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Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 2. Berlin, 1780.

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Forster's Reise um die Welt
1774.
Novem-
ber.
haben, zumahl da das Schiff fünf oder sechs Seemeilen (leagues) ent-
fernt, folglich keine Hofnung zur Hülfe vorhanden war. Zum Glück wußten
wir damahls noch nichts von dem Schicksahl des Herrn Rowe und seiner Gefährten;
sonst würde uns die unerwartete Erscheinung so vieler Einwohner desto mehr
erschreckt haben, je wahrscheinlicher es, der Gegend nach, ist, daß sie an jenem
grausamen Blutbade persönlich Theil genommen haben. Wenn ich bedenke,
wie oft es den Neu-Seeländern ein leichtes gewesen wäre, uns umzubringen,
z. E. wenn wir uns von den Booten entfernten, einzeln auf den Bergen herum-
kletterten, in den Wäldern umher streiften, in den volkreichsten Gegenden lande-
ten, und uns unbewafnet mitten unter sie mischten: So werde ich immer mehr
überzeugt, daß man nicht das mindeste von ihnen zu besorgen hat, wenn man
nur seiner Seits sie in Ruhe läßt, und sie nicht vorsetzlich bös macht. Eben
daher dünkt es mir auch mehr als wahrscheinlich, daß die Matrosen der Ad-
venture
nicht würden erschlagen worden seyn, wenn sie sich nicht zuerst, und
zwar gröblich, an den Neu-Seeländern vergangen hätten. Dem sey
indessen wie ihm wolle, so können wir uns immer für glücklich schätzen, bey
allen unsern kleinen Fahrten oder Gängen, nie eine Familie, ja nicht einmahl
einen einzelnen Indianer angetroffen zu haben, der nicht geneigt gewesen wäre,
ein Friedens- und Freundschaftsbündnis mit uns einzugehen, welches wir auch
nie versäumten, ihnen anzutragen.

Die Einwohner dieser Bay versicherten uns, gleich jenen mit welchen
wir im Canot gesprochen hatten, daß der Seearm, worauf wir uns jetzt befan-
den, am Ende ins Meer gienge. Wir setzten also unsre Fahrt weiter fort, und
sahen nach einigen Wendungen, daß das Gewässer nordwärts hinter Gras-
Cove
und Ost-Bay weg lief. Es gab überall Buchten von verschiedener
Größe und an den Ufern derselben antiscorbutische Kräuter, frische Wasserquel-
len und wildes Geflügel die Menge. Das Wasser war vollkommen ruhig und
still, und die Berge mit statlicher Waldung versehen, so daß es dieser Gegend
auch an schönen Aussichten nicht fehlte. Ohngefähr drey Seemeilen (leagues)
weit von Tringho-Buhi's Wohnplatz *) bekamen wir einige Seeraben, mit
doppelten Federbüschen auf dem Kopf, zu Gesicht. Diese Gattung kann über-

*) Er bestand aus mehreren Hütten, oder einem Flecken, den die Einwohner Ko Häghi nui
nannten.

Forſter’s Reiſe um die Welt
1774.
Novem-
ber.
haben, zumahl da das Schiff fuͤnf oder ſechs Seemeilen (leagues) ent-
fernt, folglich keine Hofnung zur Huͤlfe vorhanden war. Zum Gluͤck wußten
wir damahls noch nichts von dem Schickſahl des Herrn Rowe und ſeiner Gefaͤhrten;
ſonſt wuͤrde uns die unerwartete Erſcheinung ſo vieler Einwohner deſto mehr
erſchreckt haben, je wahrſcheinlicher es, der Gegend nach, iſt, daß ſie an jenem
grauſamen Blutbade perſoͤnlich Theil genommen haben. Wenn ich bedenke,
wie oft es den Neu-Seelaͤndern ein leichtes geweſen waͤre, uns umzubringen,
z. E. wenn wir uns von den Booten entfernten, einzeln auf den Bergen herum-
kletterten, in den Waͤldern umher ſtreiften, in den volkreichſten Gegenden lande-
ten, und uns unbewafnet mitten unter ſie miſchten: So werde ich immer mehr
uͤberzeugt, daß man nicht das mindeſte von ihnen zu beſorgen hat, wenn man
nur ſeiner Seits ſie in Ruhe laͤßt, und ſie nicht vorſetzlich boͤs macht. Eben
daher duͤnkt es mir auch mehr als wahrſcheinlich, daß die Matroſen der Ad-
venture
nicht wuͤrden erſchlagen worden ſeyn, wenn ſie ſich nicht zuerſt, und
zwar groͤblich, an den Neu-Seelaͤndern vergangen haͤtten. Dem ſey
indeſſen wie ihm wolle, ſo koͤnnen wir uns immer fuͤr gluͤcklich ſchaͤtzen, bey
allen unſern kleinen Fahrten oder Gaͤngen, nie eine Familie, ja nicht einmahl
einen einzelnen Indianer angetroffen zu haben, der nicht geneigt geweſen waͤre,
ein Friedens- und Freundſchaftsbuͤndnis mit uns einzugehen, welches wir auch
nie verſaͤumten, ihnen anzutragen.

