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Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 2. Berlin, 1780.

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in den Jahren 1772 bis 1775.
nach dem Tact und so gleichförmig, daß man hätte glauben sollen, die vielen hundert1774.
May.

Ruder würden alle nur durch ein mechanisches Triebwerk in Bewegung gesetzt.
Der Oberaufseher über die Ruderknechte läßt sich gewissermaßen mit dem Keleuzes
der alten Griechen vergleichen. Ueberhaupt fiel uns bey dem Anblick der Tahl-
tischen Flotte die Seemacht jener alten Republicaner ein, und wir nahmen in
der Folge Anlaß, beyde noch näher mit einander zu vergleichen. Das einzige ab-
gerechnet, daß die Griechen Metalle hatten, mochten ihre Waffen sonst wohl eben
so einfach, und ihre Art zu fechten, eben so unregelmäßig seyn als die Tahitischen,
was auch Vater Homer, als Dichter, nur immer daran verschönern mag.
Die vereinte Macht von ganz Griechenland, die ehemals gegen Troja in See
gieng, konnte nicht viel beträchtlicher seyn, als die Flotte, mit welcher O-Tu
die Insel Eimeo anzugreifen gedachte; und ich kann mir die mille carinoe eben
nicht viel furchtbarer vorstellen, als eine Flotte Tahitischer Kriegs-Canots, deren
eins von funfzig bis zu einhundert und zwanzig Ruderer erfordert. Die
Schiffarth der alten Griechen erstreckte sich nicht viel weiter, als heut zu Tage
die Tahitische. Von einer Insel stach man zur andern herüber, das war alles.
Die damaligen Seefahrer im Archipelagus richteten bey der Nacht ihren Lauf
nach den Sternen; und so machen es die auf der Südsee noch jetzt ebenfalls.
Die Griechen waren brav; und daß es die Tahitier nicht minder seyn
müssen, beweisen die vielen Narben ihrer Befehlshaber. Auch dünkt es mir
sehr wahrscheinlich, daß man sich hier zu Lande, wenn es zur Schlacht kommen
soll, in eine Art von Raserey zu versetzen sucht, dergestalt, daß die Bravour
der Tahitier blos eine Art von künstlich erregtem Grimm ist. Und,
so wie uns Homer die Schlachten der Griechen beschreibt, scheint es, daß jener
Heroismus, der alle die von ihm besungnen Wunder hervorbrachte, im Grunde
eben auch nichts anders war. Wir wollen einmal diese Parallele weiter ver-
folgen. Homers Helden werden als übernatürlich große und starke Leute ge-
schildert; auf eben die Art haben die Tahitischen Befehlshaber, der Statur
und schönen Bildung nach, so viel vor dem gemeinen Mann voraus, daß
sie fast eine ganz andere Art von Menschen zu seyn scheinen. *) Natürlicherweise

*) Herr von Bougainville wurde durch diesen äußern Anschein verleitet, die Befehlsha-
ber und das gemeine Volk wirklich für zwey unterschiedne Stämme anzusehen.
Forster's Reise u. d. W. zweyter Th. L

in den Jahren 1772 bis 1775.
nach dem Tact und ſo gleichfoͤrmig, daß man haͤtte glauben ſollen, die vielen hundert1774.
May.

Ruder wuͤrden alle nur durch ein mechaniſches Triebwerk in Bewegung geſetzt.
Der Oberaufſeher uͤber die Ruderknechte laͤßt ſich gewiſſermaßen mit dem Κελευζης
der alten Griechen vergleichen. Ueberhaupt fiel uns bey dem Anblick der Tahl-
tiſchen Flotte die Seemacht jener alten Republicaner ein, und wir nahmen in
der Folge Anlaß, beyde noch naͤher mit einander zu vergleichen. Das einzige ab-
gerechnet, daß die Griechen Metalle hatten, mochten ihre Waffen ſonſt wohl eben
ſo einfach, und ihre Art zu fechten, eben ſo unregelmaͤßig ſeyn als die Tahitiſchen,
was auch Vater Homer, als Dichter, nur immer daran verſchoͤnern mag.
Die vereinte Macht von ganz Griechenland, die ehemals gegen Troja in See
gieng, konnte nicht viel betraͤchtlicher ſeyn, als die Flotte, mit welcher O-Tu
die Inſel Eimeo anzugreifen gedachte; und ich kann mir die mille carinœ eben
nicht viel furchtbarer vorſtellen, als eine Flotte Tahitiſcher Kriegs-Canots, deren
eins von funfzig bis zu einhundert und zwanzig Ruderer erfordert. Die
Schiffarth der alten Griechen erſtreckte ſich nicht viel weiter, als heut zu Tage
die Tahitiſche. Von einer Inſel ſtach man zur andern heruͤber, das war alles.
Die damaligen Seefahrer im Archipelagus richteten bey der Nacht ihren Lauf
nach den Sternen; und ſo machen es die auf der Suͤdſee noch jetzt ebenfalls.
Die Griechen waren brav; und daß es die Tahitier nicht minder ſeyn
muͤſſen, beweiſen die vielen Narben ihrer Befehlshaber. Auch duͤnkt es mir
ſehr wahrſcheinlich, daß man ſich hier zu Lande, wenn es zur Schlacht kommen
ſoll, in eine Art von Raſerey zu verſetzen ſucht, dergeſtalt, daß die Bravour
der Tahitier blos eine Art von kuͤnſtlich erregtem Grimm iſt. Und,
ſo wie uns Homer die Schlachten der Griechen beſchreibt, ſcheint es, daß jener
Heroiſmus, der alle die von ihm beſungnen Wunder hervorbrachte, im Grunde
eben auch nichts anders war. Wir wollen einmal dieſe Parallele weiter ver-
folgen. Homers Helden werden als uͤbernatuͤrlich große und ſtarke Leute ge-
ſchildert; auf eben die Art haben die Tahitiſchen Befehlshaber, der Statur
und ſchoͤnen Bildung nach, ſo viel vor dem gemeinen Mann voraus, daß
ſie faſt eine ganz andere Art von Menſchen zu ſeyn ſcheinen. *) Natuͤrlicherweiſe

