und bey genauerer Untersuchung fand man, daß diese von der Corypha um-1774. April. bra entifera Linnaei, einer gewissen Palmenart waren.
Der unerträglichen Hitze ohnerachtet, wollten wir doch den hohen Berg besteigen, in Hoffnung, daß wir da manche Entdeckung machen und für unsre Mühe reichlich würden belohnt werden. Hauptsächlich war es uns um die Pallisaden an der Spitze desselben zu thun. Herr Patton und zween andre Herren, waren unsre Begleiter. Wir setzten hurtig über den Bach, wo unsre Leute Wasser einnahmen, und folgten dem nordwärts führenden Fussteige, denn von da her hatten wir die mehresten Einwohner herunter kommen gesehen. Anfänglich war der Aufgang nicht sehr mühsam, weil der Vorgrund aus unterschiednen klei- nen Hügeln bestand, die oben fast flach und mit großen, gut gepflegten Pisang- Pflanzungen besetzt waren. Dergleichen Plätze fielen uns oft ganz unerwartet in die Augen, denn eigentlich gieng der Weg durch einen dicken Wald von Frucht- und andern Bäumen, den wir, des kühlen Schattens wegen, sehr angenehm fanden. Zuweilen erblickten wir einzeln stehende Coconuß-Pal- men; anstatt aber, daß sie sich mit der ihnen sonst eignen Pracht über die an- dern Bäume erheben sollten, waren sie hier weit niedriger, als alle übrigen. Ueberhaupt wachsen sie nicht gut auf den Bergen. Ein niedriger Boden ist ihnen angenehmer. Das geht so weit, daß man sie auf den Coral-Felsen, wo kaum Erdreich genug zu seyn scheinet, daß sie Wurzel darinn schlagen könnten, dennoch häufig antrift. Einige von den Einwohnern begleiteten uns; andre be- gegneten uns mit Früchten, die sie zu dem Handlungs-Platze bringen wollten. Je höher wir kamen, je mehr Häuser fanden wir. Sie standen alle auf einem erhöheten Stein-Grunde, und waren sämmtlich wie die obenbeschriebne Hütte be- schaffen. Einige schienen ganz neu erbauet und hatten inwendig ein ungemein reinliches Ansehen; Aber die vielen Ruhe-Lager, wovon die Spanier reden, konnten wir nicht darinn finden; Wir vermuthen also, daß sie darunter die Matten auf dem Fusboden verstanden haben. Der Weg ward allmählig immer steiler und rauher, und die Ufer des Bachs, neben welchem der Fussteig hin- lief, waren an manchen Orten so hoch und steil, daß wir mehrmalen die gefähr- lichsten Abgründe dicht neben uns sahen. Auch mußten wir den Bach einigemale paßiren. Die Anzahl der Häuser ward nun immer beträchtlicher, und so oft
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in den Jahren 1772 bis 1775.
und bey genauerer Unterſuchung fand man, daß dieſe von der Corypha um-1774. April. bra entifera Linnaei, einer gewiſſen Palmenart waren.
Der unertraͤglichen Hitze ohnerachtet, wollten wir doch den hohen Berg beſteigen, in Hoffnung, daß wir da manche Entdeckung machen und fuͤr unſre Muͤhe reichlich wuͤrden belohnt werden. Hauptſaͤchlich war es uns um die Palliſaden an der Spitze deſſelben zu thun. Herr Patton und zween andre Herren, waren unſre Begleiter. Wir ſetzten hurtig uͤber den Bach, wo unſre Leute Waſſer einnahmen, und folgten dem nordwaͤrts fuͤhrenden Fusſteige, denn von da her hatten wir die mehreſten Einwohner herunter kommen geſehen. Anfaͤnglich war der Aufgang nicht ſehr muͤhſam, weil der Vorgrund aus unterſchiednen klei- nen Huͤgeln beſtand, die oben faſt flach und mit großen, gut gepflegten Piſang- Pflanzungen beſetzt waren. Dergleichen Plaͤtze fielen uns oft ganz unerwartet in die Augen, denn eigentlich gieng der Weg durch einen dicken Wald von Frucht- und andern Baͤumen, den wir, des kuͤhlen Schattens wegen, ſehr angenehm fanden. Zuweilen erblickten wir einzeln ſtehende Coconuß-Pal- men; anſtatt aber, daß ſie ſich mit der ihnen ſonſt eignen Pracht uͤber die an- dern Baͤume erheben ſollten, waren ſie hier weit niedriger, als alle uͤbrigen. Ueberhaupt wachſen ſie nicht gut auf den Bergen. Ein niedriger Boden iſt ihnen angenehmer. Das geht ſo weit, daß man ſie auf den Coral-Felſen, wo kaum Erdreich genug zu ſeyn ſcheinet, daß ſie Wurzel darinn ſchlagen koͤnnten, dennoch haͤufig antrift. Einige von den Einwohnern begleiteten uns; andre be- gegneten uns mit Fruͤchten, die ſie zu dem Handlungs-Platze bringen wollten. Je hoͤher wir kamen, je mehr Haͤuſer fanden wir. Sie ſtanden alle auf einem erhoͤheten Stein-Grunde, und waren ſaͤmmtlich wie die obenbeſchriebne Huͤtte be- ſchaffen. Einige ſchienen ganz neu erbauet und hatten inwendig ein ungemein reinliches Anſehen; Aber die vielen Ruhe-Lager, wovon die Spanier reden, konnten wir nicht darinn finden; Wir vermuthen alſo, daß ſie darunter die Matten auf dem Fusboden verſtanden haben. Der Weg ward allmaͤhlig immer ſteiler und rauher, und die Ufer des Bachs, neben welchem der Fusſteig hin- lief, waren an manchen Orten ſo hoch und ſteil, daß wir mehrmalen die gefaͤhr- lichſten Abgruͤnde dicht neben uns ſahen. Auch mußten wir den Bach einigemale paßiren. Die Anzahl der Haͤuſer ward nun immer betraͤchtlicher, und ſo oft
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in den Jahren 1772 bis 1775.
