Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 2. Berlin, 1780.Forster's Reise um die Welt 1774.August.gen Spatziergange, vom Wasserplatz an bis innerhalb der ersten Pflanzungen nicht ein einziger Indianer zu Gesicht kam. Statt dessen hörten wir im Wal- de Holz fällen, und entdeckten durchs Gebüsch einen von den Eingebohrnen, der beschäftigt war, mit einer Axt von Stein, einen Baum umzuhauen. Ohner- achtet der Stamm im Durchmesser kaum acht Zoll dick seyn mochte, so schien es doch mit einem so unzulänglichen Instrument ein sehr mühsames Unternehmen zu seyn. Nachdem wir dem Manne eine Zeitlang unbemerkt zugesehen, giengen wir näher heran, da er denn mit der Arbeit inne hielt, um sich mit uns zu be- sprechen. Die Knaben, welche uns von dem letzten Besuche her kannten, ka- men herbeygelaufen, riefen uns mit Nahmen, und brachten jeder eine Hand- voll Feigen und Jambos zum Geschenk. Auch die Weiber wagten es, her- vorzukommen und uns in Augenschein zu nehmen. Die Axt, mit welcher der Mann arbeitete, war völlig so gestaltet wie jene, die auf den freundschaftli- chen und Societäts-Inseln im Gebrauch sind, auch der Stein, der die Klin- ge ausmacht, war hier eben so wie dort, schwarz und dem Basalt ähnlich. Der Besitzer sagte uns, diese Steinart käme von der benachbarten Insel Anat- tom. Er zeigte uns auch noch eine zweyte Axt daran, statt des Steins, ein scharf gemachtes Stück von einer Muschel befestigt war (*). Dieses schien von dem sogenannten Bischofshut (Voluta Mitra Linnei) genommen zu seyn, und sollte nach der Aussage unsers Indianers von dem niedrigen Eiland Immer (welches etliche Meilen weiter gen Norden liegt) hieher nach Tanna gebracht werden. Der Mann wollte das Stück Land, auf welchem wir ihn trafen, eben von Bäumen und Gebüsch reinigen, um alsdann Yams darauf zu pflanzen. In dieser Absicht hatte er schon vieles Gesträuch umgehauen und in Haufen gelegt, die nachmals verbrannt werden sollten. Als wir von ihm giengen, begleiteten uns eine Menge kleiner Jungen nebst zween erwachsenen Knaben, nach den jenseitigen Strand (*) Cap. Cook (in seiner Reisebeschreibung Vol II. p. 188.) sagt: die Einwohner von
Tanna haben auch Aexte, die den europäischen ähnlich sind; in so fern nehmlich der Stein in den Stiel so eingepaßt wird, daß die scharfe Kante beym Arbeiten nicht waag- recht, sondern senkrecht, also: [Abbildung] zu stehen kommt. Ich meines Theils habe aber dergleichen nicht gesehen. Forſter’s Reiſe um die Welt 1774.Auguſt.gen Spatziergange, vom Waſſerplatz an bis innerhalb der erſten Pflanzungen nicht ein einziger Indianer zu Geſicht kam. Statt deſſen hoͤrten wir im Wal- de Holz faͤllen, und entdeckten durchs Gebuͤſch einen von den Eingebohrnen, der beſchaͤftigt war, mit einer Axt von Stein, einen Baum umzuhauen. Ohner- achtet der Stamm im Durchmeſſer kaum acht Zoll dick ſeyn mochte, ſo ſchien es doch mit einem ſo unzulaͤnglichen Inſtrument ein ſehr muͤhſames Unternehmen zu ſeyn. Nachdem wir dem Manne eine Zeitlang unbemerkt zugeſehen, giengen wir naͤher heran, da er denn mit der Arbeit inne hielt, um ſich mit uns zu be- ſprechen. Die Knaben, welche uns von dem letzten Beſuche her kannten, ka- men herbeygelaufen, riefen uns mit Nahmen, und brachten jeder eine Hand- voll Feigen und Jambos zum Geſchenk. Auch die Weiber wagten es, her- vorzukommen und uns in Augenſchein zu nehmen. Die Axt, mit welcher der Mann arbeitete, war voͤllig ſo geſtaltet wie jene, die auf den freundſchaftli- chen und Societaͤts-Inſeln im Gebrauch ſind, auch der