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Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 2. Berlin, 1780.

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in den Jahren 1772 bis 1775.

Am 28ten des Morgens, ward ein Mann im untern Schifs-Raum1775.
April.

versteckt gefunden. Bey der Untersuchung fand man, daß einer der Boots-
leute (Quartermasters) ihn etliche Tage zuvor dorthin geführt, und seine täg-
liche Portionen mit ihm getheilt hatte. Seine Gutherzigkeit ward mit einem
Dutzend Streichen belohnt, und der arme Fremde kriegte auch ein Dutzend zum
Willkommen. Es war ein ehrlicher Hannoveraner, den ein Ziel-verkoo-
per
gestohlen, und zu holländischen Diensten gezwungen hatte. Er hatte sich am
Cap an Capitain Cook gewandt, und um seinen Schutz gebeten. Dieser
Schutz, der allen englischen Unterthanen mit Recht zukommt, ward ihm aber,
als einem Deutschen rund abgeschlagen, und so mußte er verstohlner Weise an
Boord kommen, um einem harten Dienste zu entgehen, wozu man ihn un-
rechtmäßiger Weise gezwungen. Er zeigte sich bald als einen der fleißigsten
Leute im ganzen Schif, und machte sich unter der Mannschaft beliebt, die sonst
nicht geglaubt, daß ein Hannoveraner so gut ein tüchtiger Kerl als ein andrer
seyn könne.

Sobald wir das Land um Tafel-Bay zurückgelassen, richteten wir un-
sern Lauf nach der Insel St. Helena. Der Dutton, das Englische Schiff,
blieb in unsrer Gesellschaft; weil sich dessen Capitain, auf die größere Genanig-
keit unsrer Rechnungen verlies. Denn es ist sonst gewöhnlich, daß die Schif-May.
fe der Compagnie erst in die Breite der Insel zu kommen suchen, und dann ge-
rade nach Westen drauf zu seegeln. Frühe am 15ten May entdeckten wir
die Insel gerade vor uns, und um Mitternacht legten wir in James-Bay, dem
gewöhnlichen Ankerplatze, vor Anker. Das süd-östliche Ufer, an dem wir fort-
seegelten, fanden wir ziemlich hoch, und aus senkrechtem, schwammigten,
schwarzbraunen Felsen zusammengesetzt, die hin und wieder als vom beständigen
Anspülen der Wellen ausgehöhlt schienen. *)

Früh am folgenden Morgen, begrüßte uns das Fort James, welches
die vornehmste Vestung in der Bay ist, und sobald wir es beantwortet, hatten
wir noch einen Gruß vom Dutton zu erwiedern. Die Stadt vor uns lag in
einem engen Thal, mit einem steilen, öden Berge an jeder Seite, der noch bey-

*) Die Beschreibung dieser Höhlungen in der Hawkesworthschen Sammlung B. III.
S. 410 kann man nur einer poetischen erhitzten Einbildungskraft zuschreiben.
Forster's Reise u. die Welt zweyter Th. J i i
in den Jahren 1772 bis 1775.

Am 28ten des Morgens, ward ein Mann im untern Schifs-Raum1775.
April.

verſteckt gefunden. Bey der Unterſuchung fand man, daß einer der Boots-
leute (Quartermaſters) ihn etliche Tage zuvor dorthin gefuͤhrt, und ſeine taͤg-
liche Portionen mit ihm getheilt hatte. Seine Gutherzigkeit ward mit einem
Dutzend Streichen belohnt, und der arme Fremde kriegte auch ein Dutzend zum
Willkommen. Es war ein ehrlicher Hannoveraner, den ein Ziel-verkoo-
per
geſtohlen, und zu hollaͤndiſchen Dienſten gezwungen hatte. Er hatte ſich am
Cap an Capitain Cook gewandt, und um ſeinen Schutz gebeten. Dieſer
Schutz, der allen engliſchen Unterthanen mit Recht zukommt, ward ihm aber,
als einem Deutſchen rund abgeſchlagen, und ſo mußte er verſtohlner Weiſe an
Boord kommen, um einem harten Dienſte zu entgehen, wozu man ihn un-
rechtmaͤßiger Weiſe gezwungen. Er zeigte ſich bald als einen der fleißigſten
Leute im ganzen Schif, und machte ſich unter der Mannſchaft beliebt, die ſonſt
nicht geglaubt, daß ein Hannoveraner ſo gut ein tuͤchtiger Kerl als ein andrer
ſeyn koͤnne.

