Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 2. Berlin, 1780.Forster's Reise um die Welt 1774.August.gleichsahm mehr zu Bezeigung ihres guten Willens, denn des Gewinnstes wegen. Ueberhaupt betrugen sie sich gar sehr gefällig gegen uns. Wenn wir ihnen in einem engen Fußsteige begegneten, so giengen sie allemal auf die Seite, oft ins dickste Gesträuch, um uns Platz zu machen. Kannten sie uns schon, so nennten sie uns mit Namen, und sahen so freundlich und gutherzig dazu aus, als wir bey dem brüderlichsten Gruße nur thun können; hatten sie uns aber zuvor noch nie gesehen, so fragten sie gemeiniglich wie wir hießen, um uns ein an- dermal wieder zu kennen. Bey so friedlichem Anschein, war die anfänglich gebrauchte Vorsicht, zur Sicherheit unserer am Strande beschäftigten Matrosen, Gränz-Linien von Stricken zu ziehen, schon seit mehreren Tagen unterblieben, und statt dessen nur eine Schildwacht ausgestellt worden. Die Indianer pfleg- ten alle jenseits derselben zu bleiben, es sey denn, daß einer etwa zum ersten- male aus dem Innersten des Landes an den Strand kam, und die Bedeutung dieser Anstalten noch nicht kannte. Mit einem Worte, in der kurzen Zeit die wir bey ihnen zugebracht, hatten sie bereits weit günstiger von uns urtheilen ge- lernt, und wurden uns täglich noch mehr zugethan. -- Unsre vorneh- men Gäste Jogai, Jatta und Narrep entfernten sich nebst verschiedenen andern bald vom Strande, und giengen durch die Wälder nach ihren Wohnungen zurück, die, wenn wir sie recht verstanden haben, ziemlich weit im Lande liegen mußten. Als sie fort waren, fuhren wir mit dem Capitain nach dem ostwärts gelegenen Berge, wo unsre Leute Ballast laden sollten. Indeß daß dieses ge- schah, untersuchten wir die daselbst befindlichen heißen Quellen, die bereits in den ersten Tagen unsers Hierseyns waren entdeckt worden. Ein Fahrenheitisches Thermometer, welches wir zu diesem Versuch mitgenommen, hatte am Schiff auf 78° gestanden, war aber durch die natürliche Wärme dessen der es bey sich trug, auf 83° gestiegen. So stand es, als die Kugel in die heiße Quelle gesenkt ward. In Zeit von fünf Minuten stieg das Quecksilber bis auf 191°: wir nahmen es wieder heraus, und machten eine kleine Vertiefung in den Sand, so daß das Thermometer, ein paar Zoll weit über die Kugel, vom Wasser bedeckt wurde. Nun stieg das Quecksilber bald wieder bis 191°, wollte aber nicht höher hinauf, ohnerachtet wir es wohl zehen Minuten lang so stehen ließen. Ein paar kleine Schnecken, die wir in die Quelle warfen, waren in zwei bis drei Forſter’s Reiſe um die Welt 1774.Auguſt.gleichſahm mehr zu Bezeigung ihres guten Willens, denn des Gewinnſtes wegen. Ueberhaupt betrugen ſie ſich gar ſehr gefaͤllig gegen uns. Wenn wir ihnen in einem engen Fußſteige begegneten, ſo giengen ſie allemal auf die Seite, oft ins dickſte Geſtraͤuch, um uns Platz zu machen. Kannten ſie uns ſchon, ſo nennten ſie uns mit Namen, und ſahen ſo freundlich und gutherzig dazu aus, als wir bey dem bruͤderlichſten Gruße nur thun koͤnnen; hatten ſie uns aber zuvor noch nie geſehen, ſo fragten ſie gemeiniglich wie wir hießen, um uns ein an- dermal wieder zu kennen. Bey ſo friedlichem Anſchein, war die anfaͤnglich gebrauchte Vorſicht, zur Sicherheit unſerer am Strande beſchaͤftigten Matroſen, Graͤnz-Linien von Stricken zu ziehen, ſchon ſeit mehreren Tagen unterblieben, und ſtatt deſſen nur eine Schildwacht ausgeſtellt worden. Die Indianer pfleg- ten alle jenſeits derſelben zu bleiben, es ſey denn, daß einer etwa zum erſten- male aus dem Innerſten des Landes an den Strand kam, und die Bedeutung dieſer Anſtalten noch nicht kannte. Mit einem Worte, in der kurzen Zeit die wir bey ihnen zugebracht, hatten ſie bereits weit guͤnſtiger von uns urtheilen ge- lernt, und wurden uns taͤglich noch mehr zugethan. — Unſre vorneh- men Gaͤſte Jogaï, Jatta und Narrep entfernten ſich nebſt verſchiedenen andern bald vom Strande, und giengen durch die Waͤlder nach ihren Wohnungen zuruͤck, die, wenn wir ſie recht verſtanden haben, ziemlich weit im Lande liegen mußten. Als ſie fort waren, fuhren wir mit dem Capitain nach