Die Einwohner dieſer Bay verſicherten uns, gleich jenen mit welchen
wir im Canot geſprochen hatten, daß der Seearm, worauf wir uns jetzt befan-
den, am Ende ins Meer gienge. Wir ſetzten alſo unſre Fahrt weiter fort, und
ſahen nach einigen Wendungen, daß das Gewaͤſſer nordwaͤrts hinter Gras-
Cove
und Oſt-Bay weg lief. Es gab uͤberall Buchten von verſchiedener
Groͤße und an den Ufern derſelben antiſcorbutiſche Kraͤuter, friſche Waſſerquel-
len und wildes Gefluͤgel die Menge. Das Waſſer war vollkommen ruhig und
ſtill, und die Berge mit ſtatlicher Waldung verſehen, ſo daß es dieſer Gegend
auch an ſchoͤnen Ausſichten nicht fehlte. Ohngefaͤhr drey Seemeilen (leagues)
weit von Tringho-Buhi’s Wohnplatz *) bekamen wir einige Seeraben, mit
doppelten Federbuͤſchen auf dem Kopf, zu Geſicht. Dieſe Gattung kann uͤber-

*) Er beſtand aus mehreren Huͤtten, oder einem Flecken, den die Einwohner Ko Haͤghi nui
nannten.
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[372/0390] Forſter’s Reiſe um die Welt haben, zumahl da das Schiff fuͤnf oder ſechs Seemeilen (leagues) ent- fernt, folglich keine Hofnung zur Huͤlfe vorhanden war. Zum Gluͤck wußten wir damahls noch nichts von dem Schickſahl des Herrn Rowe und ſeiner Gefaͤhrten; ſonſt wuͤrde uns die unerwartete Erſcheinung ſo vieler Einwohner deſto mehr erſchreckt haben, je wahrſcheinlicher es, der Gegend nach, iſt, daß ſie an jenem grauſamen Blutbade perſoͤnlich Theil genommen haben. Wenn ich bedenke, wie oft es den Neu-Seelaͤndern ein leichtes geweſen waͤre, uns umzubringen, z. E. wenn wir uns von den Booten entfernten, einzeln auf den Bergen herum- kletterten, in den Waͤldern umher ſtreiften, in den volkreichſten Gegenden lande- ten, und uns unbewafnet mitten unter ſie miſchten: So werde ich immer mehr uͤberzeugt, daß man nicht das mindeſte von ihnen zu beſorgen hat, wenn man nur ſeiner Seits ſie in Ruhe laͤßt, und ſie nicht vorſetzlich boͤs macht. Eben daher duͤnkt es mir auch mehr als wahrſcheinlich, daß die Matroſen der Ad- venture nicht wuͤrden erſchlagen worden ſeyn, wenn ſie ſich nicht zuerſt, und zwar groͤblich, an den Neu-Seelaͤndern vergangen haͤtten. Dem ſey indeſſen wie ihm wolle, ſo koͤnnen wir uns immer fuͤr gluͤcklich ſchaͤtzen, bey allen unſern kleinen Fahrten oder Gaͤngen, nie eine Familie, ja nicht einmahl einen einzelnen Indianer angetroffen zu haben, der nicht geneigt geweſen waͤre, ein Friedens- und Freundſchaftsbuͤndnis mit uns einzugehen, welches wir auch nie verſaͤumten, ihnen anzutragen. 1774. Novem- ber. Die Einwohner dieſer Bay verſicherten uns, gleich jenen mit welchen wir im Canot geſprochen hatten, daß der Seearm, worauf wir uns jetzt befan- den, am Ende ins Meer gienge. Wir ſetzten alſo unſre Fahrt weiter fort, und ſahen nach einigen Wendungen, daß das Gewaͤſſer nordwaͤrts hinter Gras- Cove und Oſt-Bay weg lief. Es gab uͤberall Buchten von verſchiedener Groͤße und an den Ufern derſelben antiſcorbutiſche Kraͤuter, friſche Waſſerquel- len und wildes Gefluͤgel die Menge. Das Waſſer war vollkommen ruhig und ſtill, und die Berge mit ſtatlicher Waldung verſehen, ſo daß es dieſer Gegend auch an ſchoͤnen Ausſichten nicht fehlte. Ohngefaͤhr drey Seemeilen (leagues) weit von Tringho-Buhi’s Wohnplatz *) bekamen wir einige Seeraben, mit doppelten Federbuͤſchen auf dem Kopf, zu Geſicht. Dieſe Gattung kann uͤber- *) Er beſtand aus mehreren Huͤtten, oder einem Flecken, den die Einwohner Ko Haͤghi nui nannten.

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Zitationshilfe: Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 2. Berlin, 1780, S. 372. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_reise02_1780/390>, abgerufen am 24.11.2024.