Stein, der die Klin- ge ausmacht, war hier eben ſo wie dort, ſchwarz und dem Baſalt aͤhnlich. Der Beſitzer ſagte uns, dieſe Steinart kaͤme von der benachbarten Inſel Anat- tom. Er zeigte uns auch noch eine zweyte Axt daran, ſtatt des Steins, ein ſcharf gemachtes Stuͤck von einer Muſchel befeſtigt war (*). Dieſes ſchien von dem ſogenannten Biſchofshut (Voluta Mitrá Linnei) genommen zu ſeyn, und ſollte nach der Auſſage unſers Indianers von dem niedrigen Eiland Immer (welches etliche Meilen weiter gen Norden liegt) hieher nach Tanna gebracht werden. Der Mann wollte das Stuͤck Land, auf welchem wir ihn trafen, eben von Baͤumen und Gebuͤſch reinigen, um alsdann Yams darauf zu pflanzen. In dieſer Abſicht hatte er ſchon vieles Geſtraͤuch umgehauen und in Haufen gelegt, die nachmals verbrannt werden ſollten. Als wir von ihm giengen, begleiteten uns eine Menge kleiner Jungen nebſt zween erwachſenen Knaben, nach den jenſeitigen Strand (*) Cap. Cook (in ſeiner Reiſebeſchreibung Vol II. p. 188.) ſagt: die Einwohner von
Tanna haben auch Aexte, die den europaͤiſchen aͤhnlich ſind; in ſo fern nehmlich der Stein in den Stiel ſo eingepaßt wird, daß die ſcharfe Kante beym Arbeiten nicht waag- recht, ſondern ſenkrecht, alſo: [Abbildung] zu ſtehen kommt. Ich meines Theils habe aber dergleichen nicht geſehen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0262" n="248"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><persName>Forſter’s</persName> Reiſe um die Welt</hi></fw><lb/><note place="left">1774.<lb/> Auguſt.</note>gen Spatziergange, vom Waſſerplatz an bis innerhalb der erſten Pflanzungen<lb/> nicht ein einziger Indianer zu Geſicht kam. Statt deſſen hoͤrten wir im Wal-<lb/> de Holz faͤllen, und entdeckten durchs Gebuͤſch einen von den Eingebohrnen, der<lb/> beſchaͤftigt war, mit einer Axt von Stein, einen Baum umzuhauen. Ohner-<lb/> achtet der Stamm im Durchmeſſer kaum acht Zoll dick ſeyn mochte, ſo ſchien es<lb/> doch mit einem ſo unzulaͤnglichen Inſtrument ein ſehr muͤhſames Unternehmen zu<lb/> ſeyn. Nachdem wir dem Manne eine Zeitlang unbemerkt zugeſehen, giengen<lb/> wir naͤher heran, da er denn mit der Arbeit inne hielt, um ſich mit uns zu be-<lb/> ſprechen. Die Knaben, welche uns von dem letzten Beſuche her kannten, ka-<lb/> men herbeygelaufen, riefen uns mit Nahmen, und brachten jeder eine Hand-<lb/> voll Feigen und Jambos zum Geſchenk. Auch die Weiber wagten es, her-<lb/> vorzukommen und uns in Augenſchein zu nehmen. Die Axt, mit welcher der<lb/> Mann arbeitete, war voͤllig ſo geſtaltet wie jene, die auf den <placeName full="abb"><hi rendition="#fr">freundſchaftli-<lb/> chen</hi></placeName> und <placeName><hi rendition="#fr">Societaͤts-Inſeln</hi></placeName> im Gebrauch ſind, auch der Stein, der die Klin-<lb/> ge ausmacht, war hier eben ſo wie dort, ſchwarz und dem <hi rendition="#fr">Baſalt</hi> aͤhnlich.<lb/> Der Beſitzer ſagte uns, dieſe Steinart kaͤme von der benachbarten Inſel <hi rendition="#fr"><placeName>Anat-<lb/> tom</placeName></hi>. Er zeigte uns auch noch eine zweyte Axt daran, ſtatt des Steins,<lb/> ein ſcharf gemachtes Stuͤck von einer Muſchel befeſtigt war <note place="foot" n="(*)">Cap. <hi rendition="#fr"><persName>Cook</persName></hi> (in ſeiner Reiſebeſchreibung <hi rendition="#aq">Vol II. p.</hi> 188.) ſagt: die Einwohner von<lb/><placeName>Tanna</placeName> haben auch Aexte, die den europaͤiſchen aͤhnlich ſind; in ſo fern nehmlich der<lb/> Stein in den Stiel ſo eingepaßt wird, daß die ſcharfe Kante beym Arbeiten nicht waag-<lb/> recht, ſondern ſenkrecht, alſo: <figure/> zu ſtehen kommt. Ich meines Theils habe aber<lb/> dergleichen nicht geſehen.