und bey genauerer Unterſuchung fand man, daß dieſe von der Corypha um-
bra entifera Linnaei, einer gewiſſen Palmenart waren.
1774.
April.
Der unertraͤglichen Hitze ohnerachtet, wollten wir doch den hohen Berg
beſteigen, in Hoffnung, daß wir da manche Entdeckung machen und fuͤr unſre
Muͤhe reichlich wuͤrden belohnt werden. Hauptſaͤchlich war es uns um die Palliſaden
an der Spitze deſſelben zu thun. Herr Patton und zween andre Herren, waren
unſre Begleiter. Wir ſetzten hurtig uͤber den Bach, wo unſre Leute Waſſer
einnahmen, und folgten dem nordwaͤrts fuͤhrenden Fusſteige, denn von da her
hatten wir die mehreſten Einwohner herunter kommen geſehen. Anfaͤnglich
war der Aufgang nicht ſehr muͤhſam, weil der Vorgrund aus unterſchiednen klei-
nen Huͤgeln beſtand, die oben faſt flach und mit großen, gut gepflegten Piſang-
Pflanzungen beſetzt waren. Dergleichen Plaͤtze fielen uns oft ganz unerwartet
in die Augen, denn eigentlich gieng der Weg durch einen dicken Wald von
Frucht- und andern Baͤumen, den wir, des kuͤhlen Schattens wegen, ſehr
angenehm fanden. Zuweilen erblickten wir einzeln ſtehende Coconuß-Pal-
men; anſtatt aber, daß ſie ſich mit der ihnen ſonſt eignen Pracht uͤber die an-
dern Baͤume erheben ſollten, waren ſie hier weit niedriger, als alle uͤbrigen.
Ueberhaupt wachſen ſie nicht gut auf den Bergen. Ein niedriger Boden iſt
ihnen angenehmer. Das geht ſo weit, daß man ſie auf den Coral-Felſen, wo
kaum Erdreich genug zu ſeyn ſcheinet, daß ſie Wurzel darinn ſchlagen koͤnnten,
dennoch haͤufig antrift. Einige von den Einwohnern begleiteten uns; andre be-
gegneten uns mit Fruͤchten, die ſie zu dem Handlungs-Platze bringen wollten.
Je hoͤher wir kamen, je mehr Haͤuſer fanden wir. Sie ſtanden alle auf einem
erhoͤheten Stein-Grunde, und waren ſaͤmmtlich wie die obenbeſchriebne Huͤtte be-
ſchaffen. Einige ſchienen ganz neu erbauet und hatten inwendig ein ungemein
reinliches Anſehen; Aber die vielen Ruhe-Lager, wovon die Spanier reden,
konnten wir nicht darinn finden; Wir vermuthen alſo, daß ſie darunter die
Matten auf dem Fusboden verſtanden haben. Der Weg ward allmaͤhlig immer
ſteiler und rauher, und die Ufer des Bachs, neben welchem der Fusſteig hin-
lief, waren an manchen Orten ſo hoch und ſteil, daß wir mehrmalen die gefaͤhr-
lichſten Abgruͤnde dicht neben uns ſahen. Auch mußten wir den Bach einigemale
paßiren. Die Anzahl der Haͤuſer ward nun immer betraͤchtlicher, und ſo oft
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Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 2. Berlin, 1780, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_reise02_1780/31>, abgerufen am 21.11.2024.
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