Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 2. Berlin, 1780.in den Jahren 1772 bis 1775. umdreht, welches unter dem Karren in einem daselbst befestigten viereckigten1775.Julius. Balken angebracht ist. Die Hütten des gemeinen Volks sind von Thon gebaut, und mit Stroh gedeckt; zwar klein aber kühle und rein. Im ganzen genommen, haben die Einwohner eine hellere Farbe, als die zu Madera. Ihre Züge sind eben- falls sanfter, obgleich in beyden eine Aehnlichkeit des National-Charakters her- vorleuchtet. Ihre Kleidung ist mehrentheils weit vollkommner, und besteht aus groben linnenen Hemden und Hosen, mit blauen oder braunen Jacken und Stie- feln. Die Weibsleute, die nicht ganz uneben aussehen, tragen einen kurzen Rock und Leibstücke oder Jacke, und das Haar hinten in einen Knoten gebunden. Wenn sie zur Stadt gehen, nehmen sie einen Mantel um, der den Kopf bedeckt, um den Leib gebunden wird, und nur eine kleine Oefnung für die Augen läßt. Die Mannspersonen setzen bey dieser Gelegenheit einen großen ungekrempten Hut auf, und nehmen einen Mantel um. Wir fanden sie allenthalben entweder im Felde oder zu Hause bey der Arbeit, und nicht ein einziger müßiger Bettler war zu sehen, worinn denn der Unterschied zwischen dieser Insel und Madera sehr merklich ist. Wir giengen in einige Wäldgen und wilde Gebüsche oben auf den Hügeln, wo wir viele Myrthen wild unter hohen Espen, auch häufige Buchen fanden. Letztere werden in der Landessprache Faya (fagus) genannt, und daher soll der Nahme der Insel, Fayal, entstanden seyn. Der Prospect von dieser Höhe war äußerst anmuthig. Stadt und Rheede lag unter unsern Füßen, und die Insel Pico in einer Entfernung von zwey bis drey See-Meilen grade gegenüber. Auf allen Seiten ließen sich unzählige Canarien-Vögel, Droßeln, Amseln und andere Sang-Vögel hören, deren Concert uns um so lieblicher war, da es uns an Europäische Scenen erinnerte, die wir so lange nicht gesehn hatten. Die ganze Insel war ohnehin reich an allerley Vögeln, darunter wir besonders eine Menge gewöhnlicher Wachteln, einige Amerikanische Wald-Schneppen, und eine kleine Art Habichte bemerkten. Von letzteren haben diese Inseln den Nahmen Azoren bekommen, weil auf Portugiesisch ein Habicht Acor (Astur) heißt. Die Hitze nöthigte uns gegen Mittag zur Stadt zurückzukehren, um uns in den hohen kühlen Zimmern in des Consuls Hause zu verbergen. Die Gegend war mir indessen zu reizend, als daß ich den ganzen Tag in der Stadt geblieben wäre. Ich versuchte also mit Herrn Wales, Patton, Hodges und Gilbert in den Jahren 1772 bis 1775. umdreht, welches unter dem Karren in einem daſelbſt befeſtigten viereckigten1775.Julius. Balken angebracht iſt. Die Huͤtten des gemeinen Volks ſind von Thon gebaut, und mit Stroh gedeckt; zwar klein aber kuͤhle und rein. Im ganzen genommen, haben die Einwohner eine hellere Farbe, als die zu Madera. Ihre Zuͤge ſind eben- falls ſanfter, obgleich in beyden eine Aehnlichkeit des National-Charakters her- vorleuchtet. Ihre Kleidung iſt mehrentheils weit vollkommner, und beſteht aus groben linnenen Hemden und Hoſen, mit blauen oder braunen Jacken und Stie- feln. Die Weibsleute, die nicht ganz uneben ausſehen, tragen einen kurzen Rock und Leibſtuͤcke oder Jacke, und das Haar hinten in einen Knoten gebunden. Wenn ſie zur Stadt gehen, nehmen ſie einen Mantel um, der den Kopf bedeckt, um den Leib gebunden wird, und nur eine kleine Oefnung fuͤr die Augen laͤßt. Die Mannsperſonen ſetzen bey dieſer Gelegenheit einen großen ungekrempten Hut auf, und nehmen einen Mantel um. Wir fanden ſie allenthalben entweder im Felde oder zu Hauſe bey der Arbeit, und nicht ein einziger muͤßiger Bettler war zu ſehen, worinn denn der Unterſchied zwiſchen dieſer Inſel und Madera ſehr merklich iſt. Wir giengen in einige Waͤldgen und wilde Gebuͤſche oben auf den Huͤgeln, wo wir viele Myrthen wild unter hohen Espen, auch haͤufige Buchen fanden. Letztere werden in der Landesſprache Faya (fagus) genannt, und daher ſoll der Nahme der Inſel, Fayal, entſtanden ſeyn. Der Proſpect von dieſer Hoͤhe war aͤußerſt anmuthig. Stadt und Rheede lag unter unſern Fuͤßen, und die Inſel Pico in einer Entfernung von zwey bis drey See-Meilen grade gegenuͤber. Auf