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Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 2. Berlin, 1780.

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Forster's Reise um die Welt
1774.
Julius.
östliche Ende der Insel war dagegen flach und mit allerhand Bäumen besetzt.
Besonders erblickten wir die Palmen in unzählbarer Menge, und sahen sie zu
unsrer Verwunderung auf den Bergen wachsen, welches uns noch auf keiner an-
dern Insel vorgekommen war. Von dem steilen und mit allerhand Ge-
sträuch bewachsnem Ufer, stürzten sich beträchtliche Cascaden in die See herab,
welches diese Gegend dem romantischen Ufer von Dusky-Bay, ungemein
ähnlich machte. Auf dem Wasser wurden wir eine schlafende Schildkröte gewahr,
welche des heftigen Windes ohnerachtet, ganz geruhig fort schlief. Um zwischen
der Isle des Lepreux und Aurora-Insel hindurch zu kommen, lavirten wir die
ganze Nacht über gen Süden, und befanden uns am Morgen um 8 Uhr dicht an
der ersteren. In dieser Gegend wagte sich ein einziger Indianer mit seinem klei-
nen Canot in See, und bald nachher wurden wir noch drey andere gewahr, die
ihr Canot ebenfalls flott machten, um zu uns heran zu kommen. Noch andre sa-
ßen auf den Felsen und gafften von dort her das Schiff an. Sie waren zum Theil
vom Kopfe bis auf die Brust schwarz gemacht; giengen aber sonst ganz nackend,
außer daß sie einen Strick um den Unterleib und etwas Weißes auf dem Kopfe
trugen. Nur ein einziger von allen hatte ein Stück Zeug, das, wie ein Ordens-
band, von der einen Schulter bis auf die gegenüber stehende Hüfte reichte, und
von da, in Gestalt einer Scherffe, um die Lenden geschlagen war. Es schien von
weißer Farbe, aber ziemlich schmutzig und mit einem rothen Rande versehen zu seyn.
Die Leute selbst waren durchgehends von dunkelbrauner Farbe, mit Bogen und
langen Pfeilen bewaffnet. Die in den Canots, ruderten dicht zu uns heran,
und redeten eine ganze Weile sehr laut und deutlich, ihre Sprache aber war
uns gänzlich unbekannt; wir konnten sie auch nicht näher untersuchen, weil die
Leute schlechterdings nicht an Bord kommen wollten. Als wir, im Laviren, das
Schiff wiederum seewärts wendeten, verließen sie uns und kehrten nach dem
Lande zurück. Zwischen den Felsen waren hin und wieder Rohrhürden aufge-
stellt, vermuthlich, um darinn auf eben die Art als mit Reusen Fische zu fangen.

Mittlerweile kamen wir der Aurora-Insel ganz nahe, und fanden
sie überall mit einer herrlich grünenden Waldung bedeckt, auch rings herum mit ei-
nem schönen Strande versehen. Eine Menge von Schlingpflanzen hatte sich
um die höchsten Stämme und von einem Baum nach dem andern hingerankt, so

daß

Forſter’s Reiſe um die Welt
1774.
Julius.
oͤſtliche Ende der Inſel war dagegen flach und mit allerhand Baͤumen beſetzt.
Beſonders erblickten wir die Palmen in unzaͤhlbarer Menge, und ſahen ſie zu
unſrer Verwunderung auf den Bergen wachſen, welches uns noch auf keiner an-
dern Inſel vorgekommen war. Von dem ſteilen und mit allerhand Ge-
ſtraͤuch bewachsnem Ufer, ſtuͤrzten ſich betraͤchtliche Cascaden in die See herab,
welches dieſe Gegend dem romantiſchen Ufer von Dusky-Bay, ungemein
aͤhnlich machte. Auf dem Waſſer wurden wir eine ſchlafende Schildkroͤte gewahr,
welche des heftigen Windes ohnerachtet, ganz geruhig fort ſchlief. Um zwiſchen
der Iſle des Lepreux und Aurora-Inſel hindurch zu kommen, lavirten wir die
ganze Nacht uͤber gen Suͤden, und befanden uns am Morgen um 8 Uhr dicht an
der erſteren. In dieſer Gegend wagte ſich ein einziger Indianer mit ſeinem klei-
nen Canot in See, und bald nachher wurden wir noch drey andere gewahr, die
ihr Canot ebenfalls flott machten, um zu uns heran zu kommen. Noch andre ſa-
ßen auf den Felſen und gafften von dort her das Schiff an. Sie waren zum Theil
vom Kopfe bis auf die Bruſt ſchwarz gemacht; giengen aber ſonſt ganz nackend,
außer daß ſie einen Strick um den Unterleib und etwas Weißes auf dem Kopfe
trugen. Nur ein einziger von allen hatte ein Stuͤck Zeug, das, wie ein Ordens-
band, von der einen Schulter bis auf die gegenuͤber ſtehende Huͤfte reichte, und
von da, in Geſtalt einer Scherffe, um die Lenden geſchlagen war. Es ſchien von
weißer Farbe, aber ziemlich ſchmutzig und mit einem rothen Rande verſehen zu ſeyn.
Die Leute ſelbſt waren durchgehends von dunkelbrauner Farbe, mit Bogen und
langen Pfeilen bewaffnet. Die in den Canots, ruderten dicht zu uns heran,
und redeten eine ganze Weile ſehr laut und deutlich, ihre Sprache aber war
uns gaͤnzlich unbekannt; wir konnten ſie auch nicht naͤher unterſuchen, weil die
Leute ſchlechterdings nicht an Bord kommen wollten. Als wir, im Laviren, das
Schiff wiederum ſeewaͤrts wendeten, verließen ſie uns und kehrten nach dem
Lande zuruͤck. Zwiſchen den Felſen waren hin und wieder Rohrhuͤrden aufge-
ſtellt, vermuthlich, um darinn auf eben die Art als mit Reuſen Fiſche zu fangen.

