Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 2. Berlin, 1780.
Forster's Reise um die Welt 1774.August.nicht mehr so genau darauf, sondern vertauschen beydes, Keulen und Speere. Mein Vater gab Pao-vjangom für das Schwein, welches dieser ihm gestern geschenkt hatte, ein Beil, und zeigte ihm zugleich wie es gebraucht werden müsse. Das gefiel ihm so wohl, daß ers unter seinen Landsleuten sogleich weiter bekannt machte. Nun entstand bald häufig Nachfrage nach Beilen. Wir versprachen ihnen auch welche, wenn sie uns Schweine dafür bringen würden, das erfolgte aber nicht. Zum Behuf astronomischer Beobachtungen ließ der Capitain für Herrn Wales heut ein Zelt aufschlagen. Unter denen Wilden die sich bey dieser Gelegenheit versammleten, gab es einige die ziemlich übermü- thig waren, herum tanzten, und dabey mit ihren Speeren droheten. Zu Thät- lichkeiten kam es indessen nicht, und gegen Mittag giengen wir in Gesellschaft des Capitains ruhig an Bord zurück. Kaum waren wir daselbst angelangt, als von einem See-Soldaten, deren etliche unter Commando des Lieutenants am Lande geblieben waren, ein Schuß geschahe, weshalb man die Einwoh- ner in ziemlicher Verwirrung untereinander herumlaufen sahe. Sie wurden jedoch bald wieder ruhig, und fanden sich von neuen auf dem Strande ein. Bey der Rückkunft unsrer Leute, die gegen drey Uhr zum Essen an Bord kamen, vernahmen wir, daß die Indianer selbst an jenem Lerm Schuld gewesen wären, indem einer von ihnen den Officier durch die unartige Gebehrde, wodurch man einander hier zu Lande herausfordert, bös gemacht habe. Eben das war auch uns gestern begegnet, und der Lieutenant hatte diesmal, so wie der Capitain am vorigen Tage, mit einer Ladung Schroot darauf geantwortet; der Wil- de war dadurch in den Fuß verwundet worden und hatte sich ins Gebüsch ver- krochen, seine Landsleute waren ihm dahin gefolgt, und würden vermuthlich zu den Waffen gegriffen haben, wenn sie nicht von einigen friedfertiger gesinnten Alten noch zu rechter Zeit wären besänftigt worden. Gegen Abend liessen wir uns wieder nach dem Strande übersetzen und gang
Forſter’s Reiſe um die Welt 1774.Auguſt.nicht mehr ſo genau darauf, ſondern vertauſchen beydes, Keulen und Speere. Mein Vater gab Pao-vjangom fuͤr das Schwein, welches dieſer ihm geſtern geſchenkt hatte, ein Beil, und zeigte ihm zugleich wie es gebraucht werden muͤſſe. Das gefiel ihm ſo wohl, daß ers unter ſeinen Landsleuten ſogleich weiter bekannt machte. Nun entſtand bald haͤufig Nachfrage nach Beilen. Wir verſprachen ihnen auch welche, wenn ſie uns Schweine dafuͤr bringen wuͤrden, das erfolgte aber nicht. Zum Behuf aſtronomiſcher Beobachtungen ließ der Capitain fuͤr Herrn Wales heut ein Zelt aufſchlagen. Unter denen Wilden die ſich bey dieſer Gelegenheit verſammleten, gab es einige die ziemlich uͤbermuͤ- thig waren, herum tanzten, und dabey mit ihren Speeren droheten. Zu Thaͤt- lichkeiten kam es indeſſen nicht, und gegen Mittag giengen wir in Geſellſchaft des Capitains ruhig an Bord zuruͤck. Kaum waren wir daſelbſt angelangt, als von einem See-Soldaten, deren etliche unter Commando des Lieutenants am Lande geblieben waren, ein Schuß geſchahe, weshalb man die Einwoh- ner in ziemlicher Verwirrung untereinander herumlaufen ſahe. Sie wurden jedoch bald wieder ruhig, und fanden ſich von neuen auf dem Strande ein. Bey der Ruͤckkunft unſrer Leute, die gegen drey Uhr zum Eſſen an Bord kamen, vernahmen wir, daß die Indianer ſelbſt an jenem Lerm Schuld geweſen waͤren, indem einer von ihnen den Officier durch die unartige Gebehrde, wodurch man einander hier zu Lande herausfordert, boͤs gemacht habe. Eben das war auch uns geſtern begegnet, und der Lieutenant hatte diesmal, ſo wie der Capitain am vorigen Tage, mit einer Ladung Schroot darauf geantwortet; der Wil- de war dadurch in den Fuß verwundet worden und hatte ſich ins Gebuͤſch ver- krochen, ſeine Landsleute waren ihm dahin gefolgt, und wuͤrden vermuthlich zu den Waffen gegriffen haben, wenn ſie nicht von einigen friedfertiger geſinnten Alten noch zu rechter Zeit waͤren beſaͤnftigt worden. Gegen Abend lieſſen wir uns wieder nach dem Strande uͤberſetzen und gang
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0238" n="224"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><persName>Forſter’s</persName> Reiſe um die Welt</hi></fw><lb/><note place="left">1774.<lb/> Auguſt.</note>nicht mehr ſo genau darauf, ſondern vertauſchen beydes, Keulen und Speere.<lb/> Mein Vater gab <hi rendition="#fr"><persName>Pao-vjangom</persName></hi> fuͤr das Schwein, welches dieſer ihm geſtern<lb/> geſchenkt hatte, ein Beil, und zeigte ihm zugleich wie es gebraucht werden<lb/> muͤſſe. Das gefiel ihm ſo wohl, daß ers unter ſeinen Landsleuten ſogleich weiter<lb/> bekannt machte. Nun entſtand bald haͤufig Nachfrage nach Beilen. Wir<lb/> verſprachen ihnen auch welche, wenn ſie uns Schweine dafuͤr bringen wuͤrden,<lb/> das erfolgte aber nicht. Zum Behuf aſtronomiſcher Beobachtungen ließ der<lb/> Capitain fuͤr Herrn <hi rendition="#fr"><persName>Wales</persName></hi> heut ein Zelt aufſchlagen. Unter denen Wilden<lb/> die ſich bey dieſer Gelegenheit verſammleten, gab es einige die ziemlich uͤbermuͤ-<lb/> thig waren, herum tanzten, und dabey mit ihren Speeren droheten. Zu Thaͤt-<lb/> lichkeiten kam es indeſſen nicht, und gegen Mittag giengen wir in Geſellſchaft<lb/> des Capitains ruhig an Bord zuruͤck. Kaum waren wir daſelbſt angelangt,<lb/> als von einem See-Soldaten, deren etliche unter Commando des Lieutenants<lb/> am Lande geblieben waren, ein Schuß geſchahe, weshalb man die Einwoh-<lb/> ner in ziemlicher Verwirrung untereinander herumlaufen ſahe. Sie wurden<lb/> jedoch bald wieder ruhig, und fanden ſich von neuen auf dem Strande ein.<lb/> Bey der Ruͤckkunft unſrer Leute, die gegen drey Uhr zum Eſſen an Bord kamen,<lb/> vernahmen wir, daß die Indianer ſelbſt an jenem Lerm Schuld geweſen waͤren,<lb/> indem einer von ihnen den Officier durch die unartige Gebehrde, wodurch man<lb/> einander hier zu Lande herausfordert, boͤs gemacht habe. Eben das war auch<lb/> uns geſtern begegnet, und der Lieutenant hatte diesmal, ſo wie der Capitain<lb/> am vorigen Tage, mit einer Ladung Schroot darauf geantwortet; der Wil-<lb/> de war dadurch in den Fuß verwundet worden und hatte ſich ins Gebuͤſch ver-<lb/> krochen, ſeine Landsleute waren ihm dahin gefolgt, und wuͤrden vermuthlich zu<lb/> den Waffen gegriffen haben, wenn ſie nicht von einigen friedfertiger geſinnten<lb/> Alten noch zu rechter Zeit waͤren beſaͤnftigt worden.</p><lb/> <p>Gegen Abend lieſſen wir uns wieder nach dem Strande uͤberſetzen und<lb/> warfen unterwegens das Netz aus, in Hoffnung abermals einen gluͤcklichen Zug<lb/> zu thun. Er gab aber nicht mehr als ohngefaͤhr einen halben Centner Fiſche.<lb/> Auf dem Landungsplatze, wo wir anfaͤnglich nur wenig Leute antrafen, verſam-<lb/> melten ſich bald mehrere, doch kamen ſie groͤßtentheils unbewaffnet, oder leg-<lb/> ten uns zu gefallen ihre Waffen von ſich ins Gebuͤſch. Bey Sonnen-Unter-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">gang</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [224/0238]
Forſter’s Reiſe um die Welt
nicht mehr ſo genau darauf, ſondern vertauſchen beydes, Keulen und Speere.
