Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 2. Berlin, 1780.Forster's Reise um die Welt 1775.May.besondern Theilen der Insel ihren Grund haben, wie man in der Hawkeswor- thischen Sammlung hat vorgeben wollen; denn ich habe alle diese Pflanzen dicht neben einander wachsend gefunden, und überhaupt ist die ganze Insel weder so groß noch so ungeheuer hoch, daß in solcher eine Verschiedenheit des Clima an- genommen werden könnte. Der Kohlbaum wächst hier wild und hat ziemlich große Blätter; auch zeigte sich bey näherer Erkundigung, daß man sich desselben blos zum Brennen bediene, und daß sich keine Ursach angeben lasse, warum man ihn eben den Kohlbaum genannt. Er darf keinesweges mit dem Kohlbaum in Amerika, Indien und der Süd-See verwechselt werden, denn der gehört zum Palmen-Geschlecht. Wir wurden einige mahl durch heftige Regengüsse tüchtig durchgenäßt; Forſter’s Reiſe um die Welt 1775.May.beſondern Theilen der Inſel ihren Grund haben, wie man in der Hawkeswor- thiſchen Sammlung hat vorgeben wollen; denn ich habe alle dieſe Pflanzen dicht neben einander wachſend gefunden, und uͤberhaupt iſt die ganze Inſel weder ſo groß noch ſo ungeheuer hoch, daß in ſolcher eine Verſchiedenheit des Clima an- genommen werden koͤnnte. Der Kohlbaum waͤchſt hier wild und hat ziemlich große Blaͤtter; auch zeigte ſich bey naͤherer Erkundigung, daß man ſich deſſelben blos zum Brennen bediene, und daß ſich keine Urſach angeben laſſe, warum man ihn eben den Kohlbaum genannt. Er darf keinesweges mit dem Kohlbaum in Amerika, Indien und der Suͤd-See verwechſelt werden, denn der gehoͤrt zum Palmen-Geſchlecht. Wir wurden einige mahl durch heftige Regenguͤſſe tuͤchtig durchgenaͤßt; <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0456" n="438"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><persName>Forſter’s</persName> Reiſe um die Welt</hi></fw><lb/><note place="left">1775.<lb/> May.</note>beſondern Theilen der Inſel ihren Grund haben, wie man in der Hawkeswor-<lb/> thiſchen Sammlung hat vorgeben wollen; denn ich habe alle dieſe Pflanzen dicht<lb/> neben einander wachſend gefunden, und uͤberhaupt iſt die ganze Inſel weder ſo<lb/> groß noch ſo ungeheuer hoch, daß in ſolcher eine Verſchiedenheit des Clima an-<lb/> genommen werden koͤnnte. Der Kohlbaum waͤchſt hier wild und hat ziemlich<lb/> große Blaͤtter; auch zeigte ſich bey naͤherer Erkundigung, daß man ſich deſſelben<lb/> blos zum Brennen bediene, und daß ſich keine Urſach angeben laſſe, warum<lb/> man ihn eben den Kohlbaum genannt. Er darf keinesweges mit dem Kohlbaum<lb/> in <placeName>Amerika</placeName>, <placeName>Indien</placeName> und der <placeName>Suͤd-See</placeName> verwechſelt werden, denn der gehoͤrt zum<lb/> Palmen-Geſchlecht.</p><lb/> <p>Wir wurden einige mahl durch heftige Regenguͤſſe tuͤchtig durchgenaͤßt;<lb/> in wenig Minuten aber hatte uns die Sonne wieder getrocknet. Unterwegens<lb/> fragten wir jeden Sklaven, der uns vorkam, wie er von ſeinen Herrn gehal-<lb/> ten wuͤrde; weil wir auszumachen wuͤnſchten, ob den gedruckten Nachrichten<lb/> von der Grauſamkeit der hieſigen Einwohner zu trauen waͤre. Im Ganzen ge-<lb/> nommen, waren die Antworten der Sklaven fuͤr ihre Herren guͤnſtig genug und<lb/> voͤllig hinreichend, die hieſigen Europaͤer von dem Vorwurfe der Grauſamkeit<lb/> loszuſprechen. Einige wenige klagten freylich daruͤber; daß ſie ſehr knap gehal-<lb/> ten wuͤrden; aber das muͤſſen ſich, wie mir glaubwuͤrdig verſichert worden, ihre<lb/> Herren oft ſelbſt gefallen laſſen, als welche ſich zu gewiſſen Zeiten mit Poͤckelfleiſch<lb/> behelfen muͤſſen. Die Soldaten ſind, wie es ſcheint, am aller uͤbelſten daran,<lb/> denn ſie haben Jahr aus Jahr ein nichts als eingeſalzene Speiſen, welche die<lb/> Oſtindiſche Compagnie noch dazu ſehr kaͤrglich austheilen laͤßt. Ihr Sold iſt<lb/> auch geringe, und muß erſt durch verſchiedne Haͤnde gehen, ehe er von <placeName>England</placeName><lb/> anlangen kann. Daß er dadurch nicht ſtaͤrker werde, iſt leicht zu ermeſſen.