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Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 2. Berlin, 1780.

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Forster's Reise um die Welt
1774.
Decem-
ber.
Ihrer Größe ohnerachtet, die der Länge nach nicht weniger als 40 Fuß und im
Durchmesser zehn Fuß betrug; sahe man sie zuweilen ganz und gar aus dem
Wasser springen, und dann fielen sie jedesmahl mit gewaltigem Getöse zurück,
so daß es um sie her schäumte. Die erstaunende Kraft, welche erfordert wird,
dergleichen ungeheure Thiere aus dem Wasser zu heben, kann, so wie alles
übrige ihres bewundernswürdigen Baues, zu vielen Betrachtungen Stoff
geben.

Gegen sechs Uhr Abends kam das nach der Succeß-Bay abgefertigte
Boot wiederum zurück. Der Lieutenant berichtete, es wären ihm eine unzählige
Menge von Seehunde bis in die Bay gefolget, und in selbiger die Wallfische so
häufig gewesen, daß das Boot beynah darauf gestoßen hätte. An der Stelle,
wo Capitain Cook bey seiner ersten Reise um die Welt, Wasser eingenommen
hatte, fand er nicht das geringste Merkmahl, daß ein Europäisches Schif seit
kurzem da gewesen. Beym Aussteigen empfiengen ihn etliche Einwohner, die in
Guanacoes-Felle und in lange Mäntel aus Seehunds-Fellen gekleidet waren.
Sie sahen ganz freundlich, weit heiterer und zufriedener aus, als die Elenden,
welche wir in Christmeß-Sund angetroffen. Einige hatten sogar Armbänder
von Schilf mit Silberdrath besponnen, und zeigten sehr oft darauf, indem sie
das Wort Pescheräh aussprachen. Alles was unsre Leute ihnen anboten, sa-
hen sie mit Gleichgültigkeit ohne alle Begierde an. Die Armbänder müssen sie
entweder von vorüberschiffenden Spaniern, oder, aus eben dieser Quelle, mit-
telbarer weise, durch andre nördlich wohnende Völker bekommen haben. Unsre
Leute hielten sich nur zwo oder drey Minuten bey ihnen auf, schiften sich alsdenn
wieder ein, und eilten an Bord zurück. Nunmehro setzten wir unsern Lauf
durch le Maires Meer-Enge fort, und seegelten, am folgenden Morgen, längst
der Küste von Staaten Land hin, welches in dicken Nebel gehüllt war.
Gegen Mittag klärte sich das Wetter auf, so daß wir das Land deutlich sehen
konnten. Es hatte viel ähnliches mit der westlichen Küste von Tierra del Fuc-
go
; die Felsen-Gebürge waren wenigstens eben so jähe und unfruchtbar, jedoch
nicht völlig so hoch, und deshalb auch mit weniger Schnee bedeckt. Ver-
schiedne Eilande, die etwa 90 Fuß senkrecht aus dem Meere hervorragten, la-
gen in einiger Entfernung von dieser Küste und schienen auf den obersten Gipfel

mit

Forſter’s Reiſe um die Welt
1774.
Decem-
ber.
Ihrer Groͤße ohnerachtet, die der Laͤnge nach nicht weniger als 40 Fuß und im
Durchmeſſer zehn Fuß betrug; ſahe man ſie zuweilen ganz und gar aus dem
Waſſer ſpringen, und dann fielen ſie jedesmahl mit gewaltigem Getoͤſe zuruͤck,
ſo daß es um ſie her ſchaͤumte. Die erſtaunende Kraft, welche erfordert wird,
dergleichen ungeheure Thiere aus dem Waſſer zu heben, kann, ſo wie alles
uͤbrige ihres bewundernswuͤrdigen Baues, zu vielen Betrachtungen Stoff
geben.