Sobald wir das Land um Tafel-Bay zuruͤckgelaſſen, richteten wir un-
ſern Lauf nach der Inſel St. Helena. Der Dutton, das Engliſche Schiff,
blieb in unſrer Geſellſchaft; weil ſich deſſen Capitain, auf die groͤßere Genanig-
keit unſrer Rechnungen verlies. Denn es iſt ſonſt gewoͤhnlich, daß die Schif-May.
fe der Compagnie erſt in die Breite der Inſel zu kommen ſuchen, und dann ge-
rade nach Weſten drauf zu ſeegeln. Fruͤhe am 15ten May entdeckten wir
die Inſel gerade vor uns, und um Mitternacht legten wir in James-Bay, dem
gewoͤhnlichen Ankerplatze, vor Anker. Das ſuͤd-oͤſtliche Ufer, an dem wir fort-
ſeegelten, fanden wir ziemlich hoch, und aus ſenkrechtem, ſchwammigten,
ſchwarzbraunen Felſen zuſammengeſetzt, die hin und wieder als vom beſtaͤndigen
Anſpuͤlen der Wellen ausgehoͤhlt ſchienen. *)

Fruͤh am folgenden Morgen, begruͤßte uns das Fort James, welches
die vornehmſte Veſtung in der Bay iſt, und ſobald wir es beantwortet, hatten
wir noch einen Gruß vom Dutton zu erwiedern. Die Stadt vor uns lag in
einem engen Thal, mit einem ſteilen, oͤden Berge an jeder Seite, der noch bey-

*) Die Beſchreibung dieſer Hoͤhlungen in der Hawkesworthſchen Sammlung B. III.
S. 410 kann man nur einer poetiſchen erhitzten Einbildungskraft zuſchreiben.
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[433/0451] in den Jahren 1772 bis 1775. Am 28ten des Morgens, ward ein Mann im untern Schifs-Raum verſteckt gefunden. Bey der Unterſuchung fand man, daß einer der Boots- leute (Quartermaſters) ihn etliche Tage zuvor dorthin gefuͤhrt, und ſeine taͤg- liche Portionen mit ihm getheilt hatte. Seine Gutherzigkeit ward mit einem Dutzend Streichen belohnt, und der arme Fremde kriegte auch ein Dutzend zum Willkommen. Es war ein ehrlicher Hannoveraner, den ein Ziel-verkoo- per geſtohlen, und zu hollaͤndiſchen Dienſten gezwungen hatte. Er hatte ſich am Cap an Capitain Cook gewandt, und um ſeinen Schutz gebeten. Dieſer Schutz, der allen engliſchen Unterthanen mit Recht zukommt, ward ihm aber, als einem Deutſchen rund abgeſchlagen, und ſo mußte er verſtohlner Weiſe an Boord kommen, um einem harten Dienſte zu entgehen, wozu man ihn un- rechtmaͤßiger Weiſe gezwungen. Er zeigte ſich bald als einen der fleißigſten Leute im ganzen Schif, und machte ſich unter der Mannſchaft beliebt, die ſonſt nicht geglaubt, daß ein Hannoveraner ſo gut ein tuͤchtiger Kerl als ein andrer ſeyn koͤnne. 1775. April. Sobald wir das Land um Tafel-Bay zuruͤckgelaſſen, richteten wir un- ſern Lauf nach der Inſel St. Helena. Der Dutton, das Engliſche Schiff, blieb in unſrer Geſellſchaft; weil ſich deſſen Capitain, auf die groͤßere Genanig- keit unſrer Rechnungen verlies. Denn es iſt ſonſt gewoͤhnlich, daß die Schif- fe der Compagnie erſt in die Breite der Inſel zu kommen ſuchen, und dann ge- rade nach Weſten drauf zu ſeegeln. Fruͤhe am 15ten May entdeckten wir die Inſel gerade vor uns, und um Mitternacht legten wir in James-Bay, dem gewoͤhnlichen Ankerplatze, vor Anker. Das ſuͤd-oͤſtliche Ufer, an dem wir fort- ſeegelten, fanden wir ziemlich hoch, und aus ſenkrechtem, ſchwammigten, ſchwarzbraunen Felſen zuſammengeſetzt, die hin und wieder als vom beſtaͤndigen Anſpuͤlen der Wellen ausgehoͤhlt ſchienen. *) May. Fruͤh am folgenden Morgen, begruͤßte uns das Fort James, welches die vornehmſte Veſtung in der Bay iſt, und ſobald wir es beantwortet, hatten wir noch einen Gruß vom Dutton zu erwiedern. Die Stadt vor uns lag in einem engen Thal, mit einem ſteilen, oͤden Berge an jeder Seite, der noch bey- *) Die Beſchreibung dieſer Hoͤhlungen in der Hawkesworthſchen Sammlung B. III. S. 410 kann man nur einer poetiſchen erhitzten Einbildungskraft zuſchreiben. Forſter’s Reiſe u. die Welt zweyter Th. J i i

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Zitationshilfe: Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 2. Berlin, 1780, S. 433. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_reise02_1780/451>, abgerufen am 27.11.2024.