Mittlerweile kamen wir der Aurora-Inſel ganz nahe, und fanden
ſie uͤberall mit einer herrlich gruͤnenden Waldung bedeckt, auch rings herum mit ei-
nem ſchoͤnen Strande verſehen. Eine Menge von Schlingpflanzen hatte ſich
um die hoͤchſten Staͤmme und von einem Baum nach dem andern hingerankt, ſo

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[160/0172] Forſter’s Reiſe um die Welt oͤſtliche Ende der Inſel war dagegen flach und mit allerhand Baͤumen beſetzt. Beſonders erblickten wir die Palmen in unzaͤhlbarer Menge, und ſahen ſie zu unſrer Verwunderung auf den Bergen wachſen, welches uns noch auf keiner an- dern Inſel vorgekommen war. Von dem ſteilen und mit allerhand Ge- ſtraͤuch bewachsnem Ufer, ſtuͤrzten ſich betraͤchtliche Cascaden in die See herab, welches dieſe Gegend dem romantiſchen Ufer von Dusky-Bay, ungemein aͤhnlich machte. Auf dem Waſſer wurden wir eine ſchlafende Schildkroͤte gewahr, welche des heftigen Windes ohnerachtet, ganz geruhig fort ſchlief. Um zwiſchen der Iſle des Lepreux und Aurora-Inſel hindurch zu kommen, lavirten wir die ganze Nacht uͤber gen Suͤden, und befanden uns am Morgen um 8 Uhr dicht an der erſteren. In dieſer Gegend wagte ſich ein einziger Indianer mit ſeinem klei- nen Canot in See, und bald nachher wurden wir noch drey andere gewahr, die ihr Canot ebenfalls flott machten, um zu uns heran zu kommen. Noch andre ſa- ßen auf den Felſen und gafften von dort her das Schiff an. Sie waren zum Theil vom Kopfe bis auf die Bruſt ſchwarz gemacht; giengen aber ſonſt ganz nackend, außer daß ſie einen Strick um den Unterleib und etwas Weißes auf dem Kopfe trugen. Nur ein einziger von allen hatte ein Stuͤck Zeug, das, wie ein Ordens- band, von der einen Schulter bis auf die gegenuͤber ſtehende Huͤfte reichte, und von da, in Geſtalt einer Scherffe, um die Lenden geſchlagen war. Es ſchien von weißer Farbe, aber ziemlich ſchmutzig und mit einem rothen Rande verſehen zu ſeyn. Die Leute ſelbſt waren durchgehends von dunkelbrauner Farbe, mit Bogen und langen Pfeilen bewaffnet. Die in den Canots, ruderten dicht zu uns heran, und redeten eine ganze Weile ſehr laut und deutlich, ihre Sprache aber war uns gaͤnzlich unbekannt; wir konnten ſie auch nicht naͤher unterſuchen, weil die Leute ſchlechterdings nicht an Bord kommen wollten. Als wir, im Laviren, das Schiff wiederum ſeewaͤrts wendeten, verließen ſie uns und kehrten nach dem Lande zuruͤck. Zwiſchen den Felſen waren hin und wieder Rohrhuͤrden aufge- ſtellt, vermuthlich, um darinn auf eben die Art als mit Reuſen Fiſche zu fangen. 1774. Julius. Mittlerweile kamen wir der Aurora-Inſel ganz nahe, und fanden ſie uͤberall mit einer herrlich gruͤnenden Waldung bedeckt, auch rings herum mit ei- nem ſchoͤnen Strande verſehen. Eine Menge von Schlingpflanzen hatte ſich um die hoͤchſten Staͤmme und von einem Baum nach dem andern hingerankt, ſo daß

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Zitationshilfe: Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 2. Berlin, 1780, S. 160. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_reise02_1780/172>, abgerufen am 23.11.2024.