Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 2. Berlin, 1780.in den Jahren 1772 bis 1775. vorzusetzen, diesmahl aber schickten sie ein ganzes Gastmahl heraus, welches1775.Julius. in verschiedenen süßen und fetten Gerichten bestand. Unwahrscheinlich ist es freylich, daß der Geist ruhig und zu geistlichen Betrachtungen und Gebeten aufgelegt seyn kann, so lange der Leib durch Fasten und Wachen geschwächt und abgezehrt wird. Allein ob gerade eine entgegengesetzte Lebens-Art, wo alle Niedlichkeiten der wollüstigsten Tafel im Ueberflusse genossen werden, die- ser Haupt-Absicht des Kloster-Lebens mehr gemäß sey, ist sicherlich gegründe- ten Zweifeln unterworfen. Den folgenden Tag nahmen wir von allen unsern Bekannten Abschied, Wir fuhren bey San George und Graciosa vorüber und erblickten So vollendeten wir, nachdem wir unzählige Gefahren und Mühselig- Forster's Reise u. die Welt zweyter Th. N n n
in den Jahren 1772 bis 1775. vorzuſetzen, diesmahl aber ſchickten ſie ein ganzes Gaſtmahl heraus, welches1775.Julius. in verſchiedenen ſuͤßen und fetten Gerichten beſtand. Unwahrſcheinlich iſt es freylich, daß der Geiſt ruhig und zu geiſtlichen Betrachtungen und Gebeten aufgelegt ſeyn kann, ſo lange der Leib durch Faſten und Wachen geſchwaͤcht und abgezehrt wird. Allein ob gerade eine entgegengeſetzte Lebens-Art, wo alle Niedlichkeiten der wolluͤſtigſten Tafel im Ueberfluſſe genoſſen werden, die- ſer Haupt-Abſicht des Kloſter-Lebens mehr gemaͤß ſey, iſt ſicherlich gegruͤnde- ten Zweifeln unterworfen. Den folgenden Tag nahmen wir von allen unſern Bekannten Abſchied, Wir fuhren bey San George und Gracioſa voruͤber und erblickten So vollendeten wir, nachdem wir unzaͤhlige Gefahren und Muͤhſelig- Forſter’s Reiſe u. die Welt zweyter Th. N n n
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in den Jahren 1772 bis 1775.
vorzuſetzen, diesmahl aber ſchickten ſie ein ganzes Gaſtmahl heraus, welches
in verſchiedenen ſuͤßen und fetten Gerichten beſtand. Unwahrſcheinlich iſt es
freylich, daß der Geiſt ruhig und zu geiſtlichen Betrachtungen und Gebeten
aufgelegt ſeyn kann, ſo lange der Leib durch Faſten und Wachen geſchwaͤcht
und abgezehrt wird. Allein ob gerade eine entgegengeſetzte Lebens-Art, wo
alle Niedlichkeiten der wolluͤſtigſten Tafel im Ueberfluſſe genoſſen werden, die-
ſer Haupt-Abſicht des Kloſter-Lebens mehr gemaͤß ſey, iſt ſicherlich gegruͤnde-
ten Zweifeln unterworfen.
1775.
Julius.
Den folgenden Tag nahmen wir von allen unſern Bekannten Abſchied,
und fuhren zu Mittage mit dem Conſul und verſchiednen portugieſiſchen Her-
ren ans Schif. Der Nachmittag ſtrich angenehm vorbey, indem unſre Gaͤ-
ſte im Umgange ungezwungen und aufgeraͤumt waren, und ſich in dem Stuͤ-
cke ſehr von dem portugieſiſchen Adel in Madera unterſchieden, deſſen Chara-
cter unwiſſender Hochmuth iſt. Abends giengen ſie an Land zuruͤck, und um
vier Uhr am folgenden Morgen lichteten wir die Anker, und ſeegelten mit guͤn-
ſtigem Winde ab.
Wir fuhren bey San George und Gracioſa voruͤber und erblickten
Terceira gegen Mittag. Um drey Uhr Nachmittags liefen wir an der noͤrd-
lichen Kuͤſte hin, woſelbſt wir die reichſten Kornfelder und verſchiedne Doͤrfer
mit Baͤumen umgeben ſahen. Gegen Abend entfernten wir uns, und richte-
ten unſern Lauf nach dem engliſchen Canal. Am 29ſten um 4 Uhr Nachmit-
tags entdeckten wir Start-Point und den Leuchtthurm auf Eddiſtone, die-
ſelben Gegenden der engliſchen Kuͤſte, die wir im Anfange der Reiſe zuletzt ge-
ſehen hatten. Am folgenden Morgen liefen wir bey den Nadel-Klippen
(needles) vorbey, zwiſchen der Inſel Wight und den fruchtbaren Ufern von
Hampſhire, bis wir noch etwas vor Mittage zu Spithead die Anker fallen
ließen.
So vollendeten wir, nachdem wir unzaͤhlige Gefahren und Muͤhſelig-
keiten uͤberſtanden, eine Reiſe, die drey Jahre und achtzehn Tage gedauert
hatte. Wir hatten in dieſem Zeitraum eine groͤßere Anzahl Meilen zuruͤckge-
legt, als je ein andres Schif vor uns gethan; indem alle unſre Curs Linien
zuſammen gerechnet, mehr als dreymal den Umkreis der Erdkugel ausmachen.
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