Mein Vater gab Pao-vjangom fuͤr das Schwein, welches dieſer ihm geſtern
geſchenkt hatte, ein Beil, und zeigte ihm zugleich wie es gebraucht werden
muͤſſe. Das gefiel ihm ſo wohl, daß ers unter ſeinen Landsleuten ſogleich weiter
bekannt machte. Nun entſtand bald haͤufig Nachfrage nach Beilen. Wir
verſprachen ihnen auch welche, wenn ſie uns Schweine dafuͤr bringen wuͤrden,
das erfolgte aber nicht. Zum Behuf aſtronomiſcher Beobachtungen ließ der
Capitain fuͤr Herrn Wales heut ein Zelt aufſchlagen. Unter denen Wilden
die ſich bey dieſer Gelegenheit verſammleten, gab es einige die ziemlich uͤbermuͤ-
thig waren, herum tanzten, und dabey mit ihren Speeren droheten. Zu Thaͤt-
lichkeiten kam es indeſſen nicht, und gegen Mittag giengen wir in Geſellſchaft
des Capitains ruhig an Bord zuruͤck. Kaum waren wir daſelbſt angelangt,
als von einem See-Soldaten, deren etliche unter Commando des Lieutenants
am Lande geblieben waren, ein Schuß geſchahe, weshalb man die Einwoh-
ner in ziemlicher Verwirrung untereinander herumlaufen ſahe. Sie wurden
jedoch bald wieder ruhig, und fanden ſich von neuen auf dem Strande ein.
Bey der Ruͤckkunft unſrer Leute, die gegen drey Uhr zum Eſſen an Bord kamen,
vernahmen wir, daß die Indianer ſelbſt an jenem Lerm Schuld geweſen waͤren,
indem einer von ihnen den Officier durch die unartige Gebehrde, wodurch man
einander hier zu Lande herausfordert, boͤs gemacht habe. Eben das war auch
uns geſtern begegnet, und der Lieutenant hatte diesmal, ſo wie der Capitain
am vorigen Tage, mit einer Ladung Schroot darauf geantwortet; der Wil-
de war dadurch in den Fuß verwundet worden und hatte ſich ins Gebuͤſch ver-
krochen, ſeine Landsleute waren ihm dahin gefolgt, und wuͤrden vermuthlich zu
den Waffen gegriffen haben, wenn ſie nicht von einigen friedfertiger geſinnten
Alten noch zu rechter Zeit waͤren beſaͤnftigt worden.
1774.
Auguſt.
Gegen Abend lieſſen wir uns wieder nach dem Strande uͤberſetzen und
warfen unterwegens das Netz aus, in Hoffnung abermals einen gluͤcklichen Zug
zu thun. Er gab aber nicht mehr als ohngefaͤhr einen halben Centner Fiſche.
Auf dem Landungsplatze, wo wir anfaͤnglich nur wenig Leute antrafen, verſam-
melten ſich bald mehrere, doch kamen ſie groͤßtentheils unbewaffnet, oder leg-
ten uns zu gefallen ihre Waffen von ſich ins Gebuͤſch. Bey Sonnen-Unter-
gang
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
| URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/forster_reise02_1780 |
| URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/forster_reise02_1780/238 |
| Zitationshilfe: | Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 2. Berlin, 1780, S. 224. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_reise02_1780/238>, abgerufen am 21.11.2024. |
