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Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 2. Berlin, 1780.

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in den Jahren 1772 bis 1775.
nehmen, und versprach morgen noch an Bord zu kommen. O-Tuh war gleich-1774.
May.

falls da, und ließ sich verlauten, daß er uns einen Vorrath von Brodfrucht zu-
gedacht habe, womit uns damals, mehr als mit Schweinen, gedient war. Des
folgenden Morgens (am 14.) bekamen wir von vielen Vornehmen aus der gan-
zen Insel Besuch. Happai und alle seine Kinder, O-Tu ausgenommen,
waren mit unter dieser Zahl. Um 8 Uhr langte auch Tohah mit seiner Frau
an, und hatte eine ganze Bootsladung von allerhand Geschenken bey sich. Der
gute alte Admiral befand sich so übel, daß er nicht auf den Beinen stehen konn-
te; gleichwohl wünschte er herzlich, aufs Verdeck zu steigen; da er aber zu
schwach dazu war, so ließen wir ihn, in einem an Tauen befestigten Tragesessel,
in die Höhe winden, worüber er so viel Vergnügen, als seine Landsleute
Erstaunen bezeigte. Wir nahmen Gelegenheit das Gespräch auf die be-
vorstehende Expedition nach der Insel Eimeo zu lenken, da er uns denn versi-
cherte, daß sie bald nach unsrer Abfahrt vor sich gehen würde, und daß ihn seine
Unpäßlichkeit nicht abhalten sollte, die Flotte in Person zu commandiren. Es
würde ja, setzte er hinzu, wohl nicht viel daran gelegen seyn, wenn ein so alter
Mann, als er, das Leben dabey verliehren sollte, weil er in der Welt doch nicht
viel Nutzen mehr stiften könnte. Seiner Krankheit ohnerachtet fanden wir ihn
überaus heiter und lustig. Ueberhaupt war seine Denkungsart edel, uneigennützig
und schien wahrhaft heroisch zu seyn. Er nahm mit so vollem Herzen und einer so
sichtbaren Rührung von uns Abschied, daß es in jeder fühlenden Seele Weh-
muth erregte, und einen Misanthropen wieder mit der Welt hätte aussöhnen kön-
nen. Maheine, der ihn an Bord begleitet hatte, entschloß sich kurz und gut mit uns
nach Raietea zu gehen, von da aus wollte er seine Verwandten und Freunde in den
Societäts-Inseln nach der Reihe besuchen, und dann, so bald er Gelegenheit
finden würde, wieder nach Tahiti zurückkehren. Dieser Gedanke war so un-
recht nicht. Er hatte in unterschiednen von diesen Inseln eigenthümliche Besi-
tzungen, die er vortheilhaft los zu schlagen wünschte, um alle das seinige in Ta-
hiti
beysammen zu haben. Ein solcher Plan war einer Reise werth. Er hatte
sich verschiedne Gesellschafter mitgebracht, die aus Borabora gebürtig waren,
diese stellte er dem Capitain Cook vor, und erklärte dabey, daß der eine davon sein
leiblicher Bruder sey. Sie baten um Erlaubniß, auf unserm Schiffe nach

in den Jahren 1772 bis 1775.
nehmen, und verſprach morgen noch an Bord zu kommen. O-Tuh war gleich-1774.
May.

falls da, und ließ ſich verlauten, daß er uns einen Vorrath von Brodfrucht zu-
gedacht habe, womit uns damals, mehr als mit Schweinen, gedient war. Des
folgenden Morgens (am 14.) bekamen wir von vielen Vornehmen aus der gan-
zen Inſel Beſuch. Happai und alle ſeine Kinder, O-Tu ausgenommen,
waren mit unter dieſer Zahl. Um 8 Uhr langte auch Tohah mit ſeiner Frau
an, und hatte eine ganze Bootsladung von allerhand Geſchenken bey ſich. Der
gute alte Admiral befand ſich ſo uͤbel, daß er nicht auf den Beinen ſtehen konn-
te; gleichwohl wuͤnſchte er herzlich, aufs Verdeck zu ſteigen; da er aber zu
ſchwach dazu war, ſo ließen wir ihn, in einem an Tauen befeſtigten Trageſeſſel,
in die Hoͤhe winden, woruͤber er ſo viel Vergnuͤgen, als ſeine Landsleute
Erſtaunen bezeigte. Wir nahmen Gelegenheit das Geſpraͤch auf die be-
vorſtehende Expedition nach der Inſel Eimeo zu lenken, da er uns denn verſi-
cherte, daß ſie bald nach unſrer Abfahrt vor ſich gehen wuͤrde, und daß ihn ſeine
Unpaͤßlichkeit nicht abhalten ſollte, die Flotte in Perſon zu commandiren. Es
wuͤrde ja, ſetzte er hinzu, wohl nicht viel daran gelegen ſeyn, wenn ein ſo alter
Mann, als er, das Leben dabey verliehren ſollte, weil er in der Welt doch nicht
viel Nutzen mehr ſtiften koͤnnte. Seiner Krankheit ohnerachtet fanden wir ihn
uͤberaus heiter und luſtig. Ueberhaupt war ſeine Denkungsart edel, uneigennuͤtzig
und ſchien wahrhaft heroiſch zu ſeyn. Er nahm mit ſo vollem Herzen und einer ſo
ſichtbaren Ruͤhrung von uns Abſchied, daß es in jeder fuͤhlenden Seele Weh-
muth erregte, und einen Miſanthropen wieder mit der Welt haͤtte ausſoͤhnen koͤn-
nen. Maheine, der ihn an Bord begleitet hatte, entſchloß ſich kurz und gut mit uns
nach Raietea zu gehen, von da aus wollte er ſeine Verwandten und Freunde in den
Societaͤts-Inſeln nach der Reihe beſuchen, und dann, ſo bald er Gelegenheit
finden wuͤrde, wieder nach Tahiti zuruͤckkehren. Dieſer Gedanke war ſo un-
recht nicht. Er hatte in unterſchiednen von dieſen Inſeln eigenthuͤmliche Beſi-
tzungen, die er vortheilhaft los zu ſchlagen wuͤnſchte, um alle das ſeinige in Ta-
hiti
beyſammen zu haben. Ein ſolcher Plan war einer Reiſe werth. Er hatte
ſich verſchiedne Geſellſchafter mitgebracht, die aus Borabora gebuͤrtig waren,
dieſe ſtellte er dem Capitain Cook vor, und erklaͤrte dabey, daß der eine davon ſein
leiblicher Bruder ſey. Sie baten um Erlaubniß, auf unſerm Schiffe nach