*) Herr von Bougainville wurde durch dieſen aͤußern Anſchein verleitet, die Befehlsha-
ber und das gemeine Volk wirklich fuͤr zwey unterſchiedne Staͤmme anzuſehen.
Forſter’s Reiſe u. d. W. zweyter Th. L
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[81/0093] in den Jahren 1772 bis 1775. nach dem Tact und ſo gleichfoͤrmig, daß man haͤtte glauben ſollen, die vielen hundert Ruder wuͤrden alle nur durch ein mechaniſches Triebwerk in Bewegung geſetzt. Der Oberaufſeher uͤber die Ruderknechte laͤßt ſich gewiſſermaßen mit dem Κελευζης der alten Griechen vergleichen. Ueberhaupt fiel uns bey dem Anblick der Tahl- tiſchen Flotte die Seemacht jener alten Republicaner ein, und wir nahmen in der Folge Anlaß, beyde noch naͤher mit einander zu vergleichen. Das einzige ab- gerechnet, daß die Griechen Metalle hatten, mochten ihre Waffen ſonſt wohl eben ſo einfach, und ihre Art zu fechten, eben ſo unregelmaͤßig ſeyn als die Tahitiſchen, was auch Vater Homer, als Dichter, nur immer daran verſchoͤnern mag. Die vereinte Macht von ganz Griechenland, die ehemals gegen Troja in See gieng, konnte nicht viel betraͤchtlicher ſeyn, als die Flotte, mit welcher O-Tu die Inſel Eimeo anzugreifen gedachte; und ich kann mir die mille carinœ eben nicht viel furchtbarer vorſtellen, als eine Flotte Tahitiſcher Kriegs-Canots, deren eins von funfzig bis zu einhundert und zwanzig Ruderer erfordert. Die Schiffarth der alten Griechen erſtreckte ſich nicht viel weiter, als heut zu Tage die Tahitiſche. Von einer Inſel ſtach man zur andern heruͤber, das war alles. Die damaligen Seefahrer im Archipelagus richteten bey der Nacht ihren Lauf nach den Sternen; und ſo machen es die auf der Suͤdſee noch jetzt ebenfalls. Die Griechen waren brav; und daß es die Tahitier nicht minder ſeyn muͤſſen, beweiſen die vielen Narben ihrer Befehlshaber. Auch duͤnkt es mir ſehr wahrſcheinlich, daß man ſich hier zu Lande, wenn es zur Schlacht kommen ſoll, in eine Art von Raſerey zu verſetzen ſucht, dergeſtalt, daß die Bravour der Tahitier blos eine Art von kuͤnſtlich erregtem Grimm iſt. Und, ſo wie uns Homer die Schlachten der Griechen beſchreibt, ſcheint es, daß jener Heroiſmus, der alle die von ihm beſungnen Wunder hervorbrachte, im Grunde eben auch nichts anders war. Wir wollen einmal dieſe Parallele weiter ver- folgen. Homers Helden werden als uͤbernatuͤrlich große und ſtarke Leute ge- ſchildert; auf eben die Art haben die Tahitiſchen Befehlshaber, der Statur und ſchoͤnen Bildung nach, ſo viel vor dem gemeinen Mann voraus, daß ſie faſt eine ganz andere Art von Menſchen zu ſeyn ſcheinen. *) Natuͤrlicherweiſe 1774. May. *) Herr von Bougainville wurde durch dieſen aͤußern Anſchein verleitet, die Befehlsha- ber und das gemeine Volk wirklich fuͤr zwey unterſchiedne Staͤmme anzuſehen. Forſter’s Reiſe u. d. W. zweyter Th. L

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Zitationshilfe: Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 2. Berlin, 1780, S. 81. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_reise02_1780/93>, abgerufen am 23.11.2024.