Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 2. Berlin, 1780.in den Jahren 1772 bis 1775. trachtung dieser verschiedenen Völker, müssen jedem Unpartheyischen die Vor-1775.Julius. theile und Wohlthaten, welche Sittlichkeit und Religion über unsern Welttheil verbreitet haben, immer deutlicher und einleuchtender werden. Mit dankba- rem Herzen wird er jene unbegreifliche Güte erkennen, welche ihm ohne sein Verdienst einen wesentlichen Vorzug über so viele andre Menschen gegeben, die ihren Trieben und Sinnen blindlings folgen, denen die Tugend nicht einmal den Namen nach bekannt, und für deren Fähigkeiten der Begrif von einer allgemeinen Harmonie des Weltgebäudes noch viel zu hoch ist, als daß sie dar- aus den Schöpfer gehörig erkennen sollten. Uebrigens ist wohl nichts augen- scheinlicher und gewisser, als daß die Zusätze, die auf dieser Reise zum Ganzen der menschlichen Kenntnisse gemacht worden, obschon nicht ganz unbeträchtlich, dennoch von geringem Werth sind, sobald wir sie mit dem, was uns noch ver- borgen bleibt, in Vergleichung stellen. Unzählig sind die unbekannten Gegen- stände, welche wir, aller unsrer Einschränkung ohngeachtet, noch immer er- reichen können. Jahrhunderte hindurch werden sich noch neue, unbeschränk- te Aussichten eröfnen, wobey wir unsere Geisteskräfte in ihrer eigenthümli- chen Größe anzuwenden und in dem herrlichsten Glanze zu offenbaren Gelegen- heit finden werden. -- Vedi insieme l'uno e l'altro polo, Petrarca in den Jahren 1772 bis 1775. trachtung dieſer verſchiedenen Voͤlker, muͤſſen jedem Unpartheyiſchen die Vor-1775.Julius. theile und Wohlthaten, welche Sittlichkeit und Religion uͤber unſern Welttheil verbreitet haben, immer deutlicher und einleuchtender werden. Mit dankba- rem Herzen wird er jene unbegreifliche Guͤte erkennen, welche ihm ohne ſein Verdienſt einen weſentlichen Vorzug uͤber ſo viele andre Menſchen gegeben, die ihren Trieben und Sinnen blindlings folgen, denen die Tugend nicht einmal den Namen nach bekannt, und fuͤr deren Faͤhigkeiten der Begrif von einer allgemeinen Harmonie des Weltgebaͤudes noch viel zu hoch iſt, als daß ſie dar- aus den Schoͤpfer gehoͤrig erkennen ſollten. Uebrigens iſt wohl nichts augen- ſcheinlicher und gewiſſer, als daß die Zuſaͤtze, die auf dieſer Reiſe zum Ganzen der menſchlichen Kenntniſſe gemacht worden, obſchon nicht ganz unbetraͤchtlich, dennoch von geringem Werth ſind, ſobald wir ſie mit dem, was uns noch ver- borgen bleibt, in Vergleichung ſtellen. Unzaͤhlig ſind die unbekannten Gegen- ſtaͤnde, welche wir, aller unſrer Einſchraͤnkung ohngeachtet, noch immer er- reichen koͤnnen. Jahrhunderte hindurch werden ſich noch neue, unbeſchraͤnk- te Ausſichten eroͤfnen, wobey wir unſere Geiſteskraͤfte in ihrer eigenthuͤmli- chen Groͤße anzuwenden und in dem herrlichſten Glanze zu offenbaren Gelegen- heit finden werden. — Vedi inſieme l’uno e l’altro polo, Petrarca <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0485" n="467"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">in den Jahren 1772 bis 1775.</hi></fw><lb/> trachtung dieſer verſchiedenen Voͤlker, muͤſſen jedem Unpartheyiſchen die Vor-<note place="right">1775.<lb/> Julius.