Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 2. Berlin, 1780.

Bild:
<< vorherige Seite

in den Jahren 1772 bis 1775.
ches wir am vorigen Tage gegen Süden entdeckt hatten. Unterwegens kamen wir1774.
Julius.

bey Drey-Hügel-Eyland vorüber und auf ein Paar andre Eylande zu, die nur
wenige See-Meilen davon gen Süden lagen. Sie waren ungleich kleiner, den-
noch aber, so gut als jenes, mit Waldung und anmuthigem Grün bekleidet. Zwi-
schen einer von diesen Inseln und einem hohen, säulenförmigen Felsen, seegelten
wir mitten durch und nannten den Felsen, seiner Figur wegen, das Monu-
ment
. *) Die Wellen, die stets mit Ungestüm dagegen anprallten, hatten
viele tiefe Furchen darinn gemacht. Der ganze Felsen ragte ohngefähr 300 Fus
hoch aus der See hervor, war schwärzlich anzusehen und nicht ganz ohne alle
Pflanzen. Tölpel und Meerschwalben flogen häufig darum her, und schienen
darauf genistet zu haben. Das Eyland, welchem dies Monument nahe lag,
nannte Capitain Cook Two-Hills-Island, Zween Hügel-Eyland, weil nur
zwo Anhöhen von merklicher Größe darauf befindlich waren.

Von hier aus steuerten wir Südwärts, auf das in dortiger Gegend, am
24sten, entdeckte große Land zu. Von Südwesten sahen wir ein Canot mit auf-
gespanntem dreyeckigen Seegel, ziemlich weit von der Drey-Hügel-Insel,
hinfahren. Es ist also wahrscheinlich, daß die Bewohner dieser Gruppe
von Eylanden, so gut als die Leute auf den Societäts- und freundschaftli-
chen Eylanden
, Verkehr und Umgang mit einander haben. Nachmittags waren
wir fast bis an die südliche Insel gekommen, welche jetzt aus zwoen zu beste-
hen schien, und wollten eben daran vorbey laufen, als der Wind mit einemmale
aufhörte, und dagegen die Fluth oder See-Strömung, das Schiff unaufhaltsam gen
Westen forttrieb. Solchergestalt befanden wir uns diese Nacht, wie in der
vorigen, wiederum in einer gefährlichen Lage; doch mit dem Unterschiede, daß
der Mond sehr helle schien, und wir also deutlich sehen konnten, wie schnell uns
die Fluth auf das westliche Eyland zuführte. Wir mußten befürchten, an
dem Nord-Ende desselben zu scheitern, und desto schrecklicher zu schei-
tern, da es aus schwarzen, hohen und beynahe senkrechten Felsen bestand, an
deren Fuß ein schmaler, mit Klippen besäeter Strand befindlich war. Bis gegen

*) Die Säule, die in London zum Andenken des großen Brandes errichtet ist, heißt kat;
exokhen das Monument. Dieser Umstand gab zur Benennung des oeben erwähnten Fel-
sen Anlaß.

in den Jahren 1772 bis 1775.
ches wir am vorigen Tage gegen Suͤden entdeckt hatten. Unterwegens kamen wir1774.
Julius.

bey Drey-Huͤgel-Eyland voruͤber und auf ein Paar andre Eylande zu, die nur
wenige See-Meilen davon gen Suͤden lagen. Sie waren ungleich kleiner, den-
noch aber, ſo gut als jenes, mit Waldung und anmuthigem Gruͤn bekleidet. Zwi-
ſchen einer von dieſen Inſeln und einem hohen, ſaͤulenfoͤrmigen Felſen, ſeegelten
wir mitten durch und nannten den Felſen, ſeiner Figur wegen, das Monu-
ment
. *) Die Wellen, die ſtets mit Ungeſtuͤm dagegen anprallten, hatten
viele tiefe Furchen darinn gemacht. Der ganze Felſen ragte ohngefaͤhr 300 Fus
hoch aus der See hervor, war ſchwaͤrzlich anzuſehen und nicht ganz ohne alle
Pflanzen. Toͤlpel und Meerſchwalben flogen haͤufig darum her, und ſchienen
darauf geniſtet zu haben. Das Eyland, welchem dies Monument nahe lag,
nannte Capitain Cook Two-Hills-Island, Zween Huͤgel-Eyland, weil nur
zwo Anhoͤhen von merklicher Groͤße darauf befindlich waren.

