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Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 2. Berlin, 1780.

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Forster's Reise um die Welt
1774.
August.
muthung wurden wir durch die fernere Untersuchung einer ähnlichen Quelle,
die an der West-Ecke des großen Strandes befindlich war, noch mehr be-
stärkt. Nurgedachte Quelle kam, am Fuß eines senkrechten Felsen, aus dem
schwarzen Schörl-Sande hervor gesprudelt, und rieselte nach der See hin,
von welcher sie zur Zeit der Fluth bedeckt ward. Der Felsen aber machte einen
Theil des großen Berges aus, auf welchem die Solfatara befindlich ist. In
dieser neuen Quelle stieg das Thermometer, nach Verlauf von einer Minute,
bis 2021/2 Grad, und blieb auf diesem Punkt einige Minuten lang stehen.
Wodurch wird diese Verschiedenheit der Hitze hervorgebracht? Vielleicht kom-
men die Quellen, in unterirrdischen Canälen, aus der Nachbarschaft des Vul-
cans her, und können nicht eher als ohnweit dem Meere einen Ausgang
finden. In dem Fall hängt der Grad ihrer Hitze von der Entzündung
des Berges ab. Diese aber ist bekanntermaaßen nicht immer gleich heftig,
sondern läßt bisweilen, z. E. in den stillen Zwischenzeiten von einem Aus-
bruch zum andern, bald mehr, bald minder nach. Ueberdem mag auch die
Hitze nicht in allen Gegenden des Berges gleich groß seyn, und eben so muß
das Wasser von seiner ursprünglichen Hitze mehr oder weniger verlieren, je
nachdem es, von der Quelle bis an den Ort des Ausflusses, einen längern
oder kürzern Weg zu laufen hat. Endlich so kann es auch ganz wohl seyn,
daß dieses Springwasser mit der Solfatara einige Verbindung hat, weil
beyde an einem und demselben Berge vorhanden sind. Was zunächst an der
Oberfläche liegt, wird vermuthlich durch die Hitze der Solfatara in jenen
feinen Dunst aufgelöset, der oben auf dem Berge aus verschiedenen Erdris-
sen emporsteigt, indeß das übrige nach untenzu einen Weg sucht, und, nach-
dem es durch mehrere Erdschichten durchgeseigt, abgekühlt und auf solche
Art verdickt worden ist, in flüßiger Form als ein Bach hervorbricht. Doch,
hier müssen wir es bey bloßen Muthmaßungen bewenden lassen, denn der
Vulcan, dessen Einfluß nur zur Zeit einer Explosion hätte beurtheilt wer-
den können, war seit einigen Tagen ganz ruhig, auch wollte sich in dessen
Ermangelung kein anderes Phönomen ereignen, woraus mehr Aufklärung her-
zunehmen gewesen wäre. Den Rest des Tages brachten wir auf der hinter dem
Wasserplatz belegenen Ebene zu, und jagten daselbst nach der Blüthe eines un-

be-

Forſter’s Reiſe um die Welt
1774.
Auguſt.
muthung wurden wir durch die fernere Unterſuchung einer aͤhnlichen Quelle,
die an der Weſt-Ecke des großen Strandes befindlich war, noch mehr be-
ſtaͤrkt. Nurgedachte Quelle kam, am Fuß eines ſenkrechten Felſen, aus dem
ſchwarzen Schoͤrl-Sande hervor geſprudelt, und rieſelte nach der See hin,
von welcher ſie zur Zeit der Fluth bedeckt ward. Der Felſen aber machte einen
Theil des großen Berges aus, auf welchem die Solfatara befindlich iſt. In
dieſer neuen Quelle ſtieg das Thermometer, nach Verlauf von einer Minute,
bis 202½ Grad, und blieb auf dieſem Punkt einige Minuten lang ſtehen.
Wodurch wird dieſe Verſchiedenheit der Hitze hervorgebracht? Vielleicht kom-
men die Quellen, in unterirrdiſchen Canaͤlen, aus der Nachbarſchaft des Vul-
cans her, und koͤnnen nicht eher als ohnweit dem Meere einen Ausgang
finden. In dem Fall haͤngt der Grad ihrer Hitze von der Entzuͤndung
des Berges ab. Dieſe aber iſt bekanntermaaßen nicht immer gleich heftig,
ſondern laͤßt bisweilen, z. E. in den ſtillen Zwiſchenzeiten von einem Aus-
bruch zum andern, bald mehr, bald minder nach. Ueberdem mag auch die
Hitze nicht in allen Gegenden des Berges gleich groß ſeyn, und eben ſo muß
das Waſſer von ſeiner urſpruͤnglichen Hitze mehr oder weniger verlieren, je
nachdem es, von der Quelle bis an den Ort des Ausfluſſes, einen laͤngern
oder kuͤrzern Weg zu laufen hat. Endlich ſo kann es auch ganz wohl ſeyn,
daß dieſes Springwaſſer mit der Solfatara einige Verbindung hat, weil
beyde an einem und demſelben Berge vorhanden ſind. Was zunaͤchſt an der
Oberflaͤche liegt, wird vermuthlich durch die Hitze der Solfatara in jenen
feinen Dunſt aufgeloͤſet, der oben auf dem Berge aus verſchiedenen Erdriſ-
ſen emporſteigt, indeß das uͤbrige nach untenzu einen Weg ſucht, und, nach-
dem es durch mehrere Erdſchichten durchgeſeigt, abgekuͤhlt und auf ſolche
Art verdickt worden iſt, in fluͤßiger Form als ein Bach hervorbricht. Doch,
hier muͤſſen wir es bey bloßen Muthmaßungen bewenden laſſen, denn der
Vulcan, deſſen Einfluß nur zur Zeit einer Exploſion haͤtte beurtheilt wer-
den koͤnnen, war ſeit einigen Tagen ganz ruhig, auch wollte ſich in deſſen
Ermangelung kein anderes Phoͤnomen ereignen, woraus mehr Aufklaͤrung her-
zunehmen geweſen waͤre. Den Reſt des Tages brachten wir auf der hinter dem
Waſſerplatz belegenen Ebene zu, und jagten daſelbſt nach der Bluͤthe eines un-