allen Seiten ließen ſich unzaͤhlige Canarien-Voͤgel, Droßeln, Amſeln und andere Sang-Voͤgel hoͤren, deren Concert uns um ſo lieblicher war, da es uns an Europaͤiſche Scenen erinnerte, die wir ſo lange nicht geſehn hatten. Die ganze Inſel war ohnehin reich an allerley Voͤgeln, darunter wir beſonders eine Menge gewoͤhnlicher Wachteln, einige Amerikaniſche Wald-Schneppen, und eine kleine Art Habichte bemerkten. Von letzteren haben dieſe Inſeln den Nahmen Azoren bekommen, weil auf Portugieſiſch ein Habicht Açor (Aſtur) heißt. Die Hitze noͤthigte uns gegen Mittag zur Stadt zuruͤckzukehren, um uns in den hohen kuͤhlen Zimmern in des Conſuls Hauſe zu verbergen. Die Gegend war mir indeſſen zu reizend, als daß ich den ganzen Tag in der Stadt geblieben waͤre. Ich verſuchte alſo mit Herrn Wales, Patton, Hodges und Gilbert <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0473" n="455"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">in den Jahren 1772 bis 1775.</hi></fw><lb/> umdreht, welches unter dem Karren in einem daſelbſt befeſtigten viereckigten<note place="right">1775.<lb/> Julius.</note><lb/> Balken angebracht iſt. Die Huͤtten des gemeinen Volks ſind von Thon gebaut,<lb/> und mit Stroh gedeckt; zwar klein aber kuͤhle und rein. Im ganzen genommen,<lb/> haben die Einwohner eine hellere Farbe, als die zu <hi rendition="#fr"><placeName>Madera</placeName></hi>. Ihre Zuͤge ſind eben-<lb/> falls ſanfter, obgleich in beyden eine Aehnlichkeit des National-Charakters her-<lb/> vorleuchtet. Ihre Kleidung iſt mehrentheils weit vollkommner, und beſteht aus<lb/> groben linnenen Hemden und Hoſen, mit blauen oder braunen Jacken und Stie-<lb/> feln. Die Weibsleute, die nicht ganz uneben ausſehen, tragen einen kurzen<lb/> Rock und Leibſtuͤcke oder Jacke, und das Haar hinten in einen Knoten gebunden.<lb/> Wenn ſie zur Stadt gehen, nehmen ſie einen Mantel um, der den Kopf bedeckt,<lb/> um den Leib gebunden wird, und nur eine kleine Oefnung fuͤr die Augen laͤßt.<lb/> Die Mannsperſonen ſetzen bey dieſer Gelegenheit einen großen ungekrempten<lb/> Hut auf, und nehmen einen Mantel um. Wir fanden ſie allenthalben entweder<lb/> im Felde oder zu Hauſe bey der Arbeit, und nicht ein einziger muͤßiger Bettler war<lb/> zu ſehen, worinn denn der Unterſchied zwiſchen dieſer Inſel und <hi rendition="#fr"><placeName>Madera</placeName></hi> ſehr<lb/> merklich iſt. Wir giengen in einige Waͤldgen und wilde Gebuͤſche oben auf den<lb/> Huͤgeln, wo wir viele Myrthen wild unter hohen Espen, auch haͤufige Buchen<lb/> fanden. Letztere werden in der Landesſprache <hi rendition="#aq"><choice><sic>Foya</sic><corr>Faya</corr></choice> (<hi rendition="#i">fagus</hi>)</hi> genannt, und<lb/> daher ſoll der Nahme der Inſel, <hi rendition="#fr"><placeName>Fayal</placeName></hi>, entſtanden ſeyn. Der Proſpect von<lb/> dieſer Hoͤhe war aͤußerſt anmuthig. Stadt und Rheede lag unter unſern Fuͤßen,<lb/> und die Inſel <placeName>Pico</placeName> in einer Entfernung von zwey bis drey See-Meilen grade<lb/> gegenuͤber. Auf allen Seiten ließen ſich unzaͤhlige Canarien-Voͤgel, Droßeln,<lb/> Amſeln und andere Sang-Voͤgel hoͤren, deren Concert uns um ſo lieblicher war,<lb/> da es uns an Europaͤiſche Scenen erinnerte, die wir ſo lange nicht geſehn hatten.<lb/> Die ganze Inſel war ohnehin reich an allerley Voͤgeln, darunter wir beſonders<lb/> eine Menge gewoͤhnlicher Wachteln, einige Amerikaniſche Wald-Schneppen,<lb/> und eine kleine Art Habichte bemerkten. Von letzteren haben dieſe Inſeln den<lb/> Nahmen <hi rendition="#fr"><placeName>Azoren</placeName></hi> bekommen, weil auf Portugieſiſch ein Habicht <hi rendition="#aq">Açor (Aſtur)</hi><lb/> heißt. Die Hitze noͤthigte uns gegen Mittag zur Stadt zuruͤckzukehren, um uns<lb/> in den hohen kuͤhlen Zimmern in des Conſuls Hauſe zu verbergen. Die Gegend<lb/> war mir indeſſen zu reizend, als daß ich den ganzen Tag in der Stadt geblieben<lb/> waͤre. Ich verſuchte alſo mit Herrn <hi rendition="#fr"><persName>Wales</persName>, <persName>Patton</persName>, <persName>Hodges</persName></hi> und <hi rendition="#fr"><persName>Gilbert</persName></hi><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [455/0473]
in den Jahren 1772 bis 1775.
