohnungen zum Mittags-Eſſen gegangen zu ſeyn. Die
Zahl der Weiber war in Verhaͤltniß zu den Maͤnnern immer ſehr geringe. Bey
unſrer Landung ſahen wir ihrer nicht uͤber zwoͤlf oder funfzehn, und jetzt waren
nur noch ſechs oder ſieben zugegen. Sie waren weder zuruͤckhaltend noch keuſch;
fuͤr ein Stuͤckchen Tahitiſches Zeug hatten unſre Matroſen von ihnen was ſie
wollten. Ihre Geſichtszuͤge duͤnkten uns ſanft genug, und der große geſpitzte
Hut gab ihnen ein leichtfertiges, buhleriſches Anſehen. Noch ehe es Mittag
war, kehrten wir an Bord zuruͤck und theilten die eingekauften Baͤume, Fruͤchte
und Wurzeln, ſo weit ſie reichen wollten, unter die Mannſchaft aus, zur
großen Staͤrkung unſrer Kranken, die nach einer Erfriſchung ſchmachteten.
Wir koſteten auch von den Huͤhnern, die in gruͤne Blaͤtter gewickelt, mit heißen
Steinen unter der Erde gahr gemacht zu ſeyn ſchienen, welche Art der Zurich-
tung in allen Inſeln der Suͤdſee, ſo viel wir deren bisher gefunden hatten, uͤblich
iſt. Die Kartoffeln waren goldgelb und ſo ſuͤß als gelbe Ruͤben; daher ſchmeck-
ten ſie auch nicht einem Jeden; doch waren ſie nahrhaft und ſehr antiſcorbutiſch.
Der Saft aller hieſigen Gewaͤchſe, ſchien durch die Hitze und die Trockenheit
des Bodens ungemein concentrirt zu ſeyn. Die Piſangs wurden in ihrer Art
fuͤr vortreflich gehalten, und das Zucker-Rohr war ſuͤßer als wirs in Tahiti ge-
funden hatten.

Nachmittages giengen wir wiederum ans Land, und in einem andern
Boote ward ein Officier mit der noͤthigen Mannſchaft ans Land geſchickt, um
beym Brunnen die Waſſerfaͤſſer fuͤllen zu laſſen. Wir trafen nur wenig Leute
am Landungsplatze an, unter ſelbigen aber bemerkten wir einen, der ein gewiſſes

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[430/0489] Forſter’s Reiſe um die Welt Der Capitain war im Handel mit den Leuten nicht gluͤcklich geweſen. Sie ſchienen keine Lebensmittel uͤbrig zu haben. Ein Paar Matten-Koͤrbe mit ſuͤßen Kartoffeln, etwas Zucker-Rohr, einige Klumpen Piſangs und zwey oder drey kleine ſchon gahr gemachte Huͤhner; das war alles, was er fuͤr etwas Eiſen- Geraͤthſchaften und Tahitiſches Zeug einzuhandeln im Stande geweſen war. Er hatte den Leuten Corallen geſchenkt, welche ſie aber immer mit Verachtung weit von ſich geworfen, was ſie hingegen von andern Sachen an und um uns ſahen, verlangten ſie zu haben, ob ſie ſchon nichts wieder zu geben hatten. Waͤhrend unſrer Abweſenheit hatten ſie ſich vom Landungsplatze ziemlich verlaufen, und ſchienen nach ihren Wohnungen zum Mittags-Eſſen gegangen zu ſeyn. Die Zahl der Weiber war in Verhaͤltniß zu den Maͤnnern immer ſehr geringe. Bey unſrer Landung ſahen wir ihrer nicht uͤber zwoͤlf oder funfzehn, und jetzt waren nur noch ſechs oder ſieben zugegen. Sie waren weder zuruͤckhaltend noch keuſch; fuͤr ein Stuͤckchen Tahitiſches Zeug hatten unſre Matroſen von ihnen was ſie wollten. Ihre Geſichtszuͤge duͤnkten uns ſanft genug, und der große geſpitzte Hut gab ihnen ein leichtfertiges, buhleriſches Anſehen. Noch ehe es Mittag war, kehrten wir an Bord zuruͤck und theilten die eingekauften Baͤume, Fruͤchte und Wurzeln, ſo weit ſie reichen wollten, unter die Mannſchaft aus, zur großen Staͤrkung unſrer Kranken, die nach einer Erfriſchung ſchmachteten. Wir koſteten auch von den Huͤhnern, die in gruͤne Blaͤtter gewickelt, mit heißen Steinen unter der Erde gahr gemacht zu ſeyn ſchienen, welche Art der Zurich- tung in allen Inſeln der Suͤdſee, ſo viel wir deren bisher gefunden hatten, uͤblich iſt. Die Kartoffeln waren goldgelb und ſo ſuͤß als gelbe Ruͤben; daher ſchmeck- ten ſie auch nicht einem Jeden; doch waren ſie nahrhaft und ſehr antiſcorbutiſch. Der Saft aller hieſigen Gewaͤchſe, ſchien durch die Hitze und die Trockenheit des Bodens ungemein concentrirt zu ſeyn. Die Piſangs wurden in ihrer Art fuͤr vortreflich gehalten, und das Zucker-Rohr war ſuͤßer als wirs in Tahiti ge- funden hatten. Nachmittages giengen wir wiederum ans Land, und in einem andern Boote ward ein Officier mit der noͤthigen Mannſchaft ans Land geſchickt, um beym Brunnen die Waſſerfaͤſſer fuͤllen zu laſſen. Wir trafen nur wenig Leute am Landungsplatze an, unter ſelbigen aber bemerkten wir einen, der ein gewiſſes

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Zitationshilfe: Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 430. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_reise01_1778/489>, abgerufen am 22.11.2024.