Von hier aus ſteuerten wir Suͤdwaͤrts, auf das in dortiger Gegend, am
24ſten, entdeckte große Land zu. Von Suͤdweſten ſahen wir ein Canot mit auf-
geſpanntem dreyeckigen Seegel, ziemlich weit von der Drey-Huͤgel-Inſel,
hinfahren. Es iſt alſo wahrſcheinlich, daß die Bewohner dieſer Gruppe
von Eylanden, ſo gut als die Leute auf den Societaͤts- und freundſchaftli-
chen Eylanden
, Verkehr und Umgang mit einander haben. Nachmittags waren
wir faſt bis an die ſuͤdliche Inſel gekommen, welche jetzt aus zwoen zu beſte-
hen ſchien, und wollten eben daran vorbey laufen, als der Wind mit einemmale
aufhoͤrte, und dagegen die Fluth oder See-Stroͤmung, das Schiff unaufhaltſam gen
Weſten forttrieb. Solchergeſtalt befanden wir uns dieſe Nacht, wie in der
vorigen, wiederum in einer gefaͤhrlichen Lage; doch mit dem Unterſchiede, daß
der Mond ſehr helle ſchien, und wir alſo deutlich ſehen konnten, wie ſchnell uns
die Fluth auf das weſtliche Eyland zufuͤhrte. Wir mußten befuͤrchten, an
dem Nord-Ende deſſelben zu ſcheitern, und deſto ſchrecklicher zu ſchei-
tern, da es aus ſchwarzen, hohen und beynahe ſenkrechten Felſen beſtand, an
deren Fuß ein ſchmaler, mit Klippen beſaͤeter Strand befindlich war. Bis gegen

