Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 2. Berlin, 1780.Forster's Reise um die Welt 1774.Septem- ber.tung ist, scheint heißen und dürren Ländern vorzüglich eigen zu seyn. Auf der Malabarischen Küste, in Egypten, Palästina und Afrika ist er am häufigsten, und eben diese Länder sind voller dürren, heißen Sandwüsten. Ich will damit nicht behaupten, daß der Aussatz eine nothwendige Folge trokner Himmelsstriche sey; doch aber glaub ich, daß Hitze und Dürre jene Kranckheit befördern und den Körper dazu disponiren mögen. Ich bemerkte jetzt immer mehr, und namentlich heut, sehr deutlich, daß Den Nachmittag brachten wir wiederum am Lande zu, und hatten das Forſter’s Reiſe um die Welt 1774.Septem- ber.tung iſt, ſcheint heißen und duͤrren Laͤndern vorzuͤglich eigen zu ſeyn. Auf der Malabariſchen Kuͤſte, in Egypten, Palaͤſtina und Afrika iſt er am haͤufigſten, und eben dieſe Laͤnder ſind voller duͤrren, heißen Sandwuͤſten. Ich will damit nicht behaupten, daß der Ausſatz eine nothwendige Folge trokner Himmelsſtriche ſey; doch aber glaub ich, daß Hitze und Duͤrre jene Kranckheit befoͤrdern und den Koͤrper dazu diſponiren moͤgen. Ich bemerkte jetzt immer mehr, und namentlich heut, ſehr deutlich, daß Den Nachmittag brachten wir wiederum am Lande zu, und hatten das <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0342" n="326"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><persName>Forſter’s</persName> Reiſe um die Welt</hi></fw><lb/><note place="left">1774.<lb/> Septem-<lb/> ber.</note>tung iſt, ſcheint heißen und duͤrren Laͤndern vorzuͤglich eigen zu ſeyn. Auf der<lb/> Malabariſchen Kuͤſte, in <placeName>Egypten</placeName>, <placeName>Palaͤſtina</placeName> und <placeName>Afrika</placeName> iſt er am haͤufigſten,<lb/> und eben dieſe Laͤnder ſind voller duͤrren, heißen Sandwuͤſten. Ich will damit<lb/> nicht behaupten, daß der Ausſatz eine nothwendige Folge trokner Himmelsſtriche<lb/> ſey; doch aber glaub ich, daß Hitze und Duͤrre jene Kranckheit befoͤrdern und<lb/> den Koͤrper dazu diſponiren moͤgen.</p><lb/> <p>Ich bemerkte jetzt immer mehr, und namentlich heut, ſehr deutlich, daß<lb/> die Weiber hier zu Lande von den Maͤnnern faſt noch weniger geachtet werden<lb/> als in <hi rendition="#fr"><placeName>Tanna</placeName></hi>. Sie blieben gemeiniglich in gewiſſer Entfernung von denſel-<lb/> ben, und ſchienen ſtets beſorgt, ihnen ſchon durch Blicke oder Mienen mißfaͤllig<lb/> zu werden. Auf ſie ruhte die Arbeit fuͤr die ganze Familie. Sie allein waren<lb/> es, die Brennholz und andre Beduͤrfniſſe muͤhſam auf dem Ruͤcken herbey ſchlep-<lb/> pen mußten, indeß ihre fuͤhlloſern Gatten ſie kaum eines Seitenblickes wuͤrdig-<lb/> ten und auch dann, unverruͤckt, in ſtarrer Unthaͤtigkeit blieben, wenn ſich die ar-<lb/> men Weiber zuweilen der geſellſchaftlichen Froͤhlichkeit uͤberließen, die einen Grund-<lb/> zug ihres Geſchlechts ausmacht. So ſind denn alſo die Menſchen in allen Laͤndern<lb/> zu herrſchſuͤchtiger Tyranney geneigt, und ſelbſt der aͤrmſte Indianer, der noch kei-<lb/> ne andre als die natuͤrlichen Beduͤrfniſſe kennet, weiß ſchon wie er ſeine ſchwaͤchere<lb/> Gehuͤlfin zur Sclavin machen ſoll, blos damit er ſich die Muͤhe erſpah-<lb/> ren moͤge, jenen Beduͤrfniſſen durch eigne Anſtrengung abzuhelfen! Iſt<lb/> dieſe tiefe Unterwuͤrfigkeit der Weiber noch immer die Wuͤrkung des Fluches,<lb/> der ehmals