Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 2. Berlin, 1780.Forster's Reise um die Welt 1774.Septem- ber.in Ohrgehängen, davon manche eine ungeheure Menge trugen; so zählten wir z. E. an einem nicht weniger als zwanzig aus Schildkröten-Schaale verfertig- ter Ringe, deren jeder einen Zoll im Durchmesser hielt und einen Viertelzoll dick war. Unter den Sachen, die heute eingetauscht wurden, befand sich auch ein musikalisches Instrument, nämlich eine Art Pfeife, die aus einem ohnge- fähr zween Zoll langen Stück Holz gemacht, glockenförmig gestaltet, aber nicht hohl, und an dem schmalen Ende mit einer kleinen Schnur verse- hen war. Dicht an dem platten Untertheil hatte sie zwey Löcher, und ohnweit der Schnur ein drittes, die sämmtlich innerhalb zusammen laufen mußten, in- dem durch das Blasen auf dem obern Loch, aus den andern ein durchdringen- der Ton hervorkam. Außer dieser Pfeife haben wir aber kein andres Instru- ment, das nur einigermaaßen musicalisch genannt werden könnte, bey ihnen angetroffen. Unsre großen Nagel fiengen nun nach gerade an, gangbare Münze zu *) Capt. Cook's Voyage towards the South Pole &c. Vol. II. p. 126.
Forſter’s Reiſe um die Welt 1774.Septem- ber.in Ohrgehaͤngen, davon manche eine ungeheure Menge trugen; ſo zaͤhlten wir z. E. an einem nicht weniger als zwanzig aus Schildkroͤten-Schaale verfertig- ter Ringe, deren jeder einen Zoll im Durchmeſſer hielt und einen Viertelzoll dick war. Unter den Sachen, die heute eingetauſcht wurden, befand ſich auch ein muſikaliſches Inſtrument, naͤmlich eine Art Pfeife, die aus einem ohnge- faͤhr zween Zoll langen Stuͤck Holz gemacht, glockenfoͤrmig geſtaltet, aber nicht hohl, und an dem ſchmalen Ende mit einer kleinen Schnur verſe- hen war. Dicht an dem platten Untertheil hatte ſie zwey Loͤcher, und ohnweit der Schnur ein drittes, die ſaͤmmtlich innerhalb zuſammen laufen mußten, in- dem durch das Blaſen auf dem obern Loch, aus den andern ein durchdringen- der Ton hervorkam. Außer dieſer Pfeife haben wir aber kein andres Inſtru- ment, das nur einigermaaßen muſicaliſch genannt werden koͤnnte, bey ihnen angetroffen. Unſre großen Nagel fiengen nun nach gerade an, gangbare Muͤnze zu *) Capt. Cook’s Voyage towards the South Pole &c. Vol. II. p. 126.
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Forſter’s Reiſe um die Welt
in Ohrgehaͤngen, davon manche eine ungeheure Menge trugen; ſo zaͤhlten wir
z. E. an einem nicht weniger als zwanzig aus Schildkroͤten-Schaale verfertig-
ter Ringe, deren jeder einen Zoll im Durchmeſſer hielt und einen Viertelzoll
dick war. Unter den Sachen, die heute eingetauſcht wurden, befand ſich auch
ein muſikaliſches Inſtrument, naͤmlich eine Art Pfeife, die aus einem ohnge-
faͤhr zween Zoll langen Stuͤck Holz gemacht, glockenfoͤrmig geſtaltet, aber
nicht hohl, und an dem ſchmalen Ende mit einer kleinen Schnur verſe-
hen war. Dicht an dem platten Untertheil hatte ſie zwey Loͤcher, und ohnweit
der Schnur ein drittes, die ſaͤmmtlich innerhalb zuſammen laufen mußten, in-
dem durch das Blaſen auf dem obern Loch, aus den andern ein durchdringen-
der Ton hervorkam. Außer dieſer Pfeife haben wir aber kein andres Inſtru-
ment, das nur einigermaaßen muſicaliſch genannt werden koͤnnte, bey ihnen
angetroffen.
1774.
Septem-
ber.
Unſre großen Nagel fiengen nun nach gerade an, gangbare Muͤnze zu
werden, ja die Indianer ſahen den Werth des Eiſens bald ſo gut ein, daß ſie
zu den runden eiſernen Bolzen, woran die Stricke feſt gemacht werden,
große Luſt bezeigten: Capitain Cook vermuthete, daß ihnen ſolche bey Anferti-
gung ihrer Canots vorzuͤglich brauchbar geſchienen haben moͤchten, und zwar,
um vermittelſt derſelben die Loͤcher in die Planken zu brennen, wodurch dieſe
nachher zuſammen genaͤht werden. Daß dieſe Loͤcher eingebrannt werden, iſt
unſtreitig; zwar laͤßt ſich nicht beſtimmen, mit was fuͤr einem Werkzeuge dies
geſchehen mag, vermuthlich aber wohl mit Steinen. *) So ſehr ihnen jedoch
die eiſernen Bolzen gefallen mochten; ſo unterſtand ſich gleichwohl keiner, we-
der dieſe noch die geringſte andre Kleinigkeit, zu entwenden, ſondern ſie fuͤhr-
ten ſich durchgehends vollkommen ehrlich auf. Ueber ihre Fertigkeit im Schwim-
men mußten wir uns oft wundern. Das Schiff lag wenigſtens eine gute
Meile weit vom Ufer, aber, dieſer Entfernung ohnerachtet kamen ſie haufen-
weiſe herbeygeſchwommen, hielten ihr Stuͤckgen braunes Zeug mit einer Hand
aus dem Waſſer, ſo daß ihnen nur die andre zum forthelfen frey blieb, und
auf dieſe eben ſo beſchwerliche als kuͤnſtliche Weiſe brachten ſie auch Wurfſpie-
*) Capt. Cook’s Voyage towards the South Pole &c. Vol. II. p. 126.
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