Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Erstes Bändchen. Berlin, 1810.Als Luise siegelte, hörte sie im Hofe ein italienisches Lied singen; gleichwohl war Julius mit seinem Freunde im Nebenzimmer. Francesca -- dachte sie, und sprang zum Fenster. Ein finstres, ältliches Gesicht sah ihr zwischen zwei Mantelsäcken entgegen, die Fernandos Bedienter auf beiden Schultern geladen, dem Hause singend entgegen trug. Sie holte tief Athem. -- Warum auch nicht? fragte sie beschämt. Warum? -- wiederholte sie heftig -- welche Unschicklichkeit! wenn er hier -- -- Sie mochte den Gedanken nicht festhalten, und eilte zu ihrem kleinen Geschäft zurück. Julius unterbrach sie auf's neue, indem er sie freundlich erinnerte, Fernando nicht so geflissentlich zu meiden, was ihn nothwendig verletzen müsse. Sie machte ihn darauf mit ihrem Vorhaben bekannt, mehrere Menschen um ihren Gast zu versammeln, der ohnehin wohl die deutsche Häuslichkeit sehr todt finden werde. Julius war es gern zufrieden, worauf sie beide in den Saal zurückgingen. Fernandos lebendiger Sinn durchbrach sehr bald die Schranken überlegter Zurückhaltung, die er sich für den Augenblick selbst gezogen hatte. Er konnte den gewohnten Gang der Unterhaltung, den ruhigen Strom der Worte, die in gegenseitiger Mittheilung still hinfließen, und in ihrem Lauf Gedanken und Gefühle allmählig entwickeln; er Als Luise siegelte, hörte sie im Hofe ein italienisches Lied singen; gleichwohl war Julius mit seinem Freunde im Nebenzimmer. Francesca — dachte sie, und sprang zum Fenster. Ein finstres, ältliches Gesicht sah ihr zwischen zwei Mantelsäcken entgegen, die Fernandos Bedienter auf beiden Schultern geladen, dem Hause singend entgegen trug. Sie holte tief Athem. — Warum auch nicht? fragte sie beschämt. Warum? — wiederholte sie heftig — welche Unschicklichkeit! wenn er hier — — Sie mochte den Gedanken nicht festhalten, und eilte zu ihrem kleinen Geschäft zurück. Julius unterbrach sie auf’s neue, indem er sie freundlich erinnerte, Fernando nicht so geflissentlich zu meiden, was ihn nothwendig verletzen müsse. Sie machte ihn darauf mit ihrem Vorhaben bekannt, mehrere Menschen um ihren Gast zu versammeln, der ohnehin wohl die deutsche Häuslichkeit sehr todt finden werde. Julius war es gern zufrieden, worauf sie beide in den Saal zurückgingen. Fernandos lebendiger Sinn durchbrach sehr bald die Schranken überlegter Zurückhaltung, die er sich für den Augenblick selbst gezogen hatte. Er konnte den gewohnten Gang der Unterhaltung, den ruhigen Strom der Worte, die in gegenseitiger Mittheilung still hinfließen, und in ihrem Lauf Gedanken und Gefühle allmählig entwickeln; er <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0104" n="96"/> <p> Als Luise siegelte, hörte sie im Hofe ein italienisches Lied singen; gleichwohl war Julius mit seinem Freunde im Nebenzimmer. Francesca — dachte sie, und sprang zum Fenster. Ein finstres, ältliches Gesicht sah ihr zwischen zwei Mantelsäcken entgegen, die Fernandos Bedienter auf beiden Schultern geladen, dem Hause singend entgegen trug. Sie holte tief Athem. — Warum auch <choice><sic>die</sic><corr>nicht</corr></choice>? fragte sie beschämt. Warum? — wiederholte sie heftig — welche Unschicklichkeit! wenn er hier — — Sie mochte den Gedanken nicht festhalten, und eilte zu ihrem kleinen Geschäft zurück. Julius unterbrach sie auf’s neue, indem er sie freundlich erinnerte, Fernando nicht so geflissentlich zu meiden, was ihn nothwendig verletzen müsse. Sie machte ihn darauf mit ihrem Vorhaben bekannt, mehrere Menschen um ihren Gast zu versammeln, der ohnehin wohl die deutsche Häuslichkeit sehr todt finden werde. Julius war es gern zufrieden, worauf sie beide in den Saal zurückgingen.</p> <p>Fernandos lebendiger Sinn durchbrach sehr bald die Schranken überlegter Zurückhaltung, die er sich für den Augenblick selbst gezogen hatte. Er konnte den gewohnten Gang der Unterhaltung, den ruhigen Strom der Worte, die in gegenseitiger Mittheilung still hinfließen, und in ihrem Lauf Gedanken und Gefühle allmählig entwickeln; er </p> </div> </body> </text> </TEI> [96/0104]
Als Luise siegelte, hörte sie im Hofe ein italienisches Lied singen; gleichwohl war Julius mit seinem Freunde im Nebenzimmer. Francesca — dachte sie, und sprang zum Fenster. Ein finstres, ältliches Gesicht sah ihr zwischen zwei Mantelsäcken entgegen, die Fernandos Bedienter auf beiden Schultern geladen, dem Hause singend entgegen trug. Sie holte tief Athem. — Warum auch nicht? fragte sie beschämt. Warum? — wiederholte sie heftig — welche Unschicklichkeit! wenn er hier — — Sie mochte den Gedanken nicht festhalten, und eilte zu ihrem kleinen Geschäft zurück. Julius unterbrach sie auf’s neue, indem er sie freundlich erinnerte, Fernando nicht so geflissentlich zu meiden, was ihn nothwendig verletzen müsse. Sie machte ihn darauf mit ihrem Vorhaben bekannt, mehrere Menschen um ihren Gast zu versammeln, der ohnehin wohl die deutsche Häuslichkeit sehr todt finden werde. Julius war es gern zufrieden, worauf sie beide in den Saal zurückgingen.
Fernandos lebendiger Sinn durchbrach sehr bald die Schranken überlegter Zurückhaltung, die er sich für den Augenblick selbst gezogen hatte. Er konnte den gewohnten Gang der Unterhaltung, den ruhigen Strom der Worte, die in gegenseitiger Mittheilung still hinfließen, und in ihrem Lauf Gedanken und Gefühle allmählig entwickeln; er
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