<lb/> Die arbeitſamſten haben zuweilen Urlaub, fuͤr die Einwohner zu arbeiten und von<lb/> den Bergen Holz zur Stadt zu bringen. Wir bemerkten einige Greiſe, welche<lb/> damit beſchaͤftigt waren, und luſtig und guter Dinge zu ſeyn ſchienen, bis wir<lb/> ſie offenherzig genug machten, ihr Elend vom Herzen wegzuſagen, welches<lb/> freilich nicht ohne Bewegung abgieng. Doch waren ſie insgeſammt einſtimmig<lb/> in ihrer Liebe fuͤr den Gouverneur, der auf der Inſel einer allgemeinen Achtung<lb/> genießt und auch ihr Wohl ſich ernſtlich angelegen ſeyn laͤßt.</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [438/0456]
Forſter’s Reiſe um die Welt
beſondern Theilen der Inſel ihren Grund haben, wie man in der Hawkeswor-
thiſchen Sammlung hat vorgeben wollen; denn ich habe alle dieſe Pflanzen dicht
neben einander wachſend gefunden, und uͤberhaupt iſt die ganze Inſel weder ſo
groß noch ſo ungeheuer hoch, daß in ſolcher eine Verſchiedenheit des Clima an-
genommen werden koͤnnte. Der Kohlbaum waͤchſt hier wild und hat ziemlich
große Blaͤtter; auch zeigte ſich bey naͤherer Erkundigung, daß man ſich deſſelben
blos zum Brennen bediene, und daß ſich keine Urſach angeben laſſe, warum
man ihn eben den Kohlbaum genannt. Er darf keinesweges mit dem Kohlbaum
in Amerika, Indien und der Suͤd-See verwechſelt werden, denn der gehoͤrt zum
Palmen-Geſchlecht.
1775.
May.
Wir wurden einige mahl durch heftige Regenguͤſſe tuͤchtig durchgenaͤßt;
in wenig Minuten aber hatte uns die Sonne wieder getrocknet. Unterwegens
fragten wir jeden Sklaven, der uns vorkam, wie er von ſeinen Herrn gehal-
ten wuͤrde; weil wir auszumachen wuͤnſchten, ob den gedruckten Nachrichten
von der Grauſamkeit der hieſigen Einwohner zu trauen waͤre. Im Ganzen ge-
nommen, waren die Antworten der Sklaven fuͤr ihre Herren guͤnſtig genug und
voͤllig hinreichend, die hieſigen Europaͤer von dem Vorwurfe der Grauſamkeit
loszuſprechen. Einige wenige klagten freylich daruͤber; daß ſie ſehr knap gehal-
ten wuͤrden; aber das muͤſſen ſich, wie mir glaubwuͤrdig verſichert worden, ihre
Herren oft ſelbſt gefallen laſſen, als welche ſich zu gewiſſen Zeiten mit Poͤckelfleiſch
behelfen muͤſſen. Die Soldaten ſind, wie es ſcheint, am aller uͤbelſten daran,
denn ſie haben Jahr aus Jahr ein nichts als eingeſalzene Speiſen, welche die
Oſtindiſche Compagnie noch dazu ſehr kaͤrglich austheilen laͤßt. Ihr Sold iſt
auch geringe, und muß erſt durch verſchiedne Haͤnde gehen, ehe er von England
anlangen kann. Daß er dadurch nicht ſtaͤrker werde, iſt leicht zu ermeſſen.
Die arbeitſamſten haben zuweilen Urlaub, fuͤr die Einwohner zu arbeiten und von
den Bergen Holz zur Stadt zu bringen. Wir bemerkten einige Greiſe, welche
damit beſchaͤftigt waren, und luſtig und guter Dinge zu ſeyn ſchienen, bis wir
ſie offenherzig genug machten, ihr Elend vom Herzen wegzuſagen, welches
freilich nicht ohne Bewegung abgieng. Doch waren ſie insgeſammt einſtimmig
in ihrer Liebe fuͤr den Gouverneur, der auf der Inſel einer allgemeinen Achtung
genießt und auch ihr Wohl ſich ernſtlich angelegen ſeyn laͤßt.
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