*) Die Saͤule, die in London zum Andenken des großen Brandes errichtet iſt, heißt κατ·
ἐξοχην das Monument. Dieſer Umſtand gab zur Benennung des oeben erwaͤhnten Fel-
ſen Anlaß.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0205" n="191"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">in den Jahren 1772 bis 1775.</hi></fw><lb/>
ches wir am vorigen Tage gegen Su&#x0364;den entdeckt hatten. Unterwegens kamen wir<note place="right">1774.<lb/>
Julius.</note><lb/>
bey <hi rendition="#fr"><placeName>Drey-Hu&#x0364;gel-Eyland</placeName></hi> voru&#x0364;ber und auf ein Paar andre Eylande zu, die nur<lb/>
wenige See-Meilen davon gen Su&#x0364;den lagen. Sie waren ungleich kleiner, den-<lb/>
noch aber, &#x017F;o gut als jenes, mit Waldung und anmuthigem Gru&#x0364;n bekleidet. Zwi-<lb/>
&#x017F;chen einer von die&#x017F;en In&#x017F;eln und einem hohen, &#x017F;a&#x0364;ulenfo&#x0364;rmigen Fel&#x017F;en, &#x017F;eegelten<lb/>
wir mitten durch und nannten den Fel&#x017F;en, &#x017F;einer Figur wegen, das <hi rendition="#fr">Monu-<lb/>
ment</hi>. <note place="foot" n="*)">Die Sa&#x0364;ule, die in <placeName>London</placeName> zum Andenken des großen Brandes errichtet i&#x017F;t, heißt &#x03BA;&#x03B1;&#x03C4;&#x0387;<lb/>
&#x1F10;&#x03BE;&#x03BF;&#x03C7;&#x03B7;&#x03BD; das <hi rendition="#fr">Monument</hi>. Die&#x017F;er Um&#x017F;tand gab zur Benennung des oeben erwa&#x0364;hnten Fel-<lb/>
&#x017F;en Anlaß.</note> Die Wellen, die &#x017F;tets mit Unge&#x017F;tu&#x0364;m dagegen anprallten, hatten<lb/>
viele tiefe Furchen darinn gemacht. Der ganze Fel&#x017F;en ragte ohngefa&#x0364;hr 300 Fus<lb/>
hoch aus der See hervor, war &#x017F;chwa&#x0364;rzlich anzu&#x017F;ehen und nicht ganz ohne alle<lb/>
Pflanzen. <hi rendition="#fr">To&#x0364;lpel</hi> und <hi rendition="#fr">Meer&#x017F;chwalben</hi> flogen ha&#x0364;ufig darum her, und &#x017F;chienen<lb/>
darauf geni&#x017F;tet zu haben. Das Eyland, welchem dies Monument nahe lag,<lb/>
nannte Capitain <hi rendition="#fr"><persName>Cook</persName></hi> <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq"><placeName>Two-Hills-Island</placeName>,</hi></hi> <hi rendition="#fr"><placeName>Zween Hu&#x0364;gel-Eyland</placeName></hi>, weil nur<lb/>
zwo Anho&#x0364;hen von merklicher Gro&#x0364;ße darauf befindlich waren.</p><lb/>
        <p>Von hier aus &#x017F;teuerten wir Su&#x0364;dwa&#x0364;rts, auf das in dortiger Gegend, am<lb/>
24&#x017F;ten, entdeckte große Land zu. Von Su&#x0364;dwe&#x017F;ten &#x017F;ahen wir ein Canot mit auf-<lb/>
ge&#x017F;panntem dreyeckigen Seegel, ziemlich weit von der <hi rendition="#fr"><placeName>Drey-Hu&#x0364;gel-In&#x017F;el</placeName></hi>,<lb/>
hinfahren. Es i&#x017F;t al&#x017F;o wahr&#x017F;cheinlich, daß die Bewohner die&#x017F;er Gruppe<lb/>
von Eylanden, &#x017F;o gut als die Leute auf den <placeName full="abb"><hi rendition="#fr">Societa&#x0364;ts</hi>-</placeName> und <placeName><hi rendition="#fr">freund&#x017F;chaftli-<lb/>
chen Eylanden</hi></placeName>, Verkehr und Umgang mit einander haben. Nachmittags waren<lb/>
wir fa&#x017F;t bis an die &#x017F;u&#x0364;dliche In&#x017F;el gekommen, welche jetzt aus zwoen zu be&#x017F;te-<lb/>
hen &#x017F;chien, und wollten eben daran vorbey laufen, als der Wind mit einemmale<lb/>
aufho&#x0364;rte, und dagegen die Fluth oder See-Stro&#x0364;mung, das Schiff unaufhalt&#x017F;am gen<lb/>
We&#x017F;ten forttrieb. Solcherge&#x017F;talt befanden wir uns die&#x017F;e Nacht, wie in der<lb/>
vorigen, wiederum in einer gefa&#x0364;hrlichen Lage; doch mit dem Unter&#x017F;chiede, daß<lb/>
der Mond &#x017F;ehr helle &#x017F;chien, und wir al&#x017F;o deutlich &#x017F;ehen konnten, wie &#x017F;chnell uns<lb/>
die Fluth auf das we&#x017F;tliche Eyland zufu&#x0364;hrte. Wir mußten befu&#x0364;rchten, an<lb/>
dem Nord-Ende de&#x017F;&#x017F;elben zu &#x017F;cheitern, und de&#x017F;to &#x017F;chrecklicher zu &#x017F;chei-<lb/>
tern, da es aus &#x017F;chwarzen, hohen und beynahe &#x017F;enkrechten Fel&#x017F;en be&#x017F;tand, an<lb/>
deren Fuß ein &#x017F;chmaler, mit Klippen be&#x017F;a&#x0364;eter Strand befindlich war. Bis gegen<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[191/0205] in den Jahren 1772 bis 1775. ches wir am vorigen Tage gegen Suͤden entdeckt hatten. Unterwegens kamen wir bey Drey-Huͤgel-Eyland voruͤber und auf ein Paar andre Eylande zu, die nur wenige See-Meilen davon gen Suͤden lagen. Sie waren ungleich kleiner, den- noch aber, ſo gut als jenes, mit Waldung und anmuthigem Gruͤn bekleidet. Zwi- ſchen einer von dieſen Inſeln und einem hohen, ſaͤulenfoͤrmigen Felſen, ſeegelten wir mitten durch und nannten den Felſen, ſeiner Figur wegen, das Monu- ment. *) Die Wellen, die ſtets mit Ungeſtuͤm dagegen anprallten, hatten viele tiefe Furchen darinn gemacht. Der ganze Felſen ragte ohngefaͤhr 300 Fus hoch aus der See hervor, war ſchwaͤrzlich anzuſehen und nicht ganz ohne alle Pflanzen. Toͤlpel und Meerſchwalben flogen haͤufig darum her, und ſchienen darauf geniſtet zu haben. Das Eyland, welchem dies Monument nahe lag, nannte Capitain Cook Two-Hills-Island, Zween Huͤgel-Eyland, weil nur zwo Anhoͤhen von merklicher Groͤße darauf befindlich waren. 1774. Julius. Von hier aus ſteuerten wir Suͤdwaͤrts, auf das in dortiger Gegend, am 24ſten, entdeckte große Land zu. Von Suͤdweſten ſahen wir ein Canot mit auf- geſpanntem dreyeckigen Seegel, ziemlich weit von der Drey-Huͤgel-Inſel, hinfahren. Es iſt alſo wahrſcheinlich, daß die Bewohner dieſer Gruppe von Eylanden, ſo gut als die Leute auf den Societaͤts- und freundſchaftli- chen Eylanden, Verkehr und Umgang mit einander haben. Nachmittags waren wir faſt bis an die ſuͤdliche Inſel gekommen, welche jetzt aus zwoen zu beſte- hen ſchien, und wollten eben daran vorbey laufen, als der Wind mit einemmale aufhoͤrte, und dagegen die Fluth oder See-Stroͤmung, das Schiff unaufhaltſam gen Weſten forttrieb. Solchergeſtalt befanden wir uns dieſe Nacht, wie in der vorigen, wiederum in einer gefaͤhrlichen Lage; doch mit dem Unterſchiede, daß der Mond ſehr helle ſchien, und wir alſo deutlich ſehen konnten, wie ſchnell uns die Fluth auf das weſtliche Eyland zufuͤhrte. Wir mußten befuͤrchten, an dem Nord-Ende deſſelben zu ſcheitern, und deſto ſchrecklicher zu ſchei- tern, da es aus ſchwarzen, hohen und beynahe ſenkrechten Felſen beſtand, an deren Fuß ein ſchmaler, mit Klippen beſaͤeter Strand befindlich war. Bis gegen *) Die Saͤule, die in London zum Andenken des großen Brandes errichtet iſt, heißt κατ· ἐξοχην das Monument. Dieſer Umſtand gab zur Benennung des oeben erwaͤhnten Fel- ſen Anlaß.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/forster_reise02_1780
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/forster_reise02_1780/205
Zitationshilfe: Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 2. Berlin, 1780, S. 191. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_reise02_1780/205>, abgerufen am 21.11.2024.