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Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 2. Berlin, 1780.

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Forster's Reise um die Welt
1774.
May.
sich, sobald ihr voriger Mann anderweitig versorgt war, auch ihrer Seits einen
jüngern Mann oder Liebhaber angeschafft. Dieser lebte aber mit einem andern
Mädchen in gutem Vernehmen und hatte unser Schiff zum Ort seiner Zusammen-
kunft mit ihr gewählt. Unmöglich konnte dies geheime Verständniß ganz
unbemerkt bleiben. Die handveste Polatehera, *) ertappte sie also einmal
des Morgens, und ließ ihrer Mitbuhlerin den Ausbruch ihres Zorns ganz
thätig, dem betroffnen Liebhaber hingegen die bittersten Vorwürfe wegen seiner
Untreue empfinden.

Zu der Zeit da Capitain Cook in der Endeavour hier ankam, war
die Regierung der Insel in Tutahahs Händen. Nicht lange nach der Abreise
desselben suchte Tutahah, der den Schimpf, welchen Aheatua seiner Familie
zugefügt hatte noch immer nicht vergessen konnte, die Vornehmern auf O-
Tahiti-nue
, oder der größern Halb-Insel, zu überreden, daß sie sich zu ei-
nem neuen Kriege gegen den Aheatua mit ihm vereinigen mögten. Viel-
leicht verließ er sich hiebey auf die Reichthümer, die er von den Europäern ge-
schenkt bekommen, vielleicht wandte er auch einen Theil derselben an um die
Großen der Insel in sein Interesse zu ziehen. Genug es ward eine Flot-
te ausgerüstet, und mit dieser seegelte er nach Teiarrabu. Aheatua hatte
sich zwar in gute Verfassung gesetzt seinen Feind zu empfangen, da er je-
doch schon bey Jahren war,**) und seine Tage lieber in Frieden zu beschlies-
sen, als einen neuen Krieg anzufangen wünschte; so schickte er dem Tuta-
hah
Abgeordnete entgegen, und ließ ihm versichern, daß er sein Freund,
und bereit sey, es immer zu bleiben; er bäthe ihn also friedlich nach seinem
Lande zurückzukehren, und ein Volk, das keine Feindschaft gegen ihn hegte, nicht
feindselig zu behandeln. Tohah war aber nicht von seinem Vorhaben abzubringen
sondern gab vielmehr gleich Befehl zum Angriff. Der Verlust hielt auf beyden
Seiten so ziemlich das Gleichgewicht: doch zog sich Tutahah zurück, wiewohl aus
keiner andren Absicht als um seinen Feind zu Lande anzugreifen. Happai mißbil-

ligte
*) Wenn sich die Leser nicht mehr erinnern sollten, woher Polatehera diesen Zunahmen ver-
dient; so dürfen sie nur im ersten Theil dieses Werks pag. 273. nachsehen.
**) Siehe Hawkesworths Gesch. der engl. See-Reisen, in 4. Th. II. S. 156.

Forſter’s Reiſe um die Welt
1774.
May.
ſich, ſobald ihr voriger Mann anderweitig verſorgt war, auch ihrer Seits einen
juͤngern Mann oder Liebhaber angeſchafft. Dieſer lebte aber mit einem andern
Maͤdchen in gutem Vernehmen und hatte unſer Schiff zum Ort ſeiner Zuſammen-
kunft mit ihr gewaͤhlt. Unmoͤglich konnte dies geheime Verſtaͤndniß ganz
unbemerkt bleiben. Die handveſte Polatehera, *) ertappte ſie alſo einmal
des Morgens, und ließ ihrer Mitbuhlerin den Ausbruch ihres Zorns ganz
thaͤtig, dem betroffnen Liebhaber hingegen die bitterſten Vorwuͤrfe wegen ſeiner
Untreue empfinden.