Gegen ſechs Uhr Abends kam das nach der Succeß-Bay abgefertigte
Boot wiederum zuruͤck. Der Lieutenant berichtete, es waͤren ihm eine unzaͤhlige
Menge von Seehunde bis in die Bay gefolget, und in ſelbiger die Wallfiſche ſo
haͤufig geweſen, daß das Boot beynah darauf geſtoßen haͤtte. An der Stelle,
wo Capitain Cook bey ſeiner erſten Reiſe um die Welt, Waſſer eingenommen
hatte, fand er nicht das geringſte Merkmahl, daß ein Europaͤiſches Schif ſeit
kurzem da geweſen. Beym Ausſteigen empfiengen ihn etliche Einwohner, die in
Guanacoes-Felle und in lange Maͤntel aus Seehunds-Fellen gekleidet waren.
Sie ſahen ganz freundlich, weit heiterer und zufriedener aus, als die Elenden,
welche wir in Chriſtmeß-Sund angetroffen. Einige hatten ſogar Armbaͤnder
von Schilf mit Silberdrath beſponnen, und zeigten ſehr oft darauf, indem ſie
das Wort Peſcheraͤh ausſprachen. Alles was unſre Leute ihnen anboten, ſa-
hen ſie mit Gleichguͤltigkeit ohne alle Begierde an. Die Armbaͤnder muͤſſen ſie
entweder von voruͤberſchiffenden Spaniern, oder, aus eben dieſer Quelle, mit-
telbarer weiſe, durch andre noͤrdlich wohnende Voͤlker bekommen haben. Unſre
Leute hielten ſich nur zwo oder drey Minuten bey ihnen auf, ſchiften ſich alsdenn
wieder ein, und eilten an Bord zuruͤck. Nunmehro ſetzten wir unſern Lauf
durch le Maires Meer-Enge fort, und ſeegelten, am folgenden Morgen, laͤngſt
der Kuͤſte von Staaten Land hin, welches in dicken Nebel gehuͤllt war.
Gegen Mittag klaͤrte ſich das Wetter auf, ſo daß wir das Land deutlich ſehen
konnten. Es hatte viel aͤhnliches mit der weſtlichen Kuͤſte von Tierra del Fuc-
go
; die Felſen-Gebuͤrge waren wenigſtens eben ſo jaͤhe und unfruchtbar, jedoch
nicht voͤllig ſo hoch, und deshalb auch mit weniger Schnee bedeckt. Ver-
ſchiedne Eilande, die etwa 90 Fuß ſenkrecht aus dem Meere hervorragten, la-
gen in einiger Entfernung von dieſer Kuͤſte und ſchienen auf den oberſten Gipfel

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[400/0418] Forſter’s Reiſe um die Welt Ihrer Groͤße ohnerachtet, die der Laͤnge nach nicht weniger als 40 Fuß und im Durchmeſſer zehn Fuß betrug; ſahe man ſie zuweilen ganz und gar aus dem Waſſer ſpringen, und dann fielen ſie jedesmahl mit gewaltigem Getoͤſe zuruͤck, ſo daß es um ſie her ſchaͤumte. Die erſtaunende Kraft, welche erfordert wird, dergleichen ungeheure Thiere aus dem Waſſer zu heben, kann, ſo wie alles uͤbrige ihres bewundernswuͤrdigen Baues, zu vielen Betrachtungen Stoff geben. 1774. Decem- ber. Gegen ſechs Uhr Abends kam das nach der Succeß-Bay abgefertigte Boot wiederum zuruͤck. Der Lieutenant berichtete, es waͤren ihm eine unzaͤhlige Menge von Seehunde bis in die Bay gefolget, und in ſelbiger die Wallfiſche ſo haͤufig geweſen, daß das Boot beynah darauf geſtoßen haͤtte. An der Stelle, wo Capitain Cook bey ſeiner erſten Reiſe um die Welt, Waſſer eingenommen hatte, fand er nicht das geringſte Merkmahl, daß ein Europaͤiſches Schif ſeit kurzem da geweſen. Beym Ausſteigen empfiengen ihn etliche Einwohner, die in Guanacoes-Felle und in lange Maͤntel aus Seehunds-Fellen gekleidet waren. Sie ſahen ganz freundlich, weit heiterer und zufriedener aus, als die Elenden, welche wir in Chriſtmeß-Sund angetroffen. Einige hatten ſogar Armbaͤnder von Schilf mit Silberdrath beſponnen, und zeigten ſehr oft darauf, indem ſie das Wort Peſcheraͤh ausſprachen. Alles was unſre Leute ihnen anboten, ſa- hen ſie mit Gleichguͤltigkeit ohne alle Begierde an. Die Armbaͤnder muͤſſen ſie entweder von voruͤberſchiffenden Spaniern, oder, aus eben dieſer Quelle, mit- telbarer weiſe, durch andre noͤrdlich wohnende Voͤlker bekommen haben. Unſre Leute hielten ſich nur zwo oder drey Minuten bey ihnen auf, ſchiften ſich alsdenn wieder ein, und eilten an Bord zuruͤck. Nunmehro ſetzten wir unſern Lauf durch le Maires Meer-Enge fort, und ſeegelten, am folgenden Morgen, laͤngſt der Kuͤſte von Staaten Land hin, welches in dicken Nebel gehuͤllt war. Gegen Mittag klaͤrte ſich das Wetter auf, ſo daß wir das Land deutlich ſehen konnten. Es hatte viel aͤhnliches mit der weſtlichen Kuͤſte von Tierra del Fuc- go; die Felſen-Gebuͤrge waren wenigſtens eben ſo jaͤhe und unfruchtbar, jedoch nicht voͤllig ſo hoch, und deshalb auch mit weniger Schnee bedeckt. Ver- ſchiedne Eilande, die etwa 90 Fuß ſenkrecht aus dem Meere hervorragten, la- gen in einiger Entfernung von dieſer Kuͤſte und ſchienen auf den oberſten Gipfel mit

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Zitationshilfe: Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 2. Berlin, 1780, S. 400. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_reise02_1780/418>, abgerufen am 26.11.2024.