Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 2. Berlin, 1780.in den Jahren 1772 bis 1775. neur, und nachdem wir von unsern neuen Bekannten Abschied genommen, deren1775.May. angenehmer Umgang in der kurzen Zeit unsers Aufenthalts uns große Werth- schätzung gegen sie eingeflößt hatte, giengen wir ans Schif zurück. Capitain Cooks Abreise ward wie seine Ankunft mit einer Salve von den Festungswerken beehrt. Gegen Abend lichteten wir die Anker, und seegelten nordwärts in Be- gleitung des Dutton. Die Ost-Indische Compagnie hatte seit kurzen ihren Schiffen einen Befehl nach St. Helena entgegen geschickt, darinn ihnen verboten ward, die Insel Ascension ins künftige zu berühren, woselbst sie vormahls Schild- kröten zu fangen pflegten. Capt. Cook, der diese Insel gerne besuchen wollte, verließ den Dutton am 24sten Abends, nachdem wir alle am Bord dieses Schifs gespeist, und vom Capitain Rice nebst seinen Paßagieren viele Höflichkeiten ge- nossen hatten. Früh Morgens am 28sten erblickten wir das Land, und liefen den ganzen Tag bis gegen fünf Uhr Abends, da wir in der Creutz-Bay ankerten. Diese Insel ward zuerst im Jahr 1501. von Joao da Nova Galego einem Portugiesen entdeckt, der sie Ilha da Conceicao nannte. Derselbe Admiral entdeckte auf der Rückreise 1502 die Insel St. Helena, welche diesen Nahmen vom Tage der Entdeckung bekam *). Ascension ward 1503. zum zweeten mahl von Alfonso d'Albuquerque gesehn, der ihr den jetzigen Nahmen beylegte. Allein schon damals war sie in eben dem erbärmlichen wüsten Zustande, darinn man sie noch jetzt sieht **). Wir schickten sogleich einige Partien unsrer Mann- schaft an Land, die des Nachts den Schildkröten aufpassen mußten, wenn sie aus dem Wasser kamen, ihre Eyer in den Sand zu legen. Der öde Anblick dieser Insel war so fürchterlich, daß wir Ooster-Eiland gar nicht damit vergleichen konnten, und sogar Tierra del Fuego mit seinen Schneebergen vorziehen mußten. Es war ein wilder Felsen-Haufen, der größtentheils, soweit wir vom Schif ab- *) Diese Umstände finde ich in einem Portugiesischen MS. angeführt, welches mir Herr George Perry, der neulich aus Indien zurück gekommen ist, gütigst mitgetheilt hat. Es heißt, Conquista da India per huas e outras Armas reaes e Evangelicas. Der Verfasser scheint ein Jesuit gewesen zu seyn. **) Man sehe die Reise des Giovanni da Empoli, auf eines von Albuquerques Schiffen; Ramusio Raccolta di Viaggi. Vol. I. p. 145. Ausgabe von 1563. K k k 2
in den Jahren 1772 bis 1775. neur, und nachdem wir von unſern neuen Bekannten Abſchied genommen, deren1775.May. angenehmer Umgang in der kurzen Zeit unſers Aufenthalts uns große Werth- ſchaͤtzung gegen ſie eingefloͤßt hatte, giengen wir ans Schif zuruͤck. Capitain Cooks Abreiſe ward wie ſeine Ankunft mit einer Salve von den Feſtungswerken beehrt. Gegen Abend lichteten wir die Anker, und ſeegelten nordwaͤrts in Be- gleitung des Dutton. Die Oſt-Indiſche Compagnie hatte ſeit kurzen ihren Schiffen einen Befehl nach St. Helena entgegen geſchickt, darinn ihnen verboten ward, die Inſel Aſcenſion ins kuͤnftige zu beruͤhren, woſelbſt ſie vormahls Schild- kroͤten zu fangen pflegten. Capt. Cook, der dieſe Inſel gerne beſuchen wollte, verließ den Dutton am 24ſten Abends, nachdem wir alle am Bord dieſes Schifs geſpeiſt, und vom Capitain Rice nebſt ſeinen Paßagieren viele Hoͤflichkeiten ge- noſſen hatten. Fruͤh Morgens am 28ſten erblickten wir das Land, und liefen den ganzen Tag bis gegen fuͤnf Uhr Abends, da wir in der Creutz-Bay ankerten. Dieſe Inſel ward zuerſt im Jahr 1501. von Joao da Nova Galego einem Portugieſen entdeckt, der