Zu der Zeit da Capitain Cook in der Endeavour hier ankam, war
die Regierung der Inſel in Tutahahs Haͤnden. Nicht lange nach der Abreiſe
deſſelben ſuchte Tutahah, der den Schimpf, welchen Aheatua ſeiner Familie
zugefuͤgt hatte noch immer nicht vergeſſen konnte, die Vornehmern auf O-
Tahiti-nue
, oder der groͤßern Halb-Inſel, zu uͤberreden, daß ſie ſich zu ei-
nem neuen Kriege gegen den Aheatua mit ihm vereinigen moͤgten. Viel-
leicht verließ er ſich hiebey auf die Reichthuͤmer, die er von den Europaͤern ge-
ſchenkt bekommen, vielleicht wandte er auch einen Theil derſelben an um die
Großen der Inſel in ſein Intereſſe zu ziehen. Genug es ward eine Flot-
te ausgeruͤſtet, und mit dieſer ſeegelte er nach Teiarrabu. Aheatua hatte
ſich zwar in gute Verfaſſung geſetzt ſeinen Feind zu empfangen, da er je-
doch ſchon bey Jahren war,**) und ſeine Tage lieber in Frieden zu beſchlieſ-
ſen, als einen neuen Krieg anzufangen wuͤnſchte; ſo ſchickte er dem Tuta-
hah
Abgeordnete entgegen, und ließ ihm verſichern, daß er ſein Freund,
und bereit ſey, es immer zu bleiben; er baͤthe ihn alſo friedlich nach ſeinem
Lande zuruͤckzukehren, und ein Volk, das keine Feindſchaft gegen ihn hegte, nicht
feindſelig zu behandeln. Tohah war aber nicht von ſeinem Vorhaben abzubringen
ſondern gab vielmehr gleich Befehl zum Angriff. Der Verluſt hielt auf beyden
Seiten ſo ziemlich das Gleichgewicht: doch zog ſich Tutahah zuruͤck, wiewohl aus
keiner andren Abſicht als um ſeinen Feind zu Lande anzugreifen. Happai mißbil-

ligte
*) Wenn ſich die Leſer nicht mehr erinnern ſollten, woher Polatehera dieſen Zunahmen ver-
dient; ſo duͤrfen ſie nur im erſten Theil dieſes Werks pag. 273. nachſehen.
**) Siehe Hawkesworths Geſch. der engl. See-Reiſen, in 4. Th. II. S. 156.
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[72/0084] Forſter’s Reiſe um die Welt ſich, ſobald ihr voriger Mann anderweitig verſorgt war, auch ihrer Seits einen juͤngern Mann oder Liebhaber angeſchafft. Dieſer lebte aber mit einem andern Maͤdchen in gutem Vernehmen und hatte unſer Schiff zum Ort ſeiner Zuſammen- kunft mit ihr gewaͤhlt. Unmoͤglich konnte dies geheime Verſtaͤndniß ganz unbemerkt bleiben. Die handveſte Polatehera, *) ertappte ſie alſo einmal des Morgens, und ließ ihrer Mitbuhlerin den Ausbruch ihres Zorns ganz thaͤtig, dem betroffnen Liebhaber hingegen die bitterſten Vorwuͤrfe wegen ſeiner Untreue empfinden. 1774. May. Zu der Zeit da Capitain Cook in der Endeavour hier ankam, war die Regierung der Inſel in Tutahahs Haͤnden. Nicht lange nach der Abreiſe deſſelben ſuchte Tutahah, der den Schimpf, welchen Aheatua ſeiner Familie zugefuͤgt hatte noch immer nicht vergeſſen konnte, die Vornehmern auf O- Tahiti-nue, oder der groͤßern Halb-Inſel, zu uͤberreden, daß ſie ſich zu ei- nem neuen Kriege gegen den Aheatua mit ihm vereinigen moͤgten. Viel- leicht verließ er ſich hiebey auf die Reichthuͤmer, die er von den Europaͤern ge- ſchenkt bekommen, vielleicht wandte er auch einen Theil derſelben an um die Großen der Inſel in ſein Intereſſe zu ziehen. Genug es ward eine Flot- te ausgeruͤſtet, und mit dieſer ſeegelte er nach Teiarrabu. Aheatua hatte ſich zwar in gute Verfaſſung geſetzt ſeinen Feind zu empfangen, da er je- doch ſchon bey Jahren war, **) und ſeine Tage lieber in Frieden zu beſchlieſ- ſen, als einen neuen Krieg anzufangen wuͤnſchte; ſo ſchickte er dem Tuta- hah Abgeordnete entgegen, und ließ ihm verſichern, daß er ſein Freund, und bereit ſey, es immer zu bleiben; er baͤthe ihn alſo friedlich nach ſeinem Lande zuruͤckzukehren, und ein Volk, das keine Feindſchaft gegen ihn hegte, nicht feindſelig zu behandeln. Tohah war aber nicht von ſeinem Vorhaben abzubringen ſondern gab vielmehr gleich Befehl zum Angriff. Der Verluſt hielt auf beyden Seiten ſo ziemlich das Gleichgewicht: doch zog ſich Tutahah zuruͤck, wiewohl aus keiner andren Abſicht als um ſeinen Feind zu Lande anzugreifen. Happai mißbil- ligte *) Wenn ſich die Leſer nicht mehr erinnern ſollten, woher Polatehera dieſen Zunahmen ver- dient; ſo duͤrfen ſie nur im erſten Theil dieſes Werks pag. 273. nachſehen. **) Siehe Hawkesworths Geſch. der engl. See-Reiſen, in 4. Th. II. S. 156.

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Zitationshilfe: Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 2. Berlin, 1780, S. 72. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_reise02_1780/84>, abgerufen am 23.11.2024.