dem oſtwaͤrts gelegenen Berge, wo unſre Leute Ballaſt laden ſollten. Indeß daß dieſes ge- ſchah, unterſuchten wir die daſelbſt befindlichen heißen Quellen, die bereits in den erſten Tagen unſers Hierſeyns waren entdeckt worden. Ein Fahrenheitiſches Thermometer, welches wir zu dieſem Verſuch mitgenommen, hatte am Schiff auf 78° geſtanden, war aber durch die natuͤrliche Waͤrme deſſen der es bey ſich trug, auf 83° geſtiegen. So ſtand es, als die Kugel in die heiße Quelle geſenkt ward. In Zeit von fuͤnf Minuten ſtieg das Queckſilber bis auf 191°: wir nahmen es wieder heraus, und machten eine kleine Vertiefung in den Sand, ſo daß das Thermometer, ein paar Zoll weit uͤber die Kugel, vom Waſſer bedeckt wurde. Nun ſtieg das Queckſilber bald wieder bis 191°, wollte aber nicht hoͤher hinauf, ohnerachtet wir es wohl zehen Minuten lang ſo ſtehen ließen. Ein paar kleine Schnecken, die wir in die Quelle warfen, waren in zwei bis drei <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0284" n="270"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><persName>Forſter’s</persName> Reiſe um die Welt</hi></fw><lb/><note place="left">1774.<lb/> Auguſt.</note>gleichſahm mehr zu Bezeigung ihres guten Willens, denn des Gewinnſtes<lb/> wegen. Ueberhaupt betrugen ſie ſich gar ſehr gefaͤllig gegen uns. Wenn wir<lb/> ihnen in einem engen Fußſteige begegneten, ſo giengen ſie allemal auf die Seite,<lb/> oft ins dickſte Geſtraͤuch, um uns Platz zu machen. 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Forſter’s Reiſe um die Welt
gleichſahm mehr zu Bezeigung ihres guten Willens, denn des Gewinnſtes
wegen. Ueberhaupt betrugen ſie ſich gar ſehr gefaͤllig gegen uns. Wenn wir
ihnen in einem engen Fußſteige begegneten, ſo giengen ſie allemal auf die Seite,
oft ins dickſte Geſtraͤuch, um uns Platz zu machen. Kannten ſie uns ſchon, ſo
nennten ſie uns mit Namen, und ſahen ſo freundlich und gutherzig dazu aus,
als wir bey dem bruͤderlichſten Gruße nur thun koͤnnen; hatten ſie uns aber zuvor
noch nie geſehen, ſo fragten ſie gemeiniglich wie wir hießen, um uns ein an-
dermal wieder zu kennen. Bey ſo friedlichem Anſchein, war die anfaͤnglich
gebrauchte Vorſicht, zur Sicherheit unſerer am Strande beſchaͤftigten Matroſen,
Graͤnz-Linien von Stricken zu ziehen, ſchon ſeit mehreren Tagen unterblieben,
und ſtatt deſſen nur eine Schildwacht ausgeſtellt worden. Die Indianer pfleg-
ten alle jenſeits derſelben zu bleiben, es ſey denn, daß einer etwa zum erſten-
male aus dem Innerſten des Landes an den Strand kam, und die Bedeutung
dieſer Anſtalten noch nicht kannte. Mit einem Worte, in der kurzen Zeit die
wir bey ihnen zugebracht, hatten ſie bereits weit guͤnſtiger von uns urtheilen ge-
lernt, und wurden uns taͤglich noch mehr zugethan. — Unſre vorneh-
men Gaͤſte Jogaï, Jatta und Narrep entfernten ſich nebſt verſchiedenen andern
bald vom Strande, und giengen durch die Waͤlder nach ihren Wohnungen
zuruͤck, die, wenn wir ſie recht verſtanden haben, ziemlich weit im Lande liegen
mußten. Als ſie fort waren, fuhren wir mit dem Capitain nach dem oſtwaͤrts
gelegenen Berge, wo unſre Leute Ballaſt laden ſollten. Indeß daß dieſes ge-
ſchah, unterſuchten wir die daſelbſt befindlichen heißen Quellen, die bereits in den
erſten Tagen unſers Hierſeyns waren entdeckt worden. Ein Fahrenheitiſches
Thermometer, welches wir zu dieſem Verſuch mitgenommen, hatte am Schiff
auf 78° geſtanden, war aber durch die natuͤrliche Waͤrme deſſen der es bey ſich
trug, auf 83° geſtiegen. So ſtand es, als die Kugel in die heiße Quelle geſenkt
ward. In Zeit von fuͤnf Minuten ſtieg das Queckſilber bis auf 191°: wir
nahmen es wieder heraus, und machten eine kleine Vertiefung in den Sand,
ſo daß das Thermometer, ein paar Zoll weit uͤber die Kugel, vom Waſſer bedeckt
wurde. Nun ſtieg das Queckſilber bald wieder bis 191°, wollte aber nicht
hoͤher hinauf, ohnerachtet wir es wohl zehen Minuten lang ſo ſtehen ließen.
Ein paar kleine Schnecken, die wir in die Quelle warfen, waren in zwei bis drei
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Auguſt.
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