</note>. Dieſes ſchien<lb/> von dem ſogenannten Biſchofshut (<hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">Voluta Mitrá Linnei</hi></hi>) genommen zu<lb/> ſeyn, und ſollte nach der Auſſage unſers Indianers von dem niedrigen Eiland<lb/><hi rendition="#fr">Immer</hi> (welches etliche Meilen weiter gen Norden liegt) hieher nach <hi rendition="#fr"><placeName>Tanna</placeName></hi><lb/> gebracht werden. Der Mann wollte das Stuͤck Land, auf welchem wir ihn trafen,<lb/> eben von Baͤumen und Gebuͤſch reinigen, um alsdann Yams darauf zu pflanzen.<lb/> In dieſer Abſicht hatte er ſchon vieles Geſtraͤuch umgehauen und in Haufen gelegt,<lb/> die nachmals verbrannt werden ſollten. Als wir von ihm giengen, begleiteten uns<lb/> eine Menge kleiner Jungen nebſt zween erwachſenen Knaben, nach den jenſeitigen<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Strand</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [248/0262]
Forſter’s Reiſe um die Welt
gen Spatziergange, vom Waſſerplatz an bis innerhalb der erſten Pflanzungen
nicht ein einziger Indianer zu Geſicht kam. Statt deſſen hoͤrten wir im Wal-
de Holz faͤllen, und entdeckten durchs Gebuͤſch einen von den Eingebohrnen, der
beſchaͤftigt war, mit einer Axt von Stein, einen Baum umzuhauen. Ohner-
achtet der Stamm im Durchmeſſer kaum acht Zoll dick ſeyn mochte, ſo ſchien es
doch mit einem ſo unzulaͤnglichen Inſtrument ein ſehr muͤhſames Unternehmen zu
ſeyn. Nachdem wir dem Manne eine Zeitlang unbemerkt zugeſehen, giengen
wir naͤher heran, da er denn mit der Arbeit inne hielt, um ſich mit uns zu be-
ſprechen. Die Knaben, welche uns von dem letzten Beſuche her kannten, ka-
men herbeygelaufen, riefen uns mit Nahmen, und brachten jeder eine Hand-
voll Feigen und Jambos zum Geſchenk. Auch die Weiber wagten es, her-
vorzukommen und uns in Augenſchein zu nehmen. Die Axt, mit welcher der
Mann arbeitete, war voͤllig ſo geſtaltet wie jene, die auf den freundſchaftli-
chen und Societaͤts-Inſeln im Gebrauch ſind, auch der Stein, der die Klin-
ge ausmacht, war hier eben ſo wie dort, ſchwarz und dem Baſalt aͤhnlich.
Der Beſitzer ſagte uns, dieſe Steinart kaͤme von der benachbarten Inſel Anat-
tom. Er zeigte uns auch noch eine zweyte Axt daran, ſtatt des Steins,
ein ſcharf gemachtes Stuͤck von einer Muſchel befeſtigt war (*). Dieſes ſchien
von dem ſogenannten Biſchofshut (Voluta Mitrá Linnei) genommen zu
ſeyn, und ſollte nach der Auſſage unſers Indianers von dem niedrigen Eiland
Immer (welches etliche Meilen weiter gen Norden liegt) hieher nach Tanna
gebracht werden. Der Mann wollte das Stuͤck Land, auf welchem wir ihn trafen,
eben von Baͤumen und Gebuͤſch reinigen, um alsdann Yams darauf zu pflanzen.
In dieſer Abſicht hatte er ſchon vieles Geſtraͤuch umgehauen und in Haufen gelegt,
die nachmals verbrannt werden ſollten. Als wir von ihm giengen, begleiteten uns
eine Menge kleiner Jungen nebſt zween erwachſenen Knaben, nach den jenſeitigen
Strand
1774.
Auguſt.
(*) Cap. Cook (in ſeiner Reiſebeſchreibung Vol II. p. 188.) ſagt: die Einwohner von
Tanna haben auch Aexte, die den europaͤiſchen aͤhnlich ſind; in ſo fern nehmlich der
Stein in den Stiel ſo eingepaßt wird, daß die ſcharfe Kante beym Arbeiten nicht waag-
recht, ſondern ſenkrecht, alſo:
[Abbildung]
zu ſtehen kommt. Ich meines Theils habe aber
dergleichen nicht geſehen.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |