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Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 2. Berlin, 1780.

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Forster's Reise um die Welt
1774.
Septem
ber.
An der Kolbe, oder dem unteren Ende, ragen etliche kleine Erhöhungen oder stern-
förmige Zacken vor; (man sehe die zwote Figur auf der XI. Kupfertafel) an-
dre haben ganz kurze Schafte, und gehen unterhalb, wie eine Sense oder Haue,
krumm gebogen (ebendaselbst Figur 3). Die Speere sind 15 bis zwanzig Fuß
lang, und entweder von schwarzem Holz oder doch mit schwarzer Farbe bestri-
chen. Die zierlichsten haben vor der Mitte einen Höcker, daran bisweilen
Schnitzwerk verschwendet ist, welches ein Menschen-Gesicht vorstellen soll (eben-
daselbst Figur 4 und 5). Diese Speere werfen sie, vermittelst eines kurzen Rie-
men, der an einem Ende einen Knoten, an dem andern aber einen Ring, oder run-
des Loch hat, und auch in Tanna zu gleichem Behuf gebraucht wird. (Figur 6)
Hier sind diese Wurf-Riemen weit besser, und aus einer Art rother Wolle gear-
beitet, die wir für den Balg eines unbekannten Thieres gehalten haben würden,
wenn uns nicht zuvor die große indianische Fledermaus zu Gesicht gekommen
wäre, von welcher diese Wolle herkommt. Bogen und Pfeile sind hier zu
Lande nicht bekannt; sondern man führt statt derselben Schleudern, die
aus dünnen Schnüren, eines Bindfadens dick bestehen, und an deren einem
Ende sich ein Quast, am andern aber, so wie auch in der Mitte, ein Auge oder
eine Schleife befindet. *) Die Steine, welche daraus geworfen werden, sind
aus weichem, fettem Seifenstein, (Smectites) der sich blos durch hin und her
Reiben in eine beliebige Figur bringen läßt, länglich gestaltet und an beyden Enden
zugespitzt. Sie passen allemal in die mittlere Schleife der Schleuder, und der
Schütze trägt sie in einer um den Leib gebundenen Tasche, die von grobem, star-
kem aus Grasfasern zusammengeflochtenen Zeuge gemacht ist. Der Form nach,
sahen diese Steine fast wie die Glandes plumbeae **) der Römer aus.

Da Capitain Cook vor allen Dingen frisches Wasser ausfindig zu machen
wünschte; so eilte er mit uns bald wieder ins Boot, und fuhr ostwärts an dem
Ufer hinauf, welches in dieser Gegend allenthalben von Mangle-Bäumen be-
schattet war, die zum Theil auf sumpfigen Boden, zuweilen auch im Wasser
selbst wuchsen. Wir hatten kaum den Strand verlassen, als die Insulaner sich

eben-
*) Man findet sie auf nebenstehender Platte, um die Mütze gewickelt, abgebildet.
**) In des Grafen Caylus Antiquit. III. 327. Tab. XCII. fig 3.

Forſter’s Reiſe um die Welt
1774.
Septem
ber.
An der Kolbe, oder dem unteren Ende, ragen etliche kleine Erhoͤhungen oder ſtern-
foͤrmige Zacken vor; (man ſehe die zwote Figur auf der XI. Kupfertafel) an-
dre haben ganz kurze Schafte, und gehen unterhalb, wie eine Senſe oder Haue,
krumm gebogen (ebendaſelbſt Figur 3). Die Speere ſind 15 bis zwanzig Fuß
lang, und entweder von ſchwarzem Holz oder doch mit ſchwarzer Farbe beſtri-
chen. Die zierlichſten haben vor der Mitte einen Hoͤcker, daran bisweilen
Schnitzwerk verſchwendet iſt, welches ein Menſchen-Geſicht vorſtellen ſoll (eben-
daſelbſt Figur 4 und 5). Dieſe Speere werfen ſie, vermittelſt eines kurzen Rie-
men, der an einem Ende einen Knoten, an dem andern aber einen Ring, oder run-
des Loch hat, und auch in Tanna zu gleichem Behuf gebraucht wird. (Figur 6)
Hier ſind dieſe Wurf-Riemen weit beſſer, und aus einer Art rother Wolle gear-
beitet, die wir fuͤr den Balg eines unbekannten Thieres gehalten haben wuͤrden,
wenn uns nicht zuvor die große indianiſche Fledermaus zu Geſicht gekommen
waͤre, von welcher dieſe Wolle herkommt. Bogen und Pfeile ſind hier zu
Lande nicht bekannt; ſondern man fuͤhrt ſtatt derſelben Schleudern, die
aus duͤnnen Schnuͤren, eines Bindfadens dick beſtehen, und an deren einem
Ende ſich ein Quaſt, am andern aber, ſo wie auch in der Mitte, ein Auge oder
eine Schleife befindet. *) Die Steine, welche daraus geworfen werden, ſind
aus weichem, fettem Seifenſtein, (Smectites) der ſich blos durch hin und her
Reiben in eine beliebige Figur bringen laͤßt, laͤnglich geſtaltet und an beyden Enden
zugeſpitzt. Sie paſſen allemal in die mittlere Schleife der Schleuder, und der
Schuͤtze traͤgt ſie in einer um den Leib gebundenen Taſche, die von grobem, ſtar-
kem aus Grasfaſern zuſammengeflochtenen Zeuge gemacht iſt. Der Form nach,
ſahen dieſe Steine faſt wie die Glandes plumbeae **) der Roͤmer aus.

Da Capitain Cook vor allen Dingen friſches Waſſer ausfindig zu machen
wuͤnſchte; ſo eilte er mit uns bald wieder ins Boot, und fuhr oſtwaͤrts an dem
Ufer hinauf, welches in dieſer Gegend allenthalben von Mangle-Baͤumen be-
ſchattet war, die zum Theil auf ſumpfigen Boden, zuweilen auch im Waſſer
ſelbſt wuchſen. Wir hatten kaum den Strand verlaſſen, als die Inſulaner ſich

eben-
*) Man findet ſie auf nebenſtehender Platte, um die Muͤtze gewickelt, abgebildet.
**) In des Grafen Caylus Antiquit. III. 327. Tab. XCII. fig 3.
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[304/0318] Forſter’s Reiſe um die Welt An der Kolbe, oder dem unteren Ende, ragen etliche kleine Erhoͤhungen oder ſtern- foͤrmige Zacken vor; (man ſehe die zwote Figur auf der XI. Kupfertafel) an- dre haben ganz kurze Schafte, und gehen unterhalb, wie eine Senſe oder Haue, krumm gebogen (ebendaſelbſt Figur 3). Die Speere ſind 15 bis zwanzig Fuß lang, und entweder von ſchwarzem Holz oder doch mit ſchwarzer Farbe beſtri- chen. Die zierlichſten haben vor der Mitte einen Hoͤcker, daran bisweilen Schnitzwerk verſchwendet iſt, welches ein Menſchen-Geſicht vorſtellen ſoll (eben- daſelbſt Figur 4 und 5). Dieſe Speere werfen ſie, vermittelſt eines kurzen Rie- men, der an einem Ende einen Knoten, an dem andern aber einen Ring, oder run- des Loch hat, und auch in Tanna zu gleichem Behuf gebraucht wird. (Figur 6) Hier ſind dieſe Wurf-Riemen weit beſſer, und aus einer Art rother Wolle gear- beitet, die wir fuͤr den Balg eines unbekannten Thieres gehalten haben wuͤrden, wenn uns nicht zuvor die große indianiſche Fledermaus zu Geſicht gekommen waͤre, von welcher dieſe Wolle herkommt. Bogen und Pfeile ſind hier zu Lande nicht bekannt; ſondern man fuͤhrt ſtatt derſelben Schleudern, die aus duͤnnen Schnuͤren, eines Bindfadens dick beſtehen, und an deren einem Ende ſich ein Quaſt, am andern aber, ſo wie auch in der Mitte, ein Auge oder eine Schleife befindet. *) Die Steine, welche daraus geworfen werden, ſind aus weichem, fettem Seifenſtein, (Smectites) der ſich blos durch hin und her Reiben in eine beliebige Figur bringen laͤßt, laͤnglich geſtaltet und an beyden Enden zugeſpitzt. Sie paſſen allemal in die mittlere Schleife der Schleuder, und der Schuͤtze traͤgt ſie in einer um den Leib gebundenen Taſche, die von grobem, ſtar- kem aus Grasfaſern zuſammengeflochtenen Zeuge gemacht iſt. Der Form nach, ſahen dieſe Steine faſt wie die Glandes plumbeae **) der Roͤmer aus. 1774. Septem ber. Da Capitain Cook vor allen Dingen friſches Waſſer ausfindig zu machen wuͤnſchte; ſo eilte er mit uns bald wieder ins Boot, und fuhr oſtwaͤrts an dem Ufer hinauf, welches in dieſer Gegend allenthalben von Mangle-Baͤumen be- ſchattet war, die zum Theil auf ſumpfigen Boden, zuweilen auch im Waſſer ſelbſt wuchſen. Wir hatten kaum den Strand verlaſſen, als die Inſulaner ſich eben- *) Man findet ſie auf nebenſtehender Platte, um die Muͤtze gewickelt, abgebildet. **) In des Grafen Caylus Antiquit. III. 327. Tab. XCII. fig 3.

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Zitationshilfe: Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 2. Berlin, 1780, S. 304. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_reise02_1780/318>, abgerufen am 27.11.2024.