Even traf, ſo dauert er, Gottlob, doch nur allein unter den wilde-<lb/> ſten Nationen fort! Es iſt warlich zu bewundern, daß, der erniedrigen-<lb/> den Unterdruͤckung des ſchwaͤchern Theils der Schoͤpfung ohnerachtet, das<lb/> menſchliche Geſchlecht ſich dennoch erhalten hat! Wie wuͤrde es aber damit aus-<lb/> ſehen, haͤtte die tiefe Weisheit des Schoͤpfers nicht eine Fuͤlle von Geduld<lb/> und Sanftmuth ins weibliche Herz gelegt, die alle Beleidigungen aushaͤlt, die<lb/> ſie alles tragen lehrt, und ſie abhaͤlt, ſich der Gewalt ihrer unbilligen Ty-<lb/> rannen zu entziehn! —</p><lb/> <p>Den Nachmittag brachten wir wiederum am Lande zu, und hatten das<lb/> Gluͤck eine ſchoͤne Papagoyen Art zu bekommen, welche ganz neu und noch unbe-<lb/> kannt iſt. Wir ſchoſſen dieſen Vogel in einer Plantage, die alles uͤbertraf,<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [326/0342]
Forſter’s Reiſe um die Welt
tung iſt, ſcheint heißen und duͤrren Laͤndern vorzuͤglich eigen zu ſeyn. Auf der
Malabariſchen Kuͤſte, in Egypten, Palaͤſtina und Afrika iſt er am haͤufigſten,
und eben dieſe Laͤnder ſind voller duͤrren, heißen Sandwuͤſten. Ich will damit
nicht behaupten, daß der Ausſatz eine nothwendige Folge trokner Himmelsſtriche
ſey; doch aber glaub ich, daß Hitze und Duͤrre jene Kranckheit befoͤrdern und
den Koͤrper dazu diſponiren moͤgen.
1774.
Septem-
ber.
Ich bemerkte jetzt immer mehr, und namentlich heut, ſehr deutlich, daß
die Weiber hier zu Lande von den Maͤnnern faſt noch weniger geachtet werden
als in Tanna. Sie blieben gemeiniglich in gewiſſer Entfernung von denſel-
ben, und ſchienen ſtets beſorgt, ihnen ſchon durch Blicke oder Mienen mißfaͤllig
zu werden. Auf ſie ruhte die Arbeit fuͤr die ganze Familie. Sie allein waren
es, die Brennholz und andre Beduͤrfniſſe muͤhſam auf dem Ruͤcken herbey ſchlep-
pen mußten, indeß ihre fuͤhlloſern Gatten ſie kaum eines Seitenblickes wuͤrdig-
ten und auch dann, unverruͤckt, in ſtarrer Unthaͤtigkeit blieben, wenn ſich die ar-
men Weiber zuweilen der geſellſchaftlichen Froͤhlichkeit uͤberließen, die einen Grund-
zug ihres Geſchlechts ausmacht. So ſind denn alſo die Menſchen in allen Laͤndern
zu herrſchſuͤchtiger Tyranney geneigt, und ſelbſt der aͤrmſte Indianer, der noch kei-
ne andre als die natuͤrlichen Beduͤrfniſſe kennet, weiß ſchon wie er ſeine ſchwaͤchere
Gehuͤlfin zur Sclavin machen ſoll, blos damit er ſich die Muͤhe erſpah-
ren moͤge, jenen Beduͤrfniſſen durch eigne Anſtrengung abzuhelfen! Iſt
dieſe tiefe Unterwuͤrfigkeit der Weiber noch immer die Wuͤrkung des Fluches,
der ehmals Even traf, ſo dauert er, Gottlob, doch nur allein unter den wilde-
ſten Nationen fort! Es iſt warlich zu bewundern, daß, der erniedrigen-
den Unterdruͤckung des ſchwaͤchern Theils der Schoͤpfung ohnerachtet, das
menſchliche Geſchlecht ſich dennoch erhalten hat! Wie wuͤrde es aber damit aus-
ſehen, haͤtte die tiefe Weisheit des Schoͤpfers nicht eine Fuͤlle von Geduld
und Sanftmuth ins weibliche Herz gelegt, die alle Beleidigungen aushaͤlt, die
ſie alles tragen lehrt, und ſie abhaͤlt, ſich der Gewalt ihrer unbilligen Ty-
rannen zu entziehn! —
Den Nachmittag brachten wir wiederum am Lande zu, und hatten das
Gluͤck eine ſchoͤne Papagoyen Art zu bekommen, welche ganz neu und noch unbe-
kannt iſt. Wir ſchoſſen dieſen Vogel in einer Plantage, die alles uͤbertraf,
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