be-
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[272/0286] Forſter’s Reiſe um die Welt muthung wurden wir durch die fernere Unterſuchung einer aͤhnlichen Quelle, die an der Weſt-Ecke des großen Strandes befindlich war, noch mehr be- ſtaͤrkt. Nurgedachte Quelle kam, am Fuß eines ſenkrechten Felſen, aus dem ſchwarzen Schoͤrl-Sande hervor geſprudelt, und rieſelte nach der See hin, von welcher ſie zur Zeit der Fluth bedeckt ward. Der Felſen aber machte einen Theil des großen Berges aus, auf welchem die Solfatara befindlich iſt. In dieſer neuen Quelle ſtieg das Thermometer, nach Verlauf von einer Minute, bis 202½ Grad, und blieb auf dieſem Punkt einige Minuten lang ſtehen. Wodurch wird dieſe Verſchiedenheit der Hitze hervorgebracht? Vielleicht kom- men die Quellen, in unterirrdiſchen Canaͤlen, aus der Nachbarſchaft des Vul- cans her, und koͤnnen nicht eher als ohnweit dem Meere einen Ausgang finden. In dem Fall haͤngt der Grad ihrer Hitze von der Entzuͤndung des Berges ab. Dieſe aber iſt bekanntermaaßen nicht immer gleich heftig, ſondern laͤßt bisweilen, z. E. in den ſtillen Zwiſchenzeiten von einem Aus- bruch zum andern, bald mehr, bald minder nach. Ueberdem mag auch die Hitze nicht in allen Gegenden des Berges gleich groß ſeyn, und eben ſo muß das Waſſer von ſeiner urſpruͤnglichen Hitze mehr oder weniger verlieren, je nachdem es, von der Quelle bis an den Ort des Ausfluſſes, einen laͤngern oder kuͤrzern Weg zu laufen hat. Endlich ſo kann es auch ganz wohl ſeyn, daß dieſes Springwaſſer mit der Solfatara einige Verbindung hat, weil beyde an einem und demſelben Berge vorhanden ſind. Was zunaͤchſt an der Oberflaͤche liegt, wird vermuthlich durch die Hitze der Solfatara in jenen feinen Dunſt aufgeloͤſet, der oben auf dem Berge aus verſchiedenen Erdriſ- ſen emporſteigt, indeß das uͤbrige nach untenzu einen Weg ſucht, und, nach- dem es durch mehrere Erdſchichten durchgeſeigt, abgekuͤhlt und auf ſolche Art verdickt worden iſt, in fluͤßiger Form als ein Bach hervorbricht. Doch, hier muͤſſen wir es bey bloßen Muthmaßungen bewenden laſſen, denn der Vulcan, deſſen Einfluß nur zur Zeit einer Exploſion haͤtte beurtheilt wer- den koͤnnen, war ſeit einigen Tagen ganz ruhig, auch wollte ſich in deſſen Ermangelung kein anderes Phoͤnomen ereignen, woraus mehr Aufklaͤrung her- zunehmen geweſen waͤre. Den Reſt des Tages brachten wir auf der hinter dem Waſſerplatz belegenen Ebene zu, und jagten daſelbſt nach der Bluͤthe eines un- be- 1774. Auguſt.

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Zitationshilfe: Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 2. Berlin, 1780, S. 272. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_reise02_1780/286>, abgerufen am 22.11.2024.