ſie Ilha da Conceicao nannte. Derſelbe Admiral entdeckte auf der Ruͤckreiſe 1502 die Inſel St. Helena, welche dieſen Nahmen vom Tage der Entdeckung bekam *). Aſcenſion ward 1503. zum zweeten mahl von Alfonſo d’Albuquerque geſehn, der ihr den jetzigen Nahmen beylegte. Allein ſchon damals war ſie in eben dem erbaͤrmlichen wuͤſten Zuſtande, darinn man ſie noch jetzt ſieht **). Wir ſchickten ſogleich einige Partien unſrer Mann- ſchaft an Land, die des Nachts den Schildkroͤten aufpaſſen mußten, wenn ſie aus dem Waſſer kamen, ihre Eyer in den Sand zu legen. Der oͤde Anblick dieſer Inſel war ſo fuͤrchterlich, daß wir Ooſter-Eiland gar nicht damit vergleichen konnten, und ſogar Tierra del Fuego mit ſeinen Schneebergen vorziehen mußten. Es war ein wilder Felſen-Haufen, der groͤßtentheils, ſoweit wir vom Schif ab- *) Dieſe Umſtaͤnde finde ich in einem Portugieſiſchen MS. angefuͤhrt, welches mir Herr George Perry, der neulich aus Indien zuruͤck gekommen iſt, guͤtigſt mitgetheilt hat. Es heißt, Conquiſta da India per huas e outras Armas reaes e Evangelicas. Der Verfaſſer ſcheint ein Jeſuit geweſen zu ſeyn. **) Man ſehe die Reiſe des Giovanni da Empoli, auf eines von Albuquerquës Schiffen; Ramuſio Raccolta di Viaggi. Vol. I. p. 145. Ausgabe von 1563. K k k 2
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ſchaͤtzung gegen ſie eingefloͤßt hatte, giengen wir ans Schif zuruͤck. Capitain
Cooks Abreiſe ward wie ſeine Ankunft mit einer Salve von den Feſtungswerken
beehrt. Gegen Abend lichteten wir die Anker, und ſeegelten nordwaͤrts in Be-
gleitung des Dutton. Die Oſt-Indiſche Compagnie hatte ſeit kurzen ihren
Schiffen einen Befehl nach St. Helena entgegen geſchickt, darinn ihnen verboten
ward, die Inſel Aſcenſion ins kuͤnftige zu beruͤhren, woſelbſt ſie vormahls Schild-
kroͤten zu fangen pflegten. Capt. Cook, der dieſe Inſel gerne beſuchen wollte,
verließ den Dutton am 24ſten Abends, nachdem wir alle am Bord dieſes Schifs
geſpeiſt, und vom Capitain Rice nebſt ſeinen Paßagieren viele Hoͤflichkeiten ge-
noſſen hatten. Fruͤh Morgens am 28ſten erblickten wir das Land, und liefen
den ganzen Tag bis gegen fuͤnf Uhr Abends, da wir in der Creutz-Bay ankerten.
Dieſe Inſel ward zuerſt im Jahr 1501. von Joao da Nova Galego einem
Portugieſen entdeckt, der ſie Ilha da Conceicao nannte. Derſelbe Admiral
entdeckte auf der Ruͤckreiſe 1502 die Inſel St. Helena, welche dieſen Nahmen
vom Tage der Entdeckung bekam *). Aſcenſion ward 1503. zum zweeten mahl
von Alfonſo d’Albuquerque geſehn, der ihr den jetzigen Nahmen beylegte.
Allein ſchon damals war ſie in eben dem erbaͤrmlichen wuͤſten Zuſtande, darinn
man ſie noch jetzt ſieht **). Wir ſchickten ſogleich einige Partien unſrer Mann-
ſchaft an Land, die des Nachts den Schildkroͤten aufpaſſen mußten, wenn ſie aus
dem Waſſer kamen, ihre Eyer in den Sand zu legen. Der oͤde Anblick dieſer
Inſel war ſo fuͤrchterlich, daß wir Ooſter-Eiland gar nicht damit vergleichen
konnten, und ſogar Tierra del Fuego mit ſeinen Schneebergen vorziehen mußten.
Es war ein wilder Felſen-Haufen, der groͤßtentheils, ſoweit wir vom Schif ab-
1775.
May.
*) Dieſe Umſtaͤnde finde ich in einem Portugieſiſchen MS. angefuͤhrt, welches mir Herr
George Perry, der neulich aus Indien zuruͤck gekommen iſt, guͤtigſt mitgetheilt hat.
Es heißt, Conquiſta da India per huas e outras Armas reaes e Evangelicas. Der
Verfaſſer ſcheint ein Jeſuit geweſen zu ſeyn.
**) Man ſehe die Reiſe des Giovanni da Empoli, auf eines von Albuquerquës Schiffen;
Ramuſio Raccolta di Viaggi. Vol. I. p. 145. Ausgabe von 1563.
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