</note><lb/> theile und Wohlthaten, welche Sittlichkeit und Religion uͤber unſern Welttheil<lb/> verbreitet haben, immer deutlicher und einleuchtender werden. Mit dankba-<lb/> rem Herzen wird er jene unbegreifliche Guͤte erkennen, welche ihm ohne ſein<lb/> Verdienſt einen weſentlichen Vorzug uͤber ſo viele andre Menſchen gegeben, die<lb/> ihren Trieben und Sinnen blindlings folgen, denen die Tugend nicht einmal<lb/> den Namen nach bekannt, und fuͤr deren Faͤhigkeiten der Begrif von einer<lb/> allgemeinen Harmonie des Weltgebaͤudes noch viel zu hoch iſt, als daß ſie dar-<lb/> aus den Schoͤpfer gehoͤrig erkennen ſollten. Uebrigens iſt wohl nichts augen-<lb/> ſcheinlicher und gewiſſer, als daß die Zuſaͤtze, die auf dieſer Reiſe zum Ganzen<lb/> der menſchlichen Kenntniſſe gemacht worden, obſchon nicht ganz unbetraͤchtlich,<lb/> dennoch von geringem Werth ſind, ſobald wir ſie mit dem, was uns noch ver-<lb/> borgen bleibt, in Vergleichung ſtellen. Unzaͤhlig ſind die unbekannten Gegen-<lb/> ſtaͤnde, welche wir, aller unſrer Einſchraͤnkung ohngeachtet, noch immer er-<lb/> reichen koͤnnen. Jahrhunderte hindurch werden ſich noch neue, unbeſchraͤnk-<lb/> te Ausſichten eroͤfnen, wobey wir unſere Geiſteskraͤfte in ihrer eigenthuͤmli-<lb/> chen Groͤße anzuwenden und in dem herrlichſten Glanze zu offenbaren Gelegen-<lb/> heit finden werden.</p><lb/> <cit> <quote>— <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">Vedi inſieme l’uno e l’altro polo,<lb/> Le Stelle vaghe, e lor viaggio torto;<lb/> E vedi, ’l veder noſtro quanto è corto!</hi></hi></quote><lb/> <bibl> <hi rendition="#et"> <hi rendition="#fr"> <persName>Petrarca</persName> </hi> </hi> </bibl> </cit> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </body> </text> </TEI> [467/0485]
in den Jahren 1772 bis 1775.
trachtung dieſer verſchiedenen Voͤlker, muͤſſen jedem Unpartheyiſchen die Vor-
theile und Wohlthaten, welche Sittlichkeit und Religion uͤber unſern Welttheil
verbreitet haben, immer deutlicher und einleuchtender werden. Mit dankba-
rem Herzen wird er jene unbegreifliche Guͤte erkennen, welche ihm ohne ſein
Verdienſt einen weſentlichen Vorzug uͤber ſo viele andre Menſchen gegeben, die
ihren Trieben und Sinnen blindlings folgen, denen die Tugend nicht einmal
den Namen nach bekannt, und fuͤr deren Faͤhigkeiten der Begrif von einer
allgemeinen Harmonie des Weltgebaͤudes noch viel zu hoch iſt, als daß ſie dar-
aus den Schoͤpfer gehoͤrig erkennen ſollten. Uebrigens iſt wohl nichts augen-
ſcheinlicher und gewiſſer, als daß die Zuſaͤtze, die auf dieſer Reiſe zum Ganzen
der menſchlichen Kenntniſſe gemacht worden, obſchon nicht ganz unbetraͤchtlich,
dennoch von geringem Werth ſind, ſobald wir ſie mit dem, was uns noch ver-
borgen bleibt, in Vergleichung ſtellen. Unzaͤhlig ſind die unbekannten Gegen-
ſtaͤnde, welche wir, aller unſrer Einſchraͤnkung ohngeachtet, noch immer er-
reichen koͤnnen. Jahrhunderte hindurch werden ſich noch neue, unbeſchraͤnk-
te Ausſichten eroͤfnen, wobey wir unſere Geiſteskraͤfte in ihrer eigenthuͤmli-
chen Groͤße anzuwenden und in dem herrlichſten Glanze zu offenbaren Gelegen-
heit finden werden.
1775.
Julius.
— Vedi inſieme l’uno e l’altro polo,
Le Stelle vaghe, e lor viaggio torto;
E vedi, ’l veder noſtro quanto è corto!
Petrarca
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