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[79/0091] in den Jahren 1772 bis 1775. nehmen, und verſprach morgen noch an Bord zu kommen. O-Tuh war gleich- falls da, und ließ ſich verlauten, daß er uns einen Vorrath von Brodfrucht zu- gedacht habe, womit uns damals, mehr als mit Schweinen, gedient war. Des folgenden Morgens (am 14.) bekamen wir von vielen Vornehmen aus der gan- zen Inſel Beſuch. Happai und alle ſeine Kinder, O-Tu ausgenommen, waren mit unter dieſer Zahl. Um 8 Uhr langte auch Tohah mit ſeiner Frau an, und hatte eine ganze Bootsladung von allerhand Geſchenken bey ſich. Der gute alte Admiral befand ſich ſo uͤbel, daß er nicht auf den Beinen ſtehen konn- te; gleichwohl wuͤnſchte er herzlich, aufs Verdeck zu ſteigen; da er aber zu ſchwach dazu war, ſo ließen wir ihn, in einem an Tauen befeſtigten Trageſeſſel, in die Hoͤhe winden, woruͤber er ſo viel Vergnuͤgen, als ſeine Landsleute Erſtaunen bezeigte. Wir nahmen Gelegenheit das Geſpraͤch auf die be- vorſtehende Expedition nach der Inſel Eimeo zu lenken, da er uns denn verſi- cherte, daß ſie bald nach unſrer Abfahrt vor ſich gehen wuͤrde, und daß ihn ſeine Unpaͤßlichkeit nicht abhalten ſollte, die Flotte in Perſon zu commandiren. Es wuͤrde ja, ſetzte er hinzu, wohl nicht viel daran gelegen ſeyn, wenn ein ſo alter Mann, als er, das Leben dabey verliehren ſollte, weil er in der Welt doch nicht viel Nutzen mehr ſtiften koͤnnte. Seiner Krankheit ohnerachtet fanden wir ihn uͤberaus heiter und luſtig. Ueberhaupt war ſeine Denkungsart edel, uneigennuͤtzig und ſchien wahrhaft heroiſch zu ſeyn. Er nahm mit ſo vollem Herzen und einer ſo ſichtbaren Ruͤhrung von uns Abſchied, daß es in jeder fuͤhlenden Seele Weh- muth erregte, und einen Miſanthropen wieder mit der Welt haͤtte ausſoͤhnen koͤn- nen. Maheine, der ihn an Bord begleitet hatte, entſchloß ſich kurz und gut mit uns nach Raietea zu gehen, von da aus wollte er ſeine Verwandten und Freunde in den Societaͤts-Inſeln nach der Reihe beſuchen, und dann, ſo bald er Gelegenheit finden wuͤrde, wieder nach Tahiti zuruͤckkehren. Dieſer Gedanke war ſo un- recht nicht. Er hatte in unterſchiednen von dieſen Inſeln eigenthuͤmliche Beſi- tzungen, die er vortheilhaft los zu ſchlagen wuͤnſchte, um alle das ſeinige in Ta- hiti beyſammen zu haben. Ein ſolcher Plan war einer Reiſe werth. Er hatte ſich verſchiedne Geſellſchafter mitgebracht, die aus Borabora gebuͤrtig waren, dieſe ſtellte er dem Capitain Cook vor, und erklaͤrte dabey, daß der eine davon ſein leiblicher Bruder ſey. Sie baten um Erlaubniß, auf unſerm Schiffe nach 1774. May.

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Zitationshilfe: Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 2. Berlin, 1780, S. 79. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_reise02_1780/91>, abgerufen am 23.11.2024.