umdreht, welches unter dem Karren in einem daſelbſt befeſtigten viereckigten
Balken angebracht iſt. Die Huͤtten des gemeinen Volks ſind von Thon gebaut,
und mit Stroh gedeckt; zwar klein aber kuͤhle und rein. Im ganzen genommen,
haben die Einwohner eine hellere Farbe, als die zu Madera. Ihre Zuͤge ſind eben-
falls ſanfter, obgleich in beyden eine Aehnlichkeit des National-Charakters her-
vorleuchtet. Ihre Kleidung iſt mehrentheils weit vollkommner, und beſteht aus
groben linnenen Hemden und Hoſen, mit blauen oder braunen Jacken und Stie-
feln. Die Weibsleute, die nicht ganz uneben ausſehen, tragen einen kurzen
Rock und Leibſtuͤcke oder Jacke, und das Haar hinten in einen Knoten gebunden.
Wenn ſie zur Stadt gehen, nehmen ſie einen Mantel um, der den Kopf bedeckt,
um den Leib gebunden wird, und nur eine kleine Oefnung fuͤr die Augen laͤßt.
Die Mannsperſonen ſetzen bey dieſer Gelegenheit einen großen ungekrempten
Hut auf, und nehmen einen Mantel um. Wir fanden ſie allenthalben entweder
im Felde oder zu Hauſe bey der Arbeit, und nicht ein einziger muͤßiger Bettler war
zu ſehen, worinn denn der Unterſchied zwiſchen dieſer Inſel und Madera ſehr
merklich iſt. Wir giengen in einige Waͤldgen und wilde Gebuͤſche oben auf den
Huͤgeln, wo wir viele Myrthen wild unter hohen Espen, auch haͤufige Buchen
fanden. Letztere werden in der Landesſprache Faya (fagus) genannt, und
daher ſoll der Nahme der Inſel, Fayal, entſtanden ſeyn. Der Proſpect von
dieſer Hoͤhe war aͤußerſt anmuthig. Stadt und Rheede lag unter unſern Fuͤßen,
und die Inſel Pico in einer Entfernung von zwey bis drey See-Meilen grade
gegenuͤber. Auf allen Seiten ließen ſich unzaͤhlige Canarien-Voͤgel, Droßeln,
Amſeln und andere Sang-Voͤgel hoͤren, deren Concert uns um ſo lieblicher war,
da es uns an Europaͤiſche Scenen erinnerte, die wir ſo lange nicht geſehn hatten.
Die ganze Inſel war ohnehin reich an allerley Voͤgeln, darunter wir beſonders
eine Menge gewoͤhnlicher Wachteln, einige Amerikaniſche Wald-Schneppen,
und eine kleine Art Habichte bemerkten. Von letzteren haben dieſe Inſeln den
Nahmen Azoren bekommen, weil auf Portugieſiſch ein Habicht Açor (Aſtur)
heißt. Die Hitze noͤthigte uns gegen Mittag zur Stadt zuruͤckzukehren, um uns
in den hohen kuͤhlen Zimmern in des Conſuls Hauſe zu verbergen. Die Gegend
war mir indeſſen zu reizend, als daß ich den ganzen Tag in der Stadt geblieben
waͤre. Ich verſuchte alſo mit Herrn Wales, Patton, Hodges und Gilbert
1775.
Julius.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |