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Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 2. Berlin, 1780.

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in den Jahren 1772 bis 1775.
wenigstens kein großes Land mehr zu gewarten stand, dessen Erforschung unsre1774.
Novem-
ber.

Rückkehr nach dem geliebten Europa über die Gebühr hätte verzögern können!
Mit einem Wort, die gegründete Hofnung, daß alle Mühseligkeiten und Gefah-
ren unsers großen Kreislaufs nun bald überstanden seyn würden, stärkte und be-
lebte uns gleichsam von neuem. Wir hatten nicht zu viel gehoft! der Erfolg
übertraf gewissermaßen unsre Wünsche, denn auf der Fahrt von Neu-Seeland
nach Terra del Fuego legten wir, im Durchschnitt gerechnet, täglich einen Weg
von 40 englischen Seemeilen zurück. Dies war ungemein viel, weil unser Schiff,
seinem Bau, seiner Ladung und übrigen Beschaffenheit nach, sehr langsam segelte.

Am 12ten wurden wir einen Wallfisch mit länglich stumpfem Kopf ge-
gewahr, daran sich, der Länge nach, zwo Furchen und eben so viel erhabne Reife
befanden. Er maaß ohngefähr 12 Fuß, war über den ganzen Leib weiß fleckig,
hatte kleine Augen und zween halbmondförmige Oefnungen, durch welche er
das Wasser von sich sprützte. Hinter dem Kopf sahe man zwo Flosfedern,
auf dem Rücken aber keine. Diese Gattung scheint bisher noch gänzlich unbe-
kannt gewesen zu seyn.

Am 14ten zeigte sich, daß das Schiff, seit unsrer Abreise aus Königin
Charlotten Sund
, ein Leck bekommen hatte, doch machten wir uns darüber
keine Unruhe, weil das Wasser innerhalb acht Stunden, nicht mehr als fünf
oder sechs Zoll im untersten Raume anlief. Der Westwind blies mit bewun-
dernswürdiger Stärke; er schwellte nämlich, der beträchtlichen Breite ohnerachtet
welche der Ozean in dieser Gegend hat, die Wogen dermaaßen an, daß sie fürch-
terlich hoch und gegen sechs bis sieben hundert Fuß lang wurden. Dies gab
dem Schiffe eine äußerst unangenehme, schwankende Bewegung, besonders, wenn
der Wind gerade hinter uns her kam. Man nimmt gemeiniglich an, daß die größ-
te Schiefe, in welcher ein seegelndes Schiff sich gegen die Oberfläche des Was-
sers herabneigen kann, nie über zwanzig Grade betrage; allein hier war die See
in solcher Bewegung, daß das unsrige mehr als dreyßig, ja bis weilen um 40
Grad von der Perpendicularlinie zur Seite lag! Herr Wales nahm sich die Mü-
he es mathematisch auszumessen, und fand, daß der Winkel unter welchen es sich
auf die Seite neigte, 38 Grad betrug, ohnerachtet das Schiff an dem Tage eben
nicht aufs äußerste schwankte; ward es hingegen, bey doppelt eingerefften

B b b 2

in den Jahren 1772 bis 1775.
wenigſtens kein großes Land mehr zu gewarten ſtand, deſſen Erforſchung unſre1774.
Novem-
ber.

Ruͤckkehr nach dem geliebten Europa uͤber die Gebuͤhr haͤtte verzoͤgern koͤnnen!
Mit einem Wort, die gegruͤndete Hofnung, daß alle Muͤhſeligkeiten und Gefah-
ren unſers großen Kreislaufs nun bald uͤberſtanden ſeyn wuͤrden, ſtaͤrkte und be-
lebte uns gleichſam von neuem. Wir hatten nicht zu viel gehoft! der Erfolg
uͤbertraf gewiſſermaßen unſre Wuͤnſche, denn auf der Fahrt von Neu-Seeland
nach Terra del Fuego legten wir, im Durchſchnitt gerechnet, taͤglich einen Weg
von 40 engliſchen Seemeilen zuruͤck. Dies war ungemein viel, weil unſer Schiff,
ſeinem Bau, ſeiner Ladung und uͤbrigen Beſchaffenheit nach, ſehr langſam ſegelte.

Am 12ten wurden wir einen Wallfiſch mit laͤnglich ſtumpfem Kopf ge-
gewahr, daran ſich, der Laͤnge nach, zwo Furchen und eben ſo viel erhabne Reife
befanden. Er maaß ohngefaͤhr 12 Fuß, war uͤber den ganzen Leib weiß fleckig,
hatte kleine Augen und zween halbmondfoͤrmige Oefnungen, durch welche er
das Waſſer von ſich ſpruͤtzte. Hinter dem Kopf ſahe man zwo Flosfedern,
auf dem Ruͤcken aber keine. Dieſe Gattung ſcheint bisher noch gaͤnzlich unbe-
kannt geweſen zu ſeyn.

Am 14ten zeigte ſich, daß das Schiff, ſeit unſrer Abreiſe aus Koͤnigin
Charlotten Sund
, ein Leck bekommen hatte, doch machten wir uns daruͤber
keine Unruhe, weil das Waſſer innerhalb acht Stunden, nicht mehr als fuͤnf
oder ſechs Zoll im unterſten Raume anlief. Der Weſtwind blies mit bewun-
dernswuͤrdiger Staͤrke; er ſchwellte naͤmlich, der betraͤchtlichen Breite ohnerachtet
welche der Ozean in dieſer Gegend hat, die Wogen dermaaßen an, daß ſie fuͤrch-
terlich hoch und gegen ſechs bis ſieben hundert Fuß lang wurden. Dies gab
dem Schiffe eine aͤußerſt unangenehme, ſchwankende Bewegung, beſonders, wenn
der Wind gerade hinter uns her kam. Man nimmt gemeiniglich an, daß die groͤß-
te Schiefe, in welcher ein ſeegelndes Schiff ſich gegen die Oberflaͤche des Waſ-
ſers herabneigen kann, nie uͤber zwanzig Grade betrage; allein hier war die See
in ſolcher Bewegung, daß das unſrige mehr als dreyßig, ja bis weilen um 40
Grad von der Perpendicularlinie zur Seite lag! Herr Wales nahm ſich die Muͤ-
he es mathematiſch auszumeſſen, und fand, daß der Winkel unter welchen es ſich
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nicht aufs aͤußerſte ſchwankte; ward es hingegen, bey doppelt eingerefften

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[379/0397] in den Jahren 1772 bis 1775. wenigſtens kein großes Land mehr zu gewarten ſtand, deſſen Erforſchung unſre Ruͤckkehr nach dem geliebten Europa uͤber die Gebuͤhr haͤtte verzoͤgern koͤnnen! Mit einem Wort, die gegruͤndete Hofnung, daß alle Muͤhſeligkeiten und Gefah- ren unſers großen Kreislaufs nun bald uͤberſtanden ſeyn wuͤrden, ſtaͤrkte und be- lebte uns gleichſam von neuem. Wir hatten nicht zu viel gehoft! der Erfolg uͤbertraf gewiſſermaßen unſre Wuͤnſche, denn auf der Fahrt von Neu-Seeland nach Terra del Fuego legten wir, im Durchſchnitt gerechnet, taͤglich einen Weg von 40 engliſchen Seemeilen zuruͤck. Dies war ungemein viel, weil unſer Schiff, ſeinem Bau, ſeiner Ladung und uͤbrigen Beſchaffenheit nach, ſehr langſam ſegelte. 1774. Novem- ber. Am 12ten wurden wir einen Wallfiſch mit laͤnglich ſtumpfem Kopf ge- gewahr, daran ſich, der Laͤnge nach, zwo Furchen und eben ſo viel erhabne Reife befanden. Er maaß ohngefaͤhr 12 Fuß, war uͤber den ganzen Leib weiß fleckig, hatte kleine Augen und zween halbmondfoͤrmige Oefnungen, durch welche er das Waſſer von ſich ſpruͤtzte. Hinter dem Kopf ſahe man zwo Flosfedern, auf dem Ruͤcken aber keine. Dieſe Gattung ſcheint bisher noch gaͤnzlich unbe- kannt geweſen zu ſeyn. Am 14ten zeigte ſich, daß das Schiff, ſeit unſrer Abreiſe aus Koͤnigin Charlotten Sund, ein Leck bekommen hatte, doch machten wir uns daruͤber keine Unruhe, weil das Waſſer innerhalb acht Stunden, nicht mehr als fuͤnf oder ſechs Zoll im unterſten Raume anlief. Der Weſtwind blies mit bewun- dernswuͤrdiger Staͤrke; er ſchwellte naͤmlich, der betraͤchtlichen Breite ohnerachtet welche der Ozean in dieſer Gegend hat, die Wogen dermaaßen an, daß ſie fuͤrch- terlich hoch und gegen ſechs bis ſieben hundert Fuß lang wurden. Dies gab dem Schiffe eine aͤußerſt unangenehme, ſchwankende Bewegung, beſonders, wenn der Wind gerade hinter uns her kam. Man nimmt gemeiniglich an, daß die groͤß- te Schiefe, in welcher ein ſeegelndes Schiff ſich gegen die Oberflaͤche des Waſ- ſers herabneigen kann, nie uͤber zwanzig Grade betrage; allein hier war die See in ſolcher Bewegung, daß das unſrige mehr als dreyßig, ja bis weilen um 40 Grad von der Perpendicularlinie zur Seite lag! Herr Wales nahm ſich die Muͤ- he es mathematiſch auszumeſſen, und fand, daß der Winkel unter welchen es ſich auf die Seite neigte, 38 Grad betrug, ohnerachtet das Schiff an dem Tage eben nicht aufs aͤußerſte ſchwankte; ward es hingegen, bey doppelt eingerefften B b b 2

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Zitationshilfe: Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 2. Berlin, 1780, S. 379. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_reise02_1780/397>, abgerufen am 24.11.2024.