Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 2. Berlin, 1780.Forster's Reise um die Welt 1774.May.ter andern, wir sollten ihn Medua "Vater" und seine Frau O-Pat- tea *) Mutter nennen. Ohnerachtet wir nicht die Absicht hatten bis auf die höchsten Berggipfel *) Pattea ist ein Liebkosungs-Wort, so viel als bey uns Mama; auch gebrauchen die Ta- hitier das Wort Mama in eben dem Sinn, als wir. **) S. Hawkesworths Geschichte der englischen See-Reisen, in 4. Th. II. Seite 151. 152.
und dieser Reise Th. I. S. 270. Forſter’s Reiſe um die Welt 1774.May.ter andern, wir ſollten ihn Medua „Vater„ und ſeine Frau O-Pat- tea *) Mutter nennen. Ohnerachtet wir nicht die Abſicht hatten bis auf die hoͤchſten Berggipfel *) Pattea iſt ein Liebkoſungs-Wort, ſo viel als bey uns Mama; auch gebrauchen die Ta- hitier das Wort Mama in eben dem Sinn, als wir. **) S. Hawkesworths Geſchichte der engliſchen See-Reiſen, in 4. Th. II. Seite 151. 152.
und dieſer Reiſe Th. I. S. 270. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0082" n="70"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><persName>Forſter’s</persName> Reiſe um die Welt</hi></fw><lb/><note place="left">1774.<lb/> May.</note>ter andern, wir ſollten ihn <hi rendition="#fr">Medua „Vater„</hi> und ſeine Frau <hi rendition="#fr"><persName>O-Pat-<lb/> tea</persName></hi> <note place="foot" n="*)"><hi rendition="#fr">Pattea</hi> iſt ein Liebkoſungs-Wort, ſo viel als bey uns <hi rendition="#fr">Mama;</hi> auch gebrauchen die <hi rendition="#fr">Ta-<lb/> hitier</hi> das Wort <hi rendition="#fr">Mama</hi> in eben dem Sinn, als wir.</note> <hi rendition="#fr">Mutter</hi> nennen.</p><lb/> <p>Ohnerachtet wir nicht die Abſicht hatten bis auf die hoͤchſten Berggipfel<lb/> zu klettern, ſo machten wir uns doch ſchon vor Sonnen-Aufgang auf den Weg.<lb/> Die Voͤgel ſchliefen noch ruhig auf den Buͤſchen, ſo daß unſere Begleiter, <hi rendition="#fr"><persName>Tahea</persName></hi><lb/> und ſein Bruder, etliche Meerſchwalben (<hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">Sterna</hi></hi>) mit der Hand griffen. Sie<lb/> ſagten uns, daß auf dieſen Bergen viel Waſſervoͤgel zu uͤbernachten, und<lb/> daß vornemlich die <hi rendition="#fr">tropiſchen Voͤgel</hi> (<hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">Phæton æthereus Linnæi</hi></hi>) hier zu ni-<lb/> ſten pflegten. Daher ſind auch die langen Schwanzfedern, welche ſie alle Jahr<lb/> abwerfen, in dieſen Berggegenden am haͤufigſten zu finden und werden daſelbſt<lb/> von den Einwohnern fleißig aufgeſucht. Wir ſchoſſen eine Schwalbe und fan-<lb/> den allerhand neue Kraͤuter, da ſich aber der Horizont, in unſrer Nachbarſchaft<lb/> zu bewoͤlken anfing, ſo eilten wir, um unſre Pflanzen trocken zu behalten, nach<lb/> dem Schiff zuruͤck, und kamen um 4 Uhr des Nachmittags wieder an Bord.<lb/> Die ganze koͤnigliche Familie war daſelbſt verſammlet, und <hi rendition="#fr"><persName>O-Tuhs</persName></hi> aͤlteſte<lb/> Schweſter, <hi rendition="#fr"><persName>Nihaurai</persName></hi>, die an <hi rendition="#fr"><persName>T’Eri-Derre</persName>, <persName>Ammo’s</persName></hi> Sohn <note place="foot" n="**)">S. <hi rendition="#fr"><persName>Hawkesworths</persName></hi> Geſchichte der engliſchen See-Reiſen, in 4. Th. <hi rendition="#aq">II.</hi> Seite 151. 152.<lb/> und dieſer Reiſe Th. <hi rendition="#aq">I.</hi> S. 270.</note> verheyrathet<lb/> war, befand ſich auch mit darunter. Des Koͤnigs zweetem Bruder, <hi rendition="#fr">T’Eri <persName>Watau</persName></hi><lb/> gefiel es ſowohl bey uns, daß er, ohngeachtet die uͤbrigen alle weggiengen, die<lb/> ganze Nacht hindurch an Bord blieb. Um ihm eine Veraͤnderung zu ma-<lb/> chen, ließen wir vom Maſtbaume Raketen und andre kleine Kunſtfeuer abbren-<lb/> nen, woruͤber er ungemein viel Vergnuͤgen bezeigte. Beym Abendeſſen rech-<lb/> nete er uns alle ſeine Verwandten vor, erzaͤhlte uns auch manches aus der neue-<lb/> ren Geſchichte von <hi rendition="#fr"><placeName>Tahiti</placeName></hi>, welches mir bey meiner Zuruͤckkunft nach <placeName>England</placeName>,<lb/> durch <persName><hi rendition="#fr">O-Ma</hi><hi rendition="#aq">ï</hi>’<hi rendition="#fr">s</hi></persName> uͤbereinſtimmende Ausſage beſtaͤtigt ward. Von jenem erfuh-<lb/> ren wir, daß <hi rendition="#fr"><persName>Ammo</persName>, <persName>Happai</persName></hi> und <hi rendition="#fr"><persName>Tutahah</persName></hi> drey Bruͤder waͤren, davon<lb/> der aͤlteſte, <hi rendition="#fr"><persName>Ammo</persName></hi>, Koͤnig von ganz <hi rendition="#fr"><placeName>Tahiti</placeName></hi> geweſen ſey. Dieſer verheyra-<lb/> thete ſich mit <hi rendition="#fr"><persName>O-Purea</persName> (<persName>Oberea</persName>)</hi> einer Prinzeßinn aus koͤniglichem Gebluͤte,<lb/> und erzeugte mit ihr <hi rendition="#fr"><persName>T’Eri-Derre</persName></hi>, dem ſogleich der Titel <hi rendition="#fr">Eri-Rahai</hi> oder<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [70/0082]
Forſter’s Reiſe um die Welt
ter andern, wir ſollten ihn Medua „Vater„ und ſeine Frau O-Pat-
tea *) Mutter nennen.
1774.
May.
Ohnerachtet wir nicht die Abſicht hatten bis auf die hoͤchſten Berggipfel
zu klettern, ſo machten wir uns doch ſchon vor Sonnen-Aufgang auf den Weg.
Die Voͤgel ſchliefen noch ruhig auf den Buͤſchen, ſo daß unſere Begleiter, Tahea
und ſein Bruder, etliche Meerſchwalben (Sterna) mit der Hand griffen. Sie
ſagten uns, daß auf dieſen Bergen viel Waſſervoͤgel zu uͤbernachten, und
daß vornemlich die tropiſchen Voͤgel (Phæton æthereus Linnæi) hier zu ni-
ſten pflegten. Daher ſind auch die langen Schwanzfedern, welche ſie alle Jahr
abwerfen, in dieſen Berggegenden am haͤufigſten zu finden und werden daſelbſt
von den Einwohnern fleißig aufgeſucht. Wir ſchoſſen eine Schwalbe und fan-
den allerhand neue Kraͤuter, da ſich aber der Horizont, in unſrer Nachbarſchaft
zu bewoͤlken anfing, ſo eilten wir, um unſre Pflanzen trocken zu behalten, nach
dem Schiff zuruͤck, und kamen um 4 Uhr des Nachmittags wieder an Bord.
Die ganze koͤnigliche Familie war daſelbſt verſammlet, und O-Tuhs aͤlteſte
Schweſter, Nihaurai, die an T’Eri-Derre, Ammo’s Sohn **) verheyrathet
war, befand ſich auch mit darunter. Des Koͤnigs zweetem Bruder, T’Eri Watau
gefiel es ſowohl bey uns, daß er, ohngeachtet die uͤbrigen alle weggiengen, die
ganze Nacht hindurch an Bord blieb. Um ihm eine Veraͤnderung zu ma-
chen, ließen wir vom Maſtbaume Raketen und andre kleine Kunſtfeuer abbren-
nen, woruͤber er ungemein viel Vergnuͤgen bezeigte. Beym Abendeſſen rech-
nete er uns alle ſeine Verwandten vor, erzaͤhlte uns auch manches aus der neue-
ren Geſchichte von Tahiti, welches mir bey meiner Zuruͤckkunft nach England,
durch O-Maï’s uͤbereinſtimmende Ausſage beſtaͤtigt ward. Von jenem erfuh-
ren wir, daß Ammo, Happai und Tutahah drey Bruͤder waͤren, davon
der aͤlteſte, Ammo, Koͤnig von ganz Tahiti geweſen ſey. Dieſer verheyra-
thete ſich mit O-Purea (Oberea) einer Prinzeßinn aus koͤniglichem Gebluͤte,
und erzeugte mit ihr T’Eri-Derre, dem ſogleich der Titel Eri-Rahai oder
*) Pattea iſt ein Liebkoſungs-Wort, ſo viel als bey uns Mama; auch gebrauchen die Ta-
hitier das Wort Mama in eben dem Sinn, als wir.
**) S. Hawkesworths Geſchichte der engliſchen See-Reiſen, in 4. Th. II. Seite 151. 152.
und dieſer